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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

20 - Jungfrau auf der Reeperbahn - Kreta und Hamburg mit Lina, 1987

Seite:

 

12

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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Norbert plante in dieser Zeit eine Fahrrad-Tour nach Spanien, musste Mitte September aber nochmal für eine Woche woanders hin, vielleicht nach Recklinghausen zu Kurt oder mit Matthias auf eine kleine Wanderung. Etwa um den 14. September herum verliess er das Haus. Ich wies ihn darauf hin, dass wir uns jetzt verabschieden mussten.
- Das hat doch noch Zeit bis ich wiederkomm.
- Nein, weil ich bin dann nicht mehr da. Oder zumindest höchstwahrscheinlich nicht mehr.
Ich sagte ihm nochmal deutlich, dass wir uns jetzt nicht mehr sehen würden, weil ich danach weg sei, und wenn er zurückkäme, sei er alleine. Ein bisschen ärgerte ich mich über ihn, weil er mich irgendwie nicht ernst zu nehmen schien. Immerhin, es gab eine kleines feedback, dass er es doch begriffen hatte.
- Ach so, dann sehn wir uns also nicht mehr jetzt?
- Ja genau. Wir müssen uns jetzt verabschieden.
Norbert war offenbar nicht darauf vorbereitet. Mich wunderte das, weil meine Feier bei Irene ausdrücklich als Abschiedsfeier gedacht gewesen war. Warum nahm mich eigentlich nie jemand ernst?
Streng genommen konnte ich es ihm ja auch nicht verübeln. Viel besser als unser Vater war ich auch nicht - wenn ich etwas sagte, war es entweder oberflächlicher und banaler Kram oder irgendwelche albernen Witze. Ich hatte sehr viel von unserem Vater und mochte auch seine oft alberne Art gerne. Über ausgereifte Gedanken mit Tiefgang sprach ich selten.
Die einzige Person, bei der das anders gewesen war, war Viktoria. Aber das hatte mir ja auch nichts gebracht. Selten äusserte ich Gedanken mit Substanz. Und bei Norbert wohl besonders selten.
Vielleicht beruhte es ja auf Gegenseitigkeit. Damals, in Mainz, in den Tagen vor dem sechsten Mai 1980, hatte ich ihn nicht verstanden. Und danach hatte ich eigentlich auch nie wieder Lust gehabt, ihn zu verstehen. Und er mich eigentlich auch nicht. Wenn das Essen fertig war, sagte Norbert hopp. Die Zeit war grau und es bewegte sich wenig.
- Ja, also dann tschüss, ich muss los-
- Okay, also dann, machs gut.
Eine kurze trockene Umarmung. Er ging los und ich blieb alleine zurück. Ein bisschen traurig war es ja schon.
Nach zwanzig Jahren hatten sich unsere Wege getrennt. Norbert war die Bedeutung dieser Szene gar nicht bewusst, sodass bei ihm im Lauf der Jahre das Gefühl blieb, ich hätte ihn einfach vergessen.

Ich entschied mich für einen regnerischen Donnerstag. Bevor ich losfuhr, hob ich noch die restlichen tausend Mark ab. Norbert beschwerte sich später, ob es denn wirklich so viel Geld sein musste. Ich musste lächeln. Es war ihm wohl schon zur Selbstverständlichkeit geworden, ich schleppte das Geld an und er kaufte sich davon die teuren Ausrüstungsartikel.
Jens Tischler und Swantje kamen am Mittwoch in der Brandenburger Strasse vorbei. Jens gab mir sein kleines rotes schweizer Taschenmesser mit auf den Weg. Swantje schenkte mir noch eine Bibel und hatte mir einen irischen Reisesegen auf die erste Seite geschrieben. Die Strasse komme dir entgegen, der Wind stärke dir den Rücken... Swantje nahm mich in den Arm. So etwas kam sehr selten vor in dieser Zeit.
Thomas gab mir im Rackersberg bei meinem Abschiedsbesuch ein kleines Tagebuch in chinesischem Design und hatte das Gedicht Stufen von Hermann Hesse vorne reingeschrieben. Die Seite mit Swantjes irischem Gebet trennte ich aus der schweren Bibel heraus und klebte es in das Tagebuch. Ich hatte noch eine kleinere Bibel, die ich mitnehmen würde.
Von Matthias verabschiedete ich mich mit den berühmten Worten aus dem Anhalter-Film. Wie jedesmal, wenn ich ihn in Pelzerhaken besucht hatte und abends wieder nach Neustadt fuhr. Gegenüberstellen, abwechselnd die Hände geben und martialisch singen:

Saglamor, Astragad, Wotriwantsium, Brambria!

Von vielen Leuten hörte ich nie wieder etwas. Bernd Matuschek zum Beispiel. Oder Manfred, der bald darauf aus Neustadt fortgezogen sein musste. Vorher hatte er sich wohl noch in Norbert verkuckt, der das nervig fand. Die Friedensgruppe hatte sich aufgelöst, doch viele Leute behielten noch lange Kontakt miteinander. Das Forum zog in den alten Güterbahnhof und blieb über die Jahre erhalten. Die Theaterwehr brachte nur noch ein einziges Stück heraus (Heinrich), danach war auch diese Zeit vorbei. Jüngere Leute kamen, der politische Anspruch und die Geschichte seiner Entstehung waren bald vergessen.
Holzers wohnten noch lange im Heisterbusch und zogen später nach Schashagen, ein paar Kilometer weiter. Westerwalds zogen nach ein paar Jahren aus der Hafensteig-Wohnung in ein Haus an der Strasse nach Altenkrempe. Auch Dirk und Eberhard* blieben in Neustadt und erinnerten von Zeit zu Zeit immer wieder an den Untergang der Cap Arcona. Eckhart blieb noch jahrelang mit Marlina zusammen, bevor sie sich trennten und wieder ihre eigenen Weg gingen. Thomas arbeitete noch eine Zeitlang im Forum und starb in den neunziger Jahren an einer schweren Krankheit.
Jens ging nach Hamburg. Swantje zog in den Kreis Bad Segeberg und begann eine Lehre als Fotografin.
Axel May landete früher oder später auch in Hamburg. Die Befürchtungen seiner Eltern bestätigten sich. Als er sich ein paar Jahre später das letzte Mal bei Norbert meldete, brauchte er dringend Geld. Bei Torben war es ähnlich, der später in Lüneburg bei seinem Vater lebte. M-K blieb ihrer Linie treu und erweiterte ihren Wohnwirkungskreis im Lauf der folgenden Jahre wieder um einige neue Bundesländer.
Norbert begann seinen Zivildienst im Kreiskrankenhaus Neustadt. Matthias blieb noch ein wenig arbeitslos, studierte dann Physikalische Technik und fand einige Jahre später in Berlin einen Job in der Lasertechnik. Ilka begann eine Ausbildung in einem Chemielabor in Neumünster und arbeitete später in Pinneberg.
Jochen studierte Informatik in Braunschweig. Seine Geschwister zogen in ferne Städte. Vollrath blieb in Cismar und baute dort nach zehn Jahren mit Landesfördermitteln ein grosses Naturmuseum im Ortskern.
Und Fred Teickert studierte Physik, an der Uni Mainz, später in Kaiserslautern. Fred war zur Bundeswehr gegangen. Er hatte ja keine Vorurteile. Ich musste lächeln. Nach einem Monat hatte die Erfahrung ihn überzeugt und er hatte verweigert.

* Eberhard Gaus starb Anfang 2007 und hinterliess ein enormes Fotoarchiv.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Neustadt in Holstein: Hafen mit Stadtkirche, Altstadt und Binnenwasser (Foto M. Tychsen, 2004)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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