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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

14 - Die alle nicht der Wahrheit entsprechen - Fünf Tage im Dezember 1982

Seite:

 

04

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Mittwoch, 17. November 1982
Kurt ärgerte sich, als Frau Förster im Rackersberg auflief und pflichtbewusst nichts besseres zu tun hatte, als erstmal den Abwasch zu machen. Das war seine Aufgabe, da hatte sie nichts mit zu tun. Ich mischte mich nicht ein, ich hatte Wichtigeres zu tun als ausgerechnet den Abwasch zu machen. Am nächsten Tag schrieben wir Mathe.
Und wir organisierten am Abend des nächsten Tages schliesslich auf dem Sperrmüll noch einiges für die Wohnung. Einen Teppich, zwei Sessel... die Sessel behielten wir solange, bis ein halbes Jahr später der Sperrmüll das nächste Mal abgefahren wurde. Es gab in Neustadt feste Sperrmüllsammlungs-Termine, zweimal im Jahr. Dann gab es jedes Mal neue Sessel. Wir hatten einen ganz schönen Verschleiss an Sesseln.

Hin und wieder kam Matthias uns besuchen und in unregelmässigen Abständen schaute Frau Müller nach dem Rechten. Sie mochte unseren Haushalt ganz gerne. Verglichen mit dem, was sie sonst alles erlebte in ihrer Arbeit, waren wir eine Musterfamilie, deutete sie einmal an. Wir mussten grinsen.
Jeden zweiten Tag schrieb ich irgendeine Klausur und fuhr häufig zwischen Cismar und Neustadt hin und her. Das mit den Klausuren war so organisiert, dass es zweimal im Halbjahr Klausurenwochen gab, in jedem Fach eine Klausur. Ich übte immer häufiger mit Jochen zusammen für die Klausuren.
Wenn ich in Cismar war, fuhr ich morgens mit den anderen im Bus zur Schule. Beim Einsteigen zeigte ich meinen Bundesbahn-Freifahrtschein. Da das Busunternehmen auch im Auftrag der Bundesbahn fuhr, brauchte ich nur den halben Fahrpreis zahlen. Einer der Busfahrer, ein Älterer, hatte einen starken ostpreussischen Akzent. Jochen und seine drei jüngeren Geschwister kannten ihn schon lange. Ich zeigte den Freifahrtschein so, wie die anderen ihre Monatskarten auch zeigten.
- Das ist eyn Freyfahrtscheyn. Keyne Monatskarte.
- Ich weiss, ich muss die Hälfte bezahlen. Ich kann Ihnen zwei Mark dreissig geben.
Die ich dann abgezählt in der Hosentasche hatte. Er verstand nach einiger Zeit, dass ich das Fahrgeld offensichtlich selbst bezahlen musste. Irgendwann liess er mich öfter auch für 1,50 Mark oder sogar umsonst mitfahren. Kontrollen gab es in den morgendlichen Schulbussen fast nie. Wer sollte da auch schwarz fahren?
- Wenn Kontrolle kommt, steygst du hinten aus. Gut?
- Ja, okay, kein Problem.
Er war der netteste Busfahrer. Wir nannten ihn den Ostpreussen.

Samstag, 20. November 1982
Norbert hatte sich schon wieder etwas Neues in den Kopf gesetzt. Er wollte unbedingt ein kombiniertes Gerät mit Mini-Fernseher, Kassettenrekorder und Radio. Zum Glück brauchte man das nicht sauberzumachen und zu füttern. Radio hörten wir zwar nie, einen Fernseher hatten wir auch schon und vierhundert Mark waren ganz schön happig, aber er musste das Teil unbedingt haben - na gut, ging Kurt mit ihm los und sie besorgten das Gerät. Es funktionierte zwar nicht lange. Aber lange genug. Auch Kurt sah schnell die Vorteile.
Es hatte langsam was. Wenn wir nach Hause kamen, lief in voller Lautstärke Norberts Kassettenrekorder. Kurt stand in der Küche und hörte entweder die eine Kassette mit irgendwelchen Friedensliedern, Hannes Wader, die bots, Udo Lindenberg. Das letzte Lied, Harry Belafonte mit We shall overcome, fand er zu kitschig und spulte schnell wieder vor. Oder die andere Kassette mit klassischer Musik. Hochzeitsmarsch, von Mendelssohn-Bartholdy. Er hatte nur diese zwei Kassetten und hörte sie immer wieder. Sie gefielen uns, besonders der Hochzeitsmarsch. Nach einiger Zeit wurde es Kult.
Mittags unten zur Türe reinkommen, oben wurde der Kassettenrekorder angeworfen, und in voller Lautstärke dröhnte dann der Hochzeitsmarsch durchs Haus. Wir hatten keine Nachbarn. Kurt prägte den Begriff Drei-Männer-Haushalt. Wir waren der Drei-Männer-Haushalt im Rackersberg 30. Es wurde Dezember.

Hannes Wader: Es ist an der Zeit
Von Kurts Kassette. Aufnahme von irgendeinem Friedensfest, wo der Text vielleicht etwas vom eigentlichen Original abwich. Hannes Wader hatte 1980 einen Song von Eric Bogle (No man's land/The green fields of France, 1976) auf Deutsch umgeschrieben. Er traf genau den Nerv der Zeit.

Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn,
und die Espen und Gräser die wiegen sich leicht
in dem Wind der sanft über das Grabfeld streicht.
Ja, dort liegst du begraben, toter Soldat,
ein Holzkreuz, ein paar Blumen und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt
und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.

Ja auch dich haben sie genauso belogen
so wie sie es mit uns heute immer noch tun
und du hast ihnen alles gegeben,
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.

Hast du toter Soldat mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort wo es Frieden gibt
können Zärtlichkeiten und Vertrauen gedeihn
warst Soldat um zu sterben, nicht um jung zu sein.
Vielleicht dachtest du dir ich falle schon bald,
nehme mir mein Leben, wie es kommt mit Gewalt.
Dazu wast du entschlossen, hast dich aber dann
vor dir selber geschämt und es doch nie getan.

Ja auch dich ...

Soldat gingst du freudig und gern in den Tod?
Oder hast du verzweifelt, verbittert, verroht,
deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluß?
Ich hoffe es traf dich ein sauberer Schuß.
Oder hat ein Geschoss dir die Glieder zerfetzt?
Hast du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt?
Bist du auf deinen Beinstümpfen weitergerannt?
Und dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand?

Ja auch dich ...

Es blieb nur ein Kreuz als die einzige Spur
von deinem Leben, doch hör meinen Schwur,
für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein,
fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein.
Ja dann kann es geschehen daß bald keiner mehr lebt,
keiner der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch es finden sich immer mehr Menschen bereit,
diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.

Ja auch dich...

Und es war an der Zeit.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein, Der Laden, Rackersberg 30. Die Wohnungstür befand sich um die Ecke neben dem Zigarettenautomaten. Wir wohnten im ersten Stock; hinter dem linken Dachfenster war die Küche. Aufnahme Juni 1983.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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