Schlüsselwörter dieser Seite:     Wampusirpi 1988 Miskito Sprache Flüchtlinge Reis Regenzeit

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

25 - Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

Seite:

 

02

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
Seiten dieses Kapitel:

01 02 03 04 05 06 07 08 09

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Epilog

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

vorige Seite        nächste Seite          


Gut, dann halt morgen oder übermorgen. Die Frauen bringen mir in der Zeit ein bisschen Mískito bei. Das heisst, zum Grossteil bringe ich mir das natürlich selber bei. Es ist jetzt meine sechste Sprache, und langsam durchcheck ich das System dahinter. Was ist Sprache? Das Gerüst einer Sprache besteht hauptsächlich aus ziemlich vielen Vokabeln, die du dir alle reinziehn kannst, dann aus konjugierten Verben und ner Art, wie die Sätze zusammengebaut sind, hier: Subjekt - Objekt - Verb. Und weil ich die Leute ja nicht einfach fragen kann, "wie sindn die grammatischen Regeln?", muss ich das schon selber rauskriegen.
Äusserst geschickt habe ich mir deshalb ein paar Grammatik-Testsätze zusammengestellt, die sie mir einfach vom Spanischen ins Mískito zu übersetzen brauchen. Das grobe System durchsteig ich ziemlich schnell, Mískito ist tatsächlich eine einfache Sprache. Alle Wörter werden immer auf der ersten Silbe betont, egal wie lang sie sind. Solche Regeln gefallen mir.
Bestraft wirst du nur bei der dummen Geschichte mit den Possesivpronomen, also wenn du sagen willst: dies ist
mein Gegenstand. Wie das geht, hab ich bis heute nicht raus. Im Gespräch fällt sowas nie.
Nach ein paar Tagen krieg ich schon ein bisschen mit, worums geht, wenn sie was sagen. Besonders, wenn die Frauen sich im Haus unterhalten, versteh ich bald schon ne ganze Menge.
Viel ist was anderes. Spanisch geht aber inzwischen ganz passabel, zumindest, wenn es um die alltäglichen Sachen geht.
Einer aus Spanien lebt am Ort, Don Ignacio, er arbeitet für die UNO-Unterorganisation Acnur* und betreut die nicaraguanischen Flüchtlinge, die hier im Lager ausserhalb des Ortes wohnen.
"Doch, du sprichst doch ganz gut Spanisch", meint er, obwohl sein europäisches Spanisch schon ein wenig anders klingt. Aber auf Französisch auszuweichen, wir probieren es einmal aus, lohnt sich nicht mehr.
Es gibt sogar Unterschiede zwischen honduranischem und mexikanischem Spanisch, die Lateinamerikaner hören das aus dem Tonfall raus. Mir fällts halt auf, wenn sie hier oder da mal ne andere Vokabel nehmen.
"Im Mískito gibt das grössere Unterschiede zwischen den Regionen", erklären mir die Frauen, "wenn du dich in Nicaragua mit Mískitos unterhalten wirst, werden die deutlich raushören, wo du die Sprache gelernt hast."
Das spricht dafür, dass es zwischen den einzelnen Siedlungsgebieten der Mískitos wohl nicht allzuviele Verkehrsverbindungen gibt, wenn sich da Dialekte rausbilden. Vielleicht liegt es daran, dass die Flüsse immer nur in eine Richtung fliessen, zum karibischen Meer, und das sind eben die Hauptverkehrwege.

"Tja, es gibt hier zur Zeit nicht genug Salz, er kann noch nicht los und Einbäume hacken. Was er machen wird, ist, dass er eine Woche flussaufwärts fährt und ein paar Bäume aussucht. Dann will er wiederkommen und dann endgültig zum Arbeiten rauffahren." - Sowas musste ja kommen.
"Hm, ich hätte schon Lust, eine Woche einfach mit raufzufahren, ich mein, wenn er genug Essen hat natürlich nur -"
"Ja, genug Essen hat er, nur viel machen wird er halt nicht."
"Würde das gehen, dass ich dann einfach so mitkommen kann?"
"Naja, wenn du willst, das geht schon, nur: gutes Essen gibt es nicht. Nur Reis,
yuca, sixa und Fisch."
Sixa sind leicht süsse Bananen mit gelbem Fruchtfleisch. Wenn sie reif oder etwas überreif sind oder wenn sie gebraten werden, wird die Schale schwarz. Sixa ist das Wort für "schwarz".
Yuca ist Maniok, sieht wie ne kinderarmdicke Löwenzahnwurzel aus und schmeckt gekocht wie bisschen fade Kartoffeln. Ich vertrag das Essen hier sehr gut, im Gegensatz zu den Maisgerichten in Mexico.
"Morgen oder übermorgen geht es los." - Jaja.
Das Grundnahrungmittel der Mískito-Indianer ist Reis. Ich glaube, ich hätte mich schon gewundert, wenn ich das vorher irgendwo gelesen hätte. In Mexico ist das Hauptnahrungsmittel seit Jahrtausenden überall Mais, dort gibts praktisch jeden Tag
tortillas. In Belize machen sie alles aus Kokosnüssen. Das tägliche Brot der Garífuna ist casave (die Maniok-Pflanze kommt auch aus Amerika, vermutlich sogar von hier), das sind also alles heimische Pflanzen, und ausgerechnet bei den Indianern im abgelegensten Gebiet, in der Mosquitia, gibts jeden Tag Reis, eine asiatische Pflanze.
Die Kinder in der Mosquitia sind aber, das fällt mir auch auf, viel besser ernährt als die der Garífuna. Die aufgeblähten Wasserbäuche (Bilder wie aus dem Sahel) haben die Indianer-Kinder hier nicht.**
Morgen oder übermorgen. Weil es wieder soviel regnet. Die Regenzeit endet etwa im Januar, bis April geht dann die Trockenzeit. Aber diesmal regnet es länger als sonst, es ist ja schon Februar.
Dann hat er kein Fett, er muss sich noch Fett kaufen. Das Fett beziehen sie aus der Seifenfabrik von La Ceiba, abgepackt in handlichen Stücken.
Auf den Reis-Säcken steht, Import aus USA, gestellt
by the people of the Unites States, für die Flüchtlinge. Es steht extra drauf, dass dieser Reis nicht zum Verkauf bestimmt ist. Ich weiss nicht, ob der hier gehandelte Reis tatsächlich aus den USA kommt, oder ob sie nur die Säcke recyclen, denn angebaut wird er hier auch.

* Alto Comisionado de las Naciones Unidas para los Refugiados, Hohes Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen.

** Das mit den aufgeblasenen Wasserbäuchen bei den Kindern der Garífuna müsste wirklich nicht sein. Ursache für die Fehlernährung war weniger die Armut als vielmehr eine ziemlich verantwortungslose traditionell-patriarchalische Verteilung der Lebensmittel in der Familie in Verbindung mit einer krassen Unkenntnis der Ernährungsbedürfnisse von Kindern.

Nächste Seite




 

Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Typisches traditionelles Indianerhaus mit Palmendach (Bild aus Französisch-Guyana, in Honduras sahen die Häuser sehr ähnlich aus. Palmendächer hatten 1988 nur noch wenige, die meisten hatten Wellblech)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
Links zu allen Einzelseiten: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10   11 12 13 14 15 16 17 18 19 20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 30   31 32 33 34 35 36 37 38 39 40   41 42 43 44 45 46 47 48 49 50   51 52 53 54 55 56 57 58 59 60   61 62 63 64 65 66 67 68 69 70   71 72 73 74 75 76 77 78 79 80   81 82 83 84 85 86 87 88 89 90   91 92 93 94 95 96 97 98 99 100   101 102 103 104 105 106 107 108 109 110   111 112 113 114 115 116 117 118 119 120   121 122 123 124 125 126 127 128 129 130   131 132 133 134 135 136 137 138 139 140   141 142 143 144 145 146 147 148 149 150   151 152 153 154 155 156 157 158 159 160   161 162 163 164 165 166 167 168 169 170   171 172 173 174 175 176 177 178 179 180   181 182 183 184 185 186 187 188 189 190   191 192 193 194 195 196 197 198 199 200   201 202 203 204 205 206 207 208 209 210   211 212 213 214 215 216 217 218 219 220   221 222 223 224 225 226 227 228 229 230   231 232 233 234 235 236 237 238 239 240   241 242 243 244 245 246 247 248 249 250   251 252 253 254 255 256 257 258 259 260   261 262 263 264 265 266 267 268 269 270   271 272 273 274 275 276 277 278 279 280   281 282 283 284 285 286 287 288 289 290   291 292 293 294 295 296 297 298 299 300   301 302 303 304 305 306 307 308 309 310   311 312 313 314 315 316 317 318 319 320   321 322 323 324 325 326 327 328 329 330   331 332 333 334 335 336 337 338 339 340   341 342 343 344 345 346 347 348 349 350   351 352 353 354 355 356 357 358 359 360   361 362 363 364 365 366 367 368 369 370   371 372 373 374 375 376 377 378 379 380   381 382 383 384 385 386 387 388 389 390   391 392 393 394 395 396 397 398 399 400   401 402 403 404 405 406 407 408 409 410   411 412 413 414 415 416 417 418 419 420   421 422 423 424 425 426 427 428 429 430   431 432 433 434 435 436 437 438 439 440   441 442 443 444 445 446 447 448 449 450   451 452 453 454 455 456 457 458 459 460   461 462 463 464 465 466 467 468 469 470   471 472 473 474 475 476 477 478 479 480   481 482 483 484 485 486 487 488 489 490   491 492 493 494 495 496 497 498 499 500   501 502 503 504 505 506 507 508 509 510   511 512 513 514 515 516 517 518 519 520   521 522 523 524 525 526 527 528 529 530   531 532 533 534 535 536 537 538 539 540   541 542 543 544 545 546 547 548 549 550   551 552 553 554 555 556 557 558 559 560   561 562 563 564 565 566 567 568 569 570   571 572 573 574 575 576 577 578 579 580   581 582 583 584 585 586 587 588 589 590   591 592 593 594 595 596 597 598 599 600   601 602 603 604 605 606 607 608 609 610   611 612 613 614 615 616 617 618 619 620   621 622 623 624 625 626 627 628 629 630   631 632 633 634 635 636 637 638 639 640   641 642 643 644 645 646 647 648 649 650   651 652 653 654 655 656 657 658 659 660   661 662 663 664 665 666 667 668 669 670   671 672 673 674 675 676 677 678 679 680   681 682 683 684 685 686 687 688 689 690   691 692 693 694 695 696 697 698 699 700   701 702 703 704 705 706 707 708 709 710   711 712 713 714 715 716 717 718 719 720   721 722 723 724 725 726 727 728 729 730   731 732 733 734 735 736 737 738 739



 Impressum

© Planet Poster Editions 2007



login