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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

08 - High Noon im Innenstadtrevier - Dienstag, der 6. Mai 1980

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14

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Wir kamen am Bahnhof an. An der Südseite des Bahnhofsgebäudes, genauer, in einer an das Bahnhofsgebäude angebauten Baracke, befand sich ein kleiner Raum der Bahnpolizei. Zu viert betraten wir den Raum.
Der Bahnbeamte, mit dem Herr Schrader gesprochen hatte, hiess Dahl. Er war relativ klein, ein wenig dick, Halbglatze, Bierbauch und stand hinter einem Thresen. Das Büro war spartanisch eingerichtet. Eine Sitzecke im Stil der sechziger Jahre, ein Ständer mit Info-Material, daneben eine armselige Zimmerpflanze, die schon lange kein Wasser mehr gesehen hatte.

Dahl war nicht zu überzeugen. Nein, die Kinder könnten auf keinen Fall hier auf der Wache bleiben. Das käme überhaupt nicht in Frage. Schrader versuchte, ihm so plastisch wie möglich auszumalen, wie hektisch und brisant es auf der Innenstadtwache zuging, wenn Verbrecher reingeführt wurden. Aber Dahl hielt dagegen, sprach seinerseits von Widerständen, die sie hier genauso haben konnten. Natürlich waren filmreife Szenen mit Verbrechern, die mit Messern bewaffnet sich die Kinder als Geiseln schnappten und die Welt in Atem hielten, auch dienstagsmorgens im Mainzer Bahnhof jederzeit möglich.
- Wenn wir da Widerstände haben! Das können wir nicht machen!
Schrader machte den Fehler und widersprach ihm - mit dem Ergebnis, dass der Bahnbeamte jetzt erst recht mauerte. Ihm fiel sogar eine weitere Finesse ein, mit der weder Schrader noch ich gerechnet hatten. Kinder dürften so weite Strecken sowieso nicht alleine fahren, ohne Begleitung der Eltern.
Ich wandte mich vom grossen gelben Abfahrtsplan ab, der an der Wand hing und den ich überflogen hatte, denn mir kam eine Idee.
- Nee, wir brauchen ja auch nicht bis Norddeutschland. In Brühl wohnt eine Tante von unsrer Mutter, das is bei Köln, da bräuchten wir nur bis dahin, und von da kann uns unsre Mutter abholn.
- Nein, auch nicht bis Brühl. Des geht doch ums Prinzip.
- Aber warum denn nicht?
Schrader zog die Augenbrauen hoch und sah mich ein wenig resignierend an.
- Verantwortung.
- Ja, auch wenn Se des net hören wollen, Verantwortung, so leids mër tut! Mir ham hier unsre Vorschriften.
- Und wenn die jetz bei uns warten solange- wie würd des jetz gehn mit die Fahrscheine? Müsst die Mutter des dann da am Bahnhof einzahln?
- Naa, des geht net, des kömmër net machen, wie ich ja scho gsagt hab. Des is ausgeschlossen.
Schrader ärgerte sich. Selbst um rauszukriegen, wie das mit der Bezahlung der Fahrscheine lief, musste er sich jetzt schon Tricks einfallen lassen! Langsam hatte er wirklich genug. Aber es half ja nichts.
- Ja, und wenn des jetz net wär mit der Verandwordung. Jetz mal rein theoretisch. Wir wolln ja aa mal selber wissen, wie des geht. Jetz meinetwegen für Erwachsene. Könnt mër des dann da einzahln?
- Ja, die könnt des da einzahln. Die würd des da einzahln, dort wo se wohnt, am Bahnhof, und na geht des halt über ne Fahrgeldhinterlegung nach Mainz.
- Wie, per Telex jetz?
- Ja, Basa, des is sowas ähnliches. Also praktisch hierher. Wenn des dann da is, würde mër bei der Wache anrufen, die Nachlösung ausschreiben-
- Nachlösung?
- Ja, so heisst des halt, die Mutter bezahlt die Nachlösung, da wird dann hier son Formular ausgeschrieben, die Fahrgäste unterschreiben das dann.
- Hier im Bahnhof?
- Ja, damit wirn Beleg haben.
- Und wie kämen die dann an die Fahrkarten?
- Die würden hier dann ausgeschrieben werden.
- Die Fahrscheine würden hier ausgschrieben wern? Ganz normale Fahrkarten?
- Ja, scho, aber mir könne die Kinder hier net einfach in de Zug setze, des is des Problem, weil mër hier die Verandwordung net übernehme könne.
- Ja gut, des is scho klar. Des is ja nur theoretisch. Das mer überhaupt mal wisse wie des geht. Könnt die des da in Neustadt einzahln?
- Was, in Neustadt an der Weinstrass jetz?
- Naa, in Norddeutschland, des gibt da aach eins.
Mit gefiel die Art, wie das Gespräch langsam konkreter wurde. Wenn auch nur rein theoretisch. Basa war das bahninterne Telefonsystem. Und wenn sie schon in Neustadt waren, konnte ich sie auch gleich nach Lübeck schicken und griff in das Gespräch ein.
- Nee, der Bahnhof wird da noch nich aufhaben. Ich kenn das da oben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der aufhat. Das is ne ganz kleine Stadt. Ich wohn da ja. Frühestens ab acht oder so. Die könnte höchstens nach Lübeck fahrn. Wissen Sie, wann der Bahnhof in Lübeck aufhat?
- In Lübeck? Na, der dürft vielleicht so ab halb sechs oder so auf ham. Oder sechs vielleicht.
- Also gut, dann könnt die das in Lübeck einzahln? Wenn des jetz gehen würd?
- Ja, in Lübeck dann wahrscheinlich, ja.
- Und wie lang würd des dann dauern, bis des hier wär? Drei Stunden?
- Naa, des geht schneller. Mehr als ne Stunde net. Des geht schnell.
- Un wie sin so die Preise dann? Was dät des jetz kosten für die zwei Kinner?
- Na, so zweihundert Mark, mehr dürfte des net sein.
- Ja, oder mir übernehme die Verandwordung. Und bringe se nachher hier zum Bahnhof.
- Ja - was - da sin se doch gar net für zuständig!
- Ja, wir könne doch die Kinner net de ganze Tag auf der Wache sitzen lasse!
- Un mitm Audo hochfahrn kömmër se do aa net.
- Ja, des tut mir ja aa leid, aber des geht ebe net. Dann muss die Mutter halt hier herkomme und die selber abholn. Wenn dene unterwegs was zustösst- wissense, das is das Problem! Dann habe mir die Verandwortung.
- Unsere Mutter kann nicht kommen, das kann ich Ihnen gleich sagen. Und wenn, dann wär die ja höchstens heute abend erst hier. Dann würden wir so lange auf der Wache sitzen müssen. Aber die kann nicht kommen, das kann ich Ihnen garantieren, die kann die teuren Bahnpreise gar nicht bezahlen.
Ich war überrascht, wie gereizt der Bahnpolizist umgehend reagierte.
- Aha, und für euch kann sie die schon bezahln, die teuren Bahnpreise?! Damit ihr hier rumfahren könnt?! Dafür sin die Bahnpreise net zu teuer?!
- Das is ja wohl noch teurer, wenn sie jetzt auch noch bis Mainz und zurück fahren muss.
Schrader ergriff das Wort.
- Ich denk, ihr habt Freifahrtscheine?
- Ja, wir haben ausserdem Freifahrtscheine, wir zahlen sowieso nix.
Freifahrtscheine hätte Schrader vielleicht nicht unbedingt sagen müssen. Jedes weitere Detail der Story barg unnötige Gefahren. Wie befürchtet, fragte Dahl sofort nach und lenkte ziemlich vom Thema ab. Na gut, immerhin konnte ich jetzt vor Schrader und dem Beifahrer mit Detailwissen aufwarten.
- Wie kommts ihr denn an Freifahrtscheine?
- Unser Vater arbeitet bei der Bahn.
- Aha, und bei welcher Dienststelle? Hier in Mainz?
- Nein, in Neumünster oder wo, oder Flensburg, weiss ich nicht genau.
- Wwisst ihr net? Aber ihr habt Freifahrtscheine. Aber da könnts ër doch umsonst fahrn, da brauchts ër doch kei Fahrkarten kaufen.
- Die ham se doch verloren. Deswegen sammër ja hier.
- Achso, die ham se verloren?
- Ja, heut früh hamse die verloren. Na hammër se uffgegriffen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

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Mainz Hauptbahnhof von Süden gesehen (Aufnahme 1990). Vorne die Baracke der Bahnpolizei und die Halle der Gepäckabfertigung (vier Fenster), die später abgerissen wurden, dahinter das historische Bahnhofshauptgebäude

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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