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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

07 Wolln wir abhaun? - Countdown in Mainz 1980

Seite:

 

30

Kapitel in Band 1:

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Ich hatte meine Ausbildung beendet. Jetzt kam die Abschlussprüfung. Ich hatte das nötige Selbstvertrauen. Ich wollte ihn tatsächlich ein bisschen hinhalten. Spannung musste sein. Bis jetzt war ich in der Stunde nicht im geringsten aufgefallen. Das machte es noch weitaus schwerer jetzt. Was ich jetzt bringen würde, wäre wirklich noch einmal die ganz hohe Kunst. In wenigen Minuten von null auf hundert. Diese letzten Minuten widmete ich nun Steffen. Er hatte es wirklich verdient.

59. Bild, "Abschiedsvorstellung Schlier"
Mathe-Unterricht. Steffen sieht wieder auf die Uhr.
- Jetzt erzähl mal echt. Was willst du jetzt genau? Eintrag mit Brief an die Eltern??
- Eintrag mit Brief an die Eltern.
- Ich glaub dir das nicht. Wie willstn das jetz noch machen?
- Wie lange noch?
- Zwölf Minuten.
- Zwölf? Also gut.
Ich sehe auf Steffens Uhr, gehe kurz in mich und bereite meinen letzten Gag an dieser Schule vor. Zwölf Minuten. Genau die Zeit, die zu knapp sein wird für einen zweiten Versuch. Ein zweiter Versuch wäre unehrenhaft. Schon allein, mir die Option offenzuhalten. Auch Steffen ist jetzt klar, ich werde nur einen einzigen Versuch haben.
- Dann pass mal auf. Jetzt kannste was lernen.
- Okay, machstes?
- Ja.
- Jetzt bin ich mal gespannt.
Ich sehe wieder nach vorne, melde mich plötzlich und schnalze ein paarmal mit den Fingern. Ich war dem Unterricht gefolgt und würde zumindest nicht ganz alt aussehen, wenn er mich jetzt drannehmen würde. Ich weiss, dass Schlier Schnalzen nicht leiden kann. Er ermahnt mich sofort.
Ein kurzer Blick zu Steffen genügt. Kein Quadratmillimeter seines Gesichts sagt "Na, wenn dir nicht mehr einfällt, musst du aber noch viel üben". Steffen weiss genau, hier hat er es mit einem Profi zu tun.
Ich warte ab und folge weiter dem Unterricht. So, und jetzt muss Schlier mitspielen. Jetzt kommt der spannende Moment. Jetzt darf nicht zu viel Zeit vergehen. Der Unterricht geht weiter. Eine Minute, zwei. Drei. Dann plötzlich - jetzt! Schlier erklärt etwas an der Tafel und will sich die Pointe nicht nehmen lassen. Ein Drittel der Klasse meldet sich schon und, nein, er will jetzt niemanden drannehmen. Und jetzt rein ins Spiel!
Ich melde mich wieder. Er erklärt weiter und nimmt niemanden dran. Ich melde mich heftiger und schlage dabei die Finger gegeneinander. Dies ist zwar leiser als Schnalzen, gibt aber ein ähnliches Geräusch. Auch das kann er nicht ab. Ich werde wieder ermahnt, diesmal etwas strenger.
Ich bin nun still, halte den Finger nur noch so hoch und brumme laut dazu. Das ist neu. Schlier ist etwas irritiert, hört auf zu sprechen, sieht mich an. Die Klasse wird langsam ruhig. Ausserdem komme ich dabei ins Lachen. Sehr praktisch. Und dann kommt das gelungene Finale. In schönstem Dialekt. Eine Hommage an die Stadt Mainz. Und ein Zitat von Michael Schuster.
- Mmm! Mm! Mm! - Glglchsch- hach, - Mensch, Walder!!
- So, Wilfried, jetzt reichts! Du kommst nach der Stunde zu mir. Schriftlicher Tadel mit Brief an die Eltern. Das brauch ich mir nicht gefallenzulassen. Martin.
- Zwei ix minus drei durch ypsilon.
- Ja, stimmt. Gut! Das heisst, - nein! Ich wollte das doch- jetzt selber erklären-

Und damit war auch noch Schliers Pointe weg! Danke, Martin! Gut aufgepasst! Jetzt durfte auch die Klasse lachen. Martin Küppers war ein schwächerer Schüler, den Schlier fast automatisch dran nahm, wann immer er sich meldete. Küppers hatte das mit der Pointe gesehen, die Schlier sich nicht nehmen lassen wollte, und sich genau dann, als er abgelenkt war, absichtlich gemeldet.
Die Klasse lachte ausgiebig. Steffen und ich grinsten uns an. Ein alles sagender Blickkontakt mit einem freudestrahlenden Küppers. Grimmig sah Schlier zu Jonas Schuchard, neben dem Küppers heute sass. Steffen hielt sich die Hand vors Gesicht. So schnell ging das. Und sogar die Klasse hatte nochmal richtig lachen können.
Die Stunde war um. Die Leute standen langsam auf. Und dann erhielt ich tatsächlich noch einmal ein Briefchen. Viktoria hatte eine Ecke von ihrem gelben Löschblatt aus dem Heft abgerissen und mit blauer Tinte Tschüs draufgeschrieben. Als sie hinaus ging, gab sie mir den Zettel im Vorbeigehen in die Hand. Direkt. Ich war überrascht. Das hatte ich gar nicht erwartet. Noch nie hatte sie mir einen Brief direkt gegeben. Das war schon fast so etwas wie emotional.
Während die Klasse langsam einpackte und den Raum verliess, diskutierte ich verlegen mit Steffen, ob tschüs mit s, ss oder ß geschrieben wurde. Steffen bestand darauf, sie habe es richtig geschrieben. Ich war unsicher.
Verena ging und ich verabschiedete mich von ihr. Und bedankte mich bei ihr für die treuen Dienste. Für alles, was sie für uns getan hatte. Fast alle Briefchen waren durch ihre Hand gegangen.
Dann ging ich zu Schlier. Ich solle mir das nicht noch einmal erlauben. Brav antwortete ich, er könne sicher sein, dass ich mich bessern und bei ihm bestimmt keinen Blödsinn mehr machen werde. Auch nicht bei den anderen Lehrern hier. Nie wieder. Er sah mich auf einmal fragend an. Ganz bestimmt nicht, sagte ich schnell, damit er nicht auf andere Gedanken kam*. Damit verabschiedete ich mich von ihm.

Die Schule war zuende. Nur Steffen und Viktoria wussten, für einen ihrer Mitschüler hatte diese Schulglocke zum letzten Mal geklingelt.
Dann ging ich mit Steffen los. Noch einmal durch die langen Gänge. Ich war glücklich und zufrieden. Ich hatte Steffen nicht zu viel versprochen.
- War echt ne geile Show.
- Ja, war echt ne geile Show.
- Aber sag mal, wie konntest du dir nur so sicher sein, dass es klappt?
- Ich wusste das noch aus der Siebten. Schuster hatte das mal gebracht. Ich hab mir natürlich immer gedacht, das willste auch mal machen.
- Cool.
- Ausserdem fand ichs total mies, dass er dafür n blauen Brief gekriegt hatte. Ich musste ihn einfach rehabilitieren. Das war Ehrensache.
- Echt cool!
Wir lachten.
- Aber Küppers war auch gut.
- Ja, das mit Küppers war natürlich genial.
- Ja, das war wirklich genial. Der hat sofort geschalten.
- Weiss was, ich trau ihm zu, dass er das selber gar nicht gewusst hat, sondern dass er - genau in dem Moment - Jonas Schuchard gefragt hatte, was dabei rauskommt.
- Ja, das trau ich ihm auch zu!!
- Oder ob Schuchard ihm das gesagt hatte, dass er sich melden soll?
Jonas Schuchard war Klassenbester in Mathe. Steffen verwarf meinen Gedanken ohne zu zögern.
- Quatsch! Hahaha! Das braucht man dem Küppers nicht zu sagen!
- Ja, stimmt. Aber er musste Schuchard gefragt haben. Überleg doch mal! Küppers konnte das gar nicht wissen! Das war ja viel zu schwer.
- Du hast recht. Jetzt check ich das auch erst. Deshalb hat der auch Schuchard so mies angekuckt!
- Stimmt, der hat das genau gecheckt.
- Ha! Und konnte nichts dagegen machen!
Wir mussten ausgiebig lachen. An mehreren Türen vorbei gingen wir den Gang entlang und lachten.

Es gab häufiger diesen Effekt. Wenn ein Schüler von einem Lehrer in den Augen der Klasse zu hart bestraft oder ungerecht behandelt wurde, versuchten die anderen, zu seiner Verteidigung einzuspringen und es dem Lehrer, wenn es nur irgendwie möglich war, heimzuzahlen. In diesem Fall war es eine Zusammenarbeit von zwei Schülern gewesen, die das erfolgreich in die Hand genommen hatten. Vielleicht hatte sich die Klasse sogar an die Situation in der siebten Klasse mit Michael Schuster erinnert und die Parallele gesehen. Sie hatte keine Hemmungen gehabt, Schlier schallend auszulachen.
Ich war dem Leben so dankbar für diese Show. Diese Klasse hatte sich in jeder Hinsicht würdig von mir verabschiedet. Jetzt konnte ich gehen.

* Hätte ich vielleicht doch nicht sagen sollen. Auf diese Weise hatte ich ungewollt erreicht, dass er auf den Eintrag im Klassenbuch verzichtete. Mit den Eltern würde er sich ja sowieso in Kontakt zu setzen haben in den nächsten Tagen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Gutenberg-Gymnasium, Mainz

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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