Schlüsselwörter dieser Seite:     Honduras 1988 Papiere Strand Kanu Palacios Maschinengewehre

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

24 - Du siehst im Dunst die zwei Palmen - Ein langer Weg am Karibikstrand

Seite:

 

03

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
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Papiere sehn. Das kann fei ins Auge gehn, laufe ich in diesem Land doch schon bald zwei Wochen mit einem Vier-Tage-Visum rum, erwischen lassen darf ich mich nicht, die reagieren empfindlich, das weiss ich.
Also weiter am Strand. Adrenalin, das hält jetzt erstmal für einen halben Tag vor. Ich treffe immer weniger Leute, laufe teils für Stunden am einsamen Karibikstrand, ohne einem Menschen zu begegnen. Der Rückenwind ist ein bisschen stärker geworden, aber kühlen will er nicht so richtig. In Plaplaya sollen die letzten Garífuna wohnen, ich könnte es bis zum Abend noch schaffen, und von da ab nur noch Indianer.
Bataya lasse ich auch rechts liegen, bis ich zum Río Tinto komme. Der Fluss ist vielleicht hundert Meter breit. Also wieder warten bis ein Kanu ankommt. Es ist schon Spätnachmittag, und das Kanu bringt mich ein kleines bisschen flussaufwärts, nach Palacios. Hier gibt es
gringos, unter anderem einen Arzt, sie zeigen mir sein Haus. Wies der Zufall will, waren wir uns ein paar Stunden zuvor am Strand begegnet, er war nicht allein, und wir haben uns eine Zeitlang erst auf Spanisch unterhalten.

Am Abend kommt er dann wieder nach Hause, er ist ganz nett, ich habe ein wenig Vertrauen zu ihm und sage ihm auf seine Frage auch ganz frei, dass ich keine Probleme mit Visum habe - nur ohne. Vielleicht weiss er ein bisschen Bescheid.
"
Hombre, du hast Probleme, weisst du das... die werden dir mindestens eine Geldstrafe aufdrücken, wenn nicht noch mehr. Lass dich bloss nicht erwischen damit." - Ich sehe ja wohl tatsächlich nicht so gut aus damit.
Im Krankenhaus sind noch ein paar Betten frei, ein Zimmer schliesst er mir auf, aber einschlafen kann ich nicht.
Mir geht wohl viel zu viel im Kopf herum. Morgen früh geht ein Boot nach Río Plátano, ein paar Leute vom Ärztekollegium fahren, er will mich um fünf wecken. Hell wird es in diesen Breiten immer um sechs... okay, jetzt vielleicht zehn nach sechs, aber den Unterschied in der Tageslänge zwischen Sommer und Winter gibt es hier nicht mehr. Die Schwarzen sagen, von Río Plátano an sprechen sie nur noch Mískito; Spanisch würden nur noch einige in den grossen Orten verstehen. Einer aus Sirivoya letzte Nacht hatte mir gesagt, der Strand ginge ziemlich lange durch, zweihundertfünfzig Kilometer bis zum Río Coco, das ist die Grenze zu Nicaragua, und da gibts sogar n Grenzübergang, da kann man weiter.
Was die Leute in Deutschland wohl machen? Jetzt dürften sie im
Forum wohl grad meinen dritten Brief, aus Mexico, bekommen haben, gibts das Forum überhaupt noch? Ja, doch, Eckhart und Thomas sind ja bis Mitte Mai da angestellt. Ob sie wohl in den Güterbahnhof umgezogen sind? Norbert müsste aus Spanien zurück sein, und ob Lina wohl - tong! Klack! Tock tock tock!! Hä?
"Francisco, bist du noch wach?"
"Jaja -"
"Diese Leute hier wollen sich mit dir unterhalten, also zieh deine Hose an und komm her."
Au weia. Jetzt aber.
Sie sind zu dritt, ein Schwarzer in Zivil, zwei Militärs mit dicken Maschinengewehren im Anschlag. Ruhig bleiben. Don't Panic - steht in grossen freundlichen Buchstaben auf dem Einband des Reiseführers
Per Anhalter durch die Galaxis... also ruhig bleiben, cool bleiben, und reden. Aber nach allen Regeln der Kunst.
Erstmal begrüssen. "
Hermanos -", Brüder, im ersten Moment denke ich noch, es sei der schwarze Typ aus Tocamacho, ist er aber nicht. Zum Glück. Die beiden Militärs sind Mestizen.
Sie sagen mir natürlich nicht, warum sie mich aus dem Bett holen (bloss nicht fragen!). Wie ich hierherkomm und was ich hier mache. Die ganze Geschichte seit Limón. Und bestes Spanisch, das unterscheidet: die meisten
gringos aus den USA zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch nach langer Zeit im Land kaum ein Wort Spanisch sprechen, und wenn, dann nur mit starkem Akzent. Mitch, der Amerikaner aus Limón, zum Beispiel, lebt dort nun schon seit drei Jahren, und die Kinder meinten zu mir, dass ich mit meinen zwei Monaten Spanisch-Amerika wesentlich besser Spanisch spreche als er. Und Garífuna sprach er auch nicht.
Zwei Tage Strand. Wo ich geschlafen hab, wo ich gewesen bin und wo nicht, nicht dass sie s wissen wollen, aber man kanns ja mal erzählen, wo nette Leute wohnen... was ich vorhab (über Peru nach Argentinien, das macht auch Eindruck), und dann, goldener Zug:
"Sicherlich wollen Sie meine Papiere sehn, damit alles in Ordnung ist." Bei den Militärs muss immer alles seine Ordnung haben.
"Ja, zeig mal her."
Selbstverständlich nicht nur Reisepass und Visum, nein, alles was wir an
documentos dahaben, die sind alle wichtig, für die Ordnung... der Zettel vom Reisebüro in Hamburg, wo draufsteht, dass ich von USA nach Argentinien unterwegs sei, ein paar Heftchen von verschiedenen Kirchen in deutsch und englisch, mein Tagebuch ("ich bin dabei, ein Buch über Amerika zu schreiben"), alle Papiere sind wichtig... ich habe sogar das Glück, dass einer der Militärs Englisch kann, er kann sogar übersetzen. Meine Landkarten von Südamerika auch zeigen, man muss alles zeigen, und klar macht das Eindruck.
Reisepass. Nee, nicht nur "hier isser", was wollen die mit einem deutschen Reisepass. Aufschlagen, das ist der Nachname, das ist der Vorname, in dieser Stadt bin ich geboren, dies ist die Stadt, in der ich wohne in Deutschland, Brüder, und dies ist der Stempel dieser Stadt. Und die Jungs sind erstmal zufrieden. Ihnen muss ich ja nicht erzählen, dass man ein Visum braucht und dass der Zettel erst auf Seite 17 eingetackert ist.
"Okay, hier wirst du nicht schlafen, hier im Krankenhaus nicht, pack deine Sachen zusammen, du kommst mit und morgen werden wir dann weitersehn."
"Morgen? Hm - da ist eine Sache. Morgen früh um fünf fahren die vom Ärztekollegium mit dem Boot nach Río Plátano, die wollen mich mitnehmen, um fünf, das wär gut, wenn ich das Boot kriegen könnte." - Hoher Einsatz verdoppelt die Gewinnchancen.
"Ja, wenn wir einige Sachen besprochen haben werden, morgen früh, das geht schon."
"Um fünf ?"
"Ja, na, so um sieben oder acht." - Schliesslich erklärt ihnen der Arzt auch nochmal, dass sie um fünf ablegen wollen.
"Jaja, wir werden sehn."
Der Schwarze will partout meinen Rucksack und Schlafsack tragen, ist mir recht, ich hab das Zeug heute schon genug geschleppt. Er geht neben mir her, einen Pfad über eine Wiese, die beiden Bullen gehen hinter uns, mit den Maschinengewehren. Ich drehe mich mal unauffällig um - tatsächlich, im Anschlag. Die haben Schiss, das ist gefährlich. Ich hab keinen Check, was die überhaupt wollen, aber ich weiss, dass ich illegal hier bin.
Zu einem kleinen Haus, dort wartet ihr Chef, auch keine fünfundzwanzig Jahre. Jung sind sie, die Militärs. Tja, es hilft nichts, nochmal das Ganze. Was solls, müde bin ich jetzt sowieso nicht, und langsam machts mir sogar ein bisschen Spass, die vollzulabern. Wieder die ganzen
documentos, aber erstmal die Jacke ablegen, hierhin legen, nein, dorthin legen, nein, doch hierhin. Hosentaschen ausleeren, Sachen auf den Tisch. Paar Lempira, nicht mehr als zehn Mark, ich soll sie in das Taschentuch einwickeln. Warum nicht in - swutsch! - diese Plastiktüte - nein, ins Taschentuch, und zubinden, damit du morgen alles wiederbekommst und nichts fehlt. Damit alles in Ordnung ist. Hier in der Hängematte wirst du diese Nacht schlafen. - Ich kann auch am Boden schlafen, im Schlafsack. - Ja, okay, das geht auch. - Nee, hier wird er nicht schlafen, nee, im anderen Haus. Anscheinend wissen sie selber nicht, was sie wollen.
Was hab ich sonst noch in den Hosentaschen - Taschenmesser, Bonbonpapier, paar mexikanische Münzen. Soll ich die Jackentaschen auch ausleeren? Ha, das hab ich mal in Berlin-Schönefeld im Flughafen machen dürfen, der Kerl hat nicht schlecht gestaunt, als ich vom Nähzeug und den Wäscheklammern bis zum Edding-Stift und OP-Stofftuch alle neunzehn Jackentaschen ausgeleert hab, der ganze Kleinkram wiegt mindestens anderthalb Kilo... nein, Jackentaschen nicht ausleeren.
Papiere. Den Reisepass kuckt er sich genauer an. Sieht schon ganz schön bunt aus, mit den ganzen Visumstempeln, und hinter dem (vierfarbigen) USA-Stempel dann der gelbe Visums-Zettel von Honduras. Den studiert er genau.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Karibikstrand (das Bild ist von Französisch-Guyana, aber in Honduras sah die Landschaft genauso aus)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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