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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

06 Und das nennts ihr aufgräumt - Frühjahr 1980 wie im Film

Seite:

 

07

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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21. Bild, "Und das nennts ihr aufgräumt"
Auch diese Szene ist authentisch und folgte einer wie in Bild 18 gezeigten Situation am Mittag. Absolute Spitzenszene. Es war eine der besten, die Ursula je gebracht hatte.
Norbert und ich liegen am Abend dieses Tages schon in den Betten, Ursula kommt ins Zimmer und fängt an, alle möglichen Stellen zu kontrollieren. Sie geht zum Fenster um nachzuschauen, ob es gekippt ist - ist gekippt. Sie kontrolliert den Fensterladen - ist verschlossen. Dann testet sie den Griff der Heizung - Heizung ist ausgeschalten. Prüft meinen Schreibtisch - ist aufgeräumt. Geht zum Kleiderschrank und öffnet ihn - alle Sachen sind ordentlich drin. Bückt sich und schaut, ob etwas unter meinen Bett ist - ist nichts drunter. Geht zu Norberts Schreibtisch, öffnet die obere Schublade - alles ist ordentlich drin. Bückt sich ein weiteres Mal und sieht nach, ob etwas unter Norberts Bett liegen könnte - liegt nichts drunter. Das macht sie noch ein zweites Mal - selbes Ergebnis. Sie mustert die Schulsachen in den Regalen von meinem Schreibtisch - alles ist nach Fächern geordnet drin. Schliesslich geht sie wieder in Richtung Türe, bleibt am Tisch in der Zimmermitte stehen, nimmt ein Bonbonpapier, das auf dem Tisch liegt, in die Hand und hält es hoch.
- Und das nennts ihr aufgräumt.
Lässt das Papier wieder auf den Tisch fallen und geht raus, schliesst die Tür. Wir lachen stimmlos.
- Hat die ein Glück, dass der Robert im letzten Moment noch das Bonbonpapier dahingelegt hat.
- Ich konnt bald nicht mehr. Erst zum Fenster, dann zur Heizung, dann zum Schrank-
- -nirgends wo se was zum Meckern gefunden hat!
- Und unter die Betten! Das war so typisch.
Wir lachen lautlos weiter. So lustlos, wie wir am Nachmittag gewirkt hatten, hatte sie nicht im Ernst damit gerechnet, dass wir dermassen gründlich das Zimmer aufräumen würden.
Die Szene dokumentiert auch, wie wir selber drauf waren. Wir machten uns nur noch über sie lustig. Irgendwann würden wir sie sowieso los sein. Spätestens in ein paar Jahren. Wir schrieben 1980 und den Grossteil der Qualen hatten wir hinter uns. Körperlichen Qualen, würde Norbert korrigieren. Unter uns nannten wir sie schon lange nicht mehr Mami, sondern nur noch die Alte. Von dieser Seite nahmen wir das Leben kaum noch ernst.
Nach aussen musste es so wirken, als würden wir ein völlig abgekoppeltes Leben führen. In der Schule konnten wir wir selbst sein. Ich machte mir in dieser Zeit keine Gedanken darüber, wie Norbert den Psychoterror empfinden musste. Er, der nicht wie ich diese absolute Sicherheit hatte, dass Ursula nicht ernst zu nehmen war. Norbert begann erst langsam, sich davon zu lösen. Ciggi und Cho wurden zum Lebensinhalt.
Ihre Versuche, uns psychisch fertig zu machen, gingen immer öfter nach hinten los. Wenn wir es geschickt anstellten, konnten wir sie, wie in Bild 21, in ihre eigene Falle laufen lassen und hatten am Ende sogar noch etwas zum Lachen. Ernst nahm ich sie nicht mehr. Ernst war das Leben für mich von einer ganz anderen Seite.

Donnerstag, 13. März 1980
Und wieder ging ich den Schulweg entlang, Goldgrube, am Thaddäusheim vorbei, es war kalt, regnerisch. Der Dialog in der Französisch-Stunde, Gilbert und Ariane, hatte wieder etwas ans Licht gebracht, was ich seit Lorscheid gerne verdrängt hatte. Die Kraft zu haben, das Wissen um die Zukunft auszuhalten. Die Gebete halfen nichts mehr. Ich merkte, wie die Kraft schwand.
Wie lange würde ich es noch aushalten, mit Viktoria in dieselbe Klasse zu gehen? Mit jedem Tag merkte ich aufs neue, dass es immer schwerer wurde, besonders wenn ich bei Nieselregen alleine am Thaddäusheim entlangging. Wie weit das schon ging, hatte ich erst gemerkt, als sie einmal gefehlt hatte. Spätestens ab Bushaltestelle Jägerstrasse hatte ich, wie immer, die Minuten runtergezählt, bis ich sie sehen würde - und dann besass sie doch tatsächlich die Frechheit, einfach krank zu sein. Und am nächsten Tag auch noch. Es war unglaublich.
So konnte es nicht weitergehen. Noch zwei Jahre bis zum Ende der Zehnten, erst danach würde ich sie meiden können, dann könnte ich andere Kurse wählen. Oder sollte ich die Klasse wechseln und in eine Parallelklasse gehen? Hm. Nein, das wäre noch schlimmer. Dann würde ich sie eben in den Pausen sehen. Oder sollte ich auf eine andere Schule? Und selbst dann wäre ich immer noch in Mainz. Ich würde in der Stadt spazieren gehen in der Hoffnung, sie zu treffen. Nein, davon würde ich wohl nie loskommen.
Zwei Jahre. Ich hatte die Kraft nicht, und das musste ich einsehen. Anscheinend gehörte das zu den Sachen, bei denen Gott nur begrenzt helfen konnte. Es musste etwas passieren. Das mit dem Zurückhalten musste ich irgendwie aufgeben. Ich brauchte irgendeine Form von Kontakt zu ihr. Ich musste es versuchen. Aber ich sah keine Chance.
Vielleicht mit Briefchen, wie Norbert bei Jutta. Vielleicht.
Briefchen waren aber kompliziert. Wie sollte ich das anstellen, ohne dass Steffen es mitbekam? So sehr ich Steffen schätzte, weil man mit ihm wirklich sehr gut Scheisse bauen und lachen konnte, so anfällig wäre ich gewesen, ihm irgendwas von einer Story mit Viktoria zu erzählen, die ich ja selber überhaupt nicht verstand. Aber es war fast unmöglich, ihn da nicht einzuweihen, zu dicht hingen wir zusammen. Nein, Briefchenschreiben ohne Steffen einzubeziehen, das konnte ich wirklich vergessen. Ein weiteres Problem war, was sollte ich ihr denn schreiben? Selbst Steffen würde mehr einfallen als mir.
Steffen? Oh, das war ein Gedanke. Wenn ich Steffen tatsächlich irgendwie einbauen könnte, ohne dass er meine wahren Absichten dahinter sah? In Prägraten hatte er zwar am Rande mitbekommen, dass bei mir irgendetwas mit Viktoria nicht stimmte, aber in letzter Zeit war ich ziemlich unauffällig mit ihr gewesen. Im Unterricht war das auch nicht so schwer.
Er selbst hatte Mädchen noch nie Briefchen geschrieben, was nicht weiter verwunderlich war. Und wenn er sich für so eine Idee begeistern würde, dann konnte das nur zwei Gründe haben.
Erstens war Briefchen schreiben in der Stunde verboten, und zweitens war er allen Dingen gegenüber aufgeschlossen, die in der Stunde verboten waren. Das wäre der einzige Ansatz gewesen, der mir einfiel. Aber ob es möglich wäre, dass Steffen und ich ihr zusammen Briefchen schreiben würden? Ich wagte es zu bezweifeln.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Goldgrube Ecke Freiligrathstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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