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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

05 Willst, sprach er, Lakritz? - die achte Klasse in Mainz

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Zweitausendeins
Heute ist der 30. November 2001 und es wird langsam Zeit, dass das jetzt mal formuliere.
Frau Klettke war die Englischlehrerin, die ziemlich unbeliebt war, weil sie zu übertrieben streng war, wenn jemand die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Sie verkörperte einen trockenen und fade am Lehrplan orientierten Unterricht und noch jetzt, nach fast einem ganzen Jahr, sehnte sich die Klasse nach Herrn Hansen zurück, der uns in der fünften Klasse mit viel Engagement, Einfallsreichtum und Witz die englische Sprache beigebracht hatte. Klettke war das genaue Gegenteil.
So, und jetzt schreibt ihr die ganze Chose ab. Chose, das war ihr Wort, das brachte sie öfter, und irgendwann nannten wir sie die Chose. Auf der Seitentafel, die nur selten abgewischt wurde, hatte jemand mit einem einfachen Satz der Klasse aus der Seele geschrieben, Mr. Hansen is good. Nur René, der Neue, konnte auf die Idee kommen, die Kreide zu nehmen und daraus goodly zu machen.
Jedes Jahr gab der Verlag Zweitausendeins ein kleines, engbedrucktes schwarz-weisses Merkheft in Grösse A6 heraus, das massenweise verschickt wurde, auch in der Klasse kursierte, und das am Ende keiner mehr haben wollte.
Norbert und ich hatten zuhause nichts Besseres zu tun, als da ein paar dicke Penisse reinzumalen. Dann war es nicht mehr zu gebrauchen. Auch gemalte Sauereien waren übrigens klasseninterne Motive, wobei die männlichen Geschlechtsorgane eindeutig bevorzugt wurden, weil die einfacher zu zeichnen waren. Vor den weiblichen hatten wir sonst natürlich auch keinen Respekt. Aber nur wenige, wie Steffen, konnten davon auch Bilder malen. Steffens Klasse hatte andere Traditionen gehabt und zeichnete ganz anders, noch künstlerischer als wir.
In der Englisch-Stunde langweilte ich mich wie immer und hatte mich entschlossen, unter der Bank da drin weiter zu malen. Am Ende konnte man es ja Michael Schuster irgendwie unterschieben. Oder Weissvogel in die Tasche packen. Allein der Gedanke, seine Mutter könnte das entdecken. Steffen wurde neugierig, was ich da machte, doch ich wollte auf keinen Fall, dass er das sah. Jedenfalls nicht in der Stunde.
Steffen wartete einen günstigen Moment ab, wo ich mich am Unterricht beteiligte, nahm das Heft, las es durch, trug noch ein paar Bilder nach und warf es in einem günstigen Moment, als Frau Klettke wieder etwas an die Tafel schrieb, quer über den Gang auf Michael Weissvogels und Michael Schusters Tisch. Michael Weissvogel kuckte kurz in das Heft, wollte auf keinen Fall, dass Schuster das mitbekam und warf es schnell wieder zurück.
Wieder quer über den Gang. Aber er war ungeschickt. Er wollte es an mir vorbei zu Steffen werfen. Ich war nicht umsonst Fussballtorwart, fing es in einer Glanzparade ab und packte es blitzschnell wieder unter die Bank. Ich hatte kein Interesse, im Unterricht aufzufallen, denn ich war bei Frau Klettke eh schon unten durch.
Steffen teilte mein Interesse, dass ich nicht auffallen sollte, natürlich nicht. Es dauerte keine paar Minuten, und er hatte sich das Heft wieder geklaut. Und als Frau Klettke wieder etwas an die Tafel schrieb, warf er es direkt auf Michael Schuster, der sich genervt fühlte.
- Was soll denn das?!
- Ja, lies mal durch!
- Buoh ey, diese Säue. Buoh, buoh...
Spätestens als er es wieder zurückwarf, bekam Frau Klettke zum ersten Mal mit, dass etwas im Gange war. Steffen reizte genau das. Er hatte es zur Kunst erhoben, den Unterricht genau so zu stören, dass andere für seinen Blödsinn zur Verantwortung gezogen wurden. Wenn er sich irgendeinen Mist in den Kopf gesetzt hatte, war er einfach nicht mehr unter Kontrolle halten. Irgendwann landete das Teil wieder auf Schusters und Weissvogels Tisch. Auch deren Nachbarn hatten es nun schon mitbekommen. Schuster reichte es, wartete einen günstigen Moment ab und warf das Heft nun in hohem Bogen quer durch ganze die Klasse in die letzte Tischreihe nach hinten zu Alexander.
- Mensch, was soll denn das?!
- Ja, lies mal!
- Buoh. Hohoho. Haha! Welche von euch miesen Säuen war das denn?
- Tschulde und Mini-Tschulde!
- Boh, diese Wildsäue...
- Die sind alle von Steffen-
- Halts Maul!
- Boh, das gibts doch nicht, diese Säue...
- Zeig mal her!
Nun kursierte es auch in dieser Tischreihe. Im Merkheft waren auch Fotos drin, die, verunstaltet durch die neuen Zeichnungen, nun besonders originell wirkten. Deshalb konnte es keiner lassen, das Heft auch Seite für Seite durchzublättern. Trapper und andere wollten es auch sehen, sie zerrten damit unter der Bank herum und hatten das Heft bald ziemlich zerfleddert. Irgenwann merkte Frau Klettke, dass Alexander es hatte - und Steffen hatte genau das erreicht, was er wollte.
- Alexander, gib jetzt endlich mal das Ding da her!
- Nee, ich hab da nix.
- Doch, ich hab das genau gesehn. Du gibst das jetzt her, und zwar sofort.
- Äh, das ist nicht von mir.
- Das weiss ich auch. Du bringst das jetzt trotzdem nach vorne.
- Äh, nein, - das geht nicht-
Er musste selber lachen bei dem Gedanken. Frau Klettke las auch Briefchen durch, wenn sie welche erwischte.
- Ich hab gesagt, du gibst das jetzt her! Willst du das jetzt wohl herbringen?!
- Äh nein, das kann ich nicht machen-
Sie kam durch die ganze Klasse bis nach hinten in die letzte Reihe. Alexander faltete die halbzerfetzten Seiten notdürftig schnell so zusammen, dass nichts zu sehen war, was überhaupt nicht gelang, und musste es tatsächlich hergeben.
- Das ist aber wirklich nicht von mir-
Sie nahm es in die Hand, sah nicht drauf, und Steffen grinste besonders mies, als sie mit erhobenem Kopf mit dem Heft in der Hand wieder durch die ganze Klasse nach vorne ging. Sie hielt es sehr ungünstig. Spätestens jetzt konnten alle sehen, um was es gegangen war.
Jetzt wurde es universell, von wegen kindisch, es war nur noch spannend. Sogar in der Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann gab es eine ähnliche Szene. Einige von uns konnten sich nur gerade noch vor Lachen zurückhalten. Ich musste mir die Hände vor den Mund oder vor das ganze Gesicht halten, konnte nur hin und wieder kurz hinsehen und sah dann kaum was, weil ich schon lauter Tränen in den Augen hatte. Steffen ging es nicht anders. Sie bekam natürlich mit, dass alle kicherten. Vorne angekommen, stellte sie sich vor die Klasse, schlug das Heft auf, und meinte:
- Jetzt bin ich mal gespannt, was daran so Tolles sein soll.
Dann blickte sie in das Heft. Es landete sofort im Müll. Diesen Satz hätte sie sich echt sparen können. Keiner konnte sich mehr halten. Steffen und ich hatten hinterher richtige Bauchkrämpfe. Noch nie hatte ich so lachen müssen. Genau für diesen Blick waren die Sauereien ursprünglich erfunden worden. Sie versuchte noch einen unsicheren Kommentar, aber alle wussten, und als allererster Steffen, dafür war sie nicht schlagfertig genug.
Wir fanden, es war sicherlich einer der Höhepunkte unserer schulischen Laufbahn.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Pariser Strasse Ecke Philippschanze

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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