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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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21 - Dreissig Schritte bis zum Ufer - English for runaways

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8. Oktober 1987
Wieder war ich schon früh am Morgen unterwegs. Die Strasse führte genau in die Richtung, die ich haben wollte. Westsüdwest. Vorbei an weiten grünen Pferdekoppeln hinter leuchtend weissen Holzzäunen. Fast wie eine Bilderbuchlandschaft. Immer wieder kam die Strasse durch Ortschaften. Lamington, Potterstown, Lebanon. An der Kreuzung in Lebanon wusste nicht so recht, wo ich weitergehen sollte. Ich hatte ja keine genaue Landkarte. Ausnahmsweise standen auch mal zwei oder drei Häuser rum, die den Eindruck von einer Art altem Dorfkern vermittelten. Aber wo ging es jetzt nach Frenchtown weiter? Frenchtown lag am Delaware River, der hier die Grenze zu Pennsylvania bildete, und dort gab es eine Brücke. Aber welche der beiden Strassen führte dort hin? Da in den USA grundsätzlich nie Leute zu Fuss unterwegs waren, hatte ich keine andere Wahl. Dann musste ich eben ein Auto anhalten. Auch wenn es verboten war.
Ein weisser Pritschenwagen hielt an. Pickup trucks hiessen die hier. Eine blonde Frau kurbelte die Scheibe herunter und fragte, wo ich hinwollte. Oh, das war wirklich eine Überraschung. Frauen hielten selbst in Europa nur selten für Anhalter an. Offenbar hatte ich New York wirklich hinter mir gelassen. Wo es von hier nach Frenchtown gehen würde, fragte ich sie. Hier lang, meinte sie, und sie würde in die Richtung fahren. Ob ich mitfahren wollte. Immer noch etwas misstrauisch nach der schlechten Erfahrung in New York stieg ich ein. Ich fragte sie, wo sie hinfuhr. Sie zuckte die Achseln und meinte lächelnd Cherryville! Es war ihr klar, dass ich nicht wusste, wo das war. Ich wusste es auch wirklich nicht.
Cherryville, fast fünfzehn Kilometer waren das. Immerhin wusste ich, dass ich schon längst die Hälfte des Bundesstaates New Jersey durchquert hatte. Sie hielt vor der Zufahrt zu einem Grundstück an und beschrieb mir den Weg nach Quakerstown.
Ich ging durch einen lichten Wald die Strasse nach Quakerstown entlang und versuchte wieder zu trampen. Und erstaunlich schnell hielt wieder ein Wagen an, ein netter junger Familienvater, der mich wieder fünfzehn Kilometer weiter fuhr, und diesmal tatsächlich nach Frenchtown. Das bedeutete, ich hatte ganz New Jersey durchquert. Stolz ging ich über die Brücke über den Delaware River nach Pennsylvania.
Würde ich nun diesen Fluss entlang nach Süden gehen, käme ich unweigerlich in den Grossraum von Philadelphia. Ich musste noch ein gutes Stück nach Westen, um die Millionenstadt zu umrunden, und weil es nach Westen keine Strasse gab, musste ich erstmal nach Norden entlanggehen, nach Jugtown. Ein Wagen nahm mich wieder mit und fuhr nach Kintnersville. Ein kleiner Ort aus ein paar Einfamilienhäusern auf den Hügeln über dem Delaware River. Und wieder war ich fünfzehn Kilometer weiter. Er hielt an einer Bar an, spendierte mir einen Snack mit leider null Nährstoffen und skizzierte mir auf einem Zettel, wie ich von hier weiterkäme. Nockamixon Lake, hatte ich mir der Bibliothek in Passaic noch rausgeschrieben.
Heute war mein Glückstag. Ich hatte ausserdem an der Strasse bei Lamington einen leeren Erbsensack gefunden. Mit noch ein paar anderen Textilien liess er sich zu einem Rucksack zusammenbasteln.
Es war Abend geworden und ich ging die Easton Road entlang nach Süden. Überall in der zersiedelten Landschaft standen Einfamilienhäuser mit Briefkästen an der Strasse. Wie bei Micky Maus. Gegenüber einer solchen Ansiedlung lag ein kleiner Wald mit dichten Nadelbäumen. Sehr gut, die Nacht war schon gemietet, denn Nadelbäume waren ziemlich gut regendicht. Und blickdicht ausserdem. Einmal hörte ich noch einen Hund bellen, aber dann war Ruhe und die Nacht senkte sich über das grüne und hügelige Land.

9. Oktober 1987
Mit dem Sonnenaufgang stand ich auf und machte mich auf den Weg. Tatsächlich, ein paar Hunde sahen mich und fingen an zu bellen. Das war kein gutes Zeichen, Wachhunde könnten auf eine höhere Kriminalitätsrate deuten. Aber ich kam voran, und endlich einmal nach Süden. Die Strassen hatten Nummern. Die Namen der Orte waren hier weniger wichtig als diese Nummern. Auch der Typ gestern hatte mir auf die Skizze nur die Nummern der State Highways geschrieben. Sechshundertelf, vierhundertzwölf, fünfhundertdreiundsechzig. Die letzte war der Mountainview Drive, eine freundliche und gut ausgebaute Strasse, die durch den Nockamixon State Park führte. Hörte sich einladend an und führte ausserdem nach Südwesten. Am Strassenrand fand ich eine Kassette. Ich hob sie auf und nahm sie mit. Irgendwann würde ich die Gelegenheit haben, die anzuhören. Vielleicht war es ja eine Botschaft für mich.
Nockamixon war der Name des Sees hier und stammte garantiert aus igendeiner alten Indianersprache, wie viele Flussnamen hier*. Pennsylvania war ein schönes Land. An vielen Orten spiegelten Gedenktafeln mit alten Jahreszahlen die Geschichtsverbundenheit und den Stolz der Bevölkerung. Aber nirgendwo ausser in den Ortsnamen fanden sich Hinweise, was sich hier zu Zeiten der Besiedlung wirklich abgespielt haben musste**. Völkerrechtlich gesehen gehörte den Vereinigten Staaten kaum ein Quadratmeter ihres Landes***.
William Penn, der Quaker gewesen war, hatte 1682 von den Lenape-Indianern Philadelphia gekauft. Für Waren im Wert von fünfundzwanzig Dollar. Immerhin, dieser Vetrag sollte Jahrhunderte später als der einzige Vetrag zwischen nordamerikanischen Indianern und Weissen bezeichnet werden, der nie gebrochen wurde.
Dreihundertdreizehn. Der Mountainview Drive war zuende und stiess auf die nächste Strasse. Hm, wo musste ich denn jetzt hin? Ich hatte die Wahl zwischen Südost oder Nordwest. Nach Osten auf keinen Fall, denn direkt südlich von hier lag jetzt Philadelphia. Dann schon lieber nach Norden.
Eine Frau hielt an und nahm mich mit, nach Nordwesten. An einem Supermarkt hielt sie an, um etwas einzukaufen. Danach würde sie noch nach Quakertown weiterfahren. Sie war unsicher. Offenbar war sie es nicht gewöhnt, den Schlüssel abzuziehen und den Wagen abzuschliessen. Oh, meinte ich zu ihr, nehmen Sie den Schlüssel mit - das sollten Sie generell tun, wenn Sie Anhalter mitnehmen.
Quakertown in Pennsylvania war etwas grösser als das in New Jersey, und ausserdem der wirklich letzte Ort auf meiner handgemalten Karte von Passaic. Langsam kam die Oktobersonne raus. Endlich fand ich auch den passenden Bach an der Strasse, wo ich ungestört eine Wasch-Session einlegen konnte. Das wurde auch langsam mal Zeit. Ich legte mich auf eine Wiese und liess meine Sachen in der Sonne trocknen. Ein paar Kleidungsstücke hatte ich am Strassenrand gefunden. Es war sowieso erstaunlich, was in einem so reichen Industrieland alles an der Strasse lag.
Zwei oder drei Stunden wanderte ich noch nach Westen, vorbei an Pennsburg, bis ich noch einmal Glück hatte und einer mich nach Boyertown mitnahm. Das waren nochmal fünfzehn Kilometer.

* Nockamixon, in der Sprache der Lenape nocha-miska-ing, "Ort der weichen Erde".

** Der Fluss Delaware wurde 1610 nach Lord de la Warr benannt, Gouverneur von Virginia, und wurde später auch auf die etwa 20000 Lenape-Indianer von Süd-New York, New Jersey und Ost-Pennsylvania bezogen. Von denen waren bereits 1675 nur noch 4000 übrig, die von den Weissen nach 1700 immer weiter nach Westen vertrieben wurden, Ohio, Indiana, Missouri, bis sie schliesslich in Kansas landeten. Von dort mussten sie 1867 nach Oklahoma, wo die meisten Lenape bis heute leben.

*** Pennsylvania bildete eine Ausnahme. Teile dieses Bundesstaates gehören den Vereinigten Staaten wohl tatsächlich, die Veträge von William Penn waren offenbar völkerrechtlich gültig.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

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New York, George Washington Bridge über den Hudson River nach New Jesey

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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