Schlüsselwörter dieser Seite:     Kissenbezug Schrank Schulranzen Pullover Kleidung

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

26

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
Seiten dieses Kapitel:

01 02 03 04 05 06 07 08 09

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Epilog

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

vorige Seite        nächste Seite          


Sonntag, 4. Mai 1980
Noch ein letztes Mal gingen wir in den Kindergottesdienst. Wie jeden Sonntag. Wir durften ja kein bisschen auffallen, alles musste seinen gewohnten Gang gehen. Die Sonne schien und wir kamen nach Hause zurück.
Mit unserer Packerei waren wir immer noch nicht ganz zufrieden und versuchten uns noch einmal mit den Ranzen, während Ursula in der Küche das Essen zubereitete. Andere Tüten waren schon fertig gepackt und ganz weit hinten unter meinem Bett. Nur die Schulranzen holten wir immer wieder hervor und probierten verschiedene Möglichkeiten aus.
Dann wurde der Tisch für das Sonntagsessen gedeckt. Nach dem Essen musste alles abgedeckt und in die Spülmaschine geräumt werden. Ursula begann, Wäsche zu bügeln.
Am Ende waren wir wieder alleine in unserem Zimmer. Ich musste noch die Schulhefte, die wir mitnehmen wollten und die ich in Neustadt gebrauchen könnte, heraussuchen. Solche Tätigkeiten waren unauffällig und wir konnten sie gut in die Zeiten legen, wo Ursula in der Wohnung war und jederzeit plötzlich ins Zimmer kommen konnte.
Sie kam nicht häufig herein, manchmal den ganzen Tag nicht, sodass leicht die Gefahr bestand, dass wir etwas zu unvorsichtig wurden.
Und dann passierte es.

56. Bild, "Du hast angefangen"
Sonntag, 4. Mai 1980, gegen 13:00 Uhr, unser Zimmer.
Die Tür geht auf, Ursula kommt wie immer ohne zu klopfen zur Türe herein, hält einen Kissenbezug in der Hand und geht zielstrebig auf den Schrank zu. Sie öffnet den Schrank und legt ihn oben in ein Fach. Ich entdecke, dass einer der beiden Schulranzen mit den Pullovern unter dem Bett leicht zu sehen ist und sehe sofort die Gefahr. Ein kurzer Blick zu Norbert genügt und er versteht. Ich gehe zu Norberts gemachtem Bett und mache es lautlos unordentlich, um zu verhindern, dass sie zu meinem Bett in die andere Richtung sieht. Norbert sieht aus dem Fenster. Ursula dreht sich um, sieht Norberts unordentliches Bett und wendet sich ihm zu.
- Ha, was gaffst so? Mach lieber amal dei Bett ordntlich.
Norbert geht sofort hin und macht sehr geschäftig sein Bett. Sie dreht sich zur Türe und entdeckt dann doch noch im letzten Moment im Augenwinkel Norberts Schulranzen unter meinem Bett liegen. Sie stutzt, sieht näher hin. Er ist auffällig dick. Wir sehen zu, kreidebleich. Jetzt ist es passiert. Sie hat den fertig gepackten Ranzen entdeckt.
Ursula bückt sich und holt ihn irritiert hervor.
- Ja, was ist denn das??
Sie nimmt den Schulranzen in die Hand, macht ihn auf und entdeckt die Kleidung. Fassungslos greift sie in die Pullover. Sie geht zum Tisch und legt die Tasche darauf ab. Holt einen Pullover heraus. Sieht ihn näher an.
Was machen wir bloss? Sie wird sofort den Rest der Sachen entdecken. Alles liegt unter dem Bett. Der andere Schulranzen etwas weiter hinten, das ganze Lego, Tüten mit sämtlichen T-Shirts, Unterwäsche, Socken, alles. Die Indizien sind völlig eindeutig. Hier wurde geplant, heimlich abzuhauen. Alles bricht zusammen. Und selbst wenn sie immer noch zu blöd ist, das zu begreifen, spätestens unser Vater bräuchte nicht zweimal zu überlegen. Und er ist zwei Türen weiter.
Zum Glück haben wir es nicht noch mehr Leuten erzählt. Viktoria!, schiesst es mir durch den Kopf. Oh nein, ist das peinlich. Bei Steffen ist es egal, der wird nur lachen. Bei Jutta auch. Mist, wenn wir es doch noch retten könnten. Ich sehe Norbert an. Norbert, mir fällt nichts ein! Bei Quandt hatte ich viel mehr Zeit gehabt.
In einer solchen Situation gilt die unausgesprochene Regel, dass wir nur dann etwas sagen dürfen, wenn wir gefragt werden. Spannend ist jetzt nur noch, wen von uns beiden sie fragen wird. Soll ich es zugeben, wenn sie mich fragt?! Hoffentlich fragt sie Norbert, schiesst es mir durch den Kopf. Hoffentlich Norbert. Bitte, Norbert, lass dir was einfallen! Ich hab keine Idee, Norbert, du musst dir was einfallen lassen, sonst sind wir verloren!!
Ein Pullover nach dem anderen wandert auf den Tisch. Sie kann sich keinen Reim drauf machen. Wen wird sie fragen?
Sie wendet sich langsam Norbert zu. Zum Glück Norbert. Das war die bessere Entscheidung. Damit haben wir noch den Rest einer Chance.
- Ha, was tun am Wilfried seine Pullover in deim Schulranzen?
- Des - äh- weil-
- Ja-?! Antwort wenn i was frag!
- -der Wilfried hat mir gestern meine Sachen in sein Ranzen rein - und da hab i jetz au-
Eine geniale Idee, ich erkenne sofort unsere Chance und nutze sie. Dem Gedanken, Zwietracht und Uneinigkeit zwischen uns zu säen, war sie noch nie abgeneigt. Inbrünstig werfe ich Norbert die nächstbesten Beleidigungen an den Kopf, die mir einfallen. Fast ein wenig zu heftig, fast zu sehr geschauspielert. Aber an Deutlichkeit darf ich jetzt nichts zu wünschen übrig lassen.
- Ja, du Depp! Du Vollidiot!!
- Hä?!
- Du bist ein Idiot! Weil du se au vorher in mein rein hast!!
- Was?! Du bist selber der Idiot! Du hast se vorher ja au in mein rein!
- Du hast angefangen! Jetzt lass das mal sein da!
- Nein du hast angefangen!
- Nein ich weiss das genau, du hast damit angefangen!
- Ruhe! Ihr räumts die jetzt sofort wieder in Schrank. Und ich will sowas net nomal sehn. Is des klar?!
- Ja, und dann lasste das mal sein.
- Wenn du immer anfängst!
- Ich hab überhaupt nicht angefangen.
- Du hast wohl angefangen.
Ursula lässt die Sachen auf dem Tisch liegen und geht zur Zimmertüre. Mit einem letzten Kommentar verlässt sie den Raum. Ohne noch einmal einen prüfenden Blick unter mein Bett geworfen zu haben.
- D-b-d-d-h-k-p. Doof bleibt doof-
Tür zu.
Norbert und ich sehen uns an. Das war wirklich in der allerletzten Sekunde. Wir können es kaum fassen. Beide haben wir denselben Gedanken.

57. Bild, "Stadtpark"
Zwei Stunden später, Norbert und ich sind inzwischen im Stadtpark und gehen einen Weg entlang. Ursula war nicht noch einmal ins Zimmer gekommen und die gepackten Sachen hatten wir sofort wieder ganz nach hinten unter mein Bett geschoben.
- Mann, wie kannst du nur die Pullover so auffällig dahin tun!
- Zum Glück hat se die gosse Lego-Tüte nich gefunden.
- Ja. Dann wärs aus gewesen. Und die ganzen andern Sachen.
- Was wir da alles schon drin hatten.
- Wir wärn sowas von am Arsch gewesen.
- Aber mit einem Satz hat se doch wirklich recht. Das muss mër doch mal sagen.
- "Doof bleibt doof da helfen keine Pillen"!
- Genau!
- Ha, das war das erste Mal, dass ich ne Beleidigung von der gut fand!
- Das war wichtig. Wenn ihr das nicht eingefallen wär-
- Ja, dann hätt se echt noch weiter rumgeschaut.
- Weisst, was ich in dem Moment gedacht hab? Wo se rausgegangen ist?
- Im ersten Moment hab ich nur u k t gedacht.
- Haha, genau, ich auch. "Und keine Tabletten"!

Ich nutzte die späten Nachmittags-Stunden, um mich auf meine letzte Stunde bei Schlier vorzubereiten. Das hatte absolute Priorität. Bei Frau Horst wäre es beinahe schiefgegangen. Bei Schlier würde mir das nicht passieren. Ich dachte solange nach, bis mir etwas einflel. Etwas richtig Gutes. Stiftswingert, gegen fünf, zwischen unserem Haus und Stadtpark. Doch, das wäre der Situation angemessen. Es wäre würdig genug.

Nächste Seite




 

Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Eisenbahnbrücke Weisenau

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
Links zu allen Einzelseiten: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10   11 12 13 14 15 16 17 18 19 20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 30   31 32 33 34 35 36 37 38 39 40   41 42 43 44 45 46 47 48 49 50   51 52 53 54 55 56 57 58 59 60   61 62 63 64 65 66 67 68 69 70   71 72 73 74 75 76 77 78 79 80   81 82 83 84 85 86 87 88 89 90   91 92 93 94 95 96 97 98 99 100   101 102 103 104 105 106 107 108 109 110   111 112 113 114 115 116 117 118 119 120   121 122 123 124 125 126 127 128 129 130   131 132 133 134 135 136 137 138 139 140   141 142 143 144 145 146 147 148 149 150   151 152 153 154 155 156 157 158 159 160   161 162 163 164 165 166 167 168 169 170   171 172 173 174 175 176 177 178 179 180   181 182 183 184 185 186 187 188 189 190   191 192 193 194 195 196 197 198 199 200   201 202 203 204 205 206 207 208 209 210   211 212 213 214 215 216 217 218 219 220   221 222 223 224 225 226 227 228 229 230   231 232 233 234 235 236 237 238 239 240   241 242 243 244 245 246 247 248 249 250   251 252 253 254 255 256 257 258 259 260   261 262 263 264 265 266 267 268 269 270   271 272 273 274 275 276 277 278 279 280   281 282 283 284 285 286 287 288 289 290   291 292 293 294 295 296 297 298 299 300   301 302 303 304 305 306 307 308 309 310   311 312 313 314 315 316 317 318 319 320   321 322 323 324 325 326 327 328 329 330   331 332 333 334 335 336 337 338 339 340   341 342 343 344 345 346 347 348 349 350   351 352 353 354 355 356 357 358 359 360   361 362 363 364 365 366 367 368 369 370   371 372 373 374 375 376 377 378 379 380   381 382 383 384 385 386 387 388 389 390   391 392 393 394 395 396 397 398 399 400   401 402 403 404 405 406 407 408 409 410   411 412 413 414 415 416 417 418 419 420   421 422 423 424 425 426 427 428 429 430   431 432 433 434 435 436 437 438 439 440   441 442 443 444 445 446 447 448 449 450   451 452 453 454 455 456 457 458 459 460   461 462 463 464 465 466 467 468 469 470   471 472 473 474 475 476 477 478 479 480   481 482 483 484 485 486 487 488 489 490   491 492 493 494 495 496 497 498 499 500   501 502 503 504 505 506 507 508 509 510   511 512 513 514 515 516 517 518 519 520   521 522 523 524 525 526 527 528 529 530   531 532 533 534 535 536 537 538 539 540   541 542 543 544 545 546 547 548 549 550   551 552 553 554 555 556 557 558 559 560   561 562 563 564 565 566 567 568 569 570   571 572 573 574 575 576 577 578 579 580   581 582 583 584 585 586 587 588 589 590   591 592 593 594 595 596 597 598 599 600   601 602 603 604 605 606 607 608 609 610   611 612 613 614 615 616 617 618 619 620   621 622 623 624 625 626 627 628 629 630   631 632 633 634 635 636 637 638 639 640   641 642 643 644 645 646 647 648 649 650   651 652 653 654 655 656 657 658 659 660   661 662 663 664 665 666 667 668 669 670   671 672 673 674 675 676 677 678 679 680   681 682 683 684 685 686 687 688 689 690   691 692 693 694 695 696 697 698 699 700   701 702 703 704 705 706 707 708 709 710   711 712 713 714 715 716 717 718 719 720   721 722 723 724 725 726 727 728 729 730   731 732 733 734 735 736 737 738 739



 Impressum

© Planet Poster Editions 2007



login