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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

20

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Louis gelang es kurze Zeit später, den Brief zu Verena zu werfen. Er war zwar in solchen Situationen manchmal genervt und für derartige Scherze in der Stunde nicht immer zu haben. Aber dieses Werk zuende zu führen war fast eine Art Ehre. Ich sah es als mein Abschiedsgeschenk für Louis.
Viktoria erhielt den Brief.

Wirst du mich auch vergessen? (Wenn dir diese Frage zu unangenehm ist, brauchst du nicht zurückzuschreiben)

Noch in derselben Stunde bekam Louis von Verena den Brief zurückgeworfen. Ich war überrascht, dass ich den Brief überhaupt zurückbekam.
Respekt hatte ich vor Viktoria. Briefchenschreiben war bei Quandt sowieso schon riskant, erst recht jetzt. Und ich hatte ausdrücklich geschrieben, dass ich keine Antwort erwartete.
Als Quandt kurz einmal zu mir sah, tippte ich Louis auffällig mit dem Stift auf die Schulter, er drehte sich um und nahm seinen Tinten-Killer wieder entgegen. Im Gegenzug hatte ich den Brief in der Hand. Es war derselbe Brief, den ich ihr geschrieben hatte. Sie musste ein seliges Vertrauen in Verena, Louis und mich gehabt haben. Oder hatte sie übersehen, dass ihr Name drauf stand?

Nein. Keiner wird dich vergessen. Nur nicht immer an dich denken

Na okay. Dann wars das eben. Mehr war eben nicht drin. Fast war ich ein bisschen froh, dass Steffen diesen Brief nicht zu lesen bekam. Ein wenig spektakulärer hätte der Inhalt ruhig sein können. Auch kein Wort über die gelungene Aktion. Auch nicht später. Eigentlich ziemlich enttäuschend. Okay, die nächsten Tage sollten der Klasse gehören.
Wenn ich einmal sterbe, möchte ich mir die Show nicht entgehen lassen, genau diese Szene noch einmal zu erleben. Das Leben hat manchmal wirklich Spass gemacht.

Donnerstag, 1. Mai 1980
Da auch unser Vater am 1. Mai frei hatte, gingen wir im Taunus spazieren. Ein bisschen wärmer war es geworden, hin und wieder schien sogar die Sonne. Im Wald hatte ich genug Zeit für Gedanken.
Der gestrige Tag war ganz schön voll gewesen. Erst die ganzen Briefe von Viktoria und dann die wunderschöne Szene mit Louis bei Quandt. Er hatte sich nach der Stunde noch einmal mit mir unterhalten und die Geste würdigen können. So, wie sie war. Ohne zu ahnen, dass es als Abschiedsgeschenk gedacht war.
Am Nachmittag hatte ich mich noch hingesetzt und ein Gedicht für Viktoria geschrieben. Ich ging die Verse in Gedanken noch einmal durch. Manchmal fielen mir in dieser Zeit Verse für Gedichte ein. M-K hatte auch so eine Ader. Manchmal schrieb sie Gedichte und las sie uns vor. Aber mir fiel nichts Schönes ein, die Verse wollten sich irgendwie nicht reimen und es war mir zu schnulzig.
Ich dachte auch darüber nach, was der 30. April 1980 für Norbert und Jutta bedeutete. Es war so deutlich vorauszusehen. Warum geschah so etwas? Es war so schade.
Wir können uns doch auch schreiben. Irgendwann spätestens in der zehnten Klasse würde Jutta ein ganz bestimmter Gedanke kommen. Vielleicht würde sie zufällig zwei Gleichaltrige sehen, die sich küssten - und zum ersten Mal würde sie dabei etwas empfinden. Und wenn nicht, dann eben in irgendeiner anderen Situation. Ein trauriger Tag, eine schlechte Note in der Schule. Es würde der Moment kommen, da würde sie jemanden an ihrer Seite brauchen - und Norbert wäre nicht da. Und auf einmal würde sie es sehen. Er wäre nie da, wenn sie ihn brauchte. Ein absehbarer Moment. Ein völlig klar absehbarer Moment.
Auch Sandokan hatte sich seine Freiheit gegen die Soldaten des britischen Kolonialreichs erkämpft und am Ende gerade noch das rettende Boot der Malayen erreicht. Aber für seine Freiheit hatte er auf der Flucht durch den Dschungel die Liebe seines Lebens verloren. Lady Marianna war den Strapazen erlegen. Als ihm dies bewusst wurde, wäre er beinahe zerbrochen vor Kummer über den Verlust der Perle von Labuan.
Erst in der letzten Szene des Films, als am Horizont immer mehr malayische Boote mit ihren Segeln und der Flagge des Tigers auftauchten, fasste er sich ein Herz, richtete sein Gesicht in den Wind und den Blick auf das Meer in die Ferne. Und so endete der Film mit den unvergessenen Worten des Freiheitskämpfers: England - der Tiger lebt noch!
Ich hoffte nur, Norbert würde nicht allzu hart bestraft werden für seinen unbändigen Freiheitswillen.
Es nimmt dieser Story kein bisschen an Spannung, wenn ich hinschreibe, dass es tatsächlich so lief. Für Norbert war die Entwicklung sicherlich dramatischer als für Jutta. Ihre Gefühle konnte er nur schwer einschätzen. Als ihm nach Jahren die ganze Tragweite dieser Geschichte deutlich wurde, war es zu spät. Ich war so traurig in diesen Tagen, weil es so leicht abzusehen war.

Wieder zuhause, setzten Norbert und ich uns hin und versuchten, unsere kleinen Spielzeugtiere aus Gummi, die wir Gummitiere nannten und die wir unbedingt mitnehmen wollten, zu dokumentieren. Mit Hilfe des grossen bunten Tierlexikons bestimmten wir die Tierart, soweit dies möglich war, und versuchten uns zu erinnern, seit wann wir welche Figur bereits hatten. Teilweise ging das bis in die frühen siebziger Jahre zurück. Jedes einzelne Tier hatte seine eigene Geschichte.
Manchmal sah unser Vater allerdings doch, wenn irgendwas anders war als sonst, was Ursula nicht sah. Er erwischte mich regelrecht. Er hatte es am Abendessen bemerkt und sprach mich danach auf dem Flur an. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie ich drauf war. Probleme konnte er nicht haben.
- Was ist denn mit dir? Mit dir stimmt doch was nicht. Was ist denn los?
Aber ich blockte ab, wenig geschickt, aber erfolgreich. Schlecht geschlafen, gesundheitlich nicht auf der Höhe, genau, gesundheitlich nicht ganz fit, das gehe wieder vorbei. Ganz zufrieden war er nicht.
- Mit mir kannst du ruhig reden, wenn was ist. Das ist nicht gesundheitlich, ich seh das doch.
Aber ich blockte ab, und er kam nicht weiter.
- Hatt ich letzhin auch schonmal gehabt. Das ging nach paar Tagen wieder weg.
- Das glaub ich nicht, dass das gesundheitlich ist.
Auf diese Idee hättest du ein paar Jährchen früher kommen sollen, dachte ich mir. Der Gedanke, ihm von Viktoria zu erzählen, war noch weiter weg als Voyager 1. Fast tat er mir ein wenig leid in diesem Moment. Er hatte verloren und ahnte es noch gar nicht. Okay, er hätte es ahnen können, wenn er seine Kinder ein bisschen besser gekannt hätte. Zehn Jahre hatte er uns nun bei sich gehabt. Hatte eine Frau besorgt, die sich ganztags um uns kümmerte. Hatte davon geträumt, dass wir einmal studieren und in seine Fussstapfen treten würden. Und nun, wo wir vielleicht erst richtig interessant wurden, würden wir verschwinden.
Aber in manchen Spielen fielen die Tore eben erst in der zweiten Halbzeit. Und die war jetzt abgesagt. Er hatte dafür Bayern gegen Leeds gesehen. Für den Anfang war das ja schonmal was.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Eisenbahnbrücke Weisenau

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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