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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

18 - Aber was, in Zackros warts aa? - Kreta-Tour Winter 1985/1986

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7. Juni 1986
Vor fünf Wochen war in der Ukraine das Atomkraftwerk von Tshernobyl, das noch kurz vorher von westlichen Experten als eines der sichersten der Welt bezeichnet worden war, in einer gewaltigen Explosion 1,5 Kilometer hoch in die Luft geflogen. Ursache waren menschliche Fehler. Jemand hatte vergessen, das Notkühlsystem von Block 4 nach einer Überprüfung wieder einzuschalten. 1986 war auch das Jahr, in dem in Deutschland ein weiteres neues Atomkraftwerk in Betrieb ging: Brokdorf.
Die Friedensgruppe hatte einen Bus zur Grossdemonstration in Brokdorf organisiert, sechs Wochen nach der Katastrophe von Tshernobyl. Obwohl die Demonstration einen Tag vorher verboten worden war, erwarteten die Veranstalter über hunderttausend Leute. Wir fuhren über kleine Strassen irgendwo durch die Geest. Überall Polizeisperren. Sobald wir eine Sperre sahen, drehten wir um und probierten einen anderen Schleichweg. Einige Polizisten liessen uns durch. Irgendwann waren wir zehn Kilometer vor Brokdorf, mussten den Bus in der Heide stehen lassen und gingen das restliche Stück zu Fuss.
Tausende strömten über das flache Land in drei Demonstrationszügen auf das weithin aus der Geest ragende Atomkraftwerk zu. Das von Gräben durchzogene Land war so flach und die Wege eng, dass es einfach war, die Menschenmassen zu überblicken. Nach den ganzen Grossdemonstrationen hatte ich schon Übung im Zählen von Menschen. Fünfhundert. Tausend. Zehn mal tausend, und das mal drei. So lang war jeder der drei Züge. Dazu kamen noch etwa zehntausend Menschen um das Kraftwerk. Auf dieser Demonstation waren mindestens hunderttausend Menschen.
In Brokdorf. Später erfuhren wir, dass die meisten Hamburger, die zur Demo wollten, gar nicht aus der Stadt rauskamen, weil Brokdorf weiträumig abgesperrt war und nur von Schleswig-Holstein aus erreicht werden konnte, weil die schleswig-holsteinische Polizei andere Anweisungen hatte.
Es dauerte zwei Stunden, aber wir kamen problemlos zu Fuss bis vor das Atomkraftwerk. Am Himmel war alles voller Drachen. Gegen Polizeihubschrauber. Die mussten sich andere Landeplätze suchen und es dauerte länger, bis die Hundertschaften am Platz der Kundgebung waren.
Es fand eine friedliche Kundgebung der Grünen statt. Plötzlich fuhr die Polizei auf und griff die Grossdemonstration mit Tränengas und Wasserwerfern an. Sie machten sich sogar noch die Mühe, über Lautsprecher im Abstand von dreissig Sekunden drei Warnungen auszusprechen. Wir hatten uns ein wenig vorbereitet, wasserdichte Kleidung, Plastiktüten für die Augen. Sie gingen gegen einhunderttausend friedliche Demonstranten vor. Mit Tränengas und Knüppeln. Nicht, weil es zu Gewalt kam. Sondern weil die Demonstration verboten war. Deutschland, 1986.
Hinterher erfuhren wir mehr. Die Polizei hatte die von Hamburg nach Brokdorf führende Strasse nicht nur gesperrt, sie waren auch die Autoschlangen abgegangen und hatten den stehenden Autos die Reifen zerstochen und die Scheiben eingeschlagen. In Hamburg wurden hunderte Demonstranten von der Polizei Tag und Nacht eingekesselt.
Als wir wieder im Bus waren, trauten wir unseren Ohren nicht. Der NDR brachte tatsächlich die Meldung, bei einer verbotenen Demonstration in Brokdorf hätten sechstausendfünfhundert Menschen teilgenommen und es sei zu schweren Ausschreitungen gekommen. Wir konnten es nicht fassen. Der NDR. Wir kamen uns vor wie bei George Orwell. Der absolut gleichgeschaltete Polizeistaat. Stunde für Stunde hörten wir immer wieder Nachrichten - der NDR blieb bei dieser Darstellung. Auch die Presse war gleichgeschaltet. Als einzige Zeitung traute sich am nächsten Tag die taz, Bilder der von der Polizei demolierten Autos zu veröffentlichen. Erst spät kam an die Öffentlichkeit, was tatsächlich in Brokdorf passiert war und wieviel zigtausend Menschen es erlebt hatten.
Der NDR bereute es später tief, blind den Angaben der Polizei vertraut zu haben. Es gab eine Untersuchung und am Ende sogar einige Konsequenzen. Eine Konsequenz war, dass seriöse Sender in Zukunft neben den Angaben der Polizei immer auch die der Veranstalter nennen würden. Mit anderen Worten, die Polizei hatte an diesem Tag ihre Glaubwürdigkeit bei seriösen Medien verloren.
Für die Friedensgruppe war es die letzte Demonstration. Lange Jahre blieb vielen Norddeutschen das Bild der Polizei so erhalten, wie es sich an diesem Tag gezeigt hatte. Niemand hatte mehr Lust, auf der Strasse Politik mitzugestalten. Doch hatten sie nun das erreicht, was sie wollten? Würden wir nun still sein? War die Energiefrage in Deutschland damit gelöst und die Proteste würden verstummen? Zumindest in den nächsten Jahren verschwand der Protest gegen Atomkraft in der Versenkung.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Kreta, Blick über die Küste bei Rodákino, 1.1.1985

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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