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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

06 Und das nennts ihr aufgräumt - Frühjahr 1980 wie im Film

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Und das nennts ihr aufgräumt - Frühjahr 1980 wie im Film

Freitag, 7. März 1980
Seit drei Monaten war ich vierzehn und hatte nun das Recht, ein eigenes Konto zu führen. Steffen und ich eröffneten bei der Sparkasse Mainz ein Sparkonto, auf das ich immer wieder kleinere Beträge einzahlte. Als Werbegeschenk erhielt jeder von uns einen kleinen Monatskalender.
Es war kein Zufall, dass Steffen und ich das gemeinsam machten. Steffen fühlte sich ziemlich genervt, dass ich nie über eigenes Geld verfügte. Jedes kleine Lakritz musste er ausgeben.
Norbert und ich bekamen etwa seit 1977 monatlich Taschengeld. Es wurde allerdings kontrolliert, was wir von unserem Taschengeld kauften, und Stress gab es immer dann, wenn wir uns Lego kauften. Am Anfang gab uns unser Vater das Taschengeld, später ging dieser Job an Ursula über. Folglich wurde ab 1978 dann das Taschengeld immer häufiger ausgesetzt, als Strafmassnahme. Nach 1979, als Schläge seltener wurden, wurde dieses Mittel der Erziehung noch häufiger angewandt und irgendwann kam der Zeitpunkt, wo sich Taschengeldentzug auf mehrere Monate im voraus ausweitete.
Wir bekamen zu der Zeit etwa sieben bis acht Mark im Monat, Norbert zwei Mark weniger, aber das war nachher bald nur noch ein theoretischer Betrag, weil durch die unsinnigen Strafen das Taschengeld für immer mehr Monate im voraus gestrichen wurde und wir im Frühjahr 1980 schliesslich soweit waren, dass wir bis mindestens Anfang 1981 schon kein Taschengeld mehr bekommen hätten.
Norbert und ich hatten letztes Jahr begonnen, eine eigene Kasse zu führen, die nicht kontrolliert werden konnte und wovon wir uns hin und wieder Lego kauften. Wir gingen häufig im Stadtpark spazieren und sammelten herumliegende Pfandflaschen, die wir am Kiosk eintauschten. Jeden Sonntag notierten wir unseren aktuellen Kassenstand und trugen mit Filzstiften in Schönschrift die Entwicklung in bunte Grafiken ein. Auf dem Messegelände im Volkspark fanden wir viele Bierflaschen.
Bald bekamen die Mitschüler auch mit, dass wir alte Bierflaschen suchten. Sie konnten es gar nicht richtig glauben, wenn ich sagte, mein Vater habe in der Bundesbahndirektion Mainz einen bedeutsamen Posten. Besonders Michael Schuster drückte das oft ziemlich direkt aus, wenn er vermutete, unser Vater sei wahrscheinlich als Arbeiter auf den Gleisen tätig. Andere vermuteten das aber auch. Steffen verstand es auch nicht richtig.

Mittwoch, 12. März 1980
Langsam ergaben sich Veränderungen. Ich begann, Eintragungen in meinen kleinen Monatskalender vorzunehmen. Jeder Tag hatte eine Zeile für ein paar Notizen. Zum ersten Mal nach Lorscheid erschien es mir wieder wichtig, aufzuzeichnen, was an den einzelnen Tagen passierte. Warum? War die Zeit wieder soweit? Oder lag es nur daran, dass ich von der Sparkasse diesen Monatskalender bekommen hatte? Ganz langsam wurde eine Aufbruchstimmung spürbar. Die Zeichen wurden deutlicher, die Sprache des Lebens wurde klarer. Es waren Kleinigkeiten, die ganz langsam begannen, sich zusammenzufügen. Irgendwo spürte ich, da waren definitiv Puzzleteile, und ich wollte sie offenbar nicht verlieren.
In Französisch stand im Buch ein kleiner Dialog aus zwanzig Zeilen, der abwechselnd von zwei Personen gelesen werden sollte. Frau Horst wählte dazu in der Regel beliebige Kombinationen von Schülern aus der Klasse. Ich war Gilbert, und ausgerechnet Viktoria hatte sie als Ariane drangenommen.
Ariane stand vor einem Berg von Hausaufgaben, Gilbert tröstete sie und lud sie am Ende zu sich nach Hause ein. Der Dialog endete mit den Worten ...Viens vite! Voilà l'autobus. Bis hierhin war Frau Horst sehr zufrieden mit uns gewesen und hatte nicht unterbrechen müssen. Ausgerechnet beim letzten Wort war ich unsicher und sie musste mich verbessern. Ich hatte autobu statt autobus gesagt. Diesen Fehler würde ich nie mehr wiederholen.
Aber es war ein sehr schönes Gefühl gewesen, nach so vielen Wochen wieder einmal mit Viktoria zu sprechen. Und auch noch auf Französisch.

Die Ernüchterung folgte auf dem Fuss. Mathe, dritte Stunde. Ein harmloses Vergehen, und zack - hatte ich bei Schlier einen schriftlichen Tadel mit Brief an die Eltern. Ich war total geschockt, es kam in dieser Form auch völlig überraschend und unerwartet. Er hatte viel zu hart reagiert. Noch in der darauf folgenden Sportstunde konnte ich es nicht fassen. Ich hatte noch eine kleine Hoffnung, denn Schlier hatte vergessen, den schriftlichen Tadel ins Klassenbuch einzutragen. Aber das vergass er öfter, den Brief an die Eltern jedoch nicht.
Jetzt war es aus mit Schlier. Das zahl ich dir heim. Echt, wenn ich nur irgendwie kann, ich werde keinen Respekt haben, vor nichts, ich werde es dir heimzahlen. Einmal wird der Moment kommen. Und es war richtig gewesen, ihm nichts zu erzählen in Lorscheid.
Unser Vater machte tierisch viel Stress über den blauen Brief. Und ich hatte nichts, wo ich nur halbwegs stolz hätte sagen können, ja, es war berechtigt, die und die Scheisse hab ich gebaut, es hat sich gelohnt. Nichts, wo unser Vater insgeheim schmunzeln hätte können. Eine Lapalie! Nichts! Der Wunsch, es Schlier heimzahlen zu können, sass tief.
Deutsch hatten wir in der fünften Stunde. Ich hatte ein kleines romantisches Gedicht verfasst und sollte es vortragen. Es war keine besondere Leistung, aber Frau Talke-Meyer war der Meinung, das sei besser als der Unsinn, den ich sonst fabrizierte, und lobte mich ausdrücklich dafür, dass ich nach langer Zeit wieder etwas Positives zustandegebracht hatte. Es war ein ziemlich schnulziges Liebesgedicht, eine Art Persiflage auf irgendein Gedicht von Hanns von Gumppenberg. Am Ende sah ich Viktoria in die Augen. Natürlich nicht zu lange.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Goldgrube Ecke Freiligrathstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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