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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

20 - Jungfrau auf der Reeperbahn - Kreta und Hamburg mit Lina, 1987

Seite:

 

07

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Von Chersónisos trampten wir an die Südküste ins Asteroúsia-Gebirge. Wir suchten uns einen kleinen Ort aus, Trís Eklisiés, wo nur Einheimische Urlaub machten. Es gab Moskitos. Überall, wo die Griechen ihre Freizeit verbrachten, gab es jede Menge Müll. Moskitos lebten in Müll. Wir brauchten das Moskitonetz und stellten in einer Höhle das Zelt auf. Die Schnecken hatte ich schnell gefunden. Dann hatten wir wieder Urlaub.
Wir schwammen um einen Felsen und entdeckten einen weiteren schönen Strand, zu dem keine Strasse führte. Noch nicht. In Klammern und so weiter, ich spare mir es, jedesmal dazuzuschreiben wie solche Orte wenige Jahre später aussehen würden. Wir legten uns in die Sonne, Lina nahm ihr Bikini-Oberteil ab, sonnte sich und ich spielte ein wenig verträumt im Sand. Ich liess den Sand auf Lina rieseln und wischte ihn dann wieder zur Seite.
Lina döste in der Sonne und rührte sich nicht. Sand auf ihren Beinen, und wieder runtergewischt, und wieder neuer drauf, Sand auf ihren Füssen, Sand auf ihren Bauch. Irgendwann war der Sand auf Linas Brust. Okay, ich konnte ihn ja auch von ihrer Brust wieder runterwischen. So schlimm war das auch nicht. Eigentlich fühlte es sich sogar recht schön an. Ich hatte noch nie die Brust von einem Mädchen berührt. Noch ein bisschen Sand draufrieseln. Und wieder runterwischen. Lina hielt still und bewegte sich nicht. Eigentlich war es ungewöhnlich, dass sie sich so lange nicht bewegte. Ob sie sich noch ein paar Augenblicke länger nicht bewegen würde? Für einen kurzen Moment blieb die Zeit stehen. War es eine Stunde, waren es zwei? 26. Juli 1987, am Strand von Trís Eklisiés. Und wieder runterwischen.
- Oh, was mach ich denn da?
Ich zuckte zurück und hörte auf. Lina setzte sich hin, lachte und meinte, sie habe sich schon gewundert und es richtig genossen.

Sieben Tramps brauchten wir durch die Mesará bis zum Bunker in Kommós bei Pitsídia. Jetzt konnten wir richtig Urlaub machen. In drei Tagen würden wir mit dem Taxi noch ins Ida-Gebirge fahren und die letzten beiden Schnecken sammeln. Wir übernachteten zwischen Wacholderbüschen an der Steilküste über dem Strand bei Pitsídia. Hier konnte man auch nackt liegen. Einmal kam zwar einer von den Spannern an, aber sonst blieben wir ungestört. So schön unsere Bucht in Kavoúsi gewesen war - die Strände von Pitsídia und das malerische verschlafene Dorf gefielen Lina so sehr, dass sie ein Jahr später mit Ilka noch einmal hier Urlaub machen würde.
Ich sollte sie streicheln, meinte sie zu mir, als wir auf unserem Platz zwischen den Büschen über dem Strand lagen. Okay, leg dich auf den Rücken.
- Nicht so. Du streichelst mich ja wie einen Hund.
Dieser Spruch fiel wirklich. Ich hatte nie gelernt, ein Mädchen zu streicheln.
Andere Sprüche von ihr blieben mir auch in Erinnerung.
- Ich mag Männerärsche.
Was an Männerärschen wohl interessant sein sollte?

Zwanzig Jahre später. Lina und ich lagen erst am Strand, gingen dann nach Pitsídia ins Dorf und setzten uns in ein Kafeníon. Lina und ich sahen uns an. Ob wir noch nach Mátala gehen wollten? Wir lächelten uns an und gingen ein wenig die Strasse Richtung Ortsausgang entlang, Hand in Hand. Die Strasse, die zur Pension Panorama führte. Vor zwanzig Jahren hatten wir uns hier in Pitsídia darauf geeinigt, dass wir uns wie Bruder und Schwester verstehen wollten. Ich hatte keine Schwester, und sie keinen Bruder. Okay, zugegeben es war mein Vorschlag gewesen und sie hatte zugestimmt. Die zwanzig vergangenen Jahre hatten wir zwar nicht so viel Kontakt gehabt wie Geschwister. Aber das war egal.
Sie hatte eine kurze blaue Jeanshose an, ein helles T-Shirt und es war warm. Es war wie vor zwanzig Jahren, nichts hatte sich verändert. Wir schlenderten zurück ins Dorf, standen irgendwann vor dem alten Kafeníon neben der Bäckerei und schauten uns an. Ich stellte ihr eine Frage.
- Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen?
- Ich weiss es nicht, ist doch egal. Mir ist als wäre es gestern gewesen.
- Aber wir sind beide vierzig, das ist doch zwanzig Jahre her.
- Na und? Was macht das für einen Unterschied. Hauptsache wir sind heute hier.
- Du hast ein paar mehr Falten im Gesicht. Du bist wirklich vierzig.
- Du auch. Das ist normal. Sieht aber trotzdem gut aus.
- Bei dir auch. Eigentlich haben wir uns gar nicht verändert.
Es hatte sich nichts verändert. Wir waren beide vierzig Jahre alt.

So wurde es am Ende ein schöner Urlaub, trotz der Strapazen auf der Hinreise und der unerfreulichen Episode auf der Forstverwaltung, die sie mir zu Recht ankreidete. Nur ihr Onkel war noch schlimmer gewesen.
Ja, ihr Onkel. Beinahe hätte er sie vergewaltigt. Unter irgendeinem Vorwand hatte der Verwandte das Mädchen in sein Haus gelockt. Das Haus gegenüber ihrem Zuhause, er wohnte im selben Neubaugebiet. Sie hatte soviel Glück gehabt, dass jemand zufällig geklingelt hatte und sie in der allerletzten Minute gerade noch aus dem Haus gekommen war. Damals, mit sechzehn.
Lina nahm mich mit zu einer Horrortour durch die einzelnen Zimmer des Hauses. Überall versperrte Fluchtmöglichkeiten, verschlossene Fenster, die im Erdgeschoss mit Schlüssel abgeschlossen waren, die Fenster im zweiten Stock zu hoch, der Typ, der zehnmal so stark war wie sie, die Sackgasse, in die die Kellertreppe führte. Sie hatte keine Chance mehr gesehen. Im letzten Moment die rettende Klingel, die Nachbarin an der Türe und die trickreiche Flucht, ich komm gleich wieder, muss nur noch kurz das Mehl holen... Nie wieder hatte sie dieses Haus betreten, auch nicht in Begleitung.
- Was mag das bloss für ein Mensch sein? Als was arbeitet der denn?
- Busfahrer.
- Busfahrer?
- Ja.
- Wart mal. Wo kommst du nochmal her, aus Ostpreussen?
- Litauen. Das ist da in der Nähe.
- Und dein Onkel auch?
- Ja, warum?
- Ist das son dicker, mit som ganz stark ostpreussischen Akzent?
- Ja, ich hasse das, der hat nie richtig Deutsch gelernt. Der ist nicht dick, der sieht nur so aus. Das sind alles Muskeln. Warum-
- Oh nein. Fährt der die Strecke zwischen Grömitz und Neustadt?
- Ja, die fährt der, jeden Tag, warum? Kennst du den?
- Allerdings kenn ich den. Ich kenn alle, die da fahren. Das gibts doch nicht. Das ist der netteste Busfahrer, den ich kenne.
- Echt? Du kennst den?
- Unglaublich. Wie man sich täuschen kann. Der Ostpreusse ist dein Onkel. Ich fass es nicht.
- Wenn du ihn das nächste Mal siehst, sag ihm nicht, dass du mich kennst. Denn dann wird er nicht mehr nett zu dir sein.

Im Truck stop Keratsíni in Piréus gab es keine Trucks nach Jugoslawien. Aber wir hatten noch genug Geld übrig und konnten auch den Zug bis Salzburg nehmen. Vor Niš waren wir schon wieder dabei, uns zu streicheln. Nein, so ging das nicht. Zuviel Nähe. Wir einigten uns darauf, uns einfach zu sagen, wir seien nicht mehr in Kreta, und berührten uns nicht mehr. Ich vermisste die Zärtlichkeit. Später erfuhr ich, sie auch. Aber wir waren wohl nicht füreinander geboren.
Deutschlands Bahnpreise waren zu teuer und so trampten wir ab Salzburg Grenze weiter nach Norden. Mit einem Auto kamen wir bis Hagen, wo Lina Verwandte hatte. Am nächsten Tag ging es mit Mitfahrgelegenheit von Bochum weiter nach Hamburg. Mit allen Schnecken in der Tasche, die Vollrath sich gewünscht hatte. Plus einer neuen gratis dazu.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Kreta, Blick über die Küste bei Rodákino, 1.1.1985

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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