Schlüsselwörter dieser Seite:     Frage unbestimmtes Gefühl Zeit Abschiedsgruss

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

11 - Der Grosse Preis mit Erich Honecker - Die zehnte Klasse in Neustadt

Seite:

 

23

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
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Ein Anliegen hatte sie noch. Eine letzte Frage. Im ersten Moment verstand ich nicht ganz, was sie meinte.
- Eine Sache wollte ich dich noch fragen. Ich weiss nicht mehr, wann genau das war - aber du hast mich einmal gefragt, ob ich mit dir verreisen wollte. Ich wollte dich fragen, wie du das gemeint hattest.
- Verreisen? Ich dich gefragt? Hmm... wann denn? In Lorscheid?
- Nein, in der Schule war das, nicht in Lorscheid. Ob ich mit dir verreisen wollte. Das hast du mich mal gefragt.
- In der Schule??
- Ja, in der Schule. Vielleicht weisst du das auch nicht mehr.
- Mmmm- Moment, nein, warte, lass mich überlegen. In- Ach, das- ja, kann sein, ja, ich glaub ich weiss, was du meinst. Ob du mit mir nach Norwegen fahren würdest, stimmt, das hatte ich dich mal gefragt, ich erinner mich. Genau, wir standen vor der Klasse im Treppenhaus. Meinst du das?
- Ja.
- Das war in der Siebten. Nee, in der Achten, im Herbst. Norwegen, oder Schottland war das gewesen. Nein, ich glaube, es war Norwegen.
- Ja, ich weiss auch nicht mehr genau, ist auch egal. Ich würde gerne wissen, wie du das gemeint hattest.
Das war diese Frage, auf die ich keine Antwort wusste. Ein unbestimmtes Gefühl, eine Vorstellung, mit ihr ein wenig zusammen sein zu können? Sie als Mensch kennenlernen zu können, ihr die Möglichkeit zu geben, mich kennenzulernen? Ob ich so etwas sagen sollte?
Ich war überrascht, dass sie es noch so genau wusste. Im November oder Dezember 1979 musste das gewesen sein. Dass es so lange hängengeblieben war. Dass sie ein Problem darin gesehen hatte und immer noch sah. Ausser, dass sie sich immer wieder fragte, ob ich bei meiner Mutter bleiben durfte, drang kaum etwas nach aussen, was darauf schliessen liess, was von mir sie in ihrem Inneren wirklich beschäftigte.
Ich war in diesem Moment aber auch froh, dass ich es gesagt hatte, damals. Auch wenn ich jetzt überlegen musste, was ich sagen sollte. Ich hatte einem Gefühl nachgegeben, und das war vielleicht einmal richtig gewesen. Hätte ich wieder Gott gefragt, so wie ich es in dieser Zeit in solchen Situationen häufig getan hatte, wäre die Antwort vielleicht wieder nein gewesen. An diesem Morgen hatte ich das aber nicht getan. Das Gefühl, diesen Wunsch äussern zu müssen, war einfach zu stark gewesen.
Ihre Frage war irgendwie einen kleinen Ton zu wenig sensibel gestellt. Irgendwas fehlte. Vielleicht ein Zusatz, es sei nicht schlimm gewesen, dass ich sie das gefragt hatte. Oder dass es Vergangenheit sei. Irgendwas fehlte. Ich traute mich nicht. Schade, die Stimmung war nicht da. Im Zimmer in Lorscheid hätte ich mich vielleicht getraut.
Auf die Idee, sie solle mir vorschlagen, was ich antworten solle, kam ich nicht. Vielleicht wäre diese Geschichte dann anders ausgegangen. Aber es war schwer einzuschätzen. Vielleicht hätte sie gekontert, sie wolle das von mir hören. Ich entschloss mich, mich mit einer grammatischen Spitzfindigkeit herauszureden. Ich sah nicht sehr gut aus bei diesem Dialog, fand aber am Ende, es ging einigermassen.
- Ich hatte gefragt, ob du mit mir eine Woche nach Norwegen fahren würdest. Würdest, nicht willst.
- Ob ich mit dir wohin fahren würde?
- Zwischen würdest und willst gibt es einen Unterschied.
- Würdest. Ja gut, das ist ein Unterschied.
Sie wollte es dennoch geklärt haben, aber die Brisanz war draussen und ich hatte den Weg frei, zu sagen, das war nur theoretisch gemeint. Damit war dieses Thema erledigt. Der Rest lief im Konjunktiv. Sie meinte noch, dass sie dennoch nein gesagt hätte.
- Und heute? Wenn wir vielleicht immer noch in dieselbe Klasse gehen würden? Wenn es technisch irgendwie gehen würde? Wenn es erlaubt und möglich wäre, sowas zu machen?
- Ich würde trotzdem nein sagen. Auch wenn es gehen würde.
- Ich frage mich warum. Oder brauchst du einfach nur Zeit?
- Nein. Zeit ist es nicht. Es ist nett, dass du mir das zugestehst. Aber das ist es nicht.
Es ist nett, dass du mir das zugestehst. Komisch das Leben. Auch dieser Satz blieb irgendwie hängen. Es ist so schade, dass ausgerechnet solche Sätze am längsten hängenbleiben. Sie hatte auch viele nette Sachen gesagt. Warum blieben die nicht hängen? Würde Viktoria noch einmal sagen, es ist nett, dass du mir das zugestehst, wenn sie wüsste, wo so ein Satz später einmal landen würde? Vielleicht ja. Und ich glaube, es wäre auch in Ordnung.
Sie wollte ins Bad. Das Gespräch war zuende.
Als wir aufstanden, sah ich sie noch einmal an. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, ich hatte das Gefühl, dies könnte jetzt das letzte Gespräch mit ihr gewesen sein. Schon diesmal hatte ich mich kaum noch getraut, bei ihr anzurufen. Ich fragte mich, ob ich ihr leb wohl sagen sollte. Ich hatte vorher darüber nachgedacht. Am 5. Mai 1980 hatte ich es nicht gesagt. Nach der vierten Stunde.
Leb wohl. Eigentlich ein ungewöhlicher Abschiedsgruss, der in der gesprochenen Sprache kaum verwendet wurde. Ich weiss nicht mehr, ob ich es tatsächlich gesagt oder nur gedacht habe. Aber ich weiss noch, sie war für einen kurzen Moment irritiert. Ich hatte das Gefühl, sie mochte in diesem Moment die Endgültigkeit nicht. Die Endgültigkeit hatte sie noch nie gemocht.

Diesmal verpasste ich den Zug nicht. Wie immer, wenn ich mich mit ihr unterhalten hatte, hatte ich dieses wunderschöne Gefühl. Doch nun begann endgültig ein neues Kapitel.
Frankfurt heiter 17°
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Lübeck Regen 15°

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, Grünanlage an der Langenbeckstrasse

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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