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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

16 - Achtung, Flohfänger an Steuerbord! - Kreta 1984 mit Matthias und Manfred

Seite:

 

06

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Montag, 7. Mai 1984
Neustadt. Eine Überraschung wartete auf uns, als wir aus Kreta zurückkamen. Unser Vater hatte uns tatsächlich eine neue Wohnung organisiert, Brandenburger Strasse 82. Über eine Anzeige im wöchentlichen Anzeigenblättchen. Wir konnten es kaum glauben. Aber es stimmte. Norbert holte nach der sechsten Stunde den Schlüssel ab. Die Vermieterin war meine Russisch-Lehrerin von der Volkshochschule vor drei Jahren.
In den nächsten Tagen zogen wir in unsere neue Wohnung und richteten uns dort ein. Sie lag nur zwei Strassen weiter im selben Neubaugebiet, ebenfalls im Souterrain. Allerdings mit einer schönen grossen Fensterwand nach Süden, in die die Sonne scheinen konnte. Mit Frieder Hambach holten wir unsere Möbel von Sozialboden und brachten sie in die Brandenburger Strasse, wobei wir peinlicherweise überhaupt nicht daran dachten, für ihn wenigstens einen Kasten Bier zu besorgen. Oder zumindest ein paar Flaschen. Er hatte gedacht, wir wüssten, dass das selbstverständlich war. Hm... naja, es gab immer noch etwas dazuzulernen im Leben.
Norbert begann, seine Abschlussarbeiten für die Mittlere Reife zu schreiben.
Kurt ging es nicht gut in der Lienaustrasse, er hatte wieder angefangen zu trinken und war schliesslich mit seiner kaputten Bauchspeicheldrüse im Kreiskrankenhaus in der Notaufnahme gelandet. Die Ärzte mussten ihm dann, wie vorher schon Gerwin Holzer, ziemlich deutlich gesagt haben, was los war. Am 1. Mai 1984 hatte er sich die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen und sich schliesslich entschlossen, von diesem Tag an nicht mehr zu trinken.
Er erzählte uns davon. Da er wusste, dass es schwer war, das durchzuhalten, hatte er sich zu einer Kur entschlossen in einer auf Suchtproblematiken spezialisierten Fachklinik. Richelsdorf, in der Nähe von Kassel an der DDR-Grenze. Die Rückfallquote sei dort nicht so hoch, meinte er.
Die ständigen Entziehungskuren im Landeskrankenhaus, die er nun schon mehrmals und bald in regelmässigen Abständen mitgemacht hatte, hatten ebenso regelmässig wieder Rückfälle gebracht. Er war immer nur ein paar Wochen clean gewesen und hatte dann wieder angefangen. Mit seiner Einlieferung ins Kreiskrankenhaus hatte Kurt zum ersten Mal begriffen, dass, wenn er dieses Problem nicht wirklich lösen würde, er nicht mehr lange zu leben haben würde. Und so ging er nun nach Richelsdorf.

Eine andere Person ging in diesem Jahr in ein anderes Krankenhaus. Göttingen-Weende. Darmspiegelung. Wieder war es Assistenzarzt Dr. Domrös, der sie behandelte. Und nun kam sie auf eine Idee. Sie fragte ihren Mann, er möge seinem Kollegen doch bitte eine Flasche Sekt als Dankeschön für die freundliche und zuvorkommende Behandlung zukommen lassen.
Es funktionierte. Nun wusste der Chirurg, wer sie war. Die Frau seines Kollegen, Dr. Jens Franke, aus der Anästhesie.

Anfang Juli war wieder Dorffest in Cismar, mit dicker Sitzung im Festzelt am 8. Juli. Singende Dorfmädchen, Sketche und Büttenreden. Dorfleben, allerdings ein bisschen künstlich hochgespielt, denn die meisten Cismaraner hatten keine Traditionen und wohnten in irgendwelchen Neubaugebieten. Fritz Grimm war so etwas wie der inoffizielle Dorfbürgermeister und engagierte sich besonders deutschnational. Jochen meinte, okay, er sei ein Unverbesserlicher und sicher auch in der Nazi-Partei gewesen, aber er sei schon alt und irgendwann werde sich das Problem schon biologisch lösen.
Als Fritz Grimm schliesslich nach einer besonders vaterländischen Rede vorschlug, nicht nur das Schleswig-Holstein-Lied, sondern auch die deutsche Nationalhymne in allen drei Strophen zu singen, stand ich demonstrativ nicht mit auf. Frau Förster regte sich hinterher tierisch auf und sie würde mich bei sowas nicht nochmal mitnehmen. Nee, da konnte ich auch wirklich drauf verzichten. Eine andere ältere Frau an unserem Tisch war ebenfalls sitzengeblieben. Ich sprach sie an und sie meinte zu mir, nein, altersschwach sei sie noch lange nicht. Aber sie habe das schon einmal mitgemacht und sei damals auch mit aufgestanden. Nie wieder, hatte sie sich gesagt.

Norbert hatte sich entschieden, in Oldenburg auf das Fachgymnasium zu gehen und dort Abitur zu machen. Zusammen mit Ilka fuhr er jetzt jeden Morgen mit dem Bus nach Oldenburg. Dort lernte er auch Kochen, was ihm offenbar wesentlich mehr Spass machte als mir. Dreimal die Woche kochte er in der Brandenburger Strasse, soviel, dass wir jeweils immer ein paar Tage zu Essen hatten. Lina war nach Hamburg gegangen und hatte eine Ausbildung als Krankenschwester begonnen. Immer seltener kam sie jetzt nach Neustadt und besuchte Ilka und uns.
Kurt zog mit einem Kumpel aus dem Sympie-Kreis der Friedensgruppe nach Logeberg, ein paar Kilometer ausserhalb von Neustadt. Kurt hatte tatsächlich mit Trinken aufgehört und war stolz, dass er schon fast ein halbes Jahr trocken war.
Jochen und ich sassen oft lange am Computer. Försters hatten seit kurzem einen Commodore C64, mit Kassetten als Speichermedien. Wir lernten die Programmiersprache Basic. Ich entwarf Landkarten. Das Problem war der geringe Speicherplatz.
M-K kam uns besuchen und wollte den türkischen Teppich nach Berlin mitnehmen. Der schöne Wandteppich mit den weinroten, grünen und blauen metallic-Tönen und der grossen türkischen Fahne vor der Aya Sofya-Moschee und der Bogazici-Brücke, den sie mir im Sommer 1982 in Berlin bei Trödel-Erna gekauft hatte. Ja, sie brauchte ihn in Berlin. Wegen der Ausländerbehörde.
- Wieso das denn?
- Weil die kontrollieren ob man auch wirklich verheiratet ist. Kann sein dass ich demnächst Besuch krieg und die wissen wollen, ob ich mit Cemal auch wirklich zusammen lebe.
- Was, die kommen nach Hause?
- Ja, die stehen auf einmal vor der Tür und wollen praktisch die Ehe kontrollieren. Ich kann dann sagen, der ist gerade auf dem Bau, aber der wohnt hier bei mir. Dazu brauch ich den Teppich mit der türkischen Fahne, den häng ich mir dann an die Wand.
Na gut, das war einzusehen, dagegen konnte ich ja nichts sagen. Und sie hängte ihn sich tatsächlich in ihre Wohnung. Bekam aber nie Besuch. War in Kreuzberg auch nicht zu erwarten.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein: Hafen mit Stadtkirche, Altstadt und Binnenwasser (Foto M. Tychsen, 2004)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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