Schlüsselwörter dieser Seite:     Kreta 1984 Schroffis Kamares Höhle Zelt Schnee Sturm

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

17 - Die lange Nacht vor der Kamáres-Höhle - Kreta-Tour Winter 1984/1985

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Samstag, 22. Dezember 1984
Die Nacht wurde nicht ganz so kalt wie die letzte. Am Morgen kam sogar die Sonne raus und wir konnten unsere Sachen trocknen. Im eiskalten Bergwasser fanden wir Köcherfliegenlarven, es musste also sehr sauber sein. Begeistert waren wir von dem Panorama der Nída-Hochebene, die wir nun nach Süden entlanggingen, wir wollten zur Kamáres-Höhle. Vollrath hatte gesagt, in Höhlen gebe es manchmal höhleneigene Schnecken. Die seien besonders interessant.
Drei Touristen hatten sich auf die Nída-Hochebene verirrt, die uns den Berg zeigten, hinter dem die Kamáres-Höhle lag. Wir gingen los und stellten bald fest, so lieblich wie aus der Ferne waren die felsigen Berge doch nicht. Meterhohe fast senkrechte Steilfelsen bäumten sich vor uns auf und wir mussten drüberklettern. Sie waren so schroff wie sie stabil waren, graues hartes Gestein, dank der warmen Sonne nicht rutschig, aber es erforderte Klettergeschick. Und irgendwann stellten wir fest, wir waren nicht mehr am Wandern, sondern am Bergsteigen im Hochgebirge. Und darin hatten wir keine Erfahrung.
Noch einmal versuchte ich es an der steilen Felswand. Ich kletterte ohne Rucksack vor, Norbert wartete unten. Bald war ich zehn Meter über ihm. Es wurde immer steiler. Die nächste Felswand war fünf Meter senkrecht. Ich klemmte mich in eine Spalte und versuchte mich nach oben zu drücken. Einen Meter, zwei. Noch ein kleiner Sims, auf den ich mich mit einem Fuss ausruhen konnte. Der andere Fuss hing in der Luft und hatte keinen Halt. Ein Seil oder sowas hatten wir nicht. Ich überlegte. Auf einmal begann mein Fuss zu zittern. Muskeltonus, hatte ich irgendwo einmal gelesen. Bei Rüdiger Nehberg vielleicht. Ich versuchte mehr Gewicht auf die Arme verlagern. Noch einen Meter höher? Die alternative Möglichkeit, zwanzig Meter fast senkrecht runter und auf irgendwelche Felsen aufklatschen, rückte immer näher. Okay, zugegeben, ich hatte eine Lebensgarantie. Ich käme hoch, wenn ich es wollte. Aber Norbert? Er konnte es nicht schaffen. Und mit Rucksäcken war es sowieso ausgeschlossen.
Ich kletterte mit zitterndem Fuss wieder zwei Meter herunter, ruhte den Fuss aus und machte mich auf den Abstieg. Für diese Sorte Felsen erfanden wir einen Namen. Schroffis. Über die Schroffis ging es also nicht. Wir mussten umkehren und uns einen anderen Weg suchen.
Den wir schliesslich auch fanden. Wir erreichten die Südflanke des Ida-Gebirges und wanderten durch den Wald in der warmen Sonne den Hang entlang nach Westen. Irgendwann stiessen wir auf ein deutsches Schild, Kamares-Höhle. Ab dort ging ein Pfad mit roten Punkten nach oben. Wir folgten ihm.
Doch der Rote-Punkte-Pfad war schlecht markiert und wir hatten ihn irgendwann wieder verloren. Wir liessen unsere Rucksäcke stehen, kletterten nach oben und gelangten endlich zur ersehnten Höhle.
Wir standen vor der grossen Öffnung der in der minoischen Zeit besiedelten Höhle, in der Zeus geboren worden sein soll. Und die wie ein grosses schwarzes Loch weithin überall in der Mesará-Ebene zu sehen war. Entsprechend war das Panorama von hier. Nicht zu überbieten. Von hier in gut tausendfünfhundert Metern Höhe konnte man mehr Dörfer sehen als vom Psiloríti, der noch tausend Meter höher und der höchste Berg Kretas war.
Danach mussten wir unsere Rucksäcke holen. Also wieder nach unten und wieder nach oben. Eine gefährliche Aktion, denn inzwischen war es so dunkel geworden, dass die Raben, die uns beim ersten Mal mit lautem Geschrei begrüsst hatten, uns schon gar nicht mehr sahen. Vor der Höhle war zwar, anders als bei Ideon Antron, kein Gitter, aber wir gingen trotzdem nicht hinein und stellten unser Zelt vor dem Höhleneingang auf einer kleinen ebenen Fläche auf. Matthias Iglu-Zelt. Mit Aussenzelt.

Wir bekamen die Häringe nicht in den steinharten Boden. Also mussten wir alle Seiten des Zeltes mit Leinen festmachen und uns dicke Steine suchen, an denen wir sie festbinden konnten. Es sollte sich bald herausstellen, dass dies absolut notwendig war und sich die mühsame und qualvolle Arbeit leider lohnen würde. Es war bitterkalt und bald waren unsere Hände gefroren. Es fing an zu regnen. Zum Glück war es schon dunkel.

Wäre es heller, und hätten wir gesehen bei was für einem Sauwetter wir das Zelt aufgeschlagen haben, hätten wir uns wahnsinnig geärgert. Aber so, wenn man den Regen nicht sieht, hält man es eher aus. (...)
Was eine Wohltat, endlich im Zelt zu sein! Doch im Zelt selbst ist es nicht viel besser. Alles ist naß, naja, das kennen wir ja schon. Der Wind bläst wie verrückt, wir glauben schon, das Zelt würde zusammenkrachen oder die Stricks von den Steinen reißen, aber das Zelt hält die Probe stand. Mir ist schlecht, ich esse noch die letzten Backsmarties, Tagebuch-schreiben ist sinnlos weil das Teelicht bei dem Wind sowieso immer wieder ausgeht, also legen wir uns gleich hin.

Aus dem Hinlegen wurde nicht viel. Ziemlich schnell wachte ich wieder auf. Draussen wütete der Sturm. Das Zeltdach war nicht ganz dicht, weil Matthias Vater, als Matthias das nagelneue Zelt im Garten aufgestellt hatte, gleich volles Rohr mit dem Gartenschlauch draufhalten musste und sehen wollte, ob es auch regendicht war. Matthias fasste sich nur noch an den Kopf. Natürlich waren sofort zwei grosse Löcher in die Zeltwand gerissen, unmöglich zu flicken. Bei starkem Regen kam immer Wasser in das Zelt.
Norbert war auch schon längst wieder aufgewacht und aus dem Zelt gegangen. Erst jetzt sah ich, was los war. Es schneite. Dicke Schneeflocken fielen auf das Zelt, das sich unter der Last bog und zusammenzubrechen drohte. Im Zelt war alles nass. Die empfindlichen Sachen wie Landkarten, Fotoapparat und Filme hatten wir in Tüten getan. Flugtickets und Reisepässe ausserdem noch in eine Kotztüte von Interflug. Die musste wasserdicht sein. Über die Fussenden unserer Schlafsäcke hatten wir Tüten der Altkleidersammlung gezogen, die Eberhard in seinem Rucksack hatte. So lagen wir mit den Füssen wenigstens nicht im Wasser.
Es schneite immer mehr und wir mussten immer wieder den Schnee vom Zelt klopfen. Dann fing es an zu blitzen. Wir lagen direkt vor der Kamáres-Höhle. Wer konnte wissen, wie anziehend ein Höhleneingang auf Gewitter wirkte?

Was machen wir eigentlich, wenn wir wieder runtersollen den Berg? Wenn die Felsen unter uns vereist sind und wenn die roten Punkte vollgeschneit sind?

Kamáres, das Dorf am Fuss dieses Berges, lag tausend Höhenmeter unter uns. Die gesamte Strecke bis zum Dorf musste unheimlich steil sein. Der felsige Pfad unterhalb der Höhle, den wir am Abend hochgegangen waren, war jedenfalls enorm steil gewesen. Und wieviel mochte das gewesen sein? Siebzig Meter? Hundert? Zweihundert? Wir konnten uns kaum ausmalen, was uns morgen bevorstehen würde.
Endlich fing es an zu regnen. Wir waren erleichtert. Es war das erste Mal, dass wir froh waren, dass es in der Nacht anfing zu regnen.

Das ist das beste, was uns passieren kann: So wird der Schnee von den Felsen und vom Zelt abgewaschen. Nur so schmilzt er. Norbert hat sich wieder hingelegt und versucht zu schlafen, ich paß hier auf, daß das Wetter keinen Scheiß macht.

Das Wetter beruhigte sich und ich schlief ich wieder ein. Die Idee, die Füsse in eine Tüte der Altkleidersammlung zu packen, war gar nicht so schlecht. So blieben sie trocken. Genauer, sie blieben so nass wie sie waren und bekamen nicht ständig neues und viel kälteres Wasser dazu.

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Google

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Kreta, Ida-Gebirge, Norbert am Morgen nach einer Nacht im Schneesturm vor unserem Zelt vor der Kamares-Höhle in 1550 m Höhe, 25. Dezember 1984. Hinter dem Zelt ging es steil in die Tiefe.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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