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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

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Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Mittwoch, 23. April 1980
Die Szene, die jetzt folgt, entsprach im Drehbuch dem 41. Bild. Den Dialog hatte ich 1986 jedoch auf das Nötigste reduziert, weil er sonst viel zu lang gewesen wäre. Ich nehme darauf jetzt keine Rücksicht und gebe das Gespräch in voller Länge wieder. Das Leben war so schon spannend genug.

7:45 Uhr, Schulweg an der Goldgrube. Wieder war es kalt, grau, und besonders trocken auch nicht. Ich hatte zwar erst zur zweiten Stunde, aber es war üblich, dass ich zusammen mit Norbert bereits zur Ersten hinging. Andere wie Michael Schuster taten das auch. Wir spielten dann oft Fussball. Steffen kam an solchen Tagen in der Regel erst zur zweiten Stunde. Norbert hatte heute sogar erst zur dritten Stunde und traf sich an solchen Tagen entweder früh mit Jutta, spielte mit uns Fussball oder setzte sich in den Aufenthaltsraum und machte Hausaufgaben.
Früher musste ich in solchen Fällen zur zweiten Stunde hingehen und um halb neun die Zwillinge in den Kindergarten von St. Alban, der auf dem Weg lag, bringen. Aber das hatte sich mit der Zeit gegeben. Ursula war froh, wenn wir schon um halb acht aus dem Haus waren, weil sie uns dann nicht mehr sehen musste. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Es hatte sich schon lange so eingespielt.
Kreuzung über die Hechtsheimer Strasse. Dann an der Bushaltestelle vorbei, und noch einige Meter weiter, zwanzig Meter vor der Welschstrasse, gegenüber Fort Heiligkreuz. Ich sah Norbert an und sagte einen historischen Satz, der unser Leben verändern sollte.

- Wolln wir abhaun?
- Was?
- Ob wir abhaun wollen?
- Hä? Ich denk du willst das nicht.
- Und wenn doch?
- Wie meinst du das?
- Ob wir abhaun wolln.
- Wie jetzt? Abhaun nach Neustadt?
- Ja. Abhaun nach Neustadt.
- Wieso? Ich bin da immer dafür gewesen.
- Du musst wissen, ob du das willst. An deiner Stelle würd ich das nicht machen.
- Natürlich will ich das. Was denkst du denn?
- Das ist überhaupt nicht natürlich.
- Wieso denn?
- Du scheinst das überhaupt nicht zu kapiern, was das bedeutet, dass dir die Jutta übern Weg gelaufen ist.
- Was hat das jetz mit der Jutta zu tun?
- Das hat ganz schön viel mit der Jutta zu tun.
- Wieso, man kann - wir können uns auch schreiben.
- Ich glaubs ja nicht. Meinst du das ernst?
Auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse stand hinter hohen Bäumen die Kirche von St. Alban. War Norbert wirklich verliebt? Aber selbst wenn nicht. Auch dann konnte er doch nicht einfach abhauen. Abhauen wäre eine mögliche Lösung für mich, aber doch nicht für ihn. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er der Idee, Mainz zu verlassen, langsam mal ein wenig kritischer gegenüberstehen würde.
- Ja, schon, man kann sich schreiben, wenns unbedingt nicht anders geht! Wenn die Eltern umziehn. Dann würd ich das auch machen. Aber bei dir ist das doch freiwillig! Du hast doch die Wahl! Das ist doch deine freie Entscheidung!
- Ja, und ich entscheide mich eben dafür, nach Neustadt zu gehn.
- Mach das nicht, Mann!
- Wieso willstn du mir da reinreden? Und überhaupt - wieso willst du auf einmal weg?
- Das geht jetz nicht um mich, das geht jetz um dich. Ich will dir doch da nich reinreden. Aber überleg doch mal selber. Du kannst das doch überhaupt nicht vergleichen, wenn du jemanden schreibst, wie wenn du mit jemanden jeden Tag zusammen bist! Und jeden Tag in die selbe Schule gehst! Und sie liebt dich! Ihr umarmt euch! Ihr küsst euch ja! Da packst du doch nicht einfach fünfhundert Kilometer dazwischen!
- So viel ist das auch nich. Das sind keine fünfhundert Kilometer.
- Das ist egal, dann sinds eben dreihundertfünfzig! Ey, Mann! Dreihundertfünfzig Kilometer! Überleg doch mal! Das ist der Arsch! Das ist am Arsch der Welt wo wir dann sind! Sonst würd ich das ja gar nicht machen.
Nächste Querstrasse, Neumannstrasse. Wir hatten keine Ahnung, wie weit es wirklich war. Die tatsächliche Entfernung zwischen Mainz und Neustadt in Holstein betrug siebenhundertfünf Schienenkilometer.
- Das ist nicht am Arsch der Welt.
- Darum gehts nich, das ist am Arsch der Welt!! Und ihr seid nich irgendwie- irgendwelche Erwachsenen, die nur- irgendwelche sexlüsternen Erwachsenen - ihr seid zwölf und geht in die sechste Klasse! Und ihr küsst euch! Das muss man sich mal vorstellen! Was das bedeutet! Wieviele würden sich- ich mein, das ist ja nich so wie bei mir! Ausserdem würd ich an deiner Stelle mal die Jutta fragen, wie sie das sieht.
- Ja, aber das geht nicht darum, wie die Jutta das sieht, sondern wie ich das seh.
- Aber du kannst doch nicht einfach sagen, ich hau jetz ab, wenn die Jutta das nich will!
- Du weisst doch überhaupt nich, ob die das nich will.
- H-huoh!
- Ich kann sie ja fragen.
- P-huoh!- Warum sollte die das wollen?
- Na gut, ich frag sie.
- Sa-mal, kennst du die überhaupt? Du würdest echt einfach abhaun? Ich check das nicht. Echt. Ich bin echt platt.
- Aber jetz mal zu dir. Wieso willstn du jetz abhaun?
- Ich glaubs nicht.
- Jetz sag doch mal.
- Ich kanns echt nich fassen. Echt. Da fällt mir nix mehr ein. Das fällt mir echt nix mehr ein.
Goldgrube, wo es in die Kurve ging. Gegenüber zweigte bald die Adelungstrasse ab.
- Wieso willstn du mir nich sagen, wieso du abhaun willst?
- Bei mir ist das anders.
- Ich mein, das kann ja nich wegen der Alten sein jetz auf einmal.
- Nee, das ist auch nicht wegen der Alten.
- Und wieso dann?
- Echt. Ich würde nie- nie-
- Mann, ey, das geht doch jetz gar nich mehr dadrum! Jetz sag doch mal!
- Nein, das is nich wegen der Alten.
- Ja, und wieso dann?
- Nee, nich- ach, das kannst du nich wissen. Das kannst du überhaupt nich wissen. Die Alte verdient das gar nicht, dass man sich überhaupt mit der beschäftigt.
- Hh? Check ich nich.
- Naja, das kannst du auch gar nicht checken.
- Ja, dann erklär das doch mal.
- Das is gar nich so einfach zu erklärn. Das is nämlich- folgendes. Der Wudel ist herb.
- Ja, und der Wudel ist sauherb, das weiss ich auch. Jetz sag doch mal!
Folgendes und der Wudel ist herb waren Sprüche von Jürgen Jancker. Ich wusste nicht, wie ich es Norbert halbwegs verständlich machen sollte. Eine Sache, die ich selber nicht verstand.
- Ja, das is nich so einfach. Ich weiss überhaupt nicht, wie ich dir das sagen soll. Na okay, du weisst das ja mit der Viktoria, mit der ich mich da - die Briefchen geschrieben hab.
- Ja.
- Ja, jedenfalls- im Prinzip- im Prinzip isses wegen der- irgendwie- jedenfalls ich hab ihr halt mal alles über uns erzählt - und so - wann unsere Eltern geschieden sind, naja- und- warum wir bei unserem Vater leben und so, und- die ganze Scheisse halt. Das hat se mal alles wissen wollen. Obwohl, das is es auch nich. Ach Mann, was halt scheisse is, - jeden Tag mit ihr in dieselbe Klasse gehn - und auch jetz mit diesen Briefchen, das bringts auch nich - ach, gibs doch auf, verreck doch einfach.
- Wieso, schreibt se gar nicht mehr zurück?
- Doch, aber nich so wie die Jutta. Obwohl- naja- des is eigentlich übern Steffen gelaufen, und der hat kein Bock mehr. Das isn Depp ist das. Aber der kann das gar nich wissen das er n Depp is. Aber n Depp is er trotzdem.
- Ich denk der ist dein Depp und du bist sein Depp.
- Ja, genau. Ha! Momentan is er sein eigener Depp und ich bin mein eigener Depp.
- Wie, heisst das, ihr redet nicht mehr miteinander?
- Schon seit Montag.
- Echt? Seit Montag? Gar nichts mehr?
- Naja, nur das Nötigste. Eigentlich gar nichts.
- Ey komm, ihr müsst euch doch mal wieder vertragen.
- Ach, egal. Was nützen eim Freunde wenn man keine hat.
- Naja, aber- der is ja auch nich da, um dir deine Briefe an Viktoria zu schreiben.
- Ja, scheisse is das, n Saftladen is das hier. Kein bisschen Service.
Lächeln. Wir erreichten die Bushaltestelle Jägerstrasse. Ich hoffte inständig, dass Norbert auch nur zwei Prozent dessen auf Juttas Meinung geben würde, was ich bei Viktoria so schon getan hättte. Hätte sie gesagt, ich solle nicht weggehen, ich hätte auf der Stelle alle Pläne aufgegeben.
Er tat es nicht. Die Szene, um die es ging, ist im Buch auf Seite 270 dokumentiert. Diese Würfel waren hier schon gefallen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Goldgrube nahe Welschstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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