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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

11 - Der Grosse Preis mit Erich Honecker - Die zehnte Klasse in Neustadt

Seite:

 

21

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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Sonntag, 20. Juni 1982
Früh morgens liess mich Steffen unauffällig aus dem Haus. Das Wetter war etwas besser geworden, teilweise schaute sogar die Sonne durch. Vielleicht sollte es so sein, dass ich den Zug gestern verpasst hatte, sagte ich mir. Vielleicht sollte ich doch noch bei Viktoria vorbeischauen.
Ich machte mich auf den langen Weg zum Hauptbahnhof. Zunächst würde ich den Schulweg entlang gehen, Goldgrube, Philippschanze, an der Schule vorbei und im Prinzip bräuchte ich diese Strasse danach nur weiter geradeaus gehen und würde zum Bahnhof kommen. Viktorias Wohnung würde dabei genau auf dem Weg liegen. Ja, ich würde sowieso daran vorbeikommen.
Nun gut, vielleicht sollte es sein. Ich ging in eine Telefonzelle, die ebenfalls auf dem Weg lag, und rief sie einfach an. Sie war da. Und gnädig war sie auch. Ich könne vorbeikommen. Aber nicht allzu lange, sie war noch nicht im Bad gewesen.
Zum dritten Mal in zwei Jahren klingelte ich jetzt an dieser Tür. Bei ihr in der Wohnung war offenbar nicht aufgeräumt.
- Okay, setzen wir uns am besten nach draussen auf die Bank unter den Baum. Das Wetter ist heute ja ganz gut, und kalt ist es auch nicht.
Wie vor einem Jahr, als ich sie das erste Mal besucht hatte. Es war Sonntagmorgen, viel hatte sie heute nicht vor, ausser dass sie noch nicht im Bad gewesen war. Naja, war ich ja auch nicht. Die Nacht im feuchten Keller neben den Kartoffeln ging so. Aber nochmal würde ich Steffen erstmal nicht besuchen.
Wir unterhielten uns ein wenig und ich erzählte ihr, dass ich mit einem Freund zusammen später vielleicht einmal Archäologie studieren wollte. Sie fand das Fach auch interessant. Nur die Berufsaussichten sollten nicht so gut sein, meinte sie.
Die Berufsaussichten. Geld verdienen. Auf einmal stand unausgesprochen das Wort Materialismus im Raum. Nein, so habe sie das auch nicht gemeint. Sie wollte auch in erster Linie das machen, was ihr gefiel.
Nicht nur leben, um Geld zu verdienen. Wenige dachten so. Es kam selten vor, dass jemand in diesem Punkt meine Auffassung teilte. Ausgerechnet sie.
Ich traute mich, eine weitere Frage anzusprechen, und versuchte mein Anliegen so vorsichtig wie möglich zu formulieren. Eine Art besonderen Wunsch hatte ich an sie.
- Ich weiss, ich habe dir da nichts reinzureden, und ich weiss auch nicht, ob man das einfach so formulieren darf, aber ich- ich frag dich einfach mal. Oder- jedenfalls, ich würde es gut finden, wenn du, wenn du einmal heiraten würdest, deinen Nachnamen nicht ändern würdest.
Etwas erstaunt, aber respektvoll sah sie mich an. Als erstes sagte sie mir, dass es okay war, was ich angesprochen hatte. Vielleicht war sie auch ein bisschen erleichtert, dass es nichts Komplizierteres war.
- Ja. Das heisst- ich mein, das hab ich auch nicht vor. Meinen Nachnamen bei einer Heirat zu ändern.
Sie lächelte. Ein kurzer sensibler Moment zwischen zwei Menschen. Ihr Lächeln spiegelte tatsächlich etwas von meinen Motiven wieder, die ich zu überspielen versuchte, indem ich charmant hinzufügte, dass ich ihren französischen Nachnamen schön fand, Chatel.
- Auf Französisch heisst das aber Château.
- Ja, Chatel ist ja Altfranzösisch. Oder wallonischer Dialekt. Noch ehrenvoller.
Nicht dieses billige Hochfranzösisch. Und schon wieder sauber die Kurve gekriegt. Konnte sie nichts sagen. Das Lächeln blieb.
Frauenpolitik. Gleichberechtigung. Es war noch gar nicht lange her, da hatte ein Gericht entschieden, dass es unzulässig war, wenn Frauen bei der Heirat ihren Nachnamen aufzugeben und den des Mannes anzunehmen hatten. Für eine Person sei ihr Nachname mehr als nur eine Formalie, hatte das Gericht geurteilt, und die geltende Namensregelung widerspreche dem Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz. Auch mit Doppelnamen. Seitdem konnten Frauen ihren Nachnamen auch nach der Hochzeit beibehalten. Nur die Kinder verheirateter Paare bekamen weiterhin zwingend den Nachnamen des Vaters.
Die Statistiken waren eindeutig. Die meisten Ehefrauen gehorchten der Tradition und nahmen nach wie vor den Namen ihres Mannes an. Einige Frauen führten Doppelnamen. Nur wenige Frauen entschieden sich bislang dazu, ihren Nachnamen beizubehalten. Drei Prozent, oder fünf, nicht mehr. Aber das reichte aus, die kritische Grenze war überschritten. Langsam änderte sich die Republik. Noch ein paar Jahre und das gesamte Kapitel Nachnamen im Eherecht würde von Karlsruhe für komplett verfassungswidrig erklärt und durch geschlechtsneutrale Regelungen ersetzt werden.
Ich hatte sensibel gefragt und die Belohnung war eine sensible Antwort in Form eines Lächelns. Beide brauchten wir nicht auszutesten, wessen Vorkenntnisse im Familienrecht weiter gingen. Ihr Blick schien zu sagen, keine Sorge. In dieser Hinsicht kannst du dich auf mich verlassen. Irgendwie hatte ich auf einmal ein total gutes Gefühl. Ich war offenbar in das richtige Mädchen verliebt. Was für ein mieses Spiel.
Ich hatte in Wirklichkeit nach einem Potential gefragt, einem politischen Potential in ihr, nach Frauenpolitik und Gleichberechtigung und war erfreulich überrascht, wie deutlich ihre Antwort kam. Ich mochte Frauen, die sich konsequent für Gleichberechtigung einsetzten. Gerade wenn sie damit in der Minderheit waren. Genau solche Frauen mussten es gewesen sein, die in Europa das Frauenwahlrecht erkämpft hatten. Vielleicht ja auch sie, in einem früheren Leben. Vielleicht ja auch ich. Wer konnte das wissen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Grünanlage an der Langenbeckstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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