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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

24 - Du siehst im Dunst die zwei Palmen - Ein langer Weg am Karibikstrand

Seite:

 

02

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
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Nächster Tag. An La Punta vorbei, Sangrelaya, Iriona erreiche ich am Vormittag, neuneinhalb Stunden von Limón. Hier leben jetzt weniger Leute. Bis Tocamacho seiens nochmal sechs Stunden. Es ist heiss, ich habe leichten Rückenwind und somit überhaupt keine Luftkühlung. Das Meer ist etwas ruhiger als gestern. Einen Wanderer hole ich ein, weil ich nicht wie er die lange Hose ausziehe, um durch einen Fluss zu waten. Mit nasser langer Hose gehe ich weiter, das ist dann die Wasserkühlung.
Er geht denselben Weg. Ein bisschen misstrauisch bleibe ich, bis er mir anbietet, den Schlafsack zu tragen. Eine halbe Stunde vor Tocamacho setzen wir zum ersten mal in einem Kanu über einen Fluss, und ich weiss nicht, liegt es am heissen Wetter, liegt es am etwas tieferen Sand, oder liegt es an der Geschwindigkeit, die wir gehen - als wir um eins in Tocamacho ankommen, bin ich total fertig, und setze mich, nachdem wir in einem Haus Wasser bekommen haben, unter ein paar Palmen am Strand. Er kennt das Dorf auch nicht und geht seines Weges.

Tocamacho. Ich packe mich aufs Gras. Schlafsack als Kissen, ruh mich aus und versuche, den Augenblick zu geniessen. Karibikküste, Schatten, das Meer rauschen hören.
Doch, sie gefällt mir, die Art, wie die Orte hier angelegt sind. Das Meer, der Sandstrand, zwanzig Meter weiter ein paar Dünen, mit Gras und Kokospalmen und gleich dahinter die kleinen Häuser des Ortes, deren Dächer meist alle aus Palmwedeln gemacht sind. Wellblech ist selten. Und es ist Leben in den Häusern. Die Schweine, die Hunde, die Hühner, die Frauen am Arbeiten und nicht zuletzt die Kinder, die überall herumwuseln.
Die Minuten verstreichen. Dass ich Gesprächsthema bin, merke ich schon bald, und schliesslich kommt eine Frau zu mir und bringt mir ein gutes Stück
casave, das ich mir gierig reinziehe, hab ja seit heute früh nichts mehr gegessen. Sie merken, dass ich wohl Hunger habe - eine andere Frau bringt mir einen gebratenen Fisch, oh, ist das wertvoll, ich esse die Gräten fast mit auf, und Wasser bekomme ich auch. Die Kinder tummeln sich auf dem umgestülpten Einbaum gegenüber herum, ich lehne mich zurück; für einen Moment könnte ich den Eindruck haben, ich wäre irgendwo an einer Küste in Afrika.
Oft sind sie nicht, solche Augenblicke, und wie schnell sind sie vorbei.
Zum dritten Mal kommt jetzt der ziemlich dunkel dreinblickende Typ, der mir bis jetzt grad nochmal
buenos días gegönnt hat. Diesmal bringt er noch einen Kumpel an, den war er wohl suchen gegangen, mit Radiorecorder. Kumpel scheucht die Kinder vom Einbaum, neben den ich mich hingelegt habe, und fängt an, auf Englisch aufzuschocken.
"Hey, what-matter, man? All right man? Want some music?"
Ouh nein, keine Frage, er hat sein Englisch auf den honduranischen Karibikinseln gelernt, dort sprechen sie Englisch, aber was für eins. Er versucht mir zu sagen, dass er mir etwas Musik vorspielt und ich ihn dafür bezahlen soll. Eine Kassette legt er ein, gar nicht mal die typische Musik von hier, aber schon fangen die Kinder an, im Rhythmus zu tanzen. Schon die kleinsten. Afrika.
Ich sag, zum Bezahlen hab ich kein Geld. Etwas vortanzen soll ich, erklärt er, aber in so schlecht verständlichem Englisch, dass ich ihn frage, ob er nicht auch Spanisch spricht. Ist ihm wohl gar nicht recht, dann kann er ja nicht mehr mit seiner Fremdsprache aufschocken. Er bleibt bei seinem Englisch, ich check nicht, was er sagt, er wird laut, ich erklär ihm auf Spanisch, dass ich kein Englisch sprech, weil ich aus Deutschland komm. Er soll Spanisch sprechen und ich werde ihn verstehn.
"Deutschland?"
"Ja, das ist in Europa, das ist ein Land indem kein Englisch..." - oh nein, er weiss nicht mal, wo Europa liegt, er glaubt mir das mit dem Europa nicht, schreit mich an, fällt irgendwann wieder ins Garífuna zurück, scheint mir wohl irgendwelche Vorwürfe zu machen, dass die
gringos alle so reich seien und er nicht, ich soll bezahlen, er jagt die Kinder weg, oder vortanzen. Sein nicht-englischsprachiger Freund macht keine Anstalten, ihn zu beruhigen. Er checkt einfach nicht, dass ich sein Englisch nicht versteh. Ouh Mann, ich sag ihm zwei Sätze auf Deutsch und frag ihn, ob er meine Sprache versteht.
Nee, aber jetzt kommt ihm das Ganze dann doch verdächtig vor, er steht auf, spricht nun Spanisch, wird aber kein bisschen leiser. Europa - das ist doch kein Land. Er will meine Papiere sehn, ja, er sei hier die Polizei, er will sofort meine Papiere sehn. Junge, ich will mich hier ausruhn. Nix - Papiere. Also Schluss mit der Ruhe, auf den Rucksack setzen.
"Ja, klar hab ich Papiere, Herr Polizeichef, die sind hier drin, aber ich komm aus Sirivoya hierhergelaufen, am Strand, ich bin total fertig und will mich ausruhn." -
Nix, er sei hier die Autorität, er will meine Papiere sehn, auf der Stelle.
Jetzt gehts los. Scheiss-Situation. Wie kommt man jetzt da wieder raus? Eins ist klar: ich muss hier weg, so schnell wie möglich.
"
Hombre, das hier: sind meine Füsse. Mit denen komme ich hier an. Sirivoya - Tocamacho. Ich bin sechs Stunden gelaufen. Ja, bin ich denn hier nicht willkommen, dass ich mich noch nicht mal unter die Palmen legen kann und mich ausruhn? Bin ich nicht willkommen in Tocamacho, dass man mir noch nicht mal eine Stunde Ruhe gönnt?" -
Zieht noch nicht.
"Ich bin fertig, ich will mich ausruhen, auf dem Schlafsack, und dann weiter nach Bataya gehn."
Zieht auch noch nicht.
"Ich will mich hier hinlegen und schlafen."
Das zieht.
Ja- leg dich hier hin und schlaf. Leg dich hin und mach die Augen zu. Okay, jetzt weiss ich woher der Wind genau weht. "Mach die Augen zu und schlaf". Er bleibt sitzen, jagt die Kinder nochmal weg, und wartet ab, paar Sekunden.
Ich lehne mich wieder zurück.
Nicht lange, dann legt der andere wieder eine Kassette ein, und Kumpel Polizeichef versucht mir nun, was vorzutanzen. Betrunken ist er wohl nicht, vielleicht irgendeine andere Droge. Aber jetzt ist es an mir, die Sind-wir-nicht-alle-Brüder-Tour anzustimmen, auf sowas fahren Betrunkene doch auch immer ab.
Sowas anzufangen, ist nicht unbedingt schwer, denn bei seinem Geisteszustand wird er dich nicht fragen, warum du auf einmal damit anfängst, völlig ohne Bezug zu irgendwas, was vorher lief. Ich steh quicklebendig auf, geh auf ihn zu, nehme ein paar Musiktakte von eben mit, klopfe ihm auf die Schulter, seinem Kumpel auch, "seht ihr, wir sind doch alle Brüder, ja genau, wir sind alle Brüder... ", nehme kurz eins von den Kindern auf den Arm, stelle es auf den Einbaum, die beiden klopfen mir auch auf die Schulter, "ja, wir sind alle Brüder", umarmen sich sogar gegenseitig, fahren voll drauf ab...
"...alle Brüder, seht ihr, ich muss doch nach Bataya", Rucksack auf, "wir sind alle Brüder", er hilft mir sogar beim Schlafsack - kurz umdrehn, ein tiefer Blick in die Augen der Frauen, die dem Geschehen zugesehen haben, ich glaube, sie haben verstanden, und ab am langen Strand, Richtung Bataya. Den Typen bin ich los, aber ich bleibe der Gejagte.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Karibikstrand (das Bild ist von Französisch-Guyana, aber in Honduras sah die Landschaft genauso aus)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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