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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

08 - High Noon im Innenstadtrevier - Dienstag, der 6. Mai 1980

Seite:

 

51

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9:25 Uhr. Bahnpolizist Dahl staunte nicht schlecht, was ihm die Einsatzzentrale der Landespolizei da erzählte. Der Vater habe sich gemeldet und die beiden Kinder würden jetzt plötzlich vermisst! Die Bahnpolizei hatte sie doch unbedingt in den Zug setzen sollen! Was war denn das für ein Chaos?! Wenn es nach ihm gegangen wäre, beeilte er sich zu sagen, wären die Kinder gar nicht erst zum Bahnhof gekommen. Aber die Kollegen der Polizei hatten ja alles besser wissen müssen. Hätte die Polizei gleich auf ihn gehört, wäre das nicht passiert und die Kinder wären jetzt nicht im Zug.
Waren sie aber?
Ja, natürlich waren sie das! Der Vater hätte die Kinder begleiten müssen. Noch einmal lasse er sowas nicht mit sich machen, setzte Dahl gereizt hinzu. Kinder hatten grundsätzlich nur in Begleitung Erwachsener zu reisen.
Warum sollten die Kinder jetzt wieder zurück nach Mainz? Dahl verstand das Problem überhaupt nicht.
Der Beamte aus der Einsatzzentrale war ebenfalls überfordert. Die Verantwortung dafür, dass die Kinder in den Zug eingestiegen waren, konnte doch nur bei der Bahnpolizei liegen. Es sei denn, Dahl war übergangen worden. Was ja offenbar nicht zutraf.
Dahl setzte noch einmal an, doch der Beamte am anderen Ende der Leitung unterbrach sofort, die Einsatzzentrale konnte nicht blockiert werden und es ging nur darum, den Verbleib der Kinder zu klären.
Und jetzt?
Wer war zuständig? Die Kinder sassen im Zug. Es war vollkommen klar, dass die Bahnpolizei zuständig war. Der Intercity Merkur war inzwischen schon hinter Koblenz. Es war wieder mal die Bahnpolizei, die die Fehler der Landespolizei ausbügeln, die Kinder jetzt auf der Strecke abfangen und sogar nach Mainz zurückbringen musste! Und die Herren drehten es jetzt sogar noch so hin, als sei es ein Fehler der Bahnpolizei gewesen! Es war nicht zu glauben.
Aber auch nicht zu ändern. Der Kollege der Einsatzzentrale gab ihm die Daten des Vaters.
Dem werde er aber was erzählen. Doch zuerst musste sich Dahl noch einmal mit dem Kollegen des Fahrkartenschalters in Verbindung setzen. Er brauchte die genauen Daten der Fahrgeldhinterlegung.

Unser Vater konnte sich nie erklären, wie die Bahnpolizei urplötzlich darauf gekommen war, ihn anzurufen und zu fragen, ob er zwei Kinder in diesem Alter und mit diesen Namen habe. Nie wäre er auf die Idee gekommen, die Bahnpolizei zu kontaktieren.
Natürlich seien das seine Kinder, bestätigte unser Vater. Wo sie seien, fragte er sofort. Eine solche Frage hatte Dahl gar nicht erwartet.
- Die sitzen doch gerade im Zug!
Die konnten ja gar nicht im Zug sitzen, widersprach unser Vater irritiert, sie hatten ja keine Fahrkarten. Es sei denn, sie fuhren schwarz.
- Die Fahrkarten haben wir ihnen doch ausgeschrieben, weil sie keine hatten. Nach Neustadt in Holstein.
- Sie ham dene Fahrkarten ausgeschrieben?!
- Ja natürlich!
- Wie könna Sie dene denn Fahrkarten geben, ohne uns zu fragen!
- Sie haben die Fahrkarten doch bezahlt!
- Ich? Nie!
- Ich versteh das Problem überhaupt nicht! Die Kinder haben ihre Mutter angegeben, und die hat die Fahrkarten in Lübeck ordnungsgemäss bezahlt! Wissen Sie das denn nicht?
- Bis jetzt wusste ich das nicht...
Der Bahnhof in Mainz habe sie nur ausgeschrieben, rechtfertigte sich Dahl, und unser Vater erklärte ihm in wenigen Worten, dass die Mutter gar nicht erziehungsberechtigt war und die Kinder in diesem Moment eigentlich in Mainz in der Schule sein sollten.
Unser Vater machte sich schnell ein Bild, was an diesem Morgen abgelaufen sein musste. Die beiden hatten ihre Fahrscheine vergessen, waren zur Bahnpolizei am Hauptbahnhof gegangen und hatten dort Fahrkarten bekommen, die M-K bezahlt hatte. Also war Ursulas anfängliche Vermutung doch richtig gewesen. Fast taten wir ihm direkt leid. Nun hatten wir alles schon so schön vorbereitet, und im letzten Moment vergessen wir die Fahrscheine. Trotzdem, was sich die Bahnpolizei geleistet hatte, war ein starkes Stück. Es war seine Art, dem Bahnpolizisten im ersten Moment die Meinung zu sagen.
- Des hams ja sehr klug gemacht, ich ha des Sorgerecht und mach mir da Sorgen und Sie gebn dene Kinder a Fahrkarten und lassen die einfach so fahrn!
Doch lamentieren half jetzt wenig. Er war ja auf die Bahnpolizei angewiesen. Der zerknirschte Bahnpolizist wusste genau, in welchen Zug die Kinder eingestiegen waren und nannte unserem Vater Zugnummer und Abfahrtszeit.
Dem Vater, der ausserdem noch Direktor in der Zentralen Transportleitung und damit Dahls Kollege war! Gut, noch waren die Kinder nicht in Köln. Es war noch genügend Zeit, entsprechende Massnahmen in die Wege zu leiten. Natürlich hatte unser Vater recht, dass die Bahn erst klären hätte müssen, wer erziehungsberechtigt war. Vorher durften sie Minderjährige nicht auf die Reise schicken. Andererseits hatte erstens die Landespolizei die Fahrgeldhinterlegung in die Wege geleitet, und zwar eigenmächtig, und zweitens hatten die Kinder offenbar nirgends gesagt, dass die Mutter nicht das Sorgerecht hatte.
Wer bei der Bahn hätte darauf kommen sollen? Sollten sie bei jeder Mutter erst noch eine schriftliche Sorgerechtsbestätigung einholen, bevor sie für ihre Kinder Fahrkarten verkauften? Von der Praxis des Betriebsalltags schienen die Direktoren der höheren Laufbahnen keine Vorstellung zu haben.
Aber das konnte Dahl unserem Vater nicht sagen. Stattdessen sagte er ihm, in welchem Zug die Kinder waren. Und begriff umgehend, er hatte es tatsächlich mit einem erfahrenen Bundesbahner zu tun. Der ihm umgehend erklärte, der Intercity sei noch nicht in Köln. Es sei ihm egal, wie, aber die Kinder seien sofort wieder nach Mainz zurückzubringen. Dahl sagte zu, zumindest eine Festnahme der Kinder in Köln in die Wege leiten zu können, und begann sich in Gedanken schon Argumente zurechtzulegen, wie er das nun den Kollegen in Köln beibringen wollte**.
Die beiden Bundesbahner beendeten ihr Gespräch.
Dahl wusste genau, dass die Bahnpolizei auch in Köln keine Kinder auf der Wache behalten konnte. Aber er hatte ein schlechtes Gewissen. Von Anfang an hatte er genau gewusst, dass objektiv gesehen er es war, der das Einsteigen der Kinder in diesen Zug zu verantworten und jetzt ärgerlicherweise die unliebsamen Konsequenzen zu tragen hatte.
Zwei Kinder im Alter von zwölf und vierzehn Jahren in diesem Zug zu finden war kein grosses Problem. Dahl konnte den Kollegen genau sagen, in welchem Wagen wir sassen. Zwischen Köln und Mainz lagen im Intercity-Netz nur zwei Bahnhöfe, sodass die Kölner die Kinder einfach wieder retour schicken konnten. Ansonsten konnten sie sie auch festnehmen und der Landespolizei übergeben, und dann sollten die eben sehen, wie sie mit ihnen fertig würden.
In jedem Fall drängte die Zeit, denn die Kölner Kollegen mussten rechtzeitig vor der Ankunft des Zuges um 9:57 Uhr informiert sein.

* Aufnahme aus: Wolf C & Ernst C. 2002. Die Baureihe 103. Die Geschichte der berühmten Intercity-Ellok. -- 368 pp., EK-Verlag, Freiburg.
** Das Detail mit der Bahnpolizei in Köln ist nicht sicher dokumentiert. Früheste erhaltene schriftliche Notiz im Drehbuch, 1986. Sie geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine telefonische Mitteilung unseres Vaters an M-K am 6. Mai zurück. Wenig wahrscheinlich ist, dass sich M-K so etwas ausgedacht haben könnte.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

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Köln Hauptbahnhof, Juni 1980 mit Baureihe 103 und Intercity*

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
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