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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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22 - Feierabend in den Tropen - Veracruz - Gringo in Mexico

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22
Feierabend in den Tropen - Veracruz - Gringo in Mexico

2. Dezember 1987
Lupe brachte mich zur Grenze nach Reynosa und wir verabschiedeten uns. Einen Walkman gab er mir noch mit. Brauchte ich doch gar nicht. Egal, trotzdem. Dann ging ich in das Grenzhäuschen.
Die US-Beamten fragten, ob ich ein Visum für Mexico hatte. Oh, nein, brauchte ich das? Aber natürlich! Wirklich? Wir glauben kaum, dass die dich so reinlassen. Und wo kriegte man das Visum? Na, in der Botschaft, in Dallas oder Houston oder wo. Mist, was sollte ich jetzt machen?
Ich hatte eine Idee. Ich fragte die Beamten, ob ich es einfach mal probieren könnte. Vielleicht gab es ja Transitvisa oder sowas, nach Guatemala. Ja, meinten sie, oder sie geben dir ein Tagesvisum, dann musst du heute Abend aber wieder zurück sein. Dann brauchst du von uns aber keinen Ausreisestempel. Ein Tagesvisum bekommst du auf jeden Fall.
Mit gemischten Gefühlen überquerte ich ohne Ausreisestempel die schmucklose Betonbrücke über den Rio Grande. In der Mitte des Flusses blieb ich nochmal stehen und blickte hinunter auf das schmutzige Wasser. Überall Müll. Und weiter, auf die mexikanische Seite. So, und jetzt aufgepasst. Mal sehn ob mein Spanisch ausreichte.
Es reichte nicht. Es heisst nicht buenas días, sondern buenos días, lautete die erste Antwort. Aber die Beamten sahen bald, dass ich kein Amerikaner war, sondern Deutscher, alemán, und fragten mich, was ich in Mexico wollte. Eigentlich wollte ich einreisen und ein paar Monate in Mexico bleiben, wenn das ginge. Aber die Amerikaner haben gesagt, das gehe nicht, weil ich kein Visum habe. - Ja, das ist richtig, das können wir nicht machen. Wir können dir höchstens ein Tagesvisum geben.
Nein, so einfach gab ich nicht auf. Noch ein paar Trumpfkarten wollte ich schon noch ausspielen. Als erstes meinte ich, wie sollte ich denn Spanisch lernen, wenn sie mich nur einen Tag einreisen lassen würden. Ich würde bestimmt ganz gut Spanisch lernen wollen. Schliesslich sprach ich schon vier andere Sprachen. So, welche denn? Alemán, inglés, francés und griego. Oh, er hatte tatsächlich keinen US-Amerikaner vor sich. Und ich bemühte mich nach Kräften. Das j wurde im Spanischen wie ch ausgesprochen. Das ch wie tsch. Immer wieder griff ich auf Französisch zurück und mogelte mich weiter von Satz zu Satz.
Ausserdem hatte ich noch den Zettel vom Reisebüro in Hamburg, Rückflug bereits gebucht von Argentinien, den ich nun herausholte. Leider war der in Englisch geschrieben. Der Beamte bat mich in sein Büro und bekam fast ein bisschen Respekt vor meinen weit gesteckten Reisezielen. Oh, Guatemala willst du hin, Panamá, Kolumbien, Argentinien. Der Zettel von team-reisen war klasse gemacht, mit Stempel und einer Unterschrift, die wirklich aussah wie eine typische Unterschrift eines hochrangigen lateinamerikanischen Militärs.
Eigentlich dürfte er mich nicht einreisen lassen, so ohne Visum. Obwohl, Moment, ich sei ja Deutscher, da könne er mir das Visum ausnahmsweise auch hier an der Grenze geben. Aber ich sollte es auf keinen Fall weitererzählen. Etwa fünf Dollar kostete es. Er nahm den Reisepass und sah ihn sich an. Warum ich keinen US-Ausreisestempel hatte. Ja, die hatten gemeint, den brauchte ich nicht. Ach so. Na, wenn die das sagen. Wie lange willst du in Mexico bleiben?
Ich hangelte mich von einer Frage zur anderen. Er sprach langsam und deutlich, und ich versuchte alles, was ich mit Spanisch und Französisch fertigbrachte. Ich wusste, auf Englisch durfte ich hier nur im Notfall ausweichen. Der Beamte war mir wohlgesonnen und honorierte wohlwollend jeden Versuch, auch nur annähernd spanisch klingende Antworten zu geben. Oder Gegenfragen zu stellen.
Cuanto tempo es posible?
Maximal möglich seien sechs Monate, nicht mehr. Wenn ich mehr wollte, müsste ich zur Botschaft gehen. Embajada, auf Englisch embassy. Oh, das sei nicht nötig, sechs Monate würden genügen, meinte ich hoffnungsvoll. Sechs Monate, für mich war das in diesem Moment ein halbes Leben.
Zwei Minuten später war ich aus dem Büro und ging stolz durch die Strassen von Reynosa. Ich hatte tatsächlich das Maximum von sechs Monaten bekommen. Ich war nicht nur in Mexico, sondern auch noch legal. Ich brauchte auch keine Angst vor den Kontrollen hinter Reynosa zu haben, die an den Strassen durchgeführt wurden.

Reynosa, Tamaulipas. Mexico war auch in Bundesstaaten eingeteilt, die auf den Autokennzeichen standen, und hier war ich in Tamaulipas. Es sah hier in der Tat anders aus als auf der texanischen Seite der Grenze. Überall Müll, keine Grünanlagen, staubige ungeteerte Strassen, Kinder in abgerissenen Klamotten, politische Graffitis auf heruntergekommenen Mauern, ständig kamen Leute auf mich zu und liessen mich nicht in Ruhe. Lupe hatte recht gehabt, bloss schnell weg hier. Wo die Bushaltestelle war, fragte ich welche, die sofort Geld für die Information haben wollten. Hm. Ich musste hier so schnell wie möglich weg. Ein Typ stand etwas weiter weg und war nicht aufdringlich. Ich bot ihm ein paar Centmünzen an, die ich noch hatte. Dafür brachte er mich zur Bushaltestelle und hielt mir die Meute vom Leib.
Bei der nächsten Gelegenheit sass ich im Bus nach Montemorelos. Montemorelos, das war weit genug weg, zweihundert Kilometer im Innenland. Die Buspreise waren wirklich unglaublich billig. Ich überlegte, ob ich noch eine Landkarte kaufen sollte, aber es war unmöglich, hier alleine durch die Strassen zu gehen, ohne eine Traube von zwanzig aufdringlichen Typen und Kids um sich zu haben. Also ohne Landkarte.
Ein Bus hatte immer den Vorteil, dass man damit schnell und sicher aus einer unfreundlichen Gegend raus kam. Es konnte aber auch ein Nachteil sein, dass man fast überhaupt nichts vom Land und seinen Leuten mitbekam.
Der Bus fuhr über ein weites Land. Schnurgerade zog sich die Strasse Kilometer für Kilometer über flache Hügel und weite Ebenen. Etwas war anders als in den USA. Irgendwas war wie in Europa, irgendwie fortschrittlicher.
Plötzlich wurde mir klar, was es war. Am Strassenrand waren Kilometerschilder angebracht. Ich hatte nicht nur Reynosa, sondern endlich auch das rückständige Land mit den Meilen hinter mir! Erstaunlich, wie einem einfache Kilometerschilder plötzlich ein Gefühl heimatlicher Vertrautheit geben konnten.
Immer wieder hatte es Anstrengungen gegeben, das metrische System in den USA einzuführen. Viele, mit denen ich gesprochen hatte, kannten die Zentimeter aus der Schule und konnten nicht verstehen, warum ihr Land nicht schon längst das metrische System eingeführt hatte. Wo es doch so viel einfacher war als die ewige Rechnerei mit den miles, inches, feet, acres, pints, gallons und was es nicht noch alles gab.
Am späten Nachmittag war ich in Montemorelos. Wie ich vermutet hatte, war ich die Hektik von Reynosa los. Ich wanderte langsam die Strasse nach Linares raus. Wurde auch Zeit, weil es schon dämmerte. Irgendwo legte ich mich hin und verbrachte die erste Nacht in Mexico.
Wo wollte ich eigentlich genau hin, mit meinen sechs Monaten Visum in Mexico? Ich entschied mich, zu Fuss weiterzugehen und zunächst ein wenig nach Süden zu driften, in Richtung Mexico City. Es war wirklich nicht gut, dass ich keine gute Landkarte hatte. Nuevo León hiess der Bundesstaat hier.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

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Maya-Ruinen in Palenque, Chiapas, Mexico. Pyramide der Inschriften.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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