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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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15 - In die Luft und auf die Strasse - Kreta-Tour mit Kurt und die Folgen

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Donnerstag, 23. Dezember 1982
Unsere erste Nacht auf einer griechischen Fähre war schlimm. Wir versuchten, auf oder zwischen irgendwelchen ungemütlichen Pullman-Sitzen zu schlafen. Nach Mitternacht hatten sie die dämliche Glotze endlich ausgeschalten. Nachdem ich vier oder fünfmal aufgewacht war, stellten sie um sechs Uhr endgültig irgendwelche laute griechische Musik an - also standen wir auf und gingen aufs Aussendeck.
Es war noch dunkel, aber die Küste der Insel mit ihren vielen Lichtern war schon deutlich zu erkennen. Wir näherten uns Kreta. Um sieben Uhr legte die Fähre an. Es dauerte lange, bis wir unten und von Bord waren. Wir sortierten unsere Rucksäcke. Es dämmerte langsam. Nur wenige Touristen stiegen aus der Fähre aus, die meisten Passagiere waren Einheimische. Geschäftiges Treiben im Hafen einer orientalisch anmutenden Stadt. Norbert und ich setzten unsere Rucksäcke auf und gingen los. Die Wanderung begann.
Wir verliessen den Hafenbereich, gingen die staubige Küstenstrasse entlang, vorbei am alten Fischerhafen. Auch wenn wir mit M-K vor zwei Jahren auch schon hier waren, so bedeuteten diese ersten Schritte den eigentlichen Beginn einer neuen Ära. Wir waren auf uns alleine gestellt und entschieden selbst, wo wir hingehen wollten. Und ich hatte die Sprache gelernt.
Griechisch für den Urlaub, in dreissig Lektionen, aus der Stadtbücherei. Egó íme i Elga. Ftáno stin Athína... okay, zugegeben, nur die ersten fünfzehn Lektionen. Danach hatte ich ein wenig die Lust verloren. Ergebnis war, dass ich die Vergangenheit nicht konnte.
Wir hatten uns über die teuren gelben Busse in Athen geärgert. Erst nachdem wir schon in Piréus waren, hatten wir herausgefunden, dass wir an einer anderen Bushaltestelle am Flughafen einen blauen Stadtbus hätten nehmen können, der nur ein Viertel des Preises gekostet hätte. Heute früh beschlossen wir, gar keinen Bus zu nehmen, sondern einfach loszuwandern. Zu Essen hatten wir noch genug. Langsam wurde es hell. Wir orientierten uns nach Westen und liefen aus Iráklion heraus.
Die Strasse in die Mesará-Ebene nach Timbáki und Míres war gut ausgeschildert. Langsam liessen wir die schmutzigen und lauten Industriegebiete hinter uns und gingen auf die Berge zu. Auf den hellgelben Lehmböden wurde Wein angebaut. Alles war grün im Winter.
Kurz vor dem Dorf Síva, wir waren schon fast zwanzig Kilometer gewandert, immer leicht bergauf, hielt einer an und nahm uns ein gutes Stück mit, immer weiter bergauf bis Agía Varvára. Danach gingen wir zu Fuss weiter und erreichten schliesslich die Passhöhe auf über achthundert Metern. Ano Moúlia lag links am Hang. Danach ging es wieder bergab. Aber wie.
Die Berge, die sich über dreissig Kilometer lang die Mühe gemacht hatten, anzusteigen, fielen nun plötzlich steil nach Süden ab, um die ganzen mühevollen Höhenmeter in wenigen Kilometern Luftlinie wieder zu verlieren. Und es öffnete sich ein faszinierendes Panorama.
Siebenhundert Meter unter uns breitete sich von Ost nach West die weite Mesará-Ebene aus. Lauter kleine gelblichgrüne Felder mit sorgfältig gesteckten Reihen von dunkelgrünen Punkten. Als hätte jemand ein Muster auf die Landschaft gestickt. Auch die Hänge am Rand der Ebene sahen aus wie Flickenteppiche mit dunkelgrünen Stickmusterpunkten, sie fuhren die Konturen der Berge nach und gaben ihnen eine phantasievolle Struktur. Wenn wir einem Feld jedoch zu nahe kamen, verlor sich das Muster und die dunkelgrünen Punkte lösten sich schliesslich auf in einzelne Bäume. Kretas Ölbäume. Es war Winter, und überall unter den Ölbäumen besprenkelten die leuchtend gelben Blüten des Sauerklees den saftiggrünen Bodenbewuchs.
In vielen Serpentinen wand sich die Strasse nach unten. Am späten Nachmittag waren wir in Agii Déka. Wir trafen Nikos, Elenas Mann, der zwar ein wenig irritiert war, dass wir alleine kamen, ohne unsere Mutter, uns aber dennoch, gastfreundlich wie alle Kreter, ein leerstehendes Zimmer anbot. Es war eine Art Rohbau in der zweiten Etage eines Hauses, dessen Erdgeschoss bereits bewohnt war. Wir hatten Schlafsäcke und Isomatten und machten es uns auf dem Betonfussboden gemütlich. Eigentlich war es das perfekte Quartier.
Für Norbert war es allerdings nicht ganz so gemütlich. Er hatte sich eine Blase am Fuss gelaufen und musste sie verarzten. Hoffentlich würde sie schnell verheilen. Die nächsten Tage konnten wir jedenfalls keine grossen Wanderungen machen. Wir schrieben noch etwas Tagebuch, dann legten wir uns in die Schlafsäcke.
Kein Geld ausgegeben, war mein letzter Satz. Ich machte mir wie üblich nur Stichworte. Norbert dagegen schrieb richtig spannend mit flüssigem Text. Wir waren so müde, dass wir um halb sieben einschliefen.

Kurt war zu spät in Athen gelandet. Er schaffte es zwar noch nach Piréus, aber die Fähren nach Kreta waren an diesem Abend schon weg. Am Hafen gab es einen Park, mit Parkbänken, den er sich zum Schlafen aussuchte. Ein wenig wunderte er sich schon, wo er hier gelandet war. Griechenland war ein komisches Land. Sie hatten dort so viele Apfelsinen, dass sie sogar in den Parks auf den Bäumen wuchsen und erstaunlicherweise niemand sie abpflückte. Die Griechen waren für ihre Ehrlichkeit bekannt. Oder vielleicht war es verboten? Er wollte lieber vorsichtig sein.
In der Stille der Nacht stand Kurt noch einmal auf. Er sah sich um. Niemand sah zu. Schnell pflückte er sich ein paar Apfelsinen von den nächstbesten Bäumen und steckte sie in den Rucksack. Lieber ein paar zu viel als ein paar zu wenig. Der Rucksack wurde zwar schwer, aber so billig würde er nie wieder an Apfelsinen kommen. Norbert und Wilfried würden begeistert sein. Zufrieden legte er sich wieder schlafen. Das Ganze hatte nur wenige Minuten gedauert. Niemand hatte es gesehen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Kreta, Agii Déka (25.12.1982)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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