Schlüsselwörter dieser Seite:     Honduras 1988 Tuktuk Einbäume Miskito-Sprache Wampusirpi

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

25 - Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

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25
Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

Tuktuk nennen sie die langen Einbäume mit Motorantrieb, die vor allem Reis, Benzin und andere Waren auf dem Fluss transportieren. Alle warten den Sturm ab, aber am vierten Tag fährt ein Konvoi flussaufwärts, und Passagiere nehmen sie natürlich auch mit. Drei Tage und zwei Nächte sitze ich nun auf den Benzintonnen, jetzt fahrn wir übern Fluss, in die Mosquitia. Ab und zu Regen, da deckt man sich mit einer grossen Plastikplane zu, und sobald es dunkel wird, kommen in der Mosquitia die Mücken.
Nachts legen sie irgendwo am Flussufer an, und natürlich ist es möglich, auf einer Reihe liegender Benzinfässer zu schlafen. Ich wickel mich so dicht wie möglich in die Plastikplane ein, bleibe trocken, krieg fast keine Luft mehr, und erlebe ein Wunder der Natur: es ist zwar möglich, das Ding luftdicht zu kriegen, es ist aber nicht möglich, das Ding insektendicht zu kriegen. Alle zwei Minuten eine neue Mücke. Die
zancudos, das sind die Malaria-Kandidaten. Ich hasse sie. Wie kommen die da bloss rein? Bestimmt mehr als dreissig zerklatsche ich blind in der Nacht, ich schlafe erst sehr spät ein. Am Morgen, wo es hell wird, wollen sie wieder raus, aber sie finden nicht raus aus der Plane, und ich nehme gnadenlos Rache. Jetzt wollen sie raus, aber jetzt ist es zu spät.
Ich komme in Wampusirpi an, bis dorthin fahren die
tuktuks, es regnet in Strömen, aber diese miesen zancudos gibts in Wampusirpi zum Glück nicht.

Eines der ersten Wörter der Mískito-Sprache, die ich nachgeschlagen hatte, als sie in der Nähe von Auas angehalten und bei einem Bambus-Haus auf Pfählen Pause gemacht hatten, war yapaya. Schlafen. Infinitiv. Yapisna, ich schlafe. Oder wir schlafen. Die Mískitos kannten grundsätzlich keinen Plural. Und keine Geschlechter. Kein Wunder, dass die Sprache einfach war.

Brief Forum 5 (Februar 1988)

Dafür plaga, die verbreiten zwar keine Malaria, sind aber etwas direkter im Nehmen, und nach ein paar Tagen werde ich erstmal nicht mehr barfuss über die Pfade gehen: ganz kleine Fliege, setzt sich auf die Haut, beisst n Loch rein, wie Vampir, schlabbert drin rum und hinterlässt einfach ne offene Wunde. Hier in den Tropen infizierst du dich auch, wenn du nicht kratzt.
Sie verweisen mich an Elena, die zeigt mir, wo ich wohnen kann. Sie ist von Santiagos Familie, wohl eine von den Reicheren im Ort, sie stellen Käse her und haben nebenan ein Lagerhaus, das leer steht. Warum sie die Häuser auf Pfählen bauen, frage ich, aber keiner weiss es genau. Gewohnheit.
Wie in Barra Patuca begleitet mich auch hier einer zur
comandancia - ich muss mich ja wieder bei den Militärs vorstellen und zeigen, dass mit meinen documentos alles in Ordnung ist. Das mit den vier Tagen Visum erkennen auch die nicht. Ich sag, dass ich vielleicht zwei oder drei Monate hier in der Gegend bleiben will, ja, meint er, ist okay. Dazu erzähl ich ihm noch, ich will ein bisschen stromaufwärts und von den Mískito-Indianern lernen, wie man Einbäume herstellt. Ernst hab ich das zu diesem Zeitpunkt nicht gemeint, aber irgendeine ausgefallene Geschichte musste ich ihnen ja erzählen. Zu meiner Überraschung meint er glatt, das ginge, ich soll im Ort mal nachfragen. Ey, das wär ja gut.
Wampusirpi.
"
Buenos días, äh, sprechen Sie Spanisch?"
"Ja -"
Will wissen, was die von der Küste wollen, die sprechen hier doch auch alle Spanisch.
"Ich komme aus Deutschland, hab nicht viel Geld und suche hier Arbeit, ob es wohl möglich ist, mit einigen Leuten von hier in den Wald zu gehen und Einbäume zu hacken? Gibt es hier jemanden, der Einbäume macht?"
"Einbäume willst du hacken, kannst du das denn?"
"Naja, nicht so gut, glaub ich, ich wills halt hier lernen, deshalb bin ich hierhergekommen."
"Ja, ich kenn jemand, der Einbäume macht, Eliezar Zelaya, mein Onkel. Ich weiss, dass er demnächst loswill und Einbäume hacken, gehen wir halt mal hin und fragen ihn."
Zufällig das Haus neben Elena. Ganz schön steile Treppe nach oben ins Haus, einige Frauen sind da, und er: ich schätz ihn auf fünfzig oder sechzig, gezeichnetes Gesicht, lockige, schon bisschen graue Haare, ein alter Grieche, würde ich sagen, wenn er nicht die dunkle Hautfarbe der Mískitos hätte.
"Also, das ist er, erklärs ihm halt."
Okay - ich sprudel nochmal los, kein Geld, suche Arbeit, Einbäume hacken, kann ich zwar nicht so gut, würde ich gerne hier lernen... meine Story wird immer ausgefeilter, diesmal noch mit der Version, dass ich nach Deutschland zurückkehren will und dann dort den Leuten beibringen will, wie Einbäume gehackt werden..., "weil in Deutschland die Leute nicht wissen, wie man das macht, - äh...", der Mann reagiert kaum und ich schaue fragend den Jüngeren an, "spricht er überhaupt Spanisch?"
"Ein wenig... er verstehts, wenn du langsam redest... sprechen kann er nicht so gut."
Dideldi, also nochmal das Ganze. Im folgenden gibt es dann auch eine Unterhaltung mit Simultanübersetzung, Spanisch-Mískito. Ob es in Deutschland Bäume gibt, will er wissen, und Flüsse, und Meer... und vor allem, warum es da keine Einbäume gibt. Geld könne er mir nicht zahlen. Ach, was ist schon Geld, ich will ja was lernen, es reicht wenn Essen da ist, nix weiter. Wenige Worte fallen zwischen den beiden.
"Also, er sagt, dass er in den Berg will mit einigen Leuten, und Einbäume hacken. Wenn du willst, könntest du mit ihm mitkommen, aber er wird schon sehr bald aufbrechen, so in ein-zwei Tagen, ich weiss nicht, ob es dir so früh schon passt."
"Ich könnte eigentlich jederzeit los - wie lange will er denn im Berg bleiben?"
"Hm, naja, ich denke, schon ne ziemlich lange Zeit."
"Mehrere Monate?"
"Ja, so zwei, na, drei Monate schon."

Und er machts, und morgen oder übermorgen solls losgehn! Stark! Das gibts doch wohl nicht!
Halt, nee nee, nicht zu früh freuen. Wo ist da der Haken, ich kenn das doch, bei sowas gibts doch immer einen Haken. Ich suche jetzt den Haken. Mal nachdenken.
Eben. Gesagt haben sie zwar
ja, aber irgendwie klang der Tonfall in der Stimme nicht ganz so überzeugend. Vor allem, was ihre Zeitplanung anging. Überhaupt hörte es sich nicht gerade so an, als wäre die Sache perfekt durchgeplant. Chaoten sind es aber auch nicht, dagegen spricht sein würdiges Alter. Vor allem aber sind es hier alles nette Leute, das ist nicht schwierig, das rauszuhören. Sogar die Militärs hier.
Was ich befürchte, scheint wohl einzutreten. Am nächsten Tag kann er noch nicht los, weil er noch keinen Proviant gekauft hat: er muss sich den Vorrat an Reis, Bohnen, Fett, Salz, Zucker, Kaffee und so erst zusammenstellen. Und am Tag darauf hat er zwar Provision gekauft, aber der Reis muss erst noch gestampft werden, und bei dem Regen geht das nicht.
Ich pendel in der Zeit immer zwischen seinem und Santiagos Haus hin und her, bekomme mal hier und mal dort Essen, und auch an den folgenden Tagen kann er erst "morgen oder übermorgen" los: erst fehlt Salz, dann hat der Fluss Hochwasser, sein Kumpel ist krank, morgen ist Sonntag...

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Typisches traditionelles Indianerhaus mit Palmendach (Bild aus Französisch-Guyana, in Honduras sahen die Häuser sehr ähnlich aus. Palmendächer hatten 1988 nur noch wenige, die meisten hatten Wellblech)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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