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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

29

Kapitel in Band 1:

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Dritte Stunde, Deutsch. Letzte Stunde war Frau Talke-Meyer der Klasse sehr entgegengekommen und hatte die ganze Stunde einfach nur Märchen vorgelesen. Und es waren schöne Märchen gewesen. Ich hatte ständig Briefchen mit Viktoria schreiben können. Bei der Klasse hatte sie heute einen grossen Stein im Brett. Keine Frage, bei mir auch. Sie wusste gar nicht, was sie sich verdient hatte mit ihrer Märchenstunde. Aber verdient hatte sie es.
Sie zu provozieren, war schwierig. Sie war oft zu sanft und konnte sich nur schwer durchsetzen. Einträge gab es nur selten, Briefe an die Eltern waren die grosse Ausnahme. Und dann auch nur für sehr unlustige Aktionen. Mein Abschiedsgeschenk an die Lehrerin, die im folgenden Jahr nach Schlier die Lehrerin dieser Klasse werden sollte, war, den Unterricht nicht zu stören. Das war ein sehr wertvolles Abschiedsgeschenk. Auch wenn sie es gar nicht verstehen und würdigen konnte.
Viktoria schickte mir ein Briefchen mit ihrer Adresse. Die hatte ich mir wie die aller anderen Schüler schon längst aus dem Klassenbuch abgeschrieben. Ich wollte die Leute aus der Mainzer Klasse wieder besuchen, wenn ich in Neustadt wohnen würde. Zumindest die meisten. Mit den Freifahrtscheinen wäre es ja bis zu viermal im Jahr möglich, nach Mainz und zurück zu fahren. Ich schrieb einfach meine Neustädter Adresse drunter und gab ihr den Brief wieder nach vorne. Zwanzig Briefe hatte ich von ihr bekommen, mein Ziel hatte ich vorhin schon erreicht.

Dann die letzte grosse Pause. Die letzte grosse Schlemmertour mit Steffen. Überall wo wir heute hinkamen, hingen Erinnerungen an eine vergangene Zeit.
- Weisst noch, Banküberfall?
- Weisst noch, Briefträger?
- War echt ne supi Zeit.
Wie jede Pause gingen wir wieder zum Ifa. Dann ein letztes Mal über die Fussgängerbrücke.
- Weisst noch, Cola?
Und wieder zurück in die Hölle. Zu spät zum Unterricht kommen durften wir jetzt nicht. Diesmal nicht.

Vierte Stunde, Mathe. Meine letzte Schulstunde in Mainz. Ausgerechnet Schlier, was für ein ehrenvoller Abgang. Erstmal wurde es spannend. Hatte er meine Physik-Arbeit schon gesehen?
Herr Schlier kam rein, begrüsste uns freundlich, es fielen ein paar Worte zur Physik-Arbeit und jemand stellte die unvermeidliche Frage, ob er sie schon korrigiert habe. Ja, meinte er, aber nicht alle. Er könne dazu noch nichts sagen. Was er bis jetzt gelesen habe, sehe ganz ordentlich aus. Aber er habe erst etwa ein Drittel der Arbeiten durchgesehen.
Kein weiterer Kommentar. Gut. Meine Taktik hatte sich bewährt. Er hatte mit den oberen begonnen. Meine Arbeit hätte in seinen Augen mit Sicherheit nicht ganz ordentlich ausgesehen. Ich sah ihm beim nächsten Blickkontakt prüfend in die Augen, man konnte ja nie wissen, aber er reagierte nicht, und damit war das klar. Diesen Punkt hatte ich also auch in der Tasche.
Er würde sie erst in den nächsten Tagen durchlesen, und später sowohl gegenüber der Klasse als auch gegenüber meinem Vater seine Verwunderung über diese ganz besondere Physik-Arbeit äussern. Nach der Art zu urteilen, wie unser Vater später diese Anekdote einmal erzählte, besass Schlier wohl tatsächlich die nötige Selbstironie und konnte die Mühe, die ich mir gemacht hatte, humorvoll würdigen. Es muss eine gemeinsame Ebene zwischen dem Physiklehrer und dem Elektroingenieur gegeben haben.

So, und jetzt zu Steffen. Er wollte auch ein Abschiedsgeschenk, und ich hatte ihm eins versprochen. Ein richtig Gutes. Schon nach zehn Minuten fing er an, ungeduldig zu werden, warum ich mich so brav verhielt und mich sogar am Unterricht beteiligte. Er musste es wissen, er kannte sich aus in dem Metier.
Ein Eintrag mit Brief an die Eltern war auch bei Schlier nicht unbedingt einfach. Solche harten Strafen wurden nur selten vergeben. Steffen wusste, dass ich mir wirklich etwas einfallen lassen musste. Auf keinen Fall traute er mir zu, irgend etwas zu bringen, wo er hinterher hätte sagen können, wieso, das kann doch jeder. Es musste etwas Lustiges sein. Das war die absolute Voraussetzung.
Aber das war eben nicht einfach. In einem Moment plötzlicher Stille voll in die Klasse zu rülpsen, wie es Norbert vor ein paar Wochen bei Silber in Erdkunde gebracht hatte, reichte nicht aus. Und das war schwer genug. Aber so etwas gab nur einen Eintrag ins Klassenbuch und allerhöchstens noch eine mittelmässige Strafarbeit. Auch wenn die Klasse danach noch minutenlang gelacht hatte. Und sie hinterher gespannt waren, was Herr Silber wohl ins Klassenbuch eintragen würde. Norbert rülpst in der Stunde? Rülpst lauthals los? Rülpst unerlaubt im Unterricht? Oder Fällt durch lautes Rülpsen auf? Am Ende hatte Herr Silber einfach Schultheiss Tadel wegen unflätigen Benehmens eingetragen. Mehr gab es nicht. Die ganz harten Strafen waren schwer zu bekommen. Erst recht bei Schlier.
Ich liess mir genüsslich Zeit. Steffen zweifelte im Verlauf der Stunde immer mehr daran, dass ich es noch schaffen würde. Und wies mich schliesslich alle paar Minuten darauf hin, wie wenig Zeit mir noch bliebe. Es war zwar meine Art, ihn in solchen Situationen bis zur letzten möglichen Minute auf die Folter zu spannen, aber sein Vertrauen in mich schwand von Minute zu Minute mehr. Zumindest tat er so. Vom Gefühl her zweifelte er aber bestimmt nicht, dass ich mein Versprechen halten würde. Und er hatte einen Verdacht. Denn er kannte Schlier erst ein Jahr. Und ich drei.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Gutenberg-Gymnasium, Mainz

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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