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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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21 - Dreissig Schritte bis zum Ufer - English for runaways

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21
Dreissig Schritte bis zum Ufer - English for runaways

Freitag, 2. Oktober 1987
Mein Rucksack war unversehrt aus der Gepäckausgabe gekommen und ich reihte mich in die Schlange der Nicht-US-Bürger, die nun durch die Passkontrolle mussten. Der Rucksack sah abenteuerlich aus, mit Holzstöcken statt Metallstäben als Aussengestell, selbstgenäht und aus grünlich gemustertem Stoff. Genauer, Irene Westerwald aus Neustadt hatte ihn genäht, mit ihrer Nähmaschine.
Vor mir ging alles schnell, die Leute kamen schnell durch die Kontrolle. Aber nicht bei mir, und genau das hatte ich erwartet. An meinem Pass mit dem Visum war nichts auszusetzen. Der Beamte hinter dem Schalter wollte mein Rückflugticket sehen. Ich hatte kein Rückflugticket. Das sei aber schlecht, so könne er mich nicht einreisen lassen.
In solchen Situationen begann ich zu zittern und ich musste mich daher sehr anstrengen, meinen Adrenalinpegel zu überspielen.
Maybe I should explain you a few words, fing ich an und holte den Zettel vom Hamburger Reisebüro team-reisen heraus.
- Well, I'm a hitchhiker, and a want to hitchhike from New York to Mexico and then all the way down to South America and fly back to Germany from Argentina....
Er überflog den Zettel vom Reisebüro, der mit Stempel und Unterschrift sehr professionell aussah und wo in perfektem Englisch stand, der Rückflug von Argentinien sei bereits gebucht und bezahlt.
Vielleicht hätte ich vorher entweder noch ein bisschen Englisch statt Spanisch üben sollen, oder in der Elften besser aufpassen, als es um die Unterschiede zwischen britischem und amerikanischem Englisch ging. Dann hätte ich in diesem Moment vielleicht verstanden, was jetzt passierte.
Ich wusste nicht, dass es in den meisten Bundesstaaten der USA verboten war, per Anhalter zu fahren - und sagte dem Beamten der Einwanderungsbehörde also praktisch ohne Umschweife, ich wollte in die USA einreisen, um dort etwas Verbotenes zu tun. Hätte ich das in dem Moment gewusst, hätte ich jetzt noch weniger verstanden, was jetzt passierte.
Die Augen des Beamten blitzten einmal kurz auf, er sah mich an und lächelte. Dann fragte er, wieviel Geld ich dabei hatte. Ich zeigte ihm die zweihundertsechzig Dollar in American Express-Reiseschecks. Das sei aber ziemlich wenig, meinte er.
As I told you, I am a hitchhiker, and hitchhiking is cheap, versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass es ja extrem billig sei, per Anhalter zu fahren. Er warf einen Blick auf meinen Rucksack. Sehr rustikal. Ob ich keine andere Geldquelle hätte, fragte er. Mein Bruder könnte mir Geld zuschicken, antwortete ich verlegen. Der Beamte sah mich ein wenig erstaunt an. Eine kurze Diskussion schloss sich an, ob ich in den USA bleiben oder arbeiten wollte, was ich noch einmal mit dem Hinweis verneinte, ich wollte ja nach Mexico trampen. Ich holte den Schutzbrief des Sultans von der Church of Christ heraus und legte ihn dazu. Wie lange ich bis Mexico bräuchte. Na, so drei Monate vielleicht.
Er drückte einen kleinen, wortkarg aussehenden Stempel in den Pass, gab ihn mir wortlos zurück und schob mir meine ganzen Zettel wieder zu.
- Und jetzt?
- Ja, weitergehen, andere stehen auch noch in der Reihe.
Ich sah mir den Stempel an. Wohl kaum ein Land hatte einen Einreisestempel, der so billig aussah und so wenig hergab wie dieser. Mir war immer noch nicht klar, ob ich damit die Einreise hatte. Ich entschied mich, mich dumm zu stellen und einfach freundlich zu fragen.
- Wieviele Monate kann ich jetzt in den Vereinigten Staaten bleiben?
- Sechs Monate.
- Oh, danke. Vielen Dank.
Ich war völlig überrascht, das war die Einreise und ich hatte sechs Monate Visum! Ich brauchte nicht zurück nach Europa! Sechs Monate waren das Maximum, was sie in den USA einem Touristen geben konnten. Aus irgendeinem Grund hatte ich jetzt den Höchstpreis gewonnen. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.

English for runaways. Englisch für Fortgeschrittene. To hitchhike - per Anhalter fahren (britisches Englisch) wurde in den USA nicht verstanden, und to hike hiess im amerikanischen Englisch wandern. Der Beamte hatte es also so verstanden, dass ich einer der ganz Harten sein musste, einer derer, die einen ganzen Kontinent zu Fuss durchquerten. Der hohe Respekt der Amerikaner vor diesem Pioniergeist war es, der kurz in seinen Augen aufgeblitzt war, der wilde Westen, etwas, wovon ein Beamter der US Immigration nur träumen konnte.
Als nächstes folgte die Gepäckkontrolle am Zoll. Ich hatte mir haltbare Essensvorräte mitgenommen, Salami und Kassler aus einem Supermarkt. Der Typ erzählte etwas von einem Einfuhrverbot für Lebensmittel, lächelte mies und strich sich das Fleisch ein. Ein anderer gab mir eine Adresse in Manhattan, wo ich hingehen könnte. West achtundachzigste Strasse, die seien ganz gut drauf.
Ich verliess das Flughafengebäude zu Fuss und wanderte los, nach Westen, Richtung Manhattan. Natürlich gab es nirgendwo Fusswege. Die ersten paar Kilometer musste ich an der Seite irgendwelcher Autobahnen gehen. Ich hatte keine Ahnung, wie weit Manhattan war.

Brief Forum 1, Oktober 1987

Es waren vielleicht dreissig Schritte bis zum Ufer, aber zwischen mir und den Bäumen stand das Wärterhäuschen. Es hatte schon längst begonnen zu dämmern. Nach zwei Stunden Laufen war der Rucksack schwer geworden. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging hinein. Uns so lernte ich den Wärter kennen.
Ein bisschen komisch fand ers ja, als ich ihm erklärte, dass ich irgendwo unter den Bäumen hinter der Absperrung übernachten wollte. Howard Beach, mit Blick auf die Jamaica Bay. Er bot mir Kaffee und Kuchen an. Das New Yorker Wasser sei gut. Und dann begann er, ein bisschen über sich und sein Land zu erzählen.
Er dürfte etwa sechzig Jahre alt gewesen sein, seine Eltern waren aus Italien eingewandert. Von seiner alten Arbeit hatten sie ihn entlassen, weil er zu alt geworden war; er war froh, dass sie ihm diesen Wärterposten angeboten hatten.
New York? Das sei nichts für mich. Die Leute, die Kriminalität... naja, in Queens gings gerade noch. Aber sonst - schlechte Stadt. Ich wollte ja gar nicht in New York bleiben, erklärte ich, ich hatte eben nur den billigsten Flug von Frankfurt nach Amerika genommen.
So - per Anhalter weg? - Schlag dir das aus dem Kopf. Keiner wird dich mitnehmen. Die Leute hätten viel zu viel Angst. Zu Recht: New York hatte seine sechs bis zehn Morde am Tag. Ausserdem sei Trampen in den meisten Staaten der USA verboten, auch wenn kein Polizist mich dafür belangen würde.
- Auf dem Land ists anders. Geh nach Westen. You'll see - people will help you.
Brötchen hatte er noch. Im Wetterbericht nannten sie eine dreissigprozentige Wahrscheinlichkeit dafür, dass es in der Nacht regnen könnte. Er erklärte mir, wo ich mich am besten hinpacken könnte, unter den Bäumen, er hätte natürlich niemanden gesehen. Dann drückte er mir zwei Dollar in die Hand und beschrieb mir den Weg, wie ich morgen mit der U-Bahn nach Manhattan in die Stadt kommen würde.
Es gab keinen Regen in dieser Nacht.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

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New York, George Washington Bridge über den Hudson River nach New Jesey

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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