Schlüsselwörter dieser Seite:     Unfall Krankenhaus Gericht Volkszählung Überwachungsstaat

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

15 - In die Luft und auf die Strasse - Kreta-Tour mit Kurt und die Folgen

Seite:

 

16

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
Seiten dieses Kapitel:

01 02 03 04 05 06 07 08 09

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Epilog

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46

vorige Seite        nächste Seite          


Montag, 14. Februar 1983
Embryologie. Morula, Blastula, Gastrula. Entwicklung des Ektoderms, Entwicklung des Endoderms. Chorda dorsalis. Vierzehn Seiten schrieb ich in Bio. Na, wenigstens würden es zwölf Punkte werden. Wir hatten ordentlich gelernt.
Im Rackersberg immer noch keine Neuigkeiten von M-K. Am Nachmittag versuchte ich wieder, in der Erkstrasse anzurufen, aber niemand nahm ab. Ich rief Kurts Eltern an, die erzählten, sie sei auch nicht in Eckernförde. Und sie dürfe Torben auch vorerst nicht abholen, denn das Oldenburger Gericht habe sich mit dem Gericht in Berlin-Neukölln in Verbindung gesetzt.
Abends noch Hausaufgaben. Mathe, Deutsch. In dieser Zeit ging ich immer etwa gegen halb elf ins Bett.

Dienstag, 15. Februar 1983
Heute erfuhren wir endlich, was wirklich los war in Berlin und warum wir schon seit Tagen nichts von M-K gehört hatten. M-K hatte bereits am 5. Februar, also vor zehn Tagen, einen schweren Unfall gehabt. Im verschneiten Berlin war sie auf dem Gehweg ausgerutscht und hatte sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Nun lag sie in einem Krankenhaus in Charlottenburg, und zwar voraussichtlich für etliche Wochen oder sogar Monate.
Die mit Eilentscheidungen belasteten Jugendämter und Gerichte hatten den ganzen Stress alleine fabriziert, M-K hatte selber gar nichts dazu beigetragen. Herr Heynsen rief an und wir konnten Entwarnung geben. Er besuchte dennoch Torben und Kurts Eltern in Eckernförde. Torben, der wie gewohnt weiter in Eckernförde zur Schule ging.

Frau Förster hatte eine Wohnungsanzeige entdeckt, eine Ein-Zimmer-Wohnung in der Eutiner Strasse. Wir riefen sofort an. Die Wohnung sei schon vergeben, war die Antwort, und wir seien die sechzehnten Bewerber gewesen. Es war nichts zu machen - wir hatten so gut wie keine Chance, in Neustadt eine Wohnung zu finden.
Aber noch ging es erstmal einfach so weiter und wir mussten uns um unsere alltäglichen Angelegenheiten kümmern. Ich fuhr oft nach Cismar und übte mit Jochen für die Klausuren. Eines Tages war Kurt, der inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden war und wieder bei uns wohnte, plötzlich verschwunden.
Niemand hatte eine Ahnung, wo er war. Erst nach etlichen Tagen meldete er sich völlig überraschend aus Castrop-Rauxel, wo er einige Kumpels vom Theater besuchte.
Der Friedensgruppe wurde es im Rackersberg zu heiss. Oder besser gesagt zu kalt, denn das mit der Heizung war so eine Sache. Wenzel verlangte eine Heizkostenbeteiligung. Ab März traf sich die Friedensgruppe im Hotel Wallburg.
M-K hatte am 25. Februar einen Brief an Bernd geschrieben. Er brachte ihn uns und wir hatten wieder einmal was zu lachen. Unser Kontakt zu ihr sei deswegen lahmgelegt, weil Kurt uns gegen sie aufhetze. Wie süss. Ramin habe ihre Möbel im Sperrmüll entsorgt, Möbel im Wert von dreissigtausend Mark, wir bogen uns vor Lachen, und sie habe Bernd als Zeugen angegeben.
Am 22. März ging ich in der zweiten Stunde zum Rathaus und holte mir Bögen für die geplante Volkszählung ab, über die ich ein Referat halten musste. Der Überwachungsstaat wurde immer dreister. Die Bögen der Volkszählung sollten gleich mit den Melderegistern abgeglichen werden, um herauszubekommen, wer gegen das Meldegesetz verstossen hatte. Meine Meinung dazu war einfach zu formulieren. Ich hielt beides für sinnlos: sowohl die Volkszählung als auch das Meldegesetz.

Samstag, 26. März 1983
Unser Vater hatte uns eingeladen, über die Osterferien in die Pfalz zu kommen, wo sie sich in Schiersfeld in der Nähe von Alsenz inzwischen ein Wochenendhäuschen gekauft hatten. Nach drei Jahren würden wir ihn das erste Mal besuchen und vor allem unsere Stiefmutter zum ersten Mal wiedersehen.
Heute fuhren wir zunächst heimlich nach Mainz, wo wir noch ein paar Tage unsere Leute besuchen wollten, bevor wir in die Pfalz fahren würden. Ich hatte Steffens Mutter zwar gesagt, ob er uns um viertel vor sechs vom Bahnhof abholen könnte, aber er war nicht da. Wir gingen zu Fuss zur Jugendherberge und dann zu Jutta, mit der Norbert sich für den nächsten Morgen um zehn Uhr verabredete.
Am nächsten Morgen vertrödelten wir erstmal bis zehn Uhr die Zeit im Park. Danach besuchte ich noch einmal Michael Schuster, und Norbert ging zu Jutta. Wo er eine Stunde zu früh ankam und Jutta aus dem Bett holte - oh nein, schon wieder hatten sie die Zeitumstellung nicht bedacht! Seit heute war Sommerzeit.
Jutta war etwas reserviert. Nicht nur, weil Norbert sie aus dem Bett geklingelt hatte. Jutta wusste gar nicht, über was sie sich mit ihm unterhalten sollte. Nicht dass sie eine komplizierte Sache draus machte. Sie liess sich gerne mit Norbert von mir fotografieren. Aber die beiden fanden sich nicht mehr. Sie hatten sich verloren. Auch wenn sie sich noch jahrelang schrieben.
Ich hatte in der Zwischenzeit Steffen besucht und kam um halb vier zu Jutta zurück. Zu dritt gingen wir auf die Rheinland-Pfalz-Ausstellung im Volkspark und spielten bis spät abends noch bei Jutta, mit Würfeln.
Am Montag versuchte ich, noch ein paar von den Leuten aus meiner ehemaligen Klasse zu besuchen. Alle waren nicht da. Ich ging vergeblich zu Marilena, zu Trapper, Berta, Anja, Alexander, Louis und Fred. Frustriert ging ich wieder zu Jutta und Norbert und traf am Nachmittag wenigstens noch René an, bevor ich zu Steffen ging. René war ganz wie früher, mit seinen langen Haaren und coolen Sprüchen. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil!
Am Dienstag traute ich mich schliesslich, noch einmal bei Viktoria anzurufen. Erstmal musste ich ihre Telefonnummer herausfinden. Janina war da. Sie sagte, Viktoria sei heute nicht da. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit ihr, mit Janina, die immer freundlich zu mir gewesen war. Und das war sie auch heute. Ich sagte ihr noch, was für eine tolle Schwester sie habe.
Fred war nachher doch noch da, wir spielten Karten und assen Fisch, bevor ich am Nachmittag zu Jutta und anschliessend mit Norbert zum Südbahnhof ging und wir nach Alzenz fuhren.

Die nächsten zwei Wochen verbrachten wir im Wochenendhaus unseres Vaters in Schiersfeld bei Alsenz. Die Atmosphäre war ganz okay. Als uns unser Vater am Bahnhof abholte, wollte er uns aber erstmal ein paar Worte sagen.
- Gell, nur dass ihr des wissts. Ihr dürft mit der Mami über alles reden, nur über eine Sache natürlich nicht. Aber des wissts ihr ja wohl. Ich wollt euch des nur nochmal gesagt haben.
Ich musste lächeln, dass er es für nötig gehalten hatte, die selbstverständlichste Sache der Welt noch einmal extra zu betonen.
Norbert blieb die Begrüssungsszene ebenfalls in Erinnerung, allerdings ein anderes Detail. Denn für seinen Sohn Norbert, der heute etwas längere Haare hatte als früher, hatte sich unser immer schon sehr taktvoller Vater einen besonderen Satz zur Begrüssung einfallen lassen.
- Was hastn du für lange Haar? Du schaugst ja aus wie a Aff!
Die Zwillinge erkannten uns nicht wieder und wirkten irritiert. Unser Vater musste lachen, als er bemerkte, dass er sie zwar darauf vorbereitet hatte, dass wir grösser geworden waren, aber vergessen hatte, ihnen zu erklären, dass wir dunkle Stimmen hatten. Ursula war sichtlich bemüht, sich ordentlich zu benehmen, und es gelang ihr auch ganz gut. Sie hatte keine Macht mehr über uns und damit war die Luft frei für ein halbwegs normales Verhältnis. Wir gingen in der näheren Umgebung spazieren, bemalten Ostereier, bauten auf dem unbebauten Grundstück gegenüber eine Hütte aus Holzbrettern oder besuchten die Burgruine Randeck. Bevor wir nach Neustadt fuhren, besuchten wir mit unserem Vater noch einmal unseren Grossvater im Amberg.

Matthias, seine Schwester Ilka und Kurt holten uns in Neustadt vom Bahnhof ab, eine nette Überraschung. Im Rackersberg mussten wir feststellen, dass Kurt sich leider überhaupt nicht um die Pflanzen gekümmert hatte. Na, wenigstens lebte Rudi Racker noch.
Matthias und Ilka gingen in einen Jugendkreis der freien evangelischen Kirche, wo sie auch Norbert mitgenommen hatten. Die Jugend. Und wo lauter nette Gleichaltrige waren, die immer öfter auch zum Rackersberg kamen und Norbert besuchten. Die meisten waren Mädchen. Kurt war ziemlich schnell genervt.

Nächste Seite




 

Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein, Der Laden, Rackersberg 30. Die Wohnungstür befand sich um die Ecke neben dem Zigarettenautomaten. Wir wohnten im ersten Stock; hinter dem linken Dachfenster war die Küche. Aufnahme Juni 1983.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
Links zu allen Einzelseiten: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10   11 12 13 14 15 16 17 18 19 20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 30   31 32 33 34 35 36 37 38 39 40   41 42 43 44 45 46 47 48 49 50   51 52 53 54 55 56 57 58 59 60   61 62 63 64 65 66 67 68 69 70   71 72 73 74 75 76 77 78 79 80   81 82 83 84 85 86 87 88 89 90   91 92 93 94 95 96 97 98 99 100   101 102 103 104 105 106 107 108 109 110   111 112 113 114 115 116 117 118 119 120   121 122 123 124 125 126 127 128 129 130   131 132 133 134 135 136 137 138 139 140   141 142 143 144 145 146 147 148 149 150   151 152 153 154 155 156 157 158 159 160   161 162 163 164 165 166 167 168 169 170   171 172 173 174 175 176 177 178 179 180   181 182 183 184 185 186 187 188 189 190   191 192 193 194 195 196 197 198 199 200   201 202 203 204 205 206 207 208 209 210   211 212 213 214 215 216 217 218 219 220   221 222 223 224 225 226 227 228 229 230   231 232 233 234 235 236 237 238 239 240   241 242 243 244 245 246 247 248 249 250   251 252 253 254 255 256 257 258 259 260   261 262 263 264 265 266 267 268 269 270   271 272 273 274 275 276 277 278 279 280   281 282 283 284 285 286 287 288 289 290   291 292 293 294 295 296 297 298 299 300   301 302 303 304 305 306 307 308 309 310   311 312 313 314 315 316 317 318 319 320   321 322 323 324 325 326 327 328 329 330   331 332 333 334 335 336 337 338 339 340   341 342 343 344 345 346 347 348 349 350   351 352 353 354 355 356 357 358 359 360   361 362 363 364 365 366 367 368 369 370   371 372 373 374 375 376 377 378 379 380   381 382 383 384 385 386 387 388 389 390   391 392 393 394 395 396 397 398 399 400   401 402 403 404 405 406 407 408 409 410   411 412 413 414 415 416 417 418 419 420   421 422 423 424 425 426 427 428 429 430   431 432 433 434 435 436 437 438 439 440   441 442 443 444 445 446 447 448 449 450   451 452 453 454 455 456 457 458 459 460   461 462 463 464 465 466 467 468 469 470   471 472 473 474 475 476 477 478 479 480   481 482 483 484 485 486 487 488 489 490   491 492 493 494 495 496 497 498 499 500   501 502 503 504 505 506 507 508 509 510   511 512 513 514 515 516 517 518 519 520   521 522 523 524 525 526 527 528 529 530   531 532 533 534 535 536 537 538 539 540   541 542 543 544 545 546 547 548 549 550   551 552 553 554 555 556 557 558 559 560   561 562 563 564 565 566 567 568 569 570   571 572 573 574 575 576 577 578 579 580   581 582 583 584 585 586 587 588 589 590   591 592 593 594 595 596 597 598 599 600   601 602 603 604 605 606 607 608 609 610   611 612 613 614 615 616 617 618 619 620   621 622 623 624 625 626 627 628 629 630   631 632 633 634 635 636 637 638 639 640   641 642 643 644 645 646 647 648 649 650   651 652 653 654 655 656 657 658 659 660   661 662 663 664 665 666 667 668 669 670   671 672 673 674 675 676 677 678 679 680   681 682 683 684 685 686 687 688 689 690   691 692 693 694 695 696 697 698 699 700   701 702 703 704 705 706 707 708 709 710   711 712 713 714 715 716 717 718 719 720   721 722 723 724 725 726 727 728 729 730   731 732 733 734 735 736 737 738 739



 Impressum

© Planet Poster Editions 2007



login