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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

18 - Aber was, in Zackros warts aa? - Kreta-Tour Winter 1985/1986

Seite:

 

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Kapitel in Band 1:

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Wir hatten die Strecke unterschätzt. Nach knapp zehn Minuten hatten wir vielleicht das erste Drittel hinter uns. Direkt vor uns und in schwindelnder Höhe wölbten sich die fast fünfzig Meter hohen Bögen der Stahlkonstruktion.
Plötzlich lag etwas in der Luft. Axel bemerkte es als erster.
- Die Gleise zittern.
- Oh nein. Hoffentlich nicht.
Mit der Hoffnung war es schnell vorbei. Die Brücke begann zu vibrieren. Langsam näherte sich kilometerweit vor uns eine rote Diesellok der Baureihe 218 der Brücke. Güterzug, ziemlich langsam. Die Bahn musste vor der Fehmarnsundbrücke eine ziemliche Steigung hinter sich bringen. Entsprechend langsam kam der Zug näher. Aber er kam näher und es war klar, wo er hinwollte. Hoffentlich würde er nicht wegen uns anhalten.
- Okay, alles wie besprochen. Wir halten uns total am Geländer fest. Du hinter mir. Und denk an deinen Rucksack, der könnte dich sonst umreissen.
Beide hatten wir ziemliche Angst. Direkt neben uns ging es in die Tiefe. Der Nachteil am Geländer war, die Streben waren nicht so eng wie bei der Seite der Bundesstrasse und wer hinfiel oder umgeweht wurde, konnte leicht hindurchgeweht werden. Aus dem Vibrieren wurde langsam ein Beben. Der Zug kam immer näher.
Der Lokführer sparte es sich zu hupen, zum Glück. Er hielt auch nicht an, obwohl er es gekonnt hätte. Ich nahm kurz Blickkontakt auf und deutete an, alles wär okay. Nicht dass der Lokführer dachte, wir wären Selbstmörder oder betrunken. Ich sah nochmal zu Axel, der hinter mir stand. Wir waren bereit.
Die Gleise bebten und die Brücke wankte im Rhythmus der Stosswellen, die die heranrauschende Lok vor sich herschob. Wir gingen in die Hocke und knieten uns ans Geländer.
- Okay, festhalten!
- Jaaa!
Danach war nichts mehr zu verstehen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm preschte die Lok an uns vorbei und schob uns mit aller Macht die Bugwelle ihrer Fahrtluft in die Seite. Doch wir erwarteten den Luftstoss und pressten uns in diesem Moment besonders fest gegen das Geländer. Zum Glück war der Zug nicht viel schneller als einer, der gerade in einen Bahnhof einfuhr. In Mainz-Weisenau waren die Züge oft schneller über die Brücke gefahren. Trotzdem genügte uns die hiesige Vorstellung vollkommen. Ein Güterwagen nach dem anderen rauschte mit lautem Krach vorbei. Der Zug war länger als wir vermutet hatten. Endlich kamen die letzten Waggons und dann war Ruhe. Wir atmeten auf und lösten uns vorsichtig vom Geländer. Axel brach das Schweigen.
- Boh, ich hab ganz schön Schiss gehabt.
- Ich auch. Kannst von ausgehn. Ich zitter jetzt noch.
- Lasst uns bloss schnell weiter, Mann.
- Ich würd sagen, wir gehn jetzt schneller. Der Lokführer ruft bestimmt über Funk die Bullen.
- Okay, also los!
Jetzt gingen wir schneller. Die Brücke war zwar nur einen Kilometer lang, aber dennoch viel länger als wir vermutet hatten. Und noch immer waren wir hoch über dem Wasser. Alle zweihundert Meter waren die grossen weissen Streckenschilder der Bahn angebracht. Wir brauchten lange von einem zum nächsten.
Auf einmal begannen die Gleise wieder zu vibrieren. Weit waren wir nicht gekommen, da kam tatsächlich noch ein zweiter Zug. Wieder von Puttgarden. Musste das genau jetzt sein.
Diesmal war es ein Eilzug, und zwar ein Wendezug. Wieder gingen wir in die Hocke, wieder stemmten wir uns mit aller Kraft gegen den Luftzug des silbenen Wendezugwagens und wieder verharrten wir am Brückengeländer so lange, bis der Zug vorbei war. Am Schluss des Zuges kam die Lok, die den Zug anschob. Wir waren froh, als sie vorüber war.
Im Unterschied zum vorigen Zug war dieser schneller gewesen, vielleicht achtzig Stundenkilometer. Und der Luftstoss war härter gewesen. Gut, dass wir schon Erfahrung hatten. Hätten wir uns nicht am Geländer festgehalten, wären wir wie die Luftballons zwischen dem Geländer und den Wagen hin- und hergeweht worden.
Noch mehr ausser Atem gingen wir nun noch schneller weiter. Bis zur Hälfte der Brücke war gar kein Zug gekommen, jetzt schon zwei. Das war ungerecht. Inzwischen hatten wir schon den kleiderbügelartigen Bogen der Brücke hinter uns gelassen, doch die Brücke zog sich immer weiter über das flache Meer.
Und noch ein drittes Mal fingen die Gleise an zu zittern. Wenige Kilometer vor uns beschrieben die Gleise eine leichte Biegung nach rechts, sodass wir die Züge erst sahen, als sie plötzlich hinter einigen hohen Büschen um die Kurve kamen. Ich drehte mich um und sah nach hinten. Doch auch diesmal kam der Zug von vorne aus Richtung Puttgarden. Axel sah ihn als erster.
Wenn wir bis eben gedacht hatten, mit unseren zwei Zügen hätte es nicht schlimmer kommen können, hatten wir uns geirrt. Denn vor diesem Reisezug, dessen Wagen hinter der Kurve kurz von der Seite zu erkennen waren, waren gleich zwei Dieselloks gespannt. Damit es schneller ging.
- Ach du Scheisse. Intercity. Der fährt nicht so langsam wie die eben.
- Was?!
- Ja. Der fährt schneller.
- Noch schneller als die eben? Bist du sicher? Geht das überhaupt?
- Allerdings.
- Wie erkennst du das denn?
- Die Farbe der Wagen. Rot und beige, das sind die erster-Klasse-Intercity-Wagen.
Genau hatte ich die Zahlen nicht im Kopf, doch ich wusste genug. Wenn eine rot-beige E-Lok der Baureihe 103 mit neun oder zehn Wagen einen Intercity durch Deutschland fuhr, waren hundertsechzig Stundenkilometer langsam. Die Starlok der Bundesbahn war ohne weiteres in der Lage, bis zu vierzehn Wagen mit zweihundert Stundenkilometern zu ziehen. Diese Strecke war zwar nicht elektrifiziert und die roten Dieselloks der Baureihe 218 fuhren nicht so schnell, aber ein Intercity war ein Intercity und die Loks mussten sich ranhalten. Auf alle Fälle war klar, dieser Zug musste schneller sein als ein Nahverkehrszug.
Wir hatten längst nicht mehr so viel Zeit wie die beiden ersten Male und schafften es auf keinen Fall mehr, vor dem Zug auf die andere Seite der Brücke zu kommen. Zum Glück hatten wir Übung. Nur wenige Sekunden blieben uns, uns die stabilsten Stangen am Geländer auszusuchen. Manche waren weniger fest. Immernoch ging es zwanzig Meter in die Tiefe.
- Hier, nimm die! Die ist fest! Duck dich und pass auf, der fährt schnell!
Der Intercity fuhr wirklich volle Geschwindigkeit. Ich sah noch, dass uns der Lokführer die heftigsten Vorwürfe machte. Denn er wusste, er fuhr mit maximaler Geschwindigkeit über die für hundertzwanzig Stundenkilometer zugelassene Brücke und hätte hier fast zwei Kilometer gebraucht, um zum Stehen zu kommen. Doch auch ihm blieben nur Sekundenbruchteile und schon war er an uns vorbei. Für uns wurde es jetzt ernst. Wir gingen in Deckung, um nicht über oder durch das Geländer geweht zu werden.
Die Luftwelle der Lok war viel stärker als die der anderen Züge und fegte Axel und mich beinahe vom Tablett. Nach der ersten kam die zweite Lok - jede einzelne Lok war so schwer wie fünfzig mittelschwere Autos. Dann kamen die Wagen. Einer nach dem anderen. Ihr Fahrtwind war viel stärker als bei den vorigen Zügen und rüttelte viele endlose Sekunden lang an unseren Händen. Wir krallten uns mit aller Kraft ans Geländer. Endlich kam der letzte Wagen. Was waren wir froh. Noch einen Moment innehalten und die letzten Wirbel abwarten. Dann konnten wir wieder aufstehen.
- Ich glaub hier geh ich nicht nochmal rüber. Ich hab voll die Blasen an den Händen.
- Lasst uns so schnell wie möglich abhaun. Hier sind mit Sicherheit in den nächsten paar Minuten die Bullen da.
Wir rannten nur noch. Irgendwann hatten wir endlich das Ende der Brücke erreicht. Bei der erstbesten Gelegenheit schlugen wir uns seitlich in die Büsche und rannten irgendwelche Seitenstrassen entlang, weg von der Bahnlinie. Am Abend schlugen wir unser Zelt auf und übernachteten neben einem Feld. Nein, seiner Mutter erzählen würde er das bestimmt nicht. Die würde ihm jede weitere Tour glatt verbieten.
Am nächsten Tag war es bewölkt und wir erreichten Puttgarden, von wo wir die Fähre nach Rødby nahmen. Kaum waren wir in Dänemark, fing es an zu regnen. Zwei Tage später reichte es uns mit dem Regen und wir fuhren heim.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

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Kreta, Blick über die Küste bei Rodákino, 1.1.1985

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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