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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

08 - High Noon im Innenstadtrevier - Dienstag, der 6. Mai 1980

Seite:

 

50

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9:15 Uhr. Auch ein erfahrener Beamter aus der Einsatzzentrale lernte nie aus. Tatsächlich, hier stand eine Meldung im Protokoll der letzten Schicht, zwei Kinder waren gegen 4:50 Uhr an der Rheinstrasse angetroffen und ins Polizeipräsidium gebracht worden. Innenstadtwache. Weitere Einträge lagen nicht vor. Nun gut, das liess sich recherchieren. Er rief in der Wache an.
- Polizei Mainz-.
Der Beamte am Apparat gab den Hörer schnellstens weiter an Dienstgruppenleiter Schmidt.
Und der hatte richtig vermutet. Nun erfuhr er die Wahrheit. Die Kinder hatten ihn und die gesamte Polizei nach Strich und Faden angelogen. Wie er gesagt hatte. Sogar falsche Namen hatten sie angegeben. Die Geschichte wurde immer unglaublicher. Doch das konnte er gegenüber dem Kollegen in der Einsatzzentrale nicht so freimütig zugeben.
Der Fall sei der Bahnpolizei übergeben worden, sagte Schmidt stattdessen. Die Bahnpolizei wisse Bescheid, wo die Kinder gerade seien. Dass er selber mitbekommen hatte, in welchem Zug die Kinder eingestiegen seien, brauchte er auch nicht unbedingt zu erwähnen. Nachher käme der Kollege noch auf die Idee, Schmidt solle sich mit der Bahnpolizei selber in Verbindung setzen und den Fall weiter bearbeiten. In jedem Fall waren die Kinder nicht mehr in Mainz, sondern im Zug, und der Verweis auf die Bahnpolizei war daher vollkommen korrekt. Die Mainzer Polizei konnte ohnehin nichts mehr tun.
Der Kollege in der Einsatzzentrale bedankte sich für die Information und suchte sich die Nummer der Bahnpolizei heraus. Diesen Job hatte er sich selbst zuzuschreiben. Er hätte gleich im Nachtprotokoll nachsehen können. Dann hätte der Vater sich auch selbst mit der Bahnpolizei in Verbindung setzen können.

9:20 Uhr. Unser Vater reagierte aufbrausend. Natürlich hätte sie dort schon längst anrufen können, während er noch im Zug sass, jeder Hinweis zählte! Ein Mitschüler von Norbert, hatte Ursula ihm lustlos erklärt, aber sie wüsste nicht, warum sie da auch noch hätte anrufen sollen. Was sollte denn das jetzt heissen? Sollte er jetzt alles alleine machen? Die Schulangelegenheiten waren eindeutig ihr Aufgabengebiet.
Was nun folgte, war ein Detail, das wir nach über zwei Jahrzehnten nur noch mit Hilfe von Indizien aus einer weit entfernten, verschwommenen Erinnerung rekonstruieren konnten. Denn zu den vielen Telefonaten an diesem Morgen gesellte sich heimlich noch ein weiterer Anruf. Nennen wir ihn den Geisteranruf. Wie das Geisterschiff beim Untergang der Titanic**.
Niemand weiss mehr, um welche Uhrzeit dieses Gespräch geführt wurde. Niemand weiss mehr, warum. Sicher ist, Ursula rief an diesem Tag in der Stahlbergstrasse an. Und sie fragte, ob Bert wüsste, was Norbert heute vorhatte. Sicher ist auch, Bert Martens war nicht da.
Bert hatte knapp zehn Minuten Schulweg, kam aber an sonnigen Tagen gerne auch einige Minuten früher. An diesem Tag dürfte er gegen 9:15 Uhr aus dem Haus gegangen sein. Und irgendwann nach 9:25 Uhr hätte sich auch Ursula ausrechnen können, dass sie Norberts Mitschüler nicht mehr erreichen konnte.
Ursula erfuhr von Berts Mutter nichts. Das war nicht anders zu erwarten.
Der Anruf bei Berts Mutter war wie ein hilfloses Suchen nach einer Stecknadel im Heuhaufen, nach einem unbeleuchteten Schiff in der dunklen Weite des nächtlichen Ozeans. Keinen einzigen von Norberts Freunden kannte sie beim Namen. Sollte es jemanden gegeben haben, dem Norbert sich anvertraut hätte, sie hätte an diesem Morgen kaum eine Chance gehabt, ihn herauszufinden. Und jetzt ging es nicht mehr. Alle anderen Mitschüler und Freunde von uns waren nun in der Schule.
Bert würde Norbert erst ein Jahr später von dem Anruf erzählen, den seine Mutter damals entgegengenommen hatte. Und er würde die Uhrzeit erwähnen, wann dieser Anruf gekommen war. Und mit ihm und Jutta würde Norbert sich köstlich über Ursulas hilfloses Rärtselraten amüsieren. Rätselraten zu einem Zeitpunkt, zu dem wir bis dahin geglaubt hatten, die Polizei hätte unserem Vater schon längst alles erklärt.
Danach würde der Geisteranruf wieder verblassen. Sorglos würde er das Filmdrehbuch umschiffen. Nirgends würde er schriftlich festgehalten werden. Erst über zwanzig Jahre später würde er auftauchen, als ein verschwommenes Lachen in Norberts Erinnerung.
Doch zur Dokumentation reicht manchmal auch ein Lachen. Hätte Ursula zu einem anderen Zeitpunkt angerufen, hätte es für Norbert keinen Grund gegeben, sich bei Bert ein Jahr später noch derart zu amüsieren.

* Aufnahme aus: Wolf C & Ernst C. 2002. Die Baureihe 103. Die Geschichte der berühmten Intercity-Ellok. -- 368 pp., EK-Verlag, Freiburg.
Aufnahme Dieter Kempf, 16.5.1985.

** Als Geisterschiff wird ein unbekanntes Schiff bezeichnet, das sich am 15. April 1912 vor Neufundland unbeleuchtet zwischen der sinkenden Titanic und der 35 km entfernten Californian befunden haben musste, nach übereinstimmenden Aussagen von Augenzeugen aus beiden Schiffen. 1962 wurde kurzzeitig der norwegische Robbenfänger Samson ins Spiel gebracht, dessen erster Maat Hendrik Næss die Signalraketen des Passagierdampfers gesehen haben wollte und auf seinem Sterbebett aussagte, der illegal fischende Dreimaster sei danach heimlich davongefahren. Allerdings existieren Hafendokumente, die belegen, dass die Samson im April 1912 etwa 1000 km weiter nordöstlich bei Island fischte. Das Geisterschiff blieb unbekannt.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Intercity mit Baureihe 103, bei Oberwesel (Aufnahme Mai 1985*)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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