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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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22 - Feierabend in den Tropen - Veracruz - Gringo in Mexico

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30. Dezember 1987
Noch war es nicht heiss geworden, schon hielt ein Wagen an und fuhr mich die zweihundert Kilometer lange Strecke bis nach Oaxaca*. Wenige Orte befanden sich entlang der Strecke. Ich war beeindruckt, dass auch auf dem Pan American Highway bei Ortsdurchfahrten alle Autos nur mit dreissig fahren durften - und durch Bodenwellen, die hier topes hiessen, dazu ermutigt wurden. Es war bei manchen wirklich nicht empfehlenswert, schnell drüber zu fahren.
Oaxaca war schöner und sympatischer als Puebla, aber aus der dreihunderttausend-Einwohner-Stadt rauszulaufen war trotzdem kein Vergnügen. Ich entschied mich für die Strasse an die Pazifikküste. Wenn ich nach Guatemala wollte, war das ein Umweg. Der direkte Weg hätte von hier nach Südosten geführt, die Panamericana entlang nach Tehuantepec, aber der Umweg war heute mein Ziel. Mir war gesagt worden, an der Pazifikküste gab es Orte mit ausländischen Touristen. Zum ersten Mal hatte ich das Bedürfnis, ausländische Touristen kennenzulernen.
Wenn ich in den letzten Wochen eine andere Sprache als Spanisch gehört hatte, war es Nahuatl gewesen, und ich fühlte mich mit der Zeit ein wenig verloren. Ich mochte es überhaupt nicht gerne, wenn ich die Sprache eines Landes nicht oder nur kaum verstand. Acapulco war ein bekannter Badeort, das lag in Guerrero, also zu weit westlich von hier. Aber südlich von hier sollte es auch nette Orte mit Touristen geben, Puerto Angel zum Beispiel. So lief ich die Strasse nach Süden raus.
Es dauerte lange, bis ein Wagen anhielt und mich bis zur Abzweigung nach Sola de Vega mitnahm. Mit einem anderen Wagen kam ich bis Ocotlán. Die Dörfer an dieser Strasse lagen in fruchtbaren Tälern einer ansonsten kargen Gegend. In diesen Tälern war die Chance auf Moskitos hoch. Und dann nahm mich, obwohl es fast schon dunkel war, tatsächlich noch ein Lkw bis Ejutlá mit. Ich lief in den Vollmond hinein, die Strasse entlang nach Süden.
Ich hätte mich gleich hinter Ejutlá irgendwo hinpacken können, am nächsten Tag wäre ich bestimmt genauso schnell nach Puerto Angel weitergekommen. Doch dann war da der Mond über den Bergen am wolkenlosen Himmel. Ich lief einfach zehn Kilometer in den Mond. Immer weiter die Strasse entlang.
Ejutlá hatte wieder zu den Orten gehört, wo ich fünf Leuten fünfmal erklären durfte, warum ich keinen Alkohol trank und warum ich der Mexikanerin auf der Strasse nicht nachpfiff. Es war nicht nur die fremde spanische Sprache, die mich unsicher machte, es war auch die fremde Kultur, genauer, der völlig übertriebene Machismus der mexikanischen Landbevölkerung. Ausserdem hatte ich schon wieder den ganzen Tag kaum was zu Essen gehabt. Die tortillas vertrug ich immer weniger.
Aber dann war da der Mond, der mich einlud, zehn Kilometer an der Strasse entlangzulaufen. Es war irgendwie perfekt. Wie eine Entschädigung für die Strapazen.

31. Dezember 1987
Und weiter am Morgen. Ich lief vielleicht eine halbe Stunde, dann kam ein Auto. Ich drehte mich um und sie hielten an. Es war ein französisches Pärchen. Was für eine Wohltat! Endlich eine Sprache, die ich konnte und wo ich nicht nur ein Drittel verstand von dem, was sie sagten!
Sie fuhren an die Küste, nach Puerto Angel. Das war gar nicht so einfach, und sie seien auch gewarnt worden. Denn die Strasse, die in vielen Schleifen und Serpentinien die steilen Berge vor der Küste zu bewältigen hatte, war vor allem dann nicht einfach zu fahren, wenn die Sonne genau in Augenhöhe stand und bereits am frühen Morgen mit einer für europäische Augen ungewohnten Intensität vom Himmel brannte.
Wir kamen in Puerto Angel an, einem kleinen Badeort an der Pazifikküste. Irgendjemand nahm mich nach Zipolite mit, kleiner Geheimtip westlich von Puerto Angel, ruhiger und lockerer. Ein paar Tage später schrieb ich in einem Brief an Swantje meine Eindrücke dieser kleinen Pause, die ich mir nun gönnte. Swantje, mit der ich gerne nach Kreta gefahren wäre im Sommer. Aber sie hatte abgesagt, und so war ich mit Lina gefahren.

Zipolite habe ich als ein paar ruhige romantische Bars in Erinnerung, direkt vor dem Meer, dessen hohe Wellen auf den Strand aufliefen. Unter ein paar schattenspendenden Bäumen konnte man in Hängematten schlafen und sich romantische Urlaubsmusik anhören.
Sylvester wurde mit einem kleinen Bankett gefeiert, alle sassen an einem langen Tisch unter den Palmen. Ein nettes Pärchen aus Französisch-Kanada sass mir gegenüber. Ich war fasziniert von ihnen. Sicher waren sie schon zwanzig Jahre verheiratet, und nach etlichen Wochen in Mexico empfand ich es als wohltuend zu erleben, wie nett die beiden sich gegenseitig respektierten.
Es schien bekannt zu sein, dass die Frau hin und wieder mal mit anderen die Nacht verbrachte, und ihr Mann schien auch ein bisschen stolz darauf zu sein, wie beliebt seine Frau war. Ein Mexikaner hatte sich an diesem Abend neben sie gesetzt, und je mehr er getrunken hatte, desto direkter wurden seine Annäherungsversuche. Irgendwann kam der Moment, wo es der Kanadierin zu blöd wurde und sie ihm, da es anders wohl nicht möglich war, einfach direkt sagte, sie wolle nicht mit ihm ins Bett. Doch wie so viele Mexikaner ignorierte er einfach, was die Frau sagte. Bis ihr Mann schliesslich seine Stimme hob. Und zwar in Englisch. Bis dahin war alles in Französisch und Spanisch abgegangen. Doch manchmal war eine dritte Sprache ganz nützlich.
- Du siehst, sie will nicht. Wenn sie sagt, sie will nicht, dann will sie auch nicht. Ein anderes Mal vielleicht ja, aber heute nicht. Also lass sie in Ruhe. Es ist ihre Sache, warum sie nicht will. Und wenn du dich fragst, warum sie nicht will, dann mag es vielleicht daran liegen, dass eine Frau auch respektiert werden möchte.
Dann war Ruhe.
Ich bewunderte die Art des Kanadiers. Er hatte weder ihr das Gefühl gegeben, sie könne sich nicht selber wehren, noch hatte er es nötig gehabt, den Mexikaner durch eine abschätzige Bemerkung zu provozieren. Und obwohl er genau wusste, was Mexikaner von Ehemännern hielten, die nicht verhindern konnten, dass ihre Frauen fremdgingen, hatte er sich mit wenigen Worten jeden nötigen Respekt verschafft.
Später erzählte sie mir, er habe das schon öfter gemacht, und unter anderem liebe sie ihn dafür. Auch wenn sie manchmal gerne mit anderen schlafe, würde sie sich nie von ihm trennen.
Ich lag schon lange in der Hängematte, da tanzten immer noch einige bei ruhiger romantischer Musik irgendwelcher mexikanischer Schlagerlieder in den Morgen des neuen Jahres. Somos dos paredes que se esconden...

* Aussprache Oachaka.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Maya-Ruinen in Palenque, Chiapas, Mexico. Pyramide der Inschriften.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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