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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

12 - Umziehen, ausziehen, Striptease - Der chaotische Sommer 1982

Seite:

 

19

Kapitel in Band 1:

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Licht. Lichter.
Licht an. Licht aus. Wieder an. Blendete. Aus.
Lichter. Scheinwerfer. Wo war ich? Ich war eingeschlafen. Wo? Licht an, Licht aus. Auto-Scheinwerfer? Nein, eine Taschenlampe. Moment, ich hatte zwei Probleme. Ich wusste nicht wo ich war und ich war hundemüde. Ich schlief wieder ein. Sehr praktische Lösung. Alles in Ordnung.
Nein, nicht alles in Ordnung. Lichter. Ich schlief doch nicht wieder ein. Also nochmal. Wo war ich denn jetzt? Oh, ich war in einem Bus. Der Bus stand in der Dunkelheit. Ich schlief am Fensterplatz in der ersten Reihe direkt hinter dem Fahrer in einem Bus. Warum denn in einem Bus?
Licht an, Licht aus. Lichter einer Taschenlampe. Wer war das? Ich drehte mich um. Alle schliefen.
Welcher Monat war? Welches Jahr? Welches Jahrzehnt? Wie alt war ich? War ich schon mit Viktoria verheiratet? Nein. Schade.
Also nochmal, wo war ich? Schlafende Südländer waren hier im Bus. Aber hatte ich nicht in Deutschland gelebt? Widerwillig schaltete mein Gehirn ein paar Synapsen an. Istanbul fiel mir ein. Langsam kamen die ersten Szenen, die nach Istanbul gespielt hatten.
Stimmt, gestern hatten wir Bulgarien durchquert, Stress weil ich kein Visum hatte, und waren dann nach Jugoslawien reingekommen. War danach noch was? Pirot, bewaldete Berge. Das letzte, woran ich mich erinnern konnte, waren Strassenschilder in serbischer Schrift. Danach? Danach war nichts mehr. Irgendwo danach muss ich also eingeschlafen sein.
Warum fuhren wir nicht?
Die Fahrer sassen vorne auf ihren Plätzen und schliefen. Der ganze Bus war wie in einen Dornröschenschlaf gefallen. Märchenhaft. Niemand störten die Lichter.
Lichter. Die Lichter kamen von der anderen Strassenseite der Autobahn. Wir mussten immer noch in Jugoslawien sein, irgendwo zwischen Belgrad und Zagreb, kombinierte ich, und die Fahrer hatten den Bus einfach auf den Seitenstreifen der Autobahn hingestellt und schliefen. So, und jetzt noch das Datum. Juni, Juli, Moment...

Sonntag, 1. August 1982
Es war etwa drei Uhr nachts. Den ganzen Tag hatten sie nicht eine Minute schlafen können mit der Rumkurverei durch Sofija und ständig dem ganzen Grenzformularkram - sie mussten alle beide total übermüdet gewesen sein.
Die Lichter kamen von einem kleinen Polizeiauto, aus dem nun zwei Beamte ausstiegen und über die leere Autobahn kamen. Ich tippte den Fahrer an und wies ihn auf die Polizisten mit ihren Taschenlampen hin.
Der Fahrer brauchte auch einige Zeit um aufzuwachen. Die Beamten klopften bereits an die Tür. Es dauerte etwas, bis der Fahrer öffnete. Einer der Polizisten kam rein und gestikulierte wild herum, versuchte sich zunächst auf Serbokroatisch, was keiner von uns verstand. Mehr als zwei Stufen in den Bus steigen konnte er nicht, der Beifahrersitz blockierte den Eingang.
- No parking! Yok parking! No parking! No stop! Avanti!
- Ben yok parking - uyuyorum.
Der Fahrer war noch schlaftrunken und schaute mich an. Er verstand auch nicht genau, was der immer ungehaltenere Polizist meinte. Ich versuchte erstmal völlig naiv zu testen, welche Sprache hier geeignet wäre.
- Tamam, signore, nix problem. Do you speak English?- Parlez-vous français?- Sprechen Sie deutsch?- Parlate italiano?
- Nix italiano. Deutsch!
- Ah, sehr gut, ich spreche auch deutsch. Um was geht es?
- Wegfahren! Hier parken verboten!
- Der Fahrer muss schlafen.
- Nix schlafen! Autobus fahren! Fahren!
Fahrer und Beifahrer protestierten und wollten weiterschlafen. Der Polizist liess nicht mit sich reden.
- Schlafen verboten!!
- Ben türk. Türkçe konush muyorsun?
- Yok türk! Pasaporte! Papiere!!
Ich musste wieder einschreiten. Der Fahrer konnte ja tatsächlich kein Deutsch. Coole Frage, den gereizten Jugoslawen zu fragen, ob der Türkisch sprach.
- Tamam, tamam. Ich kann übersetzen. Warum sollen wir fahren?
- Verboten!! Hier Autobahn, nix parking Autobus! Subito! Fahren!
Ich versuchte dem Fahrer zu übersetzen. Wenigstens machte es den Eindruck, als ob wir uns bemühten. Mal sehen, welche türkischen Wörter hier schlau waren.
- Yok - uyumak, - burada - gitmek.
- Gitmeyorum. Burada uyuyorum. Iki saat.
- Er sagt er möchte nur noch zwei Stunden hier schlafen. Dann fahren wir wieder weg.
- Nix schlafen! Nix zwei Stunden! Hier verboten. Ver-boten. Verstehn? Verboten! Avanti! Nix schlafen!
- Müde! Der Fahrer ist müde! Fatigué...
Mist, was hiess das auf italienisch? Fiel mir nicht ein.
- Nix verstehn! Fahren! Avanti!
- Aber das ist ja wohl besser, wenn er hier schläft, als wenn er hier den Bus mit lauter Leuten an den Baum fährt! Sicherheit! Verstehn? Sécurité! Sicherheit. Security! Assecuranza! Oder wie das auf Italienisch heisst.
- Nix verstehn assecuranza. Autobus - fahren!
- Warum denn?
- Nix verstehn! Multa!
Das musste doch möglich sein, ihm das begreiflich zu machen.
- Molto gut schlafen. Unfall - minus gut. Verstehn? Crash nix gut.
- Nix verstehn! Autobahn! Hier schlafen verboten! Multa! Papiere! Multa!
Ich wandte mich an den Fahrer und meinte zu ihm, dass es keinen Sinn habe, hier mit einem jugoslawischen Polizeibeamten zu diskutieren. Es würde nichts bringen und er würde ausserdem noch eine Strafe zu zahlen haben. Multa bedeutete Bussgeld. Es war bekannt, dass die Jugos irgendwann auf stur stellten und damit anfingen, sie würden nichts verstehen. Auch wenn sie sehr gut verstanden, was gesagt wurde. Die deutschen Busfahrer hatten mir das bei der Hinfahrt erklärt. Die üblichen Gesprächsthemen auf dem Autoput. Der Fahrer lenkte ein.
- Tamam, gidyoruz.
Ich war erleichtert, dass ich übersetzen konnte, der Fahrer sei einverstanden und wir würden fahren. Ich versuchte noch, die Beamten zu beruhigen, damit sie mit der Multa nicht Ernst machten.
- Pardon, scusi. Autobus fahren. Tamam. Arrivederci. Buona notte. Molto grazie.
Was ich an Italienisch konnte, mussten die Jugos auch verstehen. Und in der Tat, es war erstaunlich, was für eine Sprache sich auf dem Autoput herausgebildet hatte. Menschen aus vollkommen unterschiedlichen Ländern unterhielten sich mit Wörtern aus verschiedenen Sprachen noch anderer Länder und es ging erstaunlich gut. Wenn der Polizist vorgab, er würde nicht verstehn, war das gelogen. Aber darum gings nicht. Es ging jetzt um was anderes.
- Sigaret?
Der Beifahrer verstand. Er hatte aber keine Lust. Er zeigte auf die türkischen Packungen auf der Ablage.
- Türk sigaret!
- Yok türk sigaret - Marlboro! Camel!
Türkische Zigaretten waren keine allgemeingültige Währung auf dem Balkan. Lächelnd dackelten die Polizisten mit zwei Schachteln Marlboro ab und fuhren davon. Der Fahrer liess den Motor des Busses wieder an.
- Shaise Autoput!
Sie fluchten auf die jugoslawische Polizei. Kein Wunder, dass auf dieser Strecke die meisten und schwersten Unfälle in Europa passierten.
Immerhin, es hatte auch was Gutes. Wir fuhren wieder. Die Pause war beendet. Der Beifahrer schlief weiter und konnte später den Fahrer wieder ablösen. Ob ich es noch schaffen würde bis morgen nach Neustadt? Heute abend ging der letzte Zug aus Berlin. Müssten wir jetzt aber schnell durchkommen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Istanbul 1982, Busbahnhof Topkapi

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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