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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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23 - Von Chiapas bis Nicaragua - Eintritt in die Länder Mittelamerikas

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08

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Grenze Nicaraguas in den Bergen, hinter Danlí, der Ort heisst Las Manos, grosse Plakatwände: "¡Bienvenidos! Nicaragua - tierra de hombres libres*." Wenig los an der Grenze. Es regnet. Erst werde ich freudig begrüsst von den Leuten, einer spielt Gitarre, Freiheitslieder, aber dann kommt der Beamte und gibt mir meinen Pass zurück:
"Du hast ja gar kein Visum, so kommst du hier nicht rein."
"Was, brauch ich n Visum??"
Jetzt komm ich erst mit. Auf Diskussionen lassen sie sich nicht ein, ich soll zurück nach Tegucigalpa zur Botschaft und mir dort das Visum holen. Es regnet.
Ich hatte nicht gewusst, dass ich für die Einreise auf jeden Fall ein Visum brauche, unabhängig davon, ob ich dort arbeiten will oder nicht. An der Grenze hier in Las Manos wollen sie mir dieses Visum nicht geben.
"Nach Tegucigalpa?", frage ich ihn nochmal, mit Blick auf das Wetter.
"Ja, nach Tegucigalpa."
Gut, also zurück.
Die Frau in der Botschaft war also deswegen so komisch, weil sie am längeren Hebel sass. Nur hatte ich das nicht geahnt. Im Prinzip war sie genauso drauf wie der honduranische Grenztyp von der Grenze zu Guatemala. Bei dem hatte ich mich wohl gehütet, weiterzudiskutieren, als ich merkte, dass ich nicht mehr als vier Tage rausholen würde. Es läuft so, dass je länger du mit solchen Leuten diskutierst, desto teurer wird es.
Ich kann nichts machen. Ich muss zurück, im Regen. Der honduranische Beamte übermalt mit Tipp-Ex den Ausreisestempel. Jetzt habe ich noch einen Tag, um nach Tegucigalpa zurückzufahren, zur Botschaft zu gehen, mir das Visum zu holen, und dann nochmal nach Las Manos zu fahren. Man kommt sich ja vor wie ein Depp.
Für mich ganz schön deprimiernd.
Ein bisschen komisch ist das Leben ja schon. Wo komme ich her? Berliner Hausbesetzerbewegung, grüner Protest, Friedensbewegung... Jahrelang kämpft man mit für Nicaragua, ein "Land von freien Menschen", und an der Grenze schicken sie dich einfach zurück. Im Regen.
Was mache ich? Gehe ich zurück nach Tegucigalpa? Ich latsche die Strasse zurück, im Regen. Sie meinten, ich soll auf den Bus warten. Nee, danke, ich geh zu Fuss. Der Bus fährt vorbei. Ich geh weiter, im Regen.
In Jugoslawien zeigst du den Pass vor, Stempel rein, und durch bist du, normalerweise kucken sie nicht mal in dein Gepäck. Den Gag hätten sie ja nicht mal in Bulgarien gebracht, mich von der Grenze weg zurück nach Belgrad zur Botschaft zu schicken. Okay, kostet halt fünfzig Mark, wenn du kein Visum hast, aber du kommst jederzeit über die Grenze.
Nee, Junge, nicht nach Tegucigalpa. Zu den
contras, oder zu den Miskito-Indianern, aber nicht nach Tegucigalpa. Okay - ich könnte es heute nacht noch schaffen bis Tegus, morgen früh zur Botschaft, mit ein bisschen Glück würden sie auch mit dem Preis wieder etwas runtergehen. Vorausgesetzt den Fall, dass die Botschaft Samstag morgens überhaupt auf hat. Und am Nachmittag könnte es nochmal mit dem Trampen zur Grenze klappen. Wenn nicht, müsste ich bis Montag warten und würde damit das Visum für Honduras überziehen, was auch etwa fünfzig Dollar pro Tag kommen kann... nö, Nicaragua, so nicht. Ich bin doch nicht dene ihr Depp.
Ein anderer Bus hält an, wohl aus Mitleid, eine Stunde bin ich im Regen gelatscht, und nimmt mich mit bis Danlí. Von dort gibt es zwei Strassen: eine nach Tegucigalpa, und eine nach Norden durch die Berge... nee, Junge, nicht nach Tegucigalpa.

Nein, der Bus fuhr nur bis El Paraíso, und von dort bin ich nach Danlí getrampt. Ich hatte keine ordentliche Karte von Honduras, aber ich wusste, von hier gab es eine Strasse durch das Departamento Olancho nach Norden an die Karibikküste, nach Trujillo. Und was es auch gab, waren Hinweisschilder und Ortsschilder. Etwas besser als Guatemala schien Honduras organisiert zu sein. Die zentrale Behörde, die für die Ortsschilder zuständig war, hiess Pepsi-Cola.
Nicaragua hatte eigentlich eine stolze jüngere Geschichte, und hätte die Mätzchen an der Grenze mit teuren Visa für Europäer gar nicht nötig gehabt. Nachdem das Land jahrzehntelang als Spielball der US-Politik gedient hatte und der Diktator Somoza Medien, Alkoholkonsum, Prostitution, Spielcasinos, dreissig Prozent des bebaubaren Bodens, über eine Milliarde Dollar und eigentlich das ganze Land in seinem persönlichen Besitz gehabt hatte, gelang es der Linksguerilla FSLN** im Juli 1979, die Hauptstadt Managua einzunehmen, Somoza nach Florida zu schicken und eine zunächst noch gemässigte linke Regierung einzusetzen, die sich bemühte, nicht den Eindruck eines dogmatischen Sozialismus aufkommen zu klassen. Umfassende Landreformen, erfolgreiche Alphabetisierungskampagnen und Fortschritte im Gesundheitswesen kennzeichneten die ersten Regierungsjahre.
Die USA reagierten sehr ungehalten auf die Ideen der Sandinisten, Mais für die Bevölkerung anstelle von Export-Kaffee anzubauen. Als Nicaragua an dem Punkt war, sich selbst zu ernähren, war das Land nicht mehr von US-Weizenimporten abhängig. Immer ungenierter unterstützte US-Präsident Reagan bewaffnete Gruppen, die von den Sandinisten über die Grenzen nach Honduras und Costa Rica abgedrängt wurden. Es waren die contras - Gegner - völlig unterschiedliche Gruppen, deren einzige Gemeinsamkeit darin lag, dass sie gegen die Sandinisten waren. Und von den USA gut bezahlt wurden. Teilweise waren es ehemalige Somoza-Soldaten, teilweise Exilkubaner.
Reagan bekam nicht nur von der UNO, sondern 1985 auch vom eigenen Parlament jegliche Unterstützung für seine Politik entzogen und finanzierte die contras derzeit eigenmächtig und illegal, wie sich hinterher herausstellte, mit ebenso illegalen Waffenlieferungen an den Iran. Und die contras leiteten sich das Geld bald nur noch gegenseitig weiter und griffen die Sandinisten nur noch hin und wieder an, als wirkungsvoll inszenierte Quasi-Showeinlagen, um dem grossen Cowboy zu zeigen, wie toll sie weiterhin kämpften und wie sinnvoll weitere Zahlungen waren.
Weniger am Geld interessiert waren die Mískito-Indianer, die ebenfalls gegen die Sandinisten kämften, aber nichts mit den contras zu tun haben wollten.
Es war bekannt, dass die contras und die Mískito-Indianer in dem Gebiet waren, das nördlich von hier angrenzte. Beide waren mit den Sandinisten im Krieg. Die Mískitos nicht mehr, die hatten gerade Frieden geschlossen. Nach einem Krieg, den sie gewonnen hatten.
Ausnahmsweise hatten Indianer auch mal einen Krieg gewonnen. Denn irgendwann hatten die Sandinisten feststellen müssen, dass sie an zwei Fronten kämpften, und mit einem der beiden Gegner Frieden schliessen mussten. Und das waren die Mískitos.

* Willkommen! Nigaragua - Land von freien Menschen.

** Frente Sandinista de Liberación Nacional, Nationale Sandinistische Befreiungsfront, nach Augosto César Sandino (1895-1934), Guerillero, nach Somozas Putsch von dessen Truppen ermordet.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Ein Haus auf Pfählen, typisch für die mittelamerikanische Karibikküste, hier in Belize

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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