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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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13 - Linseneintopf, Wurstreste und Apfelsuppe - Überlebenskunst im Rackersberg 30

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13
Linseneintopf, Wurstreste und Apfelsuppe - Überlebenskunst im Rackersberg 30

Montag, 30. August 1982
Ab heute wohnten wir alleine im Rackersberg. Zu viert, mit Rudi Racker. Und sofort wurde es ruhiger.
Ich weiss nicht, wieviel Geld es M-K gekostet hat, den Schlüssel mit Eildienst zurück nach Neustadt zum Rackersberg zu schicken, aber er kam tatsächlich am Nachmittag an. Bis zum nächsten Tag hatten wir auch die Pelzerhakener Wohnung leergeräumt, die Wände gestrichen und die Schlüssel dem Vermieter übergeben.
Ernst Wenzel kam aus Fehmarn und setzte mit Kurt einen Untermietvertrag auf, der ab 1. September in Kraft trat. Die Miete betrug zweihundertfünfundzwanzig Mark. Einschliesslich Strom und Wasser. Wir richteten die Wohnung neu ein. Norbert und ich teilten uns das hintere Zimmer, Kurt schlief im Wohnzimmer.
Ich holte meine Sachen aus dem düsteren Keller und zog nach oben. Es war klar gewesen, dass der Zustand, zu fünft mit M-K in der kleinen Wohnung, nicht lange hätte fortbestehen können. Es war die drei Augustwochen nur deswegen gegangen, weil wir wussten, sie würde nach Berlin ziehen. Nachdem M-K ausgezogen war, konnte ich also aus dem Keller. Norbert und ich richteten uns das Zimmer ein.
Eine neue Zeit brach an.
Kurt begann regelmässig Essen zu kochen, wenn wir aus der Schule kamen. Allerdings hatten wir nicht viel Geld und mussten improvisieren. Kurt bekam eine Zeitlang irgendwie sein Arbeitslosengeld nicht und lebte vom Konto runter. Linseneintopf vom Aldi war billig. Neunundsechzig Pfennig die Dose. Erbseneintopf auch. Oder wir sammelten Parasolpilze im Wald und bereiteten die zu. Oder sie gaben uns die abgelaufenen Milchprodukte aus dem Bioladen. Manche waren noch gut. Irgendwie schaffte es Kurt immer wieder, für uns Essen zu kochen, wenn wir mittags aus der Schule kamen. Es war in diesen Tagen, dass Kurt sich endgültig entschied, in Neustadt zu bleiben.
Er musste sich ein bisschen an die Eigenarten von Jugendlichen in unserem Alter gewöhnen. Doch im Gegensatz zu M-K konnte Kurt zuhören, und er lernte auch die Sprache. Hängt euch doch alle auf!, dröhnte es bisweilen durchs Haus. Einmal hängten wir unten über die Treppe einen kunstvoll gedrehten Strick, mit einem Zettel dran, auf dem Häng dich doch auf! stand. Wenn er nicht unsere lachenden Gesichter gesehen hätte, als er reinkam und die Überraschung sah, hätte Kurt es auch anders auffassen können.
Ernst Wenzel wunderte sich und fragte, was das sollte. Wir sollten den Strick wieder abnehmen. Für wen der auch immer sein sollte. Mache keinen guten Eindruck, wenn da mal jemand reinkäme.
Es machte Kurt zunehmend Spass, mit uns im Rackersberg zu wohnen. Gerne stand er in der Küche und sang ein Liedchen vor sich hin.
- Kumpanen da, gesteht euch ein - ihr wolltet mal wie Horsti Schmandhoff sein.
Irgendjemand seiner alten Kumpels rief ihn einmal aus dem Ruhrgebiet an, Eckhart Schmalenstein. Kurt flötete in den Hörer, ja, er habe jetzt zwei Kinder und könne deswegen nicht nach Recklinghausen kommen. Er müsse sich um seine beiden Kinder kümmern. Wir standen daneben und grinsten. Deutlich war herauszuhören, wie verwundert Eckhart reagiert haben musste.
Jahre später erzählte uns Eckhart das einmal, wie komisch er diese Situation empfunden hatte. Ausgerechnet Kurt. Allein die Vorstellung, Kurt und Kinder. Und dann auch noch zwei. Er hatte wirklich lachen müssen. Nein, das kann nicht sein. Du verarschst mich. Nein, ich habe echt zwei Kinder. Gibts da auch ne Frau dazu? Ja, aber die ist nicht hier. Wie alt sind die denn?

Wenn Briefe in unserem Leben bisher wichtig gewesen waren, dann waren sie entweder von Viktoria oder von Jutta geschrieben worden. Jutta schrieb Norbert weiterhin. Aber was sie schrieb, davon hatte ich schon lange keine Ahnung mehr. Wie Briefe aussehen konnten, die eine Mutter an ihre Söhne schrieb, das sollten wir nun in den nächsten Monaten erfahren.
Am Sonntag, 5. September 1982 setzte sich M-K das erste Mal hin und schrieb uns einen Brief. Sie hatte zwanzig Mark in den Umschlag gelegt und geschrieben 20,- DM zum "Überleben". Um vor allem Norbert einen Umzug nach Berlin schmackhaft zu machen, schilderte sie blumig, wie toll es Torben in seiner neuen Schule gefalle (seit heut' nachmittag ist er restlos begeistert. Eine tolle Schule!), dass Norbert sich seine Realschule sogar aussuchen könne und, das konnte sie offenbar nicht lassen, dass auch Kurt gerne in ihrer neuen Wohnung in der Großbeerenstrasse einziehen könne.
Zwanzig Mark. Wir wussten nicht, ob wir lachen sollten. Zum Glück hatte ich noch etwas Geld aus der Türkei und Kurt hatte noch etwas Geld auf dem Konto. Jetzt wurde auch klar, was ich mir von den gesparten fünfzig Mark aus Bulgarien kaufen würde. Linsen- und Erbseneintopf vom Aldi, Brot, ein paar Kartoffeln und Wurstreste vom Metzger Köppe drei Häuser weiter an der Ecke Sandberger Weg. Frau Förster brachte uns hin und wieder etwas aus dem Garten mit. Bernd schleppte von irgendwoher Äpfel an.
Matthias hatte sie in ihren Zeilen an Norbert auch noch gewürdigt. Nachdem sie geschrieben hatte, Torben hätte seine blöden Spielgefährten in Neustadt gegen tolle neue in Berlin eingetauscht.

Warum solltest Du da nicht eine tolle Klasse gegen die "blöde" in N. austauschen, hm? Denn außer Deinem Matthias hast Du ja doch nur "Deppen" um Dich rum. Oder sehe ich das verkehrt, wa?

In der folgenden Woche sahen wir kein Geld mehr von ihr.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein, Der Laden, Rackersberg 30. Die Wohnungstür befand sich um die Ecke neben dem Zigarettenautomaten. Wir wohnten im ersten Stock; hinter dem linken Dachfenster war die Küche. Aufnahme Juni 1983.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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