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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

09 - So couragiert wie Deine Mutter - Die ersten Monate in Holstein

Seite:

 

03

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
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Norberts Mainzer Klasse schrieb ihm einen Brief. Sie vermissten ihn und wünschten sich, er würde zu ihnen zurück kommen. Ich beneidete ihn fast ein wenig. Von meiner Klasse konnte ich so etwas nicht erwarten. Sie wollten ihn am liebsten wieder bei sich haben. Ich schrieb es Viktoria. Mit ihrer scharfen Antwort hatte ich nicht gerechnet.

Ich finde es von Norberts Klasse nicht gut, daß sie ihn zurückhaben wollen. Ich finde das ganz schön selbstsüchtig. Wissen sie eigentlich von den Verhältnissen in eurer Familie?

Das war zu streng. Es war sicher richtig, dass Norberts Klasse von seinen Familienverhältnissen nicht viel wusste. Aber da war doch noch eine zweite Komponente. Konnte sie denn gar nicht nachvollziehen, was Zuneigung war? Sprach es nicht auch für diese Klasse, wenn sie einen der ihren wieder bei sich haben wollte? Sagte es nicht auch etwas aus darüber, dass sie sich in dieser Klasse gerne mochten? Und darunter litten, wenn einer aus ihrer Mitte gerissen wurde?
Eine Sache konnte Viktoria allerdings nicht wissen: die Klasse sah nicht nur sich selber. Sie sah auch das Mädchen, das nun alleine in der zweiten Reihe sass, alleine neben einem Platz, der leer blieb und nun für immer leer bleiben würde. Es muss ihnen so leid getan haben, dass der, von dem Jutta geküsst werden wollte, nie wieder neben ihr sitzen würde. Nach dem 6. Mai war Jutta nie wieder zu spät in die Schule gekommen.
Auch Norberts Klasse hatte ihm, ohne es zu ahnen, ein Abschiedsgeschenk gemacht. Juttas vorletzter Kuss vor seinem Abschied ging ausgerechnet auf eine Inititative der Klasse zurück. Mein Abschiedsgeschenk hatte Küppers formuliert. Norbert hatte eine andere Welt verlassen als ich.

Niedlich war auch, wie Viktoria in ihrem Brief vom 23. Mai schrieb, was ihr Alexander gesagt hatte.

Von Alexander weiß ich, daß Fred auch alles weiß. Alexander weiß zwar nichts genaues. Er sagte zu mir: "Entweder er hat keinen Bock mehr oder es ist irgend etwas mit seinen Eltern". Er fragte mich auch ob ich etwas wüßte, worauf ich verneinte, weil er mir erzählte, daß Fred gesagt hat, daß er nichts sagen darf. Willst du immer noch, daß wir still sein sollen?

Auf diese Weise erfuhr ich, dass Steffen tatsächlich Fred Bescheid gesagt haben musste und ihm auch überzeugend rübergebracht hatte, er sollte nichts weitererzählen.
Zwei Wochen waren inzwischen vergangen. Und immer noch hielten die Leute dicht. In Norberts Klasse nicht. Aber spätestens jetzt wurde auch mir klar, dass unsere panische Angst völlig übertrieben war. Ich schrieb ihr endlich, sie könne es den anderen sagen. Für die war das sicherlich viel zu spät. Schon am ersten Tag hätte ich ihr das schreiben können. Und Steffen auch.
Aber M-K hatte ihre irrationalen Ängste auf uns übertragen und war noch wochenlang davon überzeugt, dass unser Vater seinen Spruch vom 6. Mai, er wolle verlorenes Terrain nicht wieder zurückerobern, wieder vergessen und uns mit Gewalt wieder nach Mainz zurückholen wollen würde. Auch Viktoria wurde da mit hineingezogen. Ich schrieb ihr davon, und sie fragte zurück.

Was habt ihr vor, wenn ihr wieder nach Mainz müßt?

Doch soweit war es noch lange nicht. Gerichte arbeiteten langsam. Die Stellungnahme des Jugendamts war tatsächlich wenig hilfreich gewesen. Die Sachbearbeiterin hatte wie erwartet geschrieben, die Kinder sollten wieder zurück nach Mainz, und sie habe das M-K auch telefonisch mitgeteilt. Sie schrieb sogar, M-K habe sich bereiterklärt, die Kinder am 27. Mai wieder nach Mainz zu schicken.
Ja ja, hatte M-K am 23. Mai wohl wirklich am Telefon gesagt, als es ihr zu dumm wurde. Half dem Jugendamt aber auch nichts.
Nächster Termin beim Rechtsanwalt. Er solle dem Gericht hinschreiben, die Sachbearbeiterin sei befangen, verlangte M-K von ihm. Das Jugendamt solle eine andere Person mit der Stellungnahme beauftragen. Machte er auch. Half M-K aber auch nichts.
Die Jugendamts-Sachbearbeiterin legte nach und ein weiteres Schreiben ging nach Mainz. M-K hatte irgendwann tatsächlich eine Ebene gefunden, auf der sie sich mit dem Amtsleiter gut verstanden hatte: beide mochten plattdeutsche Gedichte. So hatten sie sich ihre Argumente in einem Briefwechsel in Gedichtform ausgetauscht. Half auch nichts, aber es war wenigstens ein Versuch, sich um bessere Stimmung zu bemühen. Und nebenbei zweifellos die sprachlich schönste Passage in den über siebenhundert Seiten, die sich bis dahin im Lauf der Jahre in den Akten angesammelt hatten.
M-K hatte den Jugendamtsleiter eingeladen, sich von der Wohnung bei uns selbst ein Bild zu machen, und der Amtsleiter hatte abglehnt und ihr geraten, die Kinder nach Mainz zurückzuschicken - die telefonisch zugesagte Hilfe gelte immernoch. Also das Versprechen einer wohlwollenden Stellungnahme und die Übernahme der Reisekosten. Was natürlich so nicht drinstand.
Die Sachbearbeiterin kopierte M-Ks plattdeutsches Gedicht, fertigte eine hochdeutsche Übersetzung an und legte beide Versionen der Anlage bei - nebst der Bemerkung, der Inhalt dieses etwas ungewöhnlichen Gedichts gebe einen Hinweis auf die Persönlichkeit der Frau. Dazu legte sie die amtsdeutsche Übersetzung des Antwortgedichts ihres Vorgesetzten bei, das die Mainzer Juristen wohlweislich nicht in der für hochdeutsche Ohren leicht komisch klingenden niederdeutschen Originalfassung zu lesen bekamen.
M-Ks Gedicht spreche für eine unausgeglichene psychische Situation, schrieb der Anwalt unseres Vaters bei der nächsten Gelegenheit. Über die psychische Situation des Jugendamtsleiters wurde natürlich an keiner Stelle auch nur ein einziges Wort verloren.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein: Hafen mit Stadtkirche, Altstadt und Binnenwasser (Foto M. Tychsen, 2004)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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