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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

14 - Die alle nicht der Wahrheit entsprechen - Fünf Tage im Dezember 1982

Seite:

 

19

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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Solche Gespräche waren typisch, wenn wir uns mit M-K unterhielten. Mit einer schwer zu beschreibenden Magie gelang es ihr, Dialoge dermassen im Chaos versinken zu lassen, dass selbst wir als Geübte schon nach wenigen Minuten vergessen hatten, um was es eigentlich ging. Etwas später sprach Manfred ein anderes Thema an und hatte mehr Erfolg. Er konnte seinen Gedankengang tatsächlich zuende bringen. M-K träumte immer noch davon, aus der Großbeerenstrasse etwas zu machen - offenbar vorbei an jeder Realität.

Manfred: Ich hab da- ich hab dir ja schon vor ein paar Tagen gesagt, als du das mit der- ähm- mit der Essstube geplant hast- als du das da -ähm- deinen Plan- deinen Plan mit der Essstube erzählt hast, dass du j-
M-K: Mit der Essstube??!
Manfred: Dass du in Berlin eine Essstube machen willst, aus deiner Wohnung.
M-K: Essstube??
Manfred: Aja, wo du Leute verpflegen willst mit Mittagessen und so.
M-K: Nein. Das hab ich nicht gesagt. Ich hab nur gesagt Übernachten mit Frühstücken. Nicht Essen. Das hab ich nicht gesagt.
Manfred: Aja, auf jeden Fall-
M-K: Übernachtung mit Frühstücken!
Manfred: Auf jeden Fall hab ich dir doch gesagt, emm- den Eindruck-

In diesem Moment wurde die Wohungstür geöffnet und jemand kam die Treppe hoch.

Norbert: Bernd, Kurt?!
Manfred: -ob es nicht besser wär, dass erst mal deinen eigenen Kram-äh ein bisschen in Ordnung bringst, bevor du dich um fremde Leute sorgst.
M-K: Nein.
Manfred: Das hab ich-
M-K: Ich mein-
Manfred: Das hab ich auch sehr ernst gemeint, Karin.
M-K: Nene, nene.

M-K war irritiert, wer die Treppe hochkam. Denn es war weder Kurt noch Brnd, sondern Frau Müller vom Jugendamt Eutin.

Frau Müller: Hallo? N Abend.
M-K: N- das- ich- n Abend- Das war jetz nur-
Norbert: Na, Frau Müller.
Frau Müller: Tag, Frau Wolter.
M-K: Tag, Frau Müller.
Manfred: Tag! Lothringer-
Norbert: Tag, was ist hier los?
M-K: Ach, das ist ja gut dass Sie kommen. Ich hab hier mein-

Die Sachbearbeiterin legte ihre Jacke ab und setzte sich zu uns. M-K entwich leise eine spontane Frage.

M-K: Wie kommt denn das, dass man doch lieber Sie angerufen hat?

Frau Müller sah sie einfach nur an. Sie musste keine Frage stellen. Es lag im Raum, dass jetzt etwas von M-K kommen musste.

M-K: Ich muss in - stationäre Behandlung.
Frau Müller: Mhm.
M-K: Krankenhausbehandlung, in die Psychatrie.
Frau Müller: Mhm.
M-K: Und- ich habe eben grade meinen-äh- Psychologen angerufen und- ja, jetzt sind Sie ja nun- der wäre noch da, wäre noch zu sprechen.
Frau Müller: Ich hab ihn eben angerufen.
M-K: Ham Sie Herrn Heynsen angerufen?
Frau Müller: Ja! Mhm!
M-K: Ja. Und- der sagte also, da müsste sofort was passiern. Ich steh total aufm Schlauch.
Frau Müller: Mhm.
M-K: Ich weiss auch nicht mehr, wohin, und- hier ist das zu klein und Berlin, das ist- also- n Horror- und- also- was heisst n Horror, aber, Herr Heyn- ich mein- Mietvertrag-mässig- und so- äh- läuft das jetzt, aber-
Frau Müller: Aber es ist alles ziemlich verworren, në?

Ich fragte mich, was M-K gegen das Jugendamt Eutin haben konnte, die hatten doch völlig fähiges Personal. Am liebsten würde ich Frau Müllers letzten Satz nochmal hinschreiben. M-K's Reaktion war vorauszusehen.

M-K: Neee. Also jetzt nicht mehr, weil ich das der Rechtsanwältin übergeben hab und- äh- und dadurch ist da Klarheit in die Sache gekommen. Und ich steh also jetzt auch nicht mehr so - äh- da- so unsicher da, aber drei-drei letzten Monate waren also voller Unsicherheit.
Frau Müller: Mhm. Frau Wolter, das Ganze wird so ablaufen, dass der Herr Heynsen sich, ich schätze, so in zwanzig Minuten nochmal hier melden wird-
M-K: Ja.
Frau Müller: -und Ihnen dann hoffentlich Vorschläge unterbreiten wird, was Sie machen können, wo sie hingehen können. Er versucht also, hier herzukommen. Në?
M-K: Ich mein- ich hab ja gesagt, ich weiss nicht, wohin ich soll, në. Und er hat eben gesagt, er meinte-ä- ich sollte nach Heiligenhafen gehn-und-
Frau Müller: Und er wusste nicht, dass hier auch n Krankenhaus ist. Deshalb hat er Heiligenhafen angegeben.

Frau Müller sagte damit indirekt, dass M-K ins Landeskrankenhaus Neustadt eingewiesen werden könnte. Dies wäre, im Gegensatz zu Heiligenhafen, noch am selben Tag und ohne logistische Probleme möglich. Sie könnte also sofort die Rackersberg-Wohnung verlassen. Und damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.
Der für M-K völlig überraschende Auftritt von Frau Müller hatte eine plötzliche Wandlung in ihrem Verhalten bewirkt. Sie hatte begonnen, die Rolle der kranken und hilflosen Mutter zu spielen, der die Probleme über den Kopf gewachsen waren. Und genau das war ein taktischer Fehler, wie sie nun bemerken musste, denn so war sie auf diese Rolle festgelegt und konnte sich kaum noch der Hilfsbereitschaft von Frau Müller erwehren, die ihrerseits sofort begriff, was sie zu tun hatte und die Rolle der verständnisvollen Sachbearbeiterin übernahm, mit Herrn Heynsen als Trumpfkarte. M-K hatte praktisch kaum noch eine Chance gegen eine sofortige Einweisung in das LKH Neustadt. Sie versuchte es dennoch mit den wenigen noch zur Verfügung stehenden Mitteln.

M-K: Ja, nee, er hatte Heiligenhafen deswegen gesagt, weil er eine Klientin-
Frau Müller: Mhm.
M-K: -äh- war da sechs Wochen und- äh-das soll da sehr gut geholfen haben-äh- ich würde den- den Ratschlag von Herrn Heynsen befolgen, ich weiss nun noch nicht-
Frau Müller: Da ist aber ne Sache, die man auch nachn paar Tagen in Angriff nehmen kann. Wenn es für Sie im Moment- akut- ist dass Sie- es auch möchten, dass Sie auch-
M-K: Ja!
Frau Müller: -selbst die Notwendigkeit sehen, dann- erst mal hier rein, um dann zu sagen, also soundso ist die Sache in Heiligenhafen, denn vielleicht, ich weiss nicht-
M-K: Ja-äh- denn- ja-
Frau Müller: -dann is ne Veränderung auch möglich, në?
M-K: Ja.
Frau Müller: Nur es geht-
M-K: Ja, ich würde lieber nach Heiligenhafen wolln. Weil Neustadt is für mich n Unglück, në? So oder s-

Das Telefon klingelte. Es war noch vor sechs, die Verkäuferin Frau Jakob war noch unten im Laden und nahm ab.

M-K: Da- da- in Neustadt- da hab ich- da würd ich nie reingehn- da hab ich Angst vor. Nicht, Neustadt ist für mich n Unglücksfall. So oder so.

Frau Jakob bat Kurt, den Hörer oben abzunehmen, da das Gespräch für ihn war. Kurt ging hin und hatte Herrn Heynsen am Apparat. Er wechselte einige Worte mit dem Psychologen, während M-K mit Frau Müller noch darüber diskutierte, dass sie auf keinen Fall ins Neustädter Landeskrankenhaus gehen würde. Dann schlug Kurt vor, M-K möge mit Herrn Heynsen selbst sprechen.
Nun kam der entscheidende Moment. Allen war klar, M-K konnte nicht gezwungen werden, ins LKH nach Neustadt zu gehen. weder Frau Müller noch irgendjemand von uns würde sie dazu überreden können. Wenn jemand das konnte, dann nur Herr Henysen. Sein Anruf kam gerade richtig. Sie hatte viel zu wenig Zeit, sich stichhaltige Argumente gegen eine sofortige Einweisung zu überlegen. Gespannt sassen wir da und lauschten dem Telefongespräch. Würde Herr Heynsen sie überzeugen können?

M-K: -äh- und wir reden grad über- drüber- über Neustadt, weil hier ja auchn LKH is- Aber- ja, aber da geh ich nicht hin. Ich hab- nee - nee, Neustadt ist n Unglück wenn ich dahingeh - - nee, ich hab-äh- Aversionen dagegen, ich kenn das von- von Opa, von damals noch alles her- und- -nee, trotzdem, da- hab ich Angst davo- da- da- da sträuben sich- sträuben sich mir die Nackenhaare, da möcht ich lieber nach Heiligenhafen. - - - -Das- äh-hier Frau Müller meinte, dass-äh- - könnte- -könnte man machen. Äh, nur- könnte man meinen, so- äja-also Heiligenhafen jederzeit, aber nur nicht Neustadt!- Nee, das-das- -in- in Neustadt? - Ach so. - - Ja, und wenn man mich- - ja- - ach ja, das ja- das kann- das kann ich akzeptieren, jaa. Mmm. Ja, das kann ich machen.- -Ja- - ja, mhm, gut, mhm- -ja, ja- mhm, mhm. Ja. -ja, ich mein- äh- für ä-sagen wir mal, für- für zwei-drei Tage oder so, da halt ich das aus.- -Ja.- -Gut. Ja, denn- ja, des kann ja denn mit Frau Müller noch bereden- Ja. - Gut, denn-denn-äh-äh- ja-

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein, Der Laden, Rackersberg 30. Die Wohnungstür befand sich um die Ecke neben dem Zigarettenautomaten. Wir wohnten im ersten Stock; hinter dem linken Dachfenster war die Küche. Aufnahme Juni 1983.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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