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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

12 - Umziehen, ausziehen, Striptease - Der chaotische Sommer 1982

Seite:

 

22

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Dienstag, 3. August 1982
Am nächsten Tag räumte ich die Wohnung erstmal auf, brachte den Film zum Entwickeln, vertrödelte die Zeit bei Hertie im kühlen Warenhaus und kaufte für vier Mark ein paar Kakteen. Für die Wohnung in der Erkstrasse. Es war so trostlos ohne Pflanzen. Kakteen brauchte Cemal nicht oft giessen. Es war heiss in Berlin. Heisser sogar, als es in Istanbul gewesen war.
Am Abend war M-K immer noch nicht da. Ich rief nochmal in Pelzerhaken an. Und erreichte sie am Nachmittag tatsächlich nach ein paar Versuchen noch einmal. Gegen halb fünf.
- Nee, also das wird so schnell doch nichts mit dem Umzug da - wir bleiben noch ein paar Tage hier und ausserdem kannst du hier ganz gut beim Umzug helfen. Du kannst also wenn du unbedingt willst, erstmal doch nach Neustadt kommen-
Sie meinte, mir genauestens beschreiben zu müssen, wo der Rackersberg lag und wo die Haustüre war. Ich ärgerte mich. Als ob ich das nicht selber wüsste. Völlig unnötig hatte ich noch zwei weitere Tage verloren. Denn der letzte Zug nach Lübeck war seit wenigen Minuten auch schon weg und der nächste würde erst morgen früh um 8:01 Uhr fahren. Völlig unnötig würde Jochen nicht nur heute, sondern auch am morgigen Mittwoch noch alleine in die Schule gehen müssen und mir, wenn er das überhaupt noch konnte, die entsprechenden Plätze in den begehrtesten Kursen freihalten.

Mittwoch, 4. August 1982
Ich schätzte eine halbe Stunde vom U-Bahnhof Karl-Marx-Strasse bis zum Bahnhof Zoo. Wenn ich vierzig Minuten vorher aus dem Haus ging, müsste das gehen. Kurz nach sieben Uhr ging ich los. Ich liess die Türe ins Schloss fallen. Den Schlüssel hatte ich Cemal dagelassen.
Leider falsch geschätzt. Ich bekam zwar noch das Ticket am Bahnhof Zoo (Freifahrtscheine galten für die DDR-Strecke nicht), verpasste aber den Zug um einige wenige Sekunden. Als ich auf den Bahnsteig kam, fuhr der Zug gerade ab und ich sah wieder mal nur noch die berühmten Rücklichter. Mist. Wie in Mainz. Das durfte doch nicht wahr sein.
Drei Züge fuhren täglich von Berlin nach Hamburg. Der nächste fuhr erst fünf Stunden später. Cemal war nicht erreichbar. Ich vertrieb mir die Zeit im Europa-Center. In den Kelleretagen war es kühler. Sie hatten eine Uhr aus Glaskugeln, die sich im Verlauf der Zeit mit grünlich leuchtendem Wasser füllten. Es war faszinierend. Ich konnte es mir leisten, stundenlang davor zu stehen. Erst füllten sich die kleinen Kugeln, bei jeder vollen Stunde dann eine grosse. Draussen brannte die Sonne bald bei dreissig Grad auf die Betonwüste hinter der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Schliesslich ging ich zum Zug. Diesmal rechtzeitig.
Um halb fünf kam ich in Neustadt an. Zum Rackersberg war es wenigstens nicht so weit wie bis nach Pelzerhaken.

Ich öffnete die Seitentüre des Hauses Rackersberg 30 und ging hinein. Schleifte meine rote Reisetasche über die Stufe und stellte sie neben der Treppe ab. Nach einer Strecke von zweitausendsiebenhundertsechsundzwanzig Kilometern war ich endlich zuhause angekommen. Zumindest vermutete ich das. Einiges sprach dafür.
Ein Tisch im kleinen Zimmer neben dem Eingangsbereich. Butter und Marmelade. M-K und ein Typ. Torben hing irgendwie dazwischen rum.
Den Typen kannte ich nicht. Schlank, kurze Haare, bisschen braungebranntes Gesicht. Auf dem Tisch lagen tatsächlich Brötchen, Kuchen vom Bäcker, Marmelade, Butter, Honig. M-K drehte sich um und stand kurz auf.
- Hallo Wilfried! Na wie wars?! Mensch du bist ja braun! Hast uns ja gut gefunden hier!
Sie kam sich etwas verloren vor und fragte sich ganz offensichtlich, warum sie aufgestanden war. Ich konnte ihr die Frage auch nicht beantworten. Sie setzte sich wieder hin. Ich sagte ja, hallo wie gehts zu ihr und sah unschlüssig den Typen an. M-K stellte mich ihm vor.
- Hier, das hier ist mein ältester Sohn.
- Hallo! Ich bin Wilfried. Ich bin der Bruder von Norbert.
- Hallo, Kurt Wagner, guten Tag. Hab schon viel von dir gehört.
- Oh, echt? Von mir? Naja, von mir aus können wir ruhig auch guten Morgen sagen.
Wenn ich den Tisch so ansah und nachdachte, hatte ich eigentlich auch Hunger.
M-K: Ja, guten Morgen, wa, wir sitzen noch beim Frühstück-
Torben: Mutti hat schon die Brötchen gekauft-
Ich: Ah, hallo Torben, wie gehts? Kann ich mich dazusetzen und mit frühstücken? Habt ihr nochn Brötchen übrig...?
So lernte ich Kurt Wagner kennen. Sie waren gerade dabei zu frühstücken. Um 16:45 Uhr.

Brötchen und Kuchen hatten sie noch. Das weitere war weniger erfreulich. Ich erfuhr, dass wir in der Tat nach Berlin umziehen sollten und aus der Pelzerhakener Wohnung praktisch schon draussen waren. Wir würden alle nach Berlin in die Großbeerenstrasse ziehen und den Rackersberg hier nur als Ferienwohnung behalten.
- Und unsere Sachen? Wo sind die?
- Die sind teilweise alle schon in Berlin. Das ganze Kleinzeugs ist schon in der Großbeerenstrasse. Was meinst du wie wir hier geschuftet haben, während du in der Türkei in Ferien warst?
- Auch meine Schulsachen?
- Das weiss ich jetz nicht, was genau, aber ich nehme das mal schwer an. Das war ja nicht viel.
Sie hatte tatsächlich alle meine Schulsachen schon nach Berlin gebracht und somit vollendete Tatsachen geschaffen. Aber es war egal. Mit der Elften begann sowieso ein ganz anderes System und von den alten Sachen würden wir kaum noch was brauchen. Notfalls könnte ich auf Jochens Hefte zurückgreifen. Ich würde morgen auf jeden Fall in die Schule gehen. Für einen kurzen Moment wollte sie das verbieten. Aber vor Kurt konnte sie sich nicht derart blamieren.
Ich machte soviel Stress, bis sie nachgab. Ich setzte durch, dass ich jetzt vorläufig erstmal in Neustadt weiter in die Schule gehen könne. Vorläufig. Die paar Tage bis wir nach Berlin ziehen würden.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Istanbul 1982, Busbahnhof Topkapi

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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