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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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09 - So couragiert wie Deine Mutter - Die ersten Monate in Holstein

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So couragiert wie Deine Mutter - die ersten Monate in Holstein

Montag, 12. Mai 1980
Erster Schultag in Neustadt. Jetzt war ich mal gespannt, was hier abging.
Mathe, bei Herrn Andersson. Es war sein letztes Jahr - er stand kurz vor der Pensionierung. Andersson wirkte sehr nett. War er auch. Ausgerechnet in der allerersten Stunde schrieben sie eine Mathe-Arbeit. Na toll. Und was für einen Müll.
- Du kannst sie ja mal mitschreiben, dann kann ich vielleicht sehn, wo du so stehst.
- Das ist unfair, wir hatten das Thema gar nicht gehabt in Mainz.
- Wir brauchen das ja nicht fürs Zeugnis zu werten. Schreib einfach mal mit.
- Hey, ich will das nicht mitschreiben! Das Thema haben wir noch nie gehabt - ich weiss überhaupt nicht, um was es da geht!
- Jetzt hab mal keine Angst, ich hab dir ja gesagt, wir werten das nicht für das Zeugnis und du kannst es trotzdem einfach mal so mitschreiben. Einverstanden?
Na gut, schrieb ich mit, versuchte völlig ohne Vorkenntnisse einige Aufgaben zu lösen - und war überrascht, dass es am Ende tatsächlich eine Vier wurde. Ich war richtig stolz auf mich. Aber es war ein Fehler, wie sich bei der Rückgabe der Arbeit herausstellte.
- Na, siehst du, du hast es ja doch gekonnt. Obwohl ich ja sagen muss, ganz so weit her wie du meinst, scheint es ja auch nicht zu sein mit dir in Mathe.
- Mann, ne Vier, das war echt ne Leistung, ich hatte das Thema echt noch nie gehabt und hab auch die Vorkenntnisse nicht! Auch, das, was wir jetzt durchnehmen, kapier ich nicht. Eins baut doch aufs andere auf! Auch Sie hätten keine Chance, aus dem Stehgreif ohne Grundkenntnisse bei sowas Einsen zu schreiben!
Er verdonnerte Siegfried, der neben mir sass, dazu, mit mir bei sich zuhause Mathe zu üben und mir die Vorkenntnisse beizubringen. Na gut, versuchten wir das. Aber es gab schnell Probleme. Siegfried war zwar Klassenbester in Mathe, hatte aber kein Interesse daran, dass sich das änderte. Ausserdem hatte er selber bessere Sachen zu tun. Seine didaktischen Fähigkeiten gingen entsprechend gegen null.
Okay, lass mal, meinte ich zu ihm, ich regel das selber. Wir sagen einfach, wir haben das versucht, okay? Wir fingierten ein paar Termine, damit Andersson uns nichts nachweisen konnte, und schon eine Woche vor der nächsten Klassenarbeit fing ein neues Thema an. Ein Themengebiet, das in Mainz schon durchgenommen worden war. Hier konnte ich endlich voll einsteigen. Dann hatte ich eine ungewöhnliche Idee für die Klassenarbeit, in der das neue Thema noch nicht geprüft wurde.
Anstatt mich krampfhaft wieder mit ein oder zwei von fünf Aufgaben hinzubiegen und Punkte für eine Drei minus oder Vier zu sammeln, entschloss ich mich, an die Aufgaben zu gehen, wo ich echt nichts wissen konnte. Er hatte tatsächlich ein paar Aufgaben drin über Sachen, die sie durchgenommen hatten, als ich noch in Mainz war. Demonstrativ versuchte ich mich an diesen, und schrieb stolz und würdevoll meine erste glatte Sechs in einer Klassenarbeit. Ausgerechnet in Mathe. In keiner der zwölf Mathe-Klausuren von der Elften bis zur Dreizehnten würde ich später eine andere Note als eine Eins schreiben.
- Hm, hat das nicht geklappt mit Siegfried?
- Nee, der kapiert das zwar selber, aber der kann das nicht erklären.
- Aber das kann doch gar nicht sein!
- Er hat eben keine didaktischen Fähigkeiten. Aber die muss er ja auch nicht haben, wenn er ne Eins im Zeugnis haben will.
- Das ist richtig...
Der Lehrer hatte aber inzwischen verstanden, dass ich mit dem neuen Thema besser zurecht kam und im Unterricht ziemlich schlaue Dinge bemerkte. Die Sechs wollte er als Ausrutscher werten und mir keine Fünf geben, obwohl ich eine Vier und eine Sechs geschrieben hatte. Oh, das war ja nett. Aber ich hatte etwas ganz anderes im Sinn.
Gut, eine Eins im Zeugnis konnte ich vergessen. Bei den Noten. Aber eine Zwei war immer noch drin. Eine Arbeit schrieben wir ja noch. Und diesmal über das neue Thema.
Ich legte mich ins Zeug und schrieb eine Eins.
Herr Andersson nahm es mit Humor. Das habe er auch noch nicht erlebt - ein Schüler, der nacheinander Sechsen und Einsen schrieb. Andersrum schon eher. Na, dann wurde es aber Zeit, so kurz vor der Pensionierung, meinte ich verständnisvoll. Was er mir denn jetzt ins Zeugnis geben sollte, fragte er. Inzwischen war aber das Abgangszeugnis aus Mainz eingetroffen, wo Schlier mir eine Zwei gegeben hatte.
- Ne Zwei, was denn sonst?
- Aha, und der Rest waren wohl Ausrutscher?! Und wenn ich jetzt die Eins als Ausrutscher werte - dann kann ich dir also auch ne Fünf ins Zeugnis geben?
- Sie können mir auch ne Fünf geben. Wär witzig. Wär mir auf alle Fälle lieber als ne Drei.
- Naja, ne Vier hätt ich jetzt gedacht...
- Was?!
Er dachte wohl wirklich, dass ich hier um eine Drei kämpfte. Aber da war er falsch gewickelt.
Subjektiv stände ich eigentlich auf einer Eins, erklärte ich ihm. Ich hatte im Winter bei Schlier zwei Arbeiten hintereinander mit Drei und Vier verhauen. Das war in Geometrie. Deswegen hatte ich von ihm auch nur eine Zwei ins Abgangszeugnis bekommen - die folgenden Arbeiten waren Einsen gewesen. Denn danach kam wieder Algebra, und dort hatte ich eigentlich nie etwas anderes als Einsen geschrieben - und hätte also bis zum Ende des Schuljahres auch wieder so viele Einsen angesammelt, dass Schlier mir im Jahreszeugnis mit einiger Wahrscheinlichkeit auch wieder eine Eins gegeben hätte. Das hatte schon einmal geklappt.
- Von Eins auf Fünf in vierzehn Tagen - das wär ja mal was. Entweder Sie geben mir ne Zwei oder ne Fünf. Über was anderes reden wir hier gar nicht.
Langsam verstand er. Er hatte mich unterschätzt. Die Zwei stand ja schwarz auf weiss im Abgangszeugnis. Er musste nochmal aus vollem Herzen lachen.
- Aber ich muss echt deinen Mut bewundern, da einfach glatt ne Sechs zu schreiben! Ich nehm dir das einfach nicht ab, dass du da gar nichts gewusst hast in der Arbeit.
- Hätten sie vielleicht auch gemacht. Geben Sies zu.
Er lachte noch einmal und gab mir eine Zwei ins Zeugnis.
- Aber mach sowas nicht nochmal...!
- Es gibt bestimmte Sachen, die kann man nur einmal machen im Leben. Und genau den Zeitpunkt muss man sehen.
Noch einmal lachte er und legte mir kopfschüttelnd die Hand auf die Schulter.
- Du scheinst da ja echt was gelernt zu haben da in deiner Schule! Ich will nicht wissen, wo man sowas lernt!

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Neustadt in Holstein: Hafen mit Stadtkirche, Altstadt und Binnenwasser (Foto M. Tychsen, 2004)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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