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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

17

Kapitel in Band 1:

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Mittwoch, 30. April 1980
Heute war mein Feiertag. Am 30. April hatte ich jahrelang das Gefühl, an diesem Tag hatte ich Geburtstag. Ich achtete diesen Tag, lebte ihn viel bewusster als die anderen Tage. Vor drei Jahren hatte ich in jener Nacht den Traum mit Viktoria gehabt.
Ungeduldig war ich dennoch. Früh gab ich ihr den Brief. Französisch in der Ersten, bei Frau Horst, okay, da konnte sie keine Briefe lesen. Andererseits hatte sie ja die Fragen gestellt, also müsste sie sich doch auch für die Antwort interessieren. Mindestens in der Fünf-Minuten-Pause hätte sie Zeit. Ich hatte keine Lust, wieder bis zur vierten Stunde zu warten. Unsere gemeinsame Zeit war begrenzt. Heute war der letzte Mittwoch, den wir gemeinsam in die Schule gehen würden. Nur noch eine Woche, und der morgige 1. Mai war ausserdem noch frei. Wieviel würden wir uns noch zu sagen haben?
Zweite Stunde, Englisch. Ich schickte einen Brief nach vorne, ob sie es schon gelesen habe. Aber auch bei Klettke hatte sie es in der ersten Reihe nicht leicht, Briefchen zu schreiben. Sie versuchte es dennoch. Ja! Ich sc - und schnell wieder verstecken. Eine Strafarbeit zu riskieren und den Brief dann laut vor der Klasse vorgelesen zu bekommen, war alles andere als erstrebenswert.
Doch Viktoria war mutig. Einige Minuten später, der nächste Versuch. Klettke ging manchmal an der ersten Reihe vorbei den Mittelgang entlang etwas nach hinten in die Klasse. Es ist sogar möglich, dass ich sie nach hinten in die dritte Reihe geholt hatte, -können Sie mal kucken, hier in meinem Heft, ist das richtig so, -?. In einem etwas weniger riskanten Moment gelang es Viktoria, ohne gross auf den Zettel zu sehen Ja, ich schreibe dir noch dazu aufs Papier zu bringen und den Brief Verena zu geben. Was musste ich auch so ungeduldig sein.
Ich würdigte den Augenblick gar nicht. Ich hatte nur eine schwache Ahnung davon, wie das Leben funktionierte. Ich machte mir ausserdem gar nicht bewusst, dass nun auch für Jutta tatsächlich die letzten Minuten liefen. Dass Viktoria nun auch noch unter Zeitdruck entscheiden musste. Wenn du nicht willst, dass ich fahre, werde ich auch nicht fahren, hatte ich geschrieben.
Wäre meine Mitschülerin nur ganz entfernt in der Lage gewesen, die undeutlichen Zeichen des Lebens doch noch zu sehen, so wäre Zeit das mindeste, was sie jetzt bräuchte. Zeit, ihre Gedanken kreisen zu lassen, vielleicht durch die Stadt zu gehen und zufällig in einem Schaufenster einen Satz zu lesen und auf einmal zu wissen, was sie zu schreiben hatte. Aber ich war der Meinung, erstens war sie so nicht drauf, und zweitens wenn sie es am Wochenende nicht gesehen hatte, dann gab es wohl nichts, was sie noch hätte sehen können. Und noch ein weiteres Wochenende konnte ich nicht warten.
Die Sache mit Norbert und Jutta hatte ich mir vorher noch einmal gründlich überlegt und war zu einer Entscheidung gekommen. Es war mir unangenehm, ihnen reinzureden, weil die beiden ja selbst entscheiden mussten. Vielleicht war da etwas, was ich nicht sah. Auf der anderen Seite war ich mir sicher, nein, da konnte nichts von Bedeutung gewesen sein, was ich nicht sah. Entweder sie schafften es tatsächlich, ihre Liebe über die Distanz zu bewahren, obwohl ich es nicht glauben konnte. Aber gut, eine theoretische Chance hatten sie vielleicht. Und wenn nicht - dann hatte er sie eben nicht verdient. Und sie etwas Besseres als ihn. Dies blieb mein letzter Gedanke. Damit konnte ich leben.
Und damit würde auch Viktoria leben können. Sonst wäre es schon etwas makaber gewesen, die letzte endgültige Entscheidung über das Leben dieser beiden Menschen ausgerechnet in Viktorias Hände zu legen. Dass sie über mein Leben entschied, dürfte ihr spätestens in diesem Brief klar geworden sein. Dass die Entscheidung meines Bruders von mir und damit auch von ihr abhing, hatte sie sich denken können. Dass sie damit möglicherweise über die folgenden siebzig oder wieviel Jahre einer ihr völlig unbekannten Schülerin aus der sechsten Klasse mit entschied, davon hatte sie keine Ahnung.

Dritte Stunde, Mathe. Schlier kannte seine Pappenheimer, und die sassen nicht in der ersten Reihe. Sondern in der zweiten und dritten. Steffen und ich auf der einen, Michael Schuster auf der anderen Seite vom Gang. Jetzt konnte sie schreiben. Natürlich musste sie immer wieder zu Schlier sehen, aber es ging wesentlich besser als in Englisch und Französisch.

Nein Wilfried, du hast mich falsch verstanden. Ich möchte, daß du fährst. Ich wollte nur wissen, ob du dir keine Illusionen von deiner Mutter gemacht hast, damit ich weiß was dich erwartet. Ich wollte auch Näheres von deinen Eltern erfahren.
Zu Herrn Schlier. Er weiß doch, daß du mir einiges erzählt hast (Lorscheid). Deshalb wird er mich bestimmt fragen. Nur eins sage ich dir. Schlier belüge ich nicht. Er wird sowieso erfahren, was mit dir los ist. Das wird zwar einige Zeit dauern, aber er erfährt es bestimmt. Du kannst das einsehen od. nicht. Schlier belüge ich nicht. Ich werde aber nur erzählen, daß du abhauen wolltest. Das, was du mir von deinen Eltern vorhin geschrieben hast, erzähle ich nicht.

Das war es. Der letzte Würfel war endgültig gefallen. Es gab keinen Zweifel mehr. Der Weg nach Neustadt war frei. Und für Jutta und Norbert hatte sich die Sonne nun endgültig hinter die Wolken verzogen.
Ich wusste nicht genau, was Illusionen bedeutete. Steffen erklärte es mir. Interessant ist, dass auch Viktoria Herrn Schlier immer noch total überschätzte. Ihre Vermutung, er habe irgendwie registriert, dass zwischen ihr und mir etwas war in Lorscheid, war ein Irrtum. Das mit Schlier war mir unangenehm. Ich fing einen neuen Zettel an und schrieb ihr zurück, dass ich es so nicht gemeint hatte. Ich versuchte ihr nochmal zu erklären, warum wir so vorsichtig sein mussten. Sie war immer noch etwas aufgeladen und vertrat noch einmal unmissverständlich ihren Standpunkt. Ein weiteres Mal schrieb ich ihr zurück. Ich befürchtete, sie hatte mich missverstanden. Diesen Brief behielt sie.
Dann hatten wir Sport, bei Herrn Brehm. Langsam wurde es dünner. Auch hier würde dies meine vorletzte Stunde sein. Vorausgesetzt, alles würde klappen und nichts käme vorher raus.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Mainz, Eisenbahnbrücke Weisenau

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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