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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

21 - Dreissig Schritte bis zum Ufer - English for runaways

Seite:

 

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21. Oktober 1987
Heute schaffte ich es in sieben Tramps durch ganz South Carolina und landete am Abend bei Hickory Knob im Sumter National Park am aufgestauten Savannah River. Ich ging zum Park Restaurant. Blöd war, dass es schon dunkel war, aber egal. Ich fragte einfach mal nach Arbeit nach. Erstmal wurde der Chef geholt, der sehr freundlich war, aber leider bedauerte, er habe momentan keine Jobs. Essen hatten sie trotzdem, und die Nacht konnte ich gerne in einem Pferdestall ein paar Meter weiter verbringen. Sie gaben mir eine ausrangierte hellgelbe Wolldecke. Langsam wurde mein Rucksack voll.

22. Oktober 1987
Heute ging ich nur bis zur Brücke am Savannah River, badete im Stausee, wusch ein paar Sachen und legte sie zum Trocknen in die Sonne. Dann schrieb ich einen Brief an die Leute von Forum in Neustadt. Der erste Brief, schrieb ich.

Also: Amerika - das gibts tatsächlich, es sind also nicht nur Erfindungen und geschickt zusammengestellte Fotomontagen...

Mir gefiel der See und ich entschied mich, nachdem ich gestern so schön was zu Essen bekommen hatte, einen Tag einfach Pause zu machen. Ich legte mich auf den Rücken und liess mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Ich musste auch endlich mal die Löcher in meiner Jacke und meiner Hose nähen.
In Abständen von einigen Wochen oder Monaten würde ich regelmässig Briefe ans Forum schreiben, hatte ich mir vorgenommen. Und alle Briefe würde ich in mein Tagebuch abschreiben, bevor ich sie wegschickte. Damit nichts verloren ging.
Die Nacht war schön warm, mit meiner neuen gelben Wolldecke. Am gegenüber liegenden Ufer lag Georgia.

23. Oktober 1987
Georgia. Erstmal ging ich zu Fuss. Die Gegend um den Clarks Hill Lake mit den zwei langen Brücken über den Stausee war zu schön und die Strasse wenig befahren. In Lincolnton gab ich am Mittag den Brief bei der Post ab. Dann wanderte ich weiter, aus Lincolnton wieder raus. Georgia war der südlichste der dreizehn Gründerstaaten der USA.
Ein Schwarzer nahm mich nach Washington mit, dem nächsten Ort an der Strasse nach Westen. Sweet home Alabama kam aus dem Radio. Alabama wäre der nächste Bundesstaat. Ah, you like music, meinte der Fahrer und freute sich. Ob er wüsste, wo es Arbeit gibt. Nein, aber wenn ich mich bemühte, fände ich welche. Auch hier in Georgia. Sein Chef brauchte momentan keine Arbeiter, aber woanders fände ich bestimmt Arbeit.
Mit der einfachen Frage nach Arbeit kam ich mit den Leuten noch viel besser ins Gespräch als wenn ich ihnen von Germany erzählte. Sofort war ich einer von ihnen. Die meisten hier im Süden dachten, ich käme aus den Nordstaaten. Allzu wohlhabend sah ich wirklich nicht aus mit meinem Erbsensack, und erst recht nicht wie ein Rucksacktourist. Eher wie ein Wanderarbeiter. Ich wanderte erstmal durch den Ort. Es gab sogar ein Museum.

Die kleine Stadt Washington war stolz darauf, der erste von den fünfzig oder wieviel Orten in den Vereinigten Staaten gewesen zu sein, der nach dem ersten US-Präsidenten benannt wurde. Im Jahr 1780.
Moment, kurz mal nachschauen, was dazu im Internet steht. Drei Jahre vorher hatte das Land noch den Creek und Cherokee gehört, bevor sie die riesigen Ländereien dem Gouverneur von Georgia überlassen hatten. Als Ausgleich für Schulden, die sie bei Händlern hatten, wie es noch heute in der offiziellen Geschichtsschreibung des Ortes formuliert wurde. Woraufhin die ceded lands - die "überlassenen" Ländereien - an englische, schottisch-irische und deutsche Siedler aus North und South Carolina und Virginia verteilt worden waren. Noch zweihundert Jahre später begann die offizielle Geschichte dieses Landes mit den ceded lands (www.washingtonwilkes.com). Was mit den Cherokee und Creek in diesen und den folgenden Jahrzehnten passierte, gehörte wahrscheinlich nicht zum Thema.

Die historischen Holzhäuser der Innenstadt machten trotzdem einen netten Eindruck. Wo man Arbeit kriegen könnte, fragte ich ein paar Leute in der Stadt. Sie wussten nicht viel, schlugen aber vor, es bei einer Apfelplantage an der Strasse nach Athens zu probieren. Das hatte mir der Trucker, der mich hierher mitgenommen hatte, auch schon gesagt. Sie beschrieben mir, wie ich hinkommen würde. Nur die Meilenangaben unterschieden sich gewaltig. Die Leute hatten grundsätzlich keine Ahnung, wie weit die Strecken wirklich waren, sie gingen ja nie zu Fuss.
Die Plantage war etwa viermal so weit wie sie gesagt hatten. Meilenweit lief ich die Lexington Avenue aus der Stadt raus. Ein Familienauto fuhr an mir vorbei, die Leute warfen Papier aus dem Fenster und hielten ein paar hundert Meter weiter an. Als ich daran vorbeikam, sah ich, dass es ein paar Dollarscheine waren. Ich bedankte mich. Sie beobachteten die Szene, winkten noch kurz und fuhren weiter. Ich habe nie erfahren, welche Familie es gewesen war.
Es war weit und begann bald schon zu dämmern. Am Haus einer alten Baumwollplantage stand Callaway Plantation. Vor den griechischen Säulen des imposanten Herrenhauses hing wie überall neben der US-Flagge und der von Georgia auch die Confederate Flag der Südstaaten. Ein Typ mit einem schwarzen Hund stand davor. Wie weit war denn jetzt diese Apfelplantage noch? Ich ging hin und fragte ihn.
Oh, das sei noch ganz schön weit, unter einer halben Stunde sei ich nicht da, meinte der bärtige Dreissigjährige im Anzug. Aber da würde niemand mehr sein, heute, am Freitag. Dennoch bot er mir spontan an, mich zur Plantage zu fahren und nachzusehen.
Nein, es war wirklich nichts mehr los auf der Plantage. Aber die Saison sei auch schon vorbei, meinte er, und wenn ich hier Arbeit finden könnte, dann bestimmt nicht in der Apfelernte. Oder ob es eine Baumwoll-Plantage gebe? Nein, meinte er lachend, Baumwolle wurde hier schon längst nicht mehr angebaut. Der Boden war schnell ausgelaugt, Baumwolle wuchs hier heute nicht mehr. Wälder, ein paar Weiden. Erdnüsse wuchsen noch, und auch nur mit viel Dünger. Ex-Präsident Jimmy Carter war Erdnussfarmer, ein paar Counties südlich von hier. Die Callaway Plantation sei nur ein Museum.
Ich wollte mir etwas Geld für die Weiterreise verdienen, meinte ich. Aus Deutschland kommst du? Seine Vorfahren waren Iren gewesen, O'Horgan hatten sie geheissen. Um nicht als Iren erkannt zu werden, hatten sie das O' aus dem Nachnamen gestrichen. Doch heute waren sie wieder stolz auf ihre Herkunft und seine Eltern hatten ihm einen zweiten Vornamen gegeben, Owen. Er zeigte mir lächelnd seine Visitenkarte, Michael O. Horgan. Mike war Rechtsanwalt in Washington.
Wir fuhren wieder zurück zur Callaway Plantation. Neben dem stolzen Haus stand eine Art Wohnmobil. Viele Amerikaner wohnten hier in solchen mobile homes, vor allem die Schwarzen. Schien die billigste Methode sein, hier in den Südstaaten zu wohnen. Er lud mich zu sich ein. Erst zeigte er mir die Dusche, zog sich um und schaltete lächelnd den Fernseher an. Ich hoffe es macht dir nichts aus, meinte er etwas verlegen, aber ich darf keine Folge von Miami Vice verpassen. Sein Hund auch nicht. Katie, die mich schon kannte. Ein black lab, wie er mir erklärte. Er mochte diese Hunderasse.
Also gut, meinte er nach einigem Überlegen, wir werden mal sehen, ob wir das schaffen. Du bist aus Germany und willst hier Arbeit finden. Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen würden. Ich weiss noch nicht wie, aber wir kriegen für dich Arbeit.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Washington, Georgia, Callaway Plantation. Altes Gutshaus einer Baumwollplantage, heute Museum.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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