Schlüsselwörter dieser Seite:     Honduras 1988 Miskitos Frauen Gleichberechtigung T-Shirts

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

25 - Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

Seite:

 

07

Kapitel in Band 1:

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Vielleicht sollte ich noch die Szene von der Quelle erwähnen. Als ich zum ersten Mal mit dem Eimer losgegangen war, Wasser zu holen und an der Quelle ankam, wo vielleicht zehn oder zwölf Mädchen darauf warteten, bis sie an der Reihe waren, sahen sie mich erschrocken an und zogen sofort ihre T-Shirts wieder an. Erstaunt sahen sie mich an und wollten offenbar wissen, was ich vorhatte. Wasser holen, was sollte ich denn sonst hier wollen? In Mexico wäre für die Mädchen jetzt eine Welt zusammengebrochen, doch hier war die Sache ziemlich schnell klar, auch wenn einige kleinere Mädchen noch ein bisschen kicherten.
Sofort, als sie begriffen hatten, dass ich selbst Wasser holen und nicht nur einer von ihnen den Eimer bringen wollte, hatten sie Platz gemacht und die Quelle geräumt. Hm, kompliziert. Ich wollte nicht bevorzugt werden und wollte mich einfach nur hinten anstellen, wie alle anderen auch. Doch ihnen das klarzumachen war gar nicht so einfach.
Ich hatte gesehen, wer gerade beim Wasser füllen war, und deutete dem Mädchen an, dass sie ihren Eimer wieder unter die Quelle stellen sollte. Nein, ich sollte zuerst. Nein, entgegnete ich, sie sollte zuerst, sie war doch dran. Wir einigten und schliesslich auf einen Kompromiss. Sie füllte ihren Eimer. Aber sie wollten auch nicht, dass ich mich ganz hinten anstellte. Na gut, fürs erste war das schonmal ein Erfolg.
Ich war auch ein wenig auf sie angewiesen, weil ich es alleine nicht geschafft hätte, den schweren Eimer auf den Kopf zu heben, und ich sie um Hilfe bitten musste. Ohne zu zögern halfen sie mir dabei und zeigten mir die Tricks.
Als ich am nächste Tag wieder kam, reagierten sie ähnlich, waren aber nicht mehr ganz so scheu. Mit Ausnahme einiger, die das erste Mal nicht dabeigewesen waren und über deren verdutzte Gesichter die anderen nun mit mir zusammen lächeln konnten. Sie wussten, dass ich mich hinten anstellen und nicht bevorzugt werden wollte, was sie auch einigermassen akzeptierten. Meist waren nur zwei oder drei Mädchen in der Warteschlange, die anderen waren vor allem deswegen an der Quelle, um sich zu treffen und zu unterhalten. Doch ich wollte noch mehr als nur mich ganz normal hinten anstellen. Denn da war noch die Sache mit den T-Shirts. Und das war noch ein wenig komplizierter.
Ich selbst musste immer ein T-Shirt anziehen, weil ich sonst in diesen Breiten sofort einen schweren Sonnenbrand bekommen hätte. Ich war inzwischen zwar schon ziemlich gut gebräunt, trotzdem konnte ich mich nie lange unter der tropischen Mittagssonne aufhalten.
Wieder kam ich also zur Quelle und die Mädchen zogen umgehend ihre T-Shirts an. Ich hielt an und sah ihnen dabei zu. Mit einem fragenden Blick, warum sie das machten. Wobei allen vollkommen klar war, warum sie das machten. Ich störte sie ja. Normalerweise hätte ich anstandshalber weggesehen. Doch genau diese Anstandsregeln, wonach ich grosszügig wegzusehen und sie ihre T-Shirts anzuziehen hatten, wollte ich jetzt durchbrechen. Sie sollten nicht nur sehen, dass ich sie ansah, sondern auch, dass ich nachdachte.
Die Quelle war ein Ort, wo die Mädchen ungestört unter sich waren. Einige unter ihnen fühlten sich ohne T-Shirt eben wohler und hatten es daher ausgezogen. Wäre aus irgendeinem Grund ein Mískito aus dem Dorf vorbeigekommen, hätten sie nicht zu ihren T-Shirts gegriffen. Aber ich war fremd und sie waren unsicher. Mestizen hatten ein schlechtes Benehmen, würden mindestens auf ihre Brüste starren oder sogar einen blöden Kommentar loslassen, das schienen sie genauso gut zu wissen wie ich. Doch ich musste in ihren Augen ein míriki* und kein Mestize sein, und ich konnte jetzt damit arbeiten, dass mírikis mit Sicherheit keinen so schlechten Ruf hatten.
Sie hatten irritiert registriert, dass ich sie beobachtet hatte. Dann stellte ich meinen Eimer ab, zog mein eigenes T-Shirt aus, sah genau die Mädchen, die ihr T-Shirt angezogen hatten, noch einmal an, nahm meinen Eimer und ging zur Wasserstelle.
Und tatsächlich, die Mädchen hatten die Geste verstanden. Männer und Frauen waren bei den Mískitos gleichberechtigt. Ich war stolz auf mich, ich hatte etwas richtig gemacht.
Ich merkte aber auch, dass ich allein durch mein Erscheinen riskierte, dass einige schüchterne Mädchen sich von vornherein nicht mehr trauten, ihr T-Shirt auszuziehen, wenn sie sich hier an der Quelle trafen. Deshalb erklärte ich denen, die weniger schüchtern waren und mir beim Eimer hochheben halfen, dass ich mit meiner hellen Haut einen Sonnenbrand bekommen würde und ich deshalb, anders als sie, nicht ohne T-Shirt herumlaufen konnte. Anders als sie, wie ich noch einmal betonte. Und auch das kam an.

* Míriki = Gringo.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Typisches traditionelles Indianerhaus mit Palmendach (Bild aus Französisch-Guyana, in Honduras sahen die Häuser sehr ähnlich aus. Palmendächer hatten 1988 nur noch wenige, die meisten hatten Wellblech)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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