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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

12 - Umziehen, ausziehen, Striptease - Der chaotische Sommer 1982

Seite:

 

18

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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Zwei Grenzbeamte stiegen ein und wandten sich an die beiden Fahrer. Die Fahrer hatten recht, sie sprachen Türkisch.
- Selamün aleyküm.
- Merhaba, ve aleyküm selam! Könnt ihr uns ausnahmsweise mal so durchlassen?
- Haha, nein, das geht nicht. Wo sind denn die Listen?
- Hier sind die. Ich hoffe, wir haben das alles richtig gemacht, damit ihr wenig Arbeit mit uns habt.
Der Busfahrer wusste genau, dass sie alles richtig ausgefüllt hatten. In besonders gut leserlicher Schrift. Die Grenzbeamten nahmen die Listen, sahen sie durch, wirkten nicht unzufrieden. Daneben stand der grosse Stapel mit den Pässen, alles perfekt vorbereitet. Der Fahrer wartete einem Moment ab und begann erneut das Gespräch.
- Wir sind alles Türken hier im Bus. Ihr braucht euch die Arbeit nicht zu machen hier mit der ganzen Kontrolle. Wir haben das schon alles perfekt vorbereitet.
- Naja, das habt ihr ja ganz gut gemacht. In anderen Bussen ist das immer das totale Chaos.
- Wir machen das ja nicht zum ersten Mal, und wir sehen ja wieviel ihr hier zu tun habt. Ihr habt das bestimmt nicht leicht hier. Wäre es denn möglich, dass ihr uns ausnahmsweise mal so durchlassen könntet?
- Und was wollt ihr sagen, wenn sie euch drüben dann nicht einreisen lassen?
- Die Jugoslawen sehen das nicht so eng, das kriegen wir schon hin.
- Die lassen keinen einreisen ohne Ausreisestempel.
- Natürlich machen die das - die sehen doch, dass wir hier aus Bulgarien kommen.
- Das ist denen erstens egal, und zweitens ist es nicht zulässig!
- Komm, wir sind doch bei der Einreise alle schon kontrolliert worden! Wir sind doch sowieso alles Türken hier im Bus! Wir müssen noch bis Deutschland fahren! Wenn es an jeder Grenze immer so lange dauert-
- Seid ihr alles Türken? Fahrer auch Türken?
- Ja, wir sind alles Türken! Sogar unser Bus ist türkisch. Aus Tekirdag, kannst du am Nummernschild sehen. Neunundfünfzig - Tekirdag! Mitten aus der Türkei! Schau mal, was für ein Schrott-Bus das ist! Wir sind keine reichen Leute. Wir sind alles Arbeiter.
Sie nahmen nochmal die Listen. Der staubige Bus machte auch wirklich nicht den Eindruck, als stände ein reiches deutsches Busunternehmen dahinter. In diesem Bus sassen Arbeiterfamilien. Der Grenzbeamte schien die Alternative, ein paar Minuten früher Kaffeepause zu machen und den Bus so weiterzuschicken, tatsächlich für einige Momente in Erwägung zu ziehen.
Täglich fuhren in den Sommermonaten tausende von Türken die Transitstrecke durch Bulgarien, nach den mit Genscher ausgehandelten Konditionen. Griechenland war zwar Westen und ein Umweg über Xánthi und Thessaloníki möglich. Aber das Land der Hellenen kam für die Türken aufgrund der belasteten Geschichte nicht in Frage. So lief der gesamte Verkehr durch das Ostblockland. Dessen Grenzbeamte sich an manchen Tagen fast ein wenig dumm vorgekommen sein dürften. Was für ein immenser Auswand. Mindestens eine halbe Stunde für jeden Bus bei der Einreise, und dasselbe nochmal wenige Stunden später bei der Ausreise. Wozu eigentlich? Und zumindest bei den Türken, die sowieso keine Visumsgebühren zahlen mussten, schien es in Bussen noch nie Probleme gegeben zu haben.
- Wirklich? Ihr seid alles Türken?
- Alles Türken!
- Alles?
- Alles!
Der Grenzbeamte stellte sich nach vorne in den Bus, so dass er alle Fahrgäste überblicken konnte. Er sah sich jeden einzelnen genau an. Jeden einzelnen. Fünfunddreissig Personen. Ich war der einzige Blonde im Bus. Ich sah ihm in die Augen. Ein wenig gelangweilt. Nein, ich wurde nicht rot.
- Alles Türken?
- Alles Türken.
- Tamam, dann fahrt mal weiter. Iyi günler - auf Wiedersehen!
- Tesekkür ederiz, çok tesekkür, danke, vielen Dank, Allaha ismarladik!
Und draussen waren sie, der Fahrer schloss die Bustüre, die Schranke ging hoch. Eine halbe Minute später und wir waren in Jugoslawien.
Wir waren durch! Ohne Ausreisestempel!!! Es war das erste und einzige Mal, dass ich sowas jemals in einem Ostblockland erlebte - eine Ausreise ohne Passkontrolle.

Ich wollte wieder nach vorne. Der Beifahrer war vorsichtig.
- Nein nein, bleib ruhig dahinten sitzen! Freu dich nicht zu früh. Noch sind wir nicht durch. Jetzt kommt noch Jugoslawien.
- Aber das ist doch Westen-
- Das ist hier egal, das ist Balkan. Wir sind noch lange nicht durch.
Er hatte recht, es gab Probleme in Jugoslawien. Die Beamten wunderten sich. Nein, so gehe das nicht. Wir sollten nochmal zurück, bulgarische Seite, Stempel geben lassen. Ohne Ausreisestempel nix Einreise Jugoslawien.
Beide Fahrer machten Stress. Nein, sie würden jetzt nicht nochmal zurück nach Bulgarien fahren, was sollte denn das. Es war doch vollkommen klar, dass wir eben aus Bulgarien gekommen waren. Woher sollten wir denn jetzt sonst herkommen? Vielleicht aus Paraguay?
Die Grenzbeamten blieben stur und holten ihre Chefs. Die Chefs diskutierten weiter. Der Bus stand. Die Fahrer weigerten sich, zurückzufahren. Gut, dann warten. Die Chefs blieben auch stur.
Okay, Marlboro.
Wieviel?
Es dauerte eine Weile, dann gaben die Jugoslawen nach. Wir fuhren in den Abend, über Pirot Richtung Belgrad.

M-K versuchte, einen Umzug zu organisieren. Einfach war es nicht. Sie sprach mit Bernd Matuschek. Ja, möglicherweise. Bernd sagte selten nein, jetzt nicht. Und er war manchmal leider sehr unzuverlässig. M-K erinnerte sich noch gut daran, dass er ihr vor drei Jahren einmal versprochen hatte, einen halben Tag auf Torben aufzupassen, als sie im Kaufhaus Nickel arbeitete. Doch Bernd war nicht gekommen und hatte sie sitzenlassen - mit dem Ergebnis, dass sie Torben mit zur Arbeit nehmen musste und sofort fristlos gekündigt wurde.
Das Wetter war sonnig und die Ostsee warm. Norbert verbrachte viel Zeit mit Matthias. M-K und Kurt hingen im Rackersberg rum und schmiedeten Pläne. Abends zogen sie in die Kneipen. Es gab wenige in Neustadt, aber es gab sie.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Istanbul 1982, Busbahnhof Topkapi

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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