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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

10

Kapitel in Band 1:

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51. Bild, "Norbert sagts Jutta"
Von Norbert formuliert. 12:40 Uhr. Die Klasse 6a hatte nach der fünften Stunde aus. Auch wenn Norbert ihr von seiner neuesten Idee zwar schon erzählt hatte, hätte sie nie geglaubt, er könnte damit ernst machen.
Norbert und Jutta gehen Arm in Arm zusammen nach Hause, an der Goldgrube entlang. In Höhe der Kirche St. Alban unter den hohen Bäumen. Plötzlich bleibt Norbert stehen, löst sich aus Juttas Arm.
- Äh, ich muss dir noch was sagen-
- Was isn?
- S is nur- ich will nur- äh- weil wirs nämlich jetz endgültig machen wollen- ich mein- abhaun. Ich hab doch- äh- ich mein- das hab ich dir doch schon erzählt- äh- wegen meiner Stiefmutter und so-
- Wie - was?- Abhaun? Von zuhause?
- Ja, zu unserer richtigen Mutter- nach Neustadt.
- Was - - du willst weg?- -
Sie gehen ein kleines Stückchen weiter.
- Einfach- - - ihr wollt abhaun?
- Ach so, und deine Party musst du au no vorverlegen.
Jutta bleibt wieder stehen.
- Die Party-
Und geht wieder weiter.
- -nee, ich kann doch die Party net vorverlegen, meine Eltern ham- -
Bleibt wieder stehen.
- -auf wann denn?
Beide gehen wieder weiter.
- Auf Montag, n Fünften. Weil- am Siebten wolln wer abhaun und dann hätten w-noch genug Zeit-
Immer wieder blieben sie stehen, und immer wieder gingen sie einige Schritte weiter. So erfuhr es Jutta als Erste.

Diesen kleinen Absatz hier schreib ich nur, damit die Leserin oder der Leser überhaupt Zeit hat, den Kopf zu schütteln.

Viktoria erfuhr es als Zweite. Herr Quandt erzählte uns in der sechsten Stunde irgendwas über Brasilien. Wir mussten viel mitschreiben. Man konnte Südamerika interessant darstellen. Musste es aber nicht. Heute machte ich mir einen Spass und versuchte, von einem der langen Sätze Quandts so viel mitzuschreiben, wie ich behalten konnte. Ich kam erstaunlich weit.

Bevölkerungsentwicklung. Die Bevölkerungsentwicklung umfasst einen Zeitraum, in dem sich eine Bevölkerung von einem Zustand in Anzahl und Verteilung in einen anderen verändert hat, und zwar erstens durch Wachstum, zweitens durch Wanderungsvorgänge (a - Einwanderung, b - Auswanderung), drittens durch Binnenwanderung (Umverteilung), deren

Wo wären wir, wenn wir doch die Schule nicht hätten. Wenn sie schon Lehrer wie Quandt auf uns losliessen - warum brachten sie uns dann nicht vorher Steno bei?
Ich schrieb auf einem anderen Zettel weiter. Der erste Abschiedsbrief an L. So würde ich ihn nennen. Ich würde ihn Viktoria nach der Stunde geben und sofort danach verschwinden. Ich hätte gar keinen Blick gewusst, mit dem ich sie danach noch hätte ansehen können. Nein, sie sollte ihn erst nach dem Wochenende beantworten können. Heute war Freitag, und Samstag war diese Woche frei.

Wir werden uns nicht mehr sehr lange sehen, weil ich dich verlassen werde. Ich hatte dir ja mal erzählt, wie es in unserer Familie aussieht. Mein Bruder und ich haben uns deswegen entschlossen, ...

Dieser Brief ist nicht mehr erhalten und die letzten DNA-Moleküle der Erinnerung an dieses Detail der Story sind nach über zwanzig Jahren längst in ihre Einzelbestandteile zerlegt. Im Wortlaut erinnere ich mir nur noch an den Halbsatz ..., weil ich dich verlassen werde. Die ersten Zeilen müssen so geschrieben gewesen sein, dass fast der missverständliche Eindruck von einem bevorstehenden Selbstmord entstehen konnte, fast wie eine kleine Anspielung auf Jonas Brüning. Diese Assoziation blieb bei ihr hängen. Lange hatte ich an dieser Formulierung überlegt.
Danach muss ich konkreter geworden sein. Ich schrieb ihr, dass Norbert und ich zusammen abhauen wollten, zu unserer Mutter, dass wir danach bei ihr in Schleswig-Holstein leben und in die Schule gehen würden, und bat sie eindringlich, es niemandem weiterzuerzählen. Es muss ein Ringbuchzettel in A5 gewesen sein, mit Bleistift beschrieben, nicht ganz eine Seite, in bemüht schöner Schrift.
Würde sie irgendeine emotionale Zuneigung spüren? Und am Montag schreiben, ich solle nicht weggehen? Es war vollkommen klar, dass ich mich dann auf der Stelle umentscheiden würde.
So wenig ich jetzt Zeit hatte, am Unterricht teilzunehmen, irgendwie mochte ich diesen Kontinent. Auf die erste Seite im Heft hatte ich mir ganz gross die Südamerika-Karte aus dem Atlas abgepaust, mit allen grossen Städten und Flüssen. Davor hatten wir Afrika durchgenommen, das hatte mich kaum interessiert. Mit Südamerika war ich leichter abzulenken. Allerdings nicht bei Quandts Art von Unterricht. Ich musste noch einen Schlusssatz finden.
Dann fiel mir etwas ein. Ich schrieb einen liebevollen Satz mit Ich wünsche dir, daß..., faltete den Brief zusammen und schrieb die Adresse auf die Vorderseite. Das hatte ich bis jetzt immer so gemacht. Viktoria schrieb keine Adresse auf ihre Briefchen. Aber ich war der Meinung, auf einem Brief musste auch die Adresse stehen. Sonst war es nicht schön genug. Ich sah wieder nach vorne.
Quandt hatte mich nicht beobachtet. Neben der Tafel hing die grosse Wandkarte von Südamerika.
Kurz vor Ende der Stunde packte ich schon leise meine Sachen. Dann klingelte es. Ich schnappte sofort meine Tasche, ging zu Verena, die am Gang in Viktorias Reihe sass und gerade aufstand, und gab ihr den Brief. Mit einer Geste, sie sollte ihn gleich weitergeben. Viktoria packte gerade ihre Sachen ein und bekam es nicht mit. Ich ging zu Steffen, der direkt an der Tür sass und auch gleich fertig war. Verena ging zwei Plätze weiter zu Viktoria rüber und gab ihr den Brief. Ich beobachtete das noch, Viktoria nahm ihn, warf suchend einen Blick zum meinem Platz und bevor sie mich entdecken würde, war ich auf dem Flur. Nicht weit von der Stelle, an der ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals, in der Fünften, im Dezember 1976.
Nun hatte sie ein ganzes Wochenende Zeit. Ich wünschte mir so sehr, sie würde mich aufhalten. Ich wünschte mir, sie würde irgendeine Zuneigung äussern, und irgendwo in ihrem Herzen gegen alle meine Erwartung doch noch den Mut finden, zu schreiben, ich solle nicht weggehen. Aber die Chance lag bei null. Oder doch nicht?
Und dann kam mir noch ein Gedanke. Jutta. Oh nein. Wie komisch das Leben doch manchmal war. Auch Jutta hatte nur noch eine einzige Chance. So unglaublich es klang: Juttas Glück lag an diesem Wochenende in den Händen von Viktoria.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

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Mainz, Goldgrube nahe Welschstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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