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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

08 - High Noon im Innenstadtrevier - Dienstag, der 6. Mai 1980

Seite:

 

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8
High Noon im Innenstadtrevier - Dienstag, der 6. Mai 1980

Um 3:13 Uhr begann der Wecker im dunklen Zimmer unter Norberts Kopfkissen zu brummen. Etwa zwei Sekunden bevor der ziemlich laute und unangenehme Weckton begann, gab der Stromwecker einen leisen Brummton von sich. Allein davon wachten wir schon auf. Norbert hörte das Geräusch und schaltete den Wecker augenblicklich aus. Er knipste die Nachttischlampe an, stand geräuschlos auf und ging zu meinem Bett, um mich zu wecken. Ich war aber schon kurz vorher wach geworden.

- He, aufstehn, halb vier müssen wër los.
- Ja, ich bin schon wach. Gleich.

Mein Bett knarzte, als ich mich hinsetzte. Norbert erstarrte.

- Psch, sei doch leise!
- Ja.

Erstmal innehalten. Dann war wieder Ruhe. Ich stand noch vorsichtiger auf. Sehr leise und langsam zog ich die Nachttisch-Schublade auf. Darin befanden sich die College-Mappe und die Gumbi-di-Gulp-Liste. Ich legte die Liste auf den Nachttisch und schob die Schublade wieder zu. Nach jeder Bewegung warteten wir wieder ein paar Sekunden und hörten in die Stille.
Langsam und leise zogen wir uns an. Dann holten wir die Schulranzen unter dem Bett hervor. Bei den Tüten mussten wir vorsichtiger sein, damit sie nicht raschelten. Eine Tüte nach der anderen holten wir hervor. Ich las dann die Liste vor.

- Lego ham wër, Gummitiere-
- Ja.
- Tierlexikon-
- In deim Schulranzen.
- Tagebuch, Stiftebox-
- Ham wër drin.
- Federmäppchen-

Am Ende hatten wir alles zusammen. Beide Schulranzen, die grosse Lego-Tüte und vier weitere Tüten. Dann öffneten wir vorsichtig die Zimmertüre. Wir trugen die Sachen über den Flur zur Wohnungstür, öffneten sie und begannen, die Tüten und Schulranzen ins Treppenhaus zu stellen. Das war alles andere als einfach. Denn die Wohnungstüre liess sich nur wenige Fussbreit öffnen und stiess dann gegen ein von der Decke hängendes helltöniges Klingelspiel, das die Funktion einer perfekten Alarmanlage ausübte. Auf keinen Fall durfte die Türe gegen dieses Glockenspiel kommen. Aber auch den Luftzug unserer Bewegungen mussten wir bedenken, durch den allein wir schon das Klingelspiel auslösen konnten. Tüte für Tüte reichten wir durch den engen Türspalt nach aussen. Die grosse Legotüte war fast zu breit und es dauerte besonders lange. Endlich waren wir fertig und schlichen auf leisen Socken noch ein letztes Mal in unser Zimmer.
Inzwischen war es 3:44 Uhr geworden. Dadurch, dass wir so vorsichtig und leise sein mussten, hatten wir mehr Zeit gebraucht als wir vorher eingerechnet hatten. Wir mussten uns langsam beeilen.
Wieder im Zimmer, kam Norbert noch auf eine Idee. Er nahm einen Zettel und wollte noch ein paar letzte Worte für Ursula draufschreiben. Und zwar ihre eigenen Worte. Er sinnierte, was er hinschreiben wollte. Ich wurde langsam ungeduldig und sah nochmal auf die Uhr.

- Nein lass doch jetzt, wir ham doch nicht mehr viel Zeit.
- Doch, das muss sein.
- Na gut, meinetwegen, aber mach schnell.
- Okay, ich schreib drauf, wir lassen uns von dir nicht mehr tyrannisieren.
- Nein, das ist nicht so gut, lass uns das anders formulieren...

Wir einigten uns schliesslich auf eine Formulierung, schrieben den Text und legten den Zettel dann offen auf meinen Schreibtisch. Beim ersten Gang durch das Zimmer in drei Stunden würde sie ihn finden.

- Das musste sein. Schade, dass wër der ihr Gesicht nicht mehr sehn können, wenn se das liest.
- Der ihr Gesicht möcht ich erstmal überhaupt nich mehr sehn. Hopp, wir müssen los. Wir sin eh schon zu spät dran.

Diese Aktion hatten wir vorher nicht geplant. Sie war spontan. Ich war ein wenig irritiert. Was war noch zu beachten? Irgendwas war noch. Na egal, es war jetzt noch später, und wir mussten so schnell wie möglich los. Licht aus.
Im Treppenhaus war etwas Licht von der Strassenbeleuchtung. Wir trugen die Sachen die zwei Stockwerke nach unten und stellten sie vor die verschlossene Haustüre. Ich ging wieder nach oben, nahm den Hausschlüssel vom Schlüsselbord, vorsichtig, und nahm ihn mit nach unten, wo Norbert wartete und sich die Schuhe zuband. Ich schloss die Haustür auf und brachte den Schlüssel wieder hoch.
Oben kam ich an der Wohnungstür an. Ich ging ein letztes Mal einen Schritt in diese Wohnung. Um den Schlüssel wieder an das Brett zu hängen. Ich zögerte. Dann bedachte ich, dass es klimpern könnte, überlegte kurz, und legte den Schlüssel dann geräuschlos auf die Fussmatte vor der Wohnungstüre. Auch die Wohnungstüre konnte ich nicht zuziehen, es hätte ein Geräusch gegeben. Ich liess sie einen Spalt offen. Dann ging ich leise wieder nach unten.

Norbert hatte inzwischen die kleinen Tüten schon grösstenteils nach draussen gestellt. Ich nahm die grosse Lego-Tüte und stellte sie auch raus, während Norbert die Tür aufhielt. Er wollte die Haustüre jetzt schliessen. Ich kam dazu. Endlich mussten wir nicht mehr ganz so leise flüstern, das war mir schon bald auf die Nerven gegangen. Ich fragte mich, ob wir die Haustüre noch offenlassen sollten.
- So, solln wër se noch offenlassen?
- Ach was, ich will da nich mehr rein.
- Ham wër alles?
- Ja-
- Solln wir se nicht noch offenlassen?
- Nein wozu denn? Also ich will da nicht mehr zurück. Wenn wir jetz zumachen, gibt es halt kein Zurück mehr. Das ist der historische Moment. Jetzt ist der Moment wo wir endgültig abhauen.
Für Norbert war es die grosse symbolische Szene. Die definitive Entscheidung. In wenigen Sekunden würde es kein Zurück mehr geben.
- Oder wir legen doch noch was zwischen, zur Sicherheit.
- Nein jetzt, lass doch, wir müssen auch endlich mal los.

Im Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis steht an dieser Stelle: Alles war fertig. Alles war bereit. Er wusste, wo sein Handtuch war.
Es war die Sekunde, bevor die Erde im Rahmen der Baumassnahmen, zumindest angeblich, für eine gigantische Hyperraum-Umgehungsstrasse gesprengt wurde, und Galaxistramper Ford Prefect von Beteigeuze 5 mit einer Art elektronischem Daumen von einem Vogonen-Raumschiff mitgenommen werden würde. Zusammen mit dem Erdling Arthur Dent und einer Tasche verschiedener nützlicher Dinge, in der sich selbstverständlich auch ein Handtuch befand.
Dieser Tasche entsprach in unserem Fall eine fünfundzwanzig mal fünfunddreissig Zentimeter grosse hellbraune College-Mappe, die sich in diesem Moment exakt in einer Schublade eines Nachtschränkchens neben meinem Bett in unserem Zimmer befand. Es war nebensächlich, dass Per Anhalter durch die Galaxis noch nicht ins Deutsche übersetzt war, und ein Handtuch gar nicht zu den Dingen gehörte, die sich in der College-Mappe befanden. Wir liessen die untere Haustür ins Schloss fallen und nahmen unsere Tüten und Taschen in die Hände.
Wir waren fertig.
Wir waren bereit.
Wir wussten keinesfalls, wo unser Handtuch war.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Liste vom 6. Mai 1980 in Geheimschrift

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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