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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

15 - In die Luft und auf die Strasse - Kreta-Tour mit Kurt und die Folgen

Seite:

 

03

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Freitag, 24. Dezember 1982
Wir schliefen bis mittags. Dann assen wir erstmal unseren mitgebrachten Weihnachtsstollen vom Neustädter Aldi auf. Den Tag verbrachten wir in der Umgebung von Agii Déka. Wir wanderten durch die Felder, kauften in Míres ein paar Postkarten, fanden an einem Feldweg ein paar Apfelsinen und Tomaten und waren um sechs wieder zurück in unserem Zimmer.
Heute wollte Kurt in Agii Déka sein, aber wir rechneten nicht wirklich mit ihm. Vielleicht hatte er von Anfang an nicht nach Kreta mitkommen wollen. Wie wollte er auch so schnell nach Athen kommen? Wir schrieben einige Postkarten. Dann hätten wir das schonmal erledigt. Müde schliefen wir wieder ein.
Wir hätten etwas anderes machen sollen als uns hinzulegen und einzuschlafen, aber daran dachten wir an diesem Abend nicht.

M-K befand sich schon seit einer Woche im Landeskrankenhaus. Sie hatte Ruhe und Entspannung. Vor wenigen Tagen war allerdings der Richter bei ihr gewesen, zusammen mit Frau Müller. Und dabei war es auch um Torben gegangen. Frau Müller hatte angedeutet, dass ihr auch das Sorgerecht für Torben entzogen werden könne. Sie hätte das Kind nicht einfach aus der Schule nehmen sollen.
Heute entschied sich M-K für etwas Besonderes. Sie trat in einen unbefristeten Hungerstreik und schrieb einen Brief an die Presse. Man wolle ihr ihr Kind wegnehmen. Hm. Die Ärzte wussten auch nicht recht, was sie tun sollten. Chefarzt und Oberarzt verkrümelten sich erstmal in die Weihnachtsfeiertage.
Auch alle Medikamente lehnte sie ab. Ein junger Assistenzarzt sagte ihr, sie solle viel Pfefferminztee trinken.

Kurt hoffte, dass wir auch am 25. Dezember noch in diesem Dorf sein würden. Agii Déka. Diesen Namen hatte er sich gemerkt. Er kaufte sich ein Buch über Kreta mit einer Karte. Am Abend legte die Fähre ab und fuhr mit Kurt in die Nacht.
Auch Kurt war noch nie auf einer griechischen Fähre gewesen. Er richtete sich zwischen den Pullman-Sitzen ein, lehnte sich zurück und las die Karte. Agii Déka gab es tatsächlich. Bescheuerte Pullman-Sitze. Es war ungemütlich, er nahm seinen Rucksack und ging an einen anderen Platz.
Warum war eigentlich sein Rucksack so schwer? Er wunderte sich schon den ganzen Tag. Ach so, er hatte ja noch die Apfelsinen von gestern. Das war überhaupt eine Idee. Genau das war es, worauf er jetzt Lust hatte. Er öffnete seinen Rucksack und fand dort eine stolze Ernte. Er zählte nach, wieviele er hatte. Sechs hier, da noch drei, und in den Taschen hatte er auch noch welche, drei, plus vier, sechzehn - lauter frisch geerntete Apfelsinen. Und wie lecker sie aussahen. Und wie leicht sie sich schälen liessen, wenn sie so frisch waren. Jetzt konnte er sichs erstmal richtig gut gehen lassen. Er biss herzhaft zu.
Nein, ein Klo war natürlich nicht in der Nähe.

Citrus aurantium - Bitterorange oder Pomeranze.
Herkunft: Süd-China.
Hauptanbaugebiete: Mittelmeerländer.
Zierpflanze, angebaut vor allem in städtischen Parkanlagen.
Früchte: ungeniessbar.

Samstag, 25. Dezember 1982
Weihnachten wurde in Griechenland mit etwa soviel Aufwand gefeiert wie Ostern in Deutschland. Wir fanden es immer noch nervig, aber es ging noch halbwegs. Die Kinder zogen mit Plastikflaschen von Haus zu Haus, sangen Lieder und bekamen dafür Olivenöl. Das sie hinterher in der Ölfabrik gegen Geld eintauschten. Vor zwei Jahren hatten wir die Singerei auch mitgemacht. Elenas Kinder hatten uns die Lieder beigebracht.
Wir wachten davon auf. Genauer, Norbert wachte davon auf. Ich wachte davon auf, dass Norbert vor sich hinfluchte. Irgendwann motzte ich ihn schliesslich an, ob er nicht endlich mal das Maul halten könnte, drehte mich wieder um und schlief weiter.
Heute sollte Norbert es sein, der literarische Bestleistungen von sich geben würde. Nachdem er mit Fluchen aufgehört hatte, schrieb er seitenweise Tagebuch. Er hatte schon bei seinen Touren mit Matthias immer Tagebücher geschrieben und hatte darin schon Übung. Er schrieb wirklich gut. Mit dieser Qualität konnte ich nicht mithalten. So verzichtete ich darauf, selbst noch lauter Tagebuch zu schreiben.

25.12. Sa.
Die Nacht verläuft gut. Am Morgen wache ich auf und habe einen Murks mit dem Schlafsack.

Wir entschieden uns, heute ein wenig an der Strasse nach Vagioniá entlangzugehen. Norberts Blase tat nicht mehr so weh.

Kurt war am Morgen in Iráklion angekommen. Er kannte sich natürlich überhaupt nicht aus und konnte kein Wort Griechisch. Wie hiess nochmal der Ort, wo er hinwollte - Agii Déka. Er ging vom Fährhafen aus die Küstenstrasse entlang, vorbei am alten venezianischen Hafen mit den bunten Fischerbooten und der spätmittelalterlichen Koúles-Festung. Etwas verschlafen in der Morgendämmerung.
Noch etwas weiter stand ein Hotel. Irgendwo musste Kurt noch Geld umtauschen. Hotel Xenia, las er. Sehr modern schien es nicht zu sein. Es machte eher den Eindruck eines ziemlich maroden sechs- oder achtstöckigen Plattenbaus aus den sechziger Jahren, ein billiger und grauer Betonklotz, der die Mehrzahl seiner Jahre schon hinter sich gebracht haben dürfte.
Er ging hinein und fand sich etwas verlassen in der Eingangshalle wieder. Ein hochgewachsener, vielleicht fünfzigjähriger Grieche ging auf Kurt zu, drückte dem erstaunten Deutschen seine Visitenkarte in die Hand und fragte ihn, ob er in Kreta Arbeit suche. Er hätte Arbeit für ihn. Ja, das heisst nein, meinte Kurt, er müsse ja erst noch nach Agii Déka. Aber er würde sich auf alle Fälle wieder melden. Kurt war irritiert. Arbeit in Griechenland - das hatte er nicht vermutet. Wo es schon in Deutschland keine gab und er beim Arbeitsamt Dauergast war - und die Griechen nach Deutschland als Gastarbeiter gingen. Na, die Zeiten hatten sich wohl geändert.
In der Tat, das hatten sie. Die jungen Kreter gingen scharenweise nach Athen und für die Landarbeit blieben in Kreta keine Arbeitskräfte mehr. Die Grundbesitzer hatten erkannt, dass viele Mitteleuropäer dem stressigen Leben in ihren kalten Ländern entfliehen wollten und dankbar waren, wenn sie zwar für etwas weniger Geld, aber dafür stressfrei und vor märchenhafter Urlaubskulisse auf der warmen Insel bei gesunder Luft arbeiten konnten. Es hatte sich mit der Zeit ein regelrechter Arbeitsmarkt für mitteleuropäische Gastarbeiter in Kreta herausgebildet. Deutsche, Österreicher, Franzosen, Briten oder Belgier fanden sich in bestimmten Kneipen ein und warteten auf ihre kretischen Arbeitgeber, die sie für Gelegenheitsarbeiten abholten, meistens in der Ernte.
Und in Kreta hatten sich die Zeiten ganz besonders geändert. Kurt ahnte nicht, in was für einem historischen Gebäude er sich befand. Vor etwa zwanzig Jahren, Kreta war eine arme und ziemlich abgelegene Insel irgendwo an der Grenze zum Orient, waren einige kretische Geschäftsleute auf die völlig ungewöhnliche Idee gekommen, die Insel könne für ausländische Fremdenverkehrsgäste eventuell attraktiv sein. Im Prinzip, so hatten sie gedacht, hatte Kreta alles, was auch die italienische Adriaküste hatte, die von Touristen nur so überschwemmt wurde - Sonne, Sandstrände und blaues Meer. Nur eines hatte Kreta nicht. Hotels.
Um Gäste in Kreta beherbergen zu können, so hatten sie sinniert, müssten Hotels gebaut werden. Erst dann würden solche Gäste auch auf die Insel kommen wollen. Sie hatten in den sechziger Jahren einen Verein gegründet. Den ersten kretischen Fremdenverkehrsverein. Sie hatten Geld zusammengelegt, um eine Kette von Hotels zu bauen.
Das Hotel Xenia in Iráklion war das erste Hotel, das auf Kreta gebaut wurde. Von einem Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, mit diesem Konzept Gäste nach Kreta zu locken.
Nun, anscheinend hat es funktioniert.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Kreta, Agii Déka (25.12.1982)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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