Schlüsselwörter dieser Seite:     Honduras 1988 Leuchtturm Sandbank Sturm Wasserspiegel Busch

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

24 - Du siehst im Dunst die zwei Palmen - Ein langer Weg am Karibikstrand

Seite:

 

08

Kapitel in Band 1:

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Wieder zurück zum Leuchtturm gehen, ich muss zurück zum Leuchtturm, also nochmal auf die Sandbank vor. Es muss der falsche Weg gewesen sein, ich muss wieder zurück und den richtigen Weg suchen. Der muss vielleicht schon drei oder vier Kilometer vor dem Leuchtturm, wo der Strand langsam in die Sandbank überging, abgezweigt haben. Irgendwo dort muss es wohl auch einen anderen Weg nach Barra Patuca gegeben haben.
Ich merke, dass es nicht nur ein paar hundert Meter waren, die ich eben gegangen war, vom Leuchtturm zu den Büschen, sondern zwei oder drei Kilometer. Das hatte ich gar nicht registriert. Ich mache ein paarmal einen Punkt in einiger Entfernung aus, schätze wieweit der Weg ist, gehe hin, und merke, dass ich die Entfernungen hier ganz gewaltig unterschätze.
Das Meer scheint irgendwie langsam zu steigen. Hoffentlich nicht zu schnell. Die Sandbank liegt nicht ganz trocken, hin und wieder sind grössere Pfützen oder Lagunen dazwischen. Diese Sandbank-Lagunen zwischen der Küste und der Leuchtturm-Sandbank waren aber eben bestimmt noch nicht so tief unter Wasser, das weiss ich noch genau. Hey, das muss um zehn Zentimeter gestiegen sein in den paar Minuten! - Paar Minuten? Waren es wirklich nur ein paar Minuten? Wie lange habe ich an den Büschen gestanden? Wann kam die Kuh? Es muss weit über zwanzig Minuten gewesen sein.
Nein, warte mal, es sind auch mehr als zehn Zentimeter. Diese dicken Knochen waren eben noch bestimmt zehn Zentimeter über dem Wasserspiegel. Und jetzt steht hier das Wasser einen halben Finger hoch. Soll ich zurück zu den Kühen? Nein, ich muss zum Leuchtturm, sonst finde ich meinen Weg nicht mehr, den ich hergekommen bin!
Scheisse, das Wasser steigt tatsächlich immer weiter! Ich renne zum Leuchtturm, renne die Sandbänke entlang, renne platschend durch das knöcheltiefe Wasser. Barfuss geht das aber ganz gut. Die Leuchtturm-Sandbank ist noch nicht unter Wasser. Es fehlt noch ein halber Meter.
Ausser Atem, aber ich habe den Leuchtturm erreicht! Von wo bin ich vorhin hierhergekommen, ah, genau, von hier, da sind meine Fussspuren, also am besten gleich weiter, den Weg zurück, oder? - Nein, stopp, vorsichtig sein, keine Panik, erst den Leuchtturm genau untersuchen. Muschelbesatz bis einen Meter über dem Sockel. Dickes, rot-weiss angemaltes Eisengerüst. Wenn mich die Flut hier erwischen würde, könnte ich, wenn ich gut bin, mich da oben vielleicht auf ein paar Querstangen setzen. Aber es gibt leider keine Stangen, an denen ich raufklettern könnte. Ich glaube, dieser Leuchtturm taugt nicht, um sich zu retten, erst recht hat er keine Schlafmöglichkeit. Halt, warte, noch nicht weiter.
Jetzt muss ich noch zum Sandbank-Strand gehen da vorne, wo ich vorhin war und mir die Muscheln und den ganzen Zivilisationsmüll angeschaut hab, um da nachzusehen, wie hoch der aktuelle Wasserstand ist. Mann, das sind auch wieder über fünfhundert Meter dahin. Mist, meine Rechnung mit den drei bis vier Kilometern, wo der Strand in die Sandbank überging, haut nicht mehr hin. Das müssen etwa sieben bis acht Kilometer oder mehr gewesen sein, wenn das hier schon fünfhundert Meter sind. Ich renne über die Sandbank, zähle dabei die Schritte, messe einmal ab, wie lang ein Schritt ist, renne weiter, verjage dabei die Vögel, die zwischen dem ganzen Schutt, Muscheln und vertrockneten Algen hier ihre Würmer aus dem Sand holen und die Fliegen fangen. Tut mir leid, Vögel, soll nicht wieder vorkommen. Ich erreiche das Wasser, es ist vielleicht fünfzehn bis zwanzig Zentimeter höher als vorhin.
Ich gehe zurück, Richtung Leuchtturm, und rechne aus, dass das vor etwas über einer Stunde gewesen sein muss. Fünfzehn Zentimeter in einer Stunde. Ausserdem lerne ich endlich, die Entfernungen richtig zu schätzen hier, es waren tatsächlich etwa vierhundertfünfzig Meter.
Aber da, was ist das? Fussspuren! Das sind nicht meine, diese sind kleiner, von einer Frau oder einem grösseren Kind. Und da, von einem kleineren Kind eine. Die waren zu zweit. Es war eine Frau, die Spur ist vergleichsweise tiefer, die beiden hatten nicht das gleiche Gewicht. Ich muss sie verfolgen. Sie scheinen Strandgut gesucht zu haben, die Spuren gehen kreuz und quer. Bei der Schrittlänge gingen die höchstens vier Stundenkilometer. Hier, endlich eine Spur auf Feinsand: Es sind keine Regentropfen auf den Spuren. Da es vor drei Stunden aufgehört hat zu regnen, muss die Spur jünger sein. Die müssen eine Stunde vor mir dagewesen sein. Es muss einen direkten Weg zur Küste geben, nicht den Weg entlang, den ich gekommen bin, sonst hätte ich die irgendwie mal sehen müssen. Die müssen von hier direkt zur Küste gegangen sein.
Bloss wo lang genau? Zwischen hier und der Küste sind es über drei Kilometer und alles ist voll mit irgendwelchen riesigen Wasserpfützen, durch die kein Kind kommt. Es muss einen Weg geben. Selbst wenn das Wasser in drei Stunden drei mal fünfzehn Zentimeter gleich fünfundvierzig Zentimeter gestiegen ist, es muss einen Weg geben, den ein Kind, das einen Meter kleiner ist als ich, vor drei Stunden noch passieren konnte. Die wussten ja, dass das Meer kommen würde.
Es ist jetzt etwa früher Nachmittag, Sonne ist keine da, der Sturm wird auch immer stärker. Soll ich den bekannten Weg zurückgehen? Sieben bis acht Kilometer, das wäre etwa eine Stunde, das Wasser wäre nachher sechzig Zentimeter höher als vorhin. Soweit ich mich erinnere, waren da vorhin sogar schon einige wenige Stellen, die knöcheltief unter Wasser waren. Zwei oder drei waren das. Mindestens zwei. Wenn ich einen neuen Weg finde, von hier direkt zur Küste, könnte ich in einer halben Stunde da sein, wenn alles gut geht. Beides ist gleich gefährlich. Ich wage das zweite.
Wo würde ich von hier direkt zur Küste gehen? Dahinten, zwischen diese zwei Lagunen dahinten durch, anders geht es nicht. Ich renne hin, zähle dabei vierhundert Meter, und finde tatsächlich die Spuren! Ich hatte recht, die sind da zurückgegangen.
Sie verlieren sich aber bald wieder, weil das Wasser jetzt überall steigt, und in wenigen Minuten wird die Leuchtturm-Sandbank endgültig von der Küste abgeschnitten sein. Da hinten, wo der Busch ist, muss die Küste sein! Das sind weniger als zweitausend Meter. Ich muss so schnell wie möglich zur Küste, ans Land, egal wohin.
Diese Sandbänke hier sind zum Glück nicht sehr tief, ich kann durchwaten. Einige Stellen sind auch noch gar nicht unter Wasser, andere werden gerade überspült. Überall kommt jetzt das Wasser hoch, bilden sich Seen. Aber ich komme voran. Langsam, weil ich nicht direkt gehen kann, weil ich mir in diesen Seen nicht die tiefsten Stellen aussuchen darf. Weil es gefährlich ist, weil der Sand da oft nicht fest ist und ich einmal knietief darin einsinke. Nur noch achthundert Meter, noch sechshundert Meter... wieder muss ich um einen See herumgehn. Aber jetzt hat er verloren, es war der letzte dicke See, danach kommen noch paar Pfützen, danach ist es trocken, weil das Wasser bis hierhin noch nicht gekommen ist. Ich erreiche den Busch, püh, atme auf, das war knapp.
Hallo Kühe, wie gehts euch; schön, euch hier zu sehen. "
Naxá, nachkismá...", als erstes hole ich meine Notizen aus Río Plátano heraus und begrüsse die Tiere, wie es sich hier gehört, auf Mískito. Und stelle fest, es sind ganz liebe Kühe. Wo Kühe sind, sind auch Kuhpfade.
Da sich auch die hiesigen Kühe freundlicherweise an die international geltenden Kuh-Infrastruktur-Regeln halten, finde ich schliesslich den Hauptpfad, und wenig später komme ich nach Barra Patuca, dort, wo ich wegen des Sturms vier Tage verbringen werde, ich gehe etwas durch den Ort. Ein bisschen stolz, aber ganz schön fertig.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Karibikstrand (das Bild ist von Französisch-Guyana, aber in Honduras sah die Landschaft genauso aus)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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