Schlüsselwörter dieser Seite:     Auslöser-Szene Dialog Cayenne-Pfeffer Umweg

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

04

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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Am Abend dieses Donnerstags waren wir in unserem Zimmer und bekamen mit, dass sie Gerhard wegen irgend eines Vergehens schlug und er entsprechend laut schrie. Vermutlich weil er nicht rechtzeitig ins Bett gehen wollte. Es war unüberhörbar.
In einem Anfall von fatalistischem Mut ging ich aus dem Zimmer und stellte sie zur Rede. Sie war zunächst völlig überrascht, drängte mich aus dem Zimmer der Zwillinge, fing sich aber schnell und schrie mich an, was mir einfiele, mich einzumischen. Wenn sie etwas nicht haben konnte, dann war es eine Einmischung in ihre Erziehung.
Ich gab nicht nach, zog mich nicht wieder zurück, was sie noch mehr in Rage brachte. Sie schrie mich an und drängte mich immer weiter ab über den Flur in die Richtung unseres Zimmers. Den Satz Dann hauts doch ab, wenns euch hier nicht passt..., bekamen wir häufig zu hören und es war kein grosses Wunder, dass er hier auch fiel. Zumindest sinngemäss. Vor der Standuhr, die direkt neben unserem Zimmer stand. Ich diskutierte mit ihr so lange, bis sie die Floskel sagte und gab dann nach. Dann war Ruhe. Ich hatte mein Ziel erreicht.
Norbert bekam es am Rande mit, die Zimmertür stand offen. Ich kam zurück in unser Zimmer, Norbert und ich sahen uns an, alles klar. Sie hatte es gesagt. Wir waren uns einig, diesmal würden wir gehorchen. Wie sie wollte.
Es war die Auslöser-Szene.
Eine völlig unscheinbare Szene, an die ich mich später selber nur noch sehr schwer erinnern konnte, und Norbert überhaupt nicht. Als ich 1986 das Filmdrehbuch schrieb, gelang es mir nicht mehr, mich an die Details dieser Szene zu erinnern. Ich schrieb mehrere ähnliche Gerhard-Szenen, verwarf diese Versionen aber wieder und entschied mich am Ende für eine relativ billige Auslöser-Szene (die Szene, wo Ursula Norbert den Teller über dem Kopf zerbricht, Seite 244) als Ersatz. Mein Langzeitgedächtnis speicherte aber 1986 zumindest soviel ab, dass ich irgendwann diese Szene noch einmal aus der Erinnerung holen müsste.
Und tatsächlich, nach langem Nachdenken fielen mir Sequenzen aus dieser wichtigen Szene wieder ein. Und der Dialog, den wir vorher in Höhe Fort Heiligkreuz geführt hatten (im Buch Seite 253). Vielleicht hatten wir die Szene selber etwas verdrängt, weil sie in gewisser Weise von mir provoziert worden war, also doch ein wenig unehrenhaft. Es war keine wirklich unvergessliche Spitzenszene.
Es war zwar vielleicht ehrenhaft, sich für Gerhard einzusetzen, aber ihre Reaktion war in einem solchen Fall sicherlich voraussehbar. Eine Auslöser-Szene, bei der wir Ursula spontan sagen hätten können, das hättest du nicht tun sollen, eine Szene, die sie sich wirklich gemerkt hätte, gab es nicht. Tatsache war, sie hatte wieder einmal gesagt, wir könnten doch jederzeit abhauen.

Regelmässig fiel in solchen Situationen auch der Spruch Gehts doch hin wo der Pfeffer wächst. Die Redewendung hatte ihren Ursprung in der Kolonialzeit, als französische Sträflinge nach Französisch-Guyana verbannt worden und dort wie die Fliegen gestorben waren. Cayenne-Pfeffer war also gemeint. Nun ja, auf dem Weg nach Cayenne liesse sich für den Anfang erstmal ein kleiner Umweg über Holstein nehmen.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Wie wir es anstellen wollten, war nur noch eine Frage der Organisation. Ein paar Tage würden wir es noch vorbereiten müssen, aber die Entscheidung war gefallen. Vielleicht machte ich an diesem Abend noch Hausaufgaben für Französisch. Englisch machte ich ab diesem Tag nicht mehr. Wir gingen bald ins Bett, um am nächsten Morgen ausgeschlafen zu sein und etwas früher als sonst loszugehen. Im Zimmer konnten wir nie sicher sein, nicht von Ursula belauscht zu werden. Nur die Gedanken waren frei.
Ich mochte es, abends im Bett zu liegen mit der Aussicht, in der Nacht vielleicht wieder etwas von Viktoria zu träumen. Ich schlief gerne ein in dieser Zeit.
Es tat mir um die Schulklasse leid. Viktoria war offenbar der Meinung, dass ich die Klasse genausowenig mochte wie die Klasse mich. Aber sie irrte sich. Sie fand es nicht nett, wie sich die Klasse mir gegenüber verhielt. Seit sie nicht mehr mit Sandra zusammen war, wirkte sie auch selber fast ein wenig verloren und war vielleicht sogar etwas enttäuscht, wie wenig die Klassengemeinschaft in der Lage war, sie aufzufangen. Sandra kam mit der Situation offenbar besser zurecht und hatte in Katrin schnell eine neue Freundin gefunden. Viktoria sass oft alleine und ging sogar auf Jungen wie Udo zu, Trapper oder Alexander, die in ihrer Nähe wohnten.
Aber ich fand die Klasse gar nicht so schlimm, wie Viktoria vielleicht glaubte, zumindest nicht mehr. Zugegeben, es war schwierig, aber dennoch mochte ich die Klasse, auch die Klassengemeinschaft. Ich hatte die Grenzen kennengelernt und hatte schon längst eingesehen, mehr war eben nicht drin. Schon allein, wie sich Alexander in Lorscheid um mich bemüht hatte, zeigte, dass sie durchaus versuchten, Hintergründe auszuleuchten, Vorgänge zu verstehen. Oder wie Louis erraten hatte, mit wem ich tanzen wollte. Vielleicht war ich etwas unbeliebt, aber ich spürte immerhin soviel, dass sie mich auch so, wie ich war, irgendwie mochten. Oder meine Andersartigkeit mit der Zeit vielleicht nicht gerade schätzen gelernt hatten, aber doch zumindest manchmal mit einem Lächeln akzeptieren konnten. Zumindest die meisten.
Und sie waren manchmal richtig mutig. Elf Leute hatten vor vier Wochen in Kunst geschwänzt und einen blauen Brief an die Eltern riskiert. Jetzt drohte etwas ähnliches in Englisch. Es braute sich ganz offenbar etwas zusammen gegen Frau Klettke, die zu weit gegangen war, als sie in der letzten Arbeit massenhaft Vieren und Fünfen verteilt hatte.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Goldgrube nahe Welschstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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