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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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15 - In die Luft und auf die Strasse - Kreta-Tour mit Kurt und die Folgen

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05

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Sonntag, 26. Dezember 1982
Nach Iráklion. Wir mussten zurück nach Iráklion, erfuhren wir von einem Busfahrer, denn dorthin würden alle Sachen, die in den Bussen vergessen würden, zurückgebracht. Ich war skeptisch und fragte nach, wie gross die Wahrscheinlichkeit war, dass wir Kurts Rucksack überhaupt wiedersehen würden. In der Türkei hätten sie jetzt gesagt, die Chance läge bei null. Oder nein, sie hätten erstmal gelacht. Aber die Einheimischen meinten, es sei eher unwahrscheinlich, dass ihn jemand klauen und er nicht nach Iráklion gebracht werden würde.
So entschieden wir uns, nach Iráklion zu wandern. Kurt erzählte uns von dem Typen, der ihm Arbeit angeboten hatte und zeigte uns die Visitenkarte. Christoforídes war sein Name. Na gut, warum nicht. Schweigend wanderten wir auf die Berge zu, wo wir vor drei Tagen heruntergekommen waren, versunken in unsere Gedanken. Es fing an zu regnen.

Probleme. Nikos war kein geschulter Psychologe. In Rüsselsheim hatte er in den sechziger Jahren bei Opel gearbeitet und war danach mit einer deutschen Frau in sein Dorf nach Kreta zurückgekehrt. Heute hatte er hin und wieder Saisonjobs, im Tourismus, an der Eintrittskasse der Ruinen der versunkenen Stadt Górtis. Vor zweitausend Jahren war Górtis die Hauptstadt Kretas gewesen, und etliche Dörfer, darunter Agii Déka, standen heute auf ihren Ruinen. Im Sommer hielten die Reisebusse massenhaft und schleusten zigtausende von Touristen an der Eintrittskasse vorbei zu den Mauern der römischen Titusbasilika mit den berühmten dorischen Gesetzestexten.
Probleme. Aber Nikos brauchte auch nicht Psychologie studiert zu haben. Welche mochten es bei Kurt sein, die Nikos da angesprochen hatte? Vielleicht war es ja ganz einfach zu beschreiben. Kurt war offenbar schwul, und mit seinen Eltern, einfachen Leuten aus Eckernförde, konnte er nicht darüber reden. Er hatte es wohl einmal versucht. Ich bin anders als die anderen, hatte er angefangen, und seine Mutter hatte nur schweigend zugehört. So wie sie immer brav zuhörte, wenn jemand ihr etwas erzählte, was sie nicht verstand. Okay, und er hatte noch einen Bruder, der nicht so war wie er und der sich mit seinen Eltern besser verstand. Der erfolgreicher war als Kurt und um die Anerkennung seiner Eltern nicht erfolglos kämpfen musste. Ja, vielleicht war es ganz einfach zu erklären. Vielleicht auch nicht. Wir haben es nie herausbekommen.
Deswegen also immer diese langen Spaziergänge. Allein durch Neustadts Strassen. Er ging nicht spazieren.
Mieser Regen.
Dabei war es in den achziger Jahren längst nicht mehr so, dass Schwule nicht hätten frei leben können. Erst recht nicht in Schleswig-Holstein und auch nicht im spiessigen Ostholstein. Es gab in unserem Bekanntenkreis etliche, die gerne schwul waren und das auch durchaus ausleben konnten. Ein Päärchen im Sympie-Kreis der Friedensgruppe wohnte irgendwo auf dem Lande. Ein anderer Bekannter kam aus Neustadts Bürgermeister- und Lehrerkreisen. Irgendwann ermöglichte Dänemark als erstes Land Homosexuellen die Eheschliessung. Schleswig-Holstein hatte in vielem Ähnlichkeit mit seinem skandinavischen Nachbarland. Ein bestimmtes Verständnis von Toleranz gehörte sicherlich dazu.
Musste das sein. Wenn das so weiterging, würden wir bald ganz durchnässt sein. Wir kamen bei der Abzweigung von Vourvoulítis vorbei. Viele Autos fuhren nicht hoch an diesem Tag. Wenn man erstmal nass war, hielten sie grundsätzlich nicht an.
Ein weiteres Problem war, dass Kurt eine kaputte Bauchspeicheldrüse hatte. Aber das wussten wir zu dieser Zeit auch noch nicht.
Ein Kleinwagen fuhr vorbei. Zweihundert Meter weiter hielt er an und legte den Rückwärtsgang ein. Das war nun wirklich eine Überraschung - sie hielten tatsächlich wegen uns an! Es waren Amerikaner, ein Päärchen, die uns in ihrem kleinen Mietwagen bis nach Iráklion mitnahmen. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Die Scheiben beschlugen sofort.

Iráklion. Bei der zentralen Bushaltestelle war Kurts Rucksack nicht abgegeben worden. Wir sollten später nochmal kommen.
Spiliá hiess der Ort, wo wir hinfahren sollten, hatte Christoforídes gesagt, wegen der Arbeit. Dort sollten wir im Kafeníon nach ihm fragen. Jeder dort würde ihn kennen. Wir fanden Spiliá auf der Karte, nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt, und fuhren hin.
Jedes kretische Dorf hatte ein Kafeníon, ein kleines Lokal, in dem traditionell die älteren Männer des Dorfes sassen, Kaffee tranken, sich unterhielten und über Politik diskutierten. Im Kafeníon kannten sie Herrn Christoforídes, aber er war nicht da. Wir warteten auf den nächsten Bus. Und tatsächlich, er kam mit dem nächsten Bus. Er erkannte Kurt wieder, ging mit uns auf den Berg und zeigte uns, wie Oliven geerntet wurden.
Immer vorsichtig mit dem Holzstock auf die Zweige hauen und am Ende die heruntergefallenen Oliven von den Netzen aufsammeln und in den grossen Sack füllen. Nicht zu viele Blätter. Keine Zweige. Die Bäume waren nicht grösser als wir. Unser Zelt durften wir zwischen den Bäumen aufstellen.
Am Abend gingen Norbert und ich ins Zelt. Kurt wollte unbedingt noch nach Iráklion. Er musste ja seinen Rucksack holen. Wir verabschiedeten uns, er ging den steilen Weg nach unten und war um die Ecke. Norbert und ich blieben alleine auf dem Berg mit den Ölbäumen.
Es fing an zu regnen. Hier in Kreta regnete es genauso viel wie in Deutschland, etwa sechshundert Millimeter im Jahr, aber da es im Sommer nie regnete, verteilte sich alles auf das Winterhalbjahr, wo es dann entsprechend viel heftiger regnen konnte als in Deutschland. Und das tat es in dieser Nacht auch. Heftig. Der Regen trommelte auf das Aussenzelt. Wir schliefen ein.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Kreta, Agii Déka (25.12.1982)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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