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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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24 - Du siehst im Dunst die zwei Palmen - Ein langer Weg am Karibikstrand

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24
Du siehst im Dunst die zwei Palmen - Ein langer Weg am Karibikstrand

Der Sand ist schön fest und ich sinke nicht ein. Trotz Rucksack und Schlafsack komme ich gut vorwärts. Eine Zeitlang verfolgt mich ein Schwarzer auf seinem Pferd, schliesslich hat er mich eingeholt und wir unterhalten uns ein wenig auf Spanisch.
Ein bisschen misstrauisch bleibe ich. Seine zweite Frage nach "Woher kommst du" war gewesen, ob ich wie andere
gringos für eine christliche Organisation arbeite, eine Frage, die mir hier öfters begegnet. Nein - also nur Tourist am Karibikstrand.
"Aus Deutschland kommst du, dort gibts doch Dollars, stimmts, du musst bestimmt jede Menge Knete haben."
Nö, ich hab kein Geld, bin per Anhalter hierhergekommen, das ist nicht teuer.
"Und wo isst du?"
"Naja, was mir die Leute so geben, heute habe ich noch nichts gegessen."
Die Unterhaltungen mit solchen Leuten sind eine hohe Kunst, jedes einzelne Wort will gut, aber nicht lange überlegt sein.
"Wo willst du hin?"
In solchen Situationen nur das nächste Tagesziel angeben - "Iriona."
"Hm. Die Leute in der Gegend sind arm und können dir nichts geben, du wirst dir dein Essen kaufen müssen."
Ein Stück Weg laufen wir nebeneinander her, er auf seinem Pferd, ohne Gepäck, ich zu Fuss, mit Rucksack und Schlafsack. Den Schlafsack trage ich dabei im Nacken, er hält zwar, wird aber mit der Zeit schwer. Nein, er bietet mir nicht an, den Schlafsack abzunehmen.
Wir nähern uns der Stelle, wo ein Berg ins Meer reinragt und keinen Platz mehr für einen Sandstrand lässt. Ja, das haben sie mir gesagt, dass der Weg einmal kurz in den Berg reingeht, um dann über zig Kilometer aber nur noch dem Strand zu folgen.
"Dahinten geht der Weg in den Berg rein, das ist ein bisschen gefährlich und schwer zu finden", bricht er das Schweigen, "wenn du willst, kann ich dich da durchführen, wenn du, du verstehst, mir ein bisschen was gibst."
Jetzt fängts an, kritisch zu werden.
"
Hombre, ich hab doch auch kein Geld, ich hab heute noch nicht mal was gegessen, ich werde den Weg alleine finden müssen."
"Hm."
Lange überlegt er nicht, trabt los, sieht zu, dass er Abstand kriegt. Ach ja, er darf mir ja keine Spuren zum Nachfolgen anbieten. Also reitet er ein bisschen zu den Sanddünen, ha, weiter ins Land gehts nicht, weil da alles unter Wasser ist, das ist ja auch der Grund, warum es hier so viele Mücken gibt. Er bemüht sich redlich, möglichst unauffällig den Einstieg in den Berg zu nehmen.
Aber es spielt ja auch schon alles gegen ihn. Hab ich ihn schon die ganze Zeit vor mir, muss der Sand auch noch so flach sein, dass man so weit sieht. Und überall ist nur Sand, wo will er da keine Spuren hinterlassen. - Okay, es ist der gute Wille, der zählt, denke ich mir, ich kann es ja mal honorieren und gehe ein bisschen auf die Sanddünen zu. Versuche, eine halbe Stunde Zeit zu verlieren. Wenn er sich irgendwo im Berg versteckt hält, wartet er nicht lange, er will ja auch wohin.
Man braucht leider wirklich nicht der perfekte Beduine zu sein, um die Fuss- und Pferdespuren im Sand lesen zu können, die allesamt auf den Einstieg in den Hügel zulaufen. Es folgt ein kleiner Steinpfad durch den Wald, vielleicht vierzig Meter, und oben bin ich auf einem super-instandgehaltenen Pfad, der parallel zur Küste verläuft. Und die Pferdespuren meines Vorgängers wieder vor mir - alles unter Kontrolle. So gehe ich eine Stunde durch den Wald, der Schatten tut gut.
Ein Reiter kommt mir entgegen und begrüsst mich freudig. Was, nach Iriona willst du? Ich komme gerade von daher, bin schon viereinhalb Stunden unterwegs. Der Weg? - Dahinten gehts runter, und dann immer nur am Strand lang. Alles Gute auf dem Weg, verabschiedet er sich. Ein freundlicher Mensch.
Mittag ist es geworden, drei Stunden laufe ich schon, und er kommt viereinhalb Stunden mit dem Pferd... wenn ich heute überhaupt nochmal in Iriona ankomm, bin ich gut. Ich erreiche den Strand, und dann immer gradeaus.
Und ich laufe am Strand. Alle halbe Stunde fliessen die dicken Bäche ins Meer, meist ist das Wasser kniehoch, ausserdem ziemlich rot-braun-dunkel, weiss der Geier warum. Ich laufe barfuss und in kurzen Hosen - nee, in Unterhosen: zum einen spült mir ständig das Meer um die Füsse, zum anderen fliessen ständig die Bäche ins Meer.
Vorteil: Das Meer kühlt gut. Nachteil: Am nächsten Tag habe ich den dicken Sonnenbrand an den Beinen. Einer von den Zuflüssen reicht mir beim Durchqueren bis an die Hüften, ich muss aufpassen, dass ich das Gleichgewicht nicht verlier, mit meinem ganzen Gepäck.
Weiter oben ist der Sand lockerer, da kann ich nicht gehen, die Füsse sinken im Sand ein, und ausserdem wird der trockene Sand sehr heiss. Aber das Meer zieht sich jetzt etwas zurück und hinterlässt unten feuchten, gut gepackten, soliden Sand zum Laufen.
Und ich laufe. Was für ein Bild. Über mir die Sonne, links das Meer, die weite Dünung, vor mir der lange Sandstrand und rechts die Kokospalmen auf den Dünen. Das ist die Karibik, so sieht sie tatsächlich aus, andere hängen sie sich als Wandtapete in die Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad.
Kann ich es geniessen? Ich laufe und laufe. Viel Zeit zum Träumen. Am Nachmittag erreiche ich Punta Piedra.
Ayó und weiter gehe ich am Strand. Ayó ist Garífuna und heisst tschüss. Richtig dunkel schwarz sind sie hier, die Leute, in Limón waren sie ja noch ein bisschen spanisch vermischt.
Zwei Frauen laufen vor mir her. Ich muss schon ein bisschen exotisch aussehen, die helle Hautfarbe, und viel grösser als sie bin ich auch. Mutter und Tochter. Sie haben jede einen schweren Sack zu tragen, mit
Yuca*-Wurzeln, über dem Kopf auf dem Rücken. Ab und zu legen sie einen kurzen Sprint ein, vielleicht haben sie Angst, sie sind etwas langsamer als ich. Als ich sie dann doch eingeholt habe, fassen sie sich aber ein Herz - und fragen, ob sie mir tragen helfen dürfen, den Schlafsack. So schwer ist der auch nicht, ich nehme ihr Angebot dankend an. Sie machen es gerne, besonders wo ich ihnen erzähle, dass ich aus Limón gelaufen komme.
Bis hinter Cosuna. Sie wechseln sich im Tragen ab. Hinter Cosuna kommen zwei andere Frauen entgegen, sie nehmen ihnen die Säcke ab, und zu fünft geht es noch etwas weiter am Strand.
Casave** geben sie mir ab, als sie hören, dass ich noch nichts gegessen habe. Casave wird aus Yuca hergestellt und sieht so ähnlich wie so Art Crunchy-Knäckebrot aus. Es ist das tägliche Brot der Garífuna. Zwischen Cosuna und Sirivoya sind sie zuhause.
Am späten Nachmittag komme ich nach Sirivoya, ich bin fertig und setze mich zu einigen älteren Leuten auf die Dünen unter die Palmen. Ein paar Boote kommen gerade vom Fischen heim, es ist viel los am Strand. Bei drei alten Frauen komme ich unter. Es sind zwei kleine Häuser: ein Wohnhaus, wo sie schlafen, und ein Haus als Küche, dort kann ich schlafen. Sie geben mir ein wenig zu essen, viel haben sie nicht, und am Morgen Kaffee, bevor ich losgeh. Ich gebe ihnen eine Kokosnuss, die ich seit Belize im Rucksack trage... ein bisschen komisch, was ich manchmal so mach, weil sich die hier doch überall am Strand finden... aber wegwerfen wollte ich sie auch nicht und nun bin ich froh, dass ich sie los bin, und die Frauen haben sich gefreut über die Geste.

* Maniok, Spanisch yuca.

** Maniok heisst auf Englisch cassava, aber hier war es die Bezeichnung einer bestimmten Zubereitungsart.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Karibikstrand (das Bild ist von Französisch-Guyana, aber in Honduras sah die Landschaft genauso aus)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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