Schlüsselwörter dieser Seite:     Honduras 1988 Sandinisten Guerilleros Krieg Mobilmachung Panik

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

25 - Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

Seite:

 

08

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
Seiten dieses Kapitel:

01 02 03 04 05 06 07 08 09

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Epilog

01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

vorige Seite        nächste Seite          


Abend in Wampusirpi. Ich komme gerade vom Scheisshaus* und geselle mich zu den Leuten, die vor Indios Haus stehen. Hitzige Diskussion. Um was es geht, krieg ich wieder mal nicht mit. Die Frauen besonders aufgeregt. Irgendwie scheint es wieder um Sándino zu gehen. Marguerita erklärts mir dann.
"¡Vienen Sándino! Die Sandinisten kommen! Hier, nach Wampusirpi, viele, Militärs, Guerilleros, wir müssen schnell flüchten, mit dem Boot da unten, unsere Sachen packen und ab!"
"Hä? Wieso hierher? Was wollen die denn in Wampusirpi?"
Einige hundert Flüchtlinge leben im Lager am Ort, das wäre natürlich ein Angriffsziel für Nicaraguas Regierungs-Guerilleros. Ach was, das ist doch Quatsch.
"Es ist natürlich deine Sache, ob du hierbleibst oder nicht, also wir fahren ab... und an deiner Stelle würde ich auch schnell weg hier. Du siehst aus wie ein US-
gringo, die erschiessen dich und fragen nicht lange, ob du aus Deutschland kommst."
Ein Scherz ist das Ganze nicht, das wäre nicht ihre Art.
"Wann wolltn ihr weg? Jetzt gleich?"
"Ja, packen und los."
Was wollen die denn hier? Das haut doch nicht hin. Bin ich jetzt total vertrottelt? Das wirft doch alles übern Haufen, was ich bisher über diese Sandinisten... also noch mal von vorne, im Zeitraffer, viel Zeit ist nicht.
1. Bis 1979 hatten sie Somoza, den grossen Diktator. Nachdem sie ihn rausgeschmissen hatten, nach dem grossen Erdbeben, hat sich die sandinistische Regierung in Nicaragua etabliert.
2. Die Somoza-Fans (und hinterher auch andere) gingen nicht in den Untergrund, sondern über die Grenzen, nach Costa Rica, und die meisten nach Honduras. Und weil jetzt die schlimmen Sandinisten einigermassen erfolgreich gegen die wirtschaftliche Abhängigkeit des Drei-Millionen-Volkes von den USA regieren, bekommen die
contras vom grossen Cowboy Reagan aus Washington Geld und Waffen, um das Land wieder aus den bösen Händen zu befreien.
3. Die meisten
contras (FDN) kämpfen in den Bergen, Department Olancho. Hier bei uns in der Gegend (Department Gracias a Dios) gibt es zwar Flüchtlinge, aber keine bewaffneten contras.
4. Auf dem Einband des Reiseführers
Per Anhalter durch die Galaxis stehen in grossen freundlichen Buchstaben die Worte Keine Panik.
"Zu Fuss kommen die? Wie weit sind die denn schon? Das ist doch hier über hundert Kilometer von der Grenze, dazwischen ist der Urwald. Das dauert doch lange, bis die hier sind, mindestens zwei-drei Tage, wenn die die Wege auch alle kennen."
"Nein, bis Mocorón kommen die ganz schnell. Der Urwald danach, das ist nicht soviel, die sind schnell hier, ein Tag, nicht mehr, wir müssen weg."
"Aber die können doch nicht einfach hier einmarschieren, Honduras hat doch auch Militär."
"Schon, aber du siehst ja: vier Leute hier am Ort."
"Wo habt ihr denn die Information her? Über den Funk von Don Ignacio?"
Hätt ich vielleicht auch früher fragen können.
"Sagen doch alle hier, siehst du das nicht?" -
"Woher? He, wer hat denn das gesagt, dass die Sandinisten kommen?" -
"Weiss nicht, wer das gesagt hat." -
"Nee, nicht über den Funk von Don Ignacio." -
"Nee, sie hams im Radio durchgesagt."
Hm. Vielleicht "Sunny Radio" aus Puerto Lempira, dem Hauptort vom Department Gracias a Dios, liegt an der Caratasca-Lagune. Der einzige Sender in der honduranischen Mosquitia, Privatradio mit entsprechendem Niveau,
lo mejor en onda corta. In Spanisch und Mískito, abends auch in Sumu, und manchmal versuchen sie sich auch in Englisch. Sendet vormittags und abends, "das Beste auf der Kurzwelle". Macht aber nicht gerade den Eindruck, als hätten sie ein landesweites Netz an Redakteuren.
Oder "Radio Sandino"? "Hallo Jungs, adelante! Heute gehts nach Honduras, über die und die Strecke, die und die Orte! Und wenn die USA nicht bald mit ihren Waffenlieferungen an die
contras aufhören, marschieren wir gleich durch... Mexico hat uns schon freien Durchzug zugesagt!" - Lass den Quatsch.
"
Teym bálisa, ísparakung brísna**...", meint eine Frau.
"Mensch, die haben Maschinengewehre, mit der Machete richten wir da doch nichts aus!", ein anderer.
"Wir müssen weg", meint Marguerita, "wenn die hier um den Ort kämpfen, schiessen die rücksichtslos auf alles, was sich bewegt!"
"Das gibt hier keine Kämpfe", ein Optimist.
"Meinst du. Ja, unsere werden sich wohl gleich ergeben, aber ich denke, die vom Flüchtlingslager werden sich mit allen Kräften verteidigen. Ich hab gehört, die wollen bleiben." - Andere sagen das auch, dass die vom Lager bleiben wollen.
Endlich, einer, Véltran, weiss wo sie s herhaben.
"Also, es ist so. Das honduranische Militär ist in Alarmbereitschaft versetzt worden, weil die Sandinisten an der Grenze aufmarschieren. Es besteht quasi Mobilmachung. Ich glaube auch, die hier werden sich ergeben. Nur eben die vom Lager... aber trotzdem, warum sollten die hier bei uns im Ort kämpfen?"
"Mensch, siehst du nicht, die Sándinos", meint die Freundin von Marguerita, schon allein der Begriff löst hier wohl schon Panik aus, "wir müssen los! Packen und los. Sofort. Also ich bin dafür, dass wir losfahren. Du doch auch. Du auch. Und du auch, oder?"
Einen hohen Respekt vor eurem praktischen Verständnis von direkter Demokratie... aber trotzdem, ich weiss nicht so recht.
"Wo wollt ihr denn hin?" - Ja, wohin.
"Nach Belize -", meint einer.
"
Hombre, vor fünf Wochen war ich in Belize, wisst ihr wie weit das ist, und mit dem duri kommt ihr doch nicht übers Meer." - oh, das hat wohl Eindruck gemacht, und sie hören mir zu - "Ausserdem ist da auch Krieg, die ham n Grenzkrieg mit Guatemala, die werden euch willkommen heissen."
"Was schlägst du denn vor?"
"Vielleicht geht mal einer zur
comandancia, die wissen doch bestimmt mehr." - Okay, Véltran und zwei andere gehen hin.
Ob ich nicht Angst vor den Sandinisten hätte. Scheint wohl das Werk der Flüchtlinge hier am Ort zu sein, die den Leuten nicht gerade das beste Bild von den Sandinos übermitteln. Die haben die Sandinisten nur von ihrer schlimmsten Seite kennengelernt. Sie erzählen von den abgebrannten Häusern und dass ihnen die Haustiere getötet wurden... obwohl es ein Programm zur freiwilligen Wiedereinbürgerung gibt, trauen sich die meisten noch nicht zurück, "die werden mich ermorden, wenn ich zurückgehe.".
Véltran und die anderen kommen zurück. Er hat mit den Militärs gesprochen, erklärt alles, alle hören zu, bis er fertig ist, und die Leute sind beruhigt. Ein Wort von den
autoridades ist halt schon immer was wert. Auch die Frauen sind beruhigt. - Und auf Spanisch?
"Ach so! Also, es ist so. Folgendes: sie sind in Bereitschaft versetzt worden, weil die Gefahr besteht, dass die Sandinisten über die Grenze kommen."
"Wo, wissen sie nicht?"
"Nein, das wissen sie nicht, es besteht nur genereller Alarmzustand."
"Und was sollen wir machen?"
"Gut, also sie sagen, dass wir die Ruhe bewahren und heute abend zeitig im Haus sein sollen."
Diese Militärs sind manchmal gar nicht so schlecht.
Genereller Alarmzustand, das verlesen sie schon mal in Sunny Radio. Später wird klar, dass es ein rein politischer Schachzug war: die honduranischen Militärs sehens halt nicht so gerne, wenn die Sandinisten über die Grenze kommen und Stellungen der
contras in den Bergen angreifen.

* Sie hatten extra Häuser mit Plumpsklos gebaut. Ich hatte praktisch immer Durchfall in dieser Zeit. Muss an der hohen Zahl an tropischen Keimen gelegen haben, an die ich mich nie gewöhnen konnte. Einmal muss ich auch Würmer gehabt haben, die gingen nach ein paar Wochen wieder weg.

** Wenn sie kommen, haben wir eine Machete.

Nächste Seite




 

Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Typisches traditionelles Indianerhaus mit Palmendach (Bild aus Französisch-Guyana, in Honduras sahen die Häuser sehr ähnlich aus. Palmendächer hatten 1988 nur noch wenige, die meisten hatten Wellblech)

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
Links zu allen Einzelseiten: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10   11 12 13 14 15 16 17 18 19 20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 30   31 32 33 34 35 36 37 38 39 40   41 42 43 44 45 46 47 48 49 50   51 52 53 54 55 56 57 58 59 60   61 62 63 64 65 66 67 68 69 70   71 72 73 74 75 76 77 78 79 80   81 82 83 84 85 86 87 88 89 90   91 92 93 94 95 96 97 98 99 100   101 102 103 104 105 106 107 108 109 110   111 112 113 114 115 116 117 118 119 120   121 122 123 124 125 126 127 128 129 130   131 132 133 134 135 136 137 138 139 140   141 142 143 144 145 146 147 148 149 150   151 152 153 154 155 156 157 158 159 160   161 162 163 164 165 166 167 168 169 170   171 172 173 174 175 176 177 178 179 180   181 182 183 184 185 186 187 188 189 190   191 192 193 194 195 196 197 198 199 200   201 202 203 204 205 206 207 208 209 210   211 212 213 214 215 216 217 218 219 220   221 222 223 224 225 226 227 228 229 230   231 232 233 234 235 236 237 238 239 240   241 242 243 244 245 246 247 248 249 250   251 252 253 254 255 256 257 258 259 260   261 262 263 264 265 266 267 268 269 270   271 272 273 274 275 276 277 278 279 280   281 282 283 284 285 286 287 288 289 290   291 292 293 294 295 296 297 298 299 300   301 302 303 304 305 306 307 308 309 310   311 312 313 314 315 316 317 318 319 320   321 322 323 324 325 326 327 328 329 330   331 332 333 334 335 336 337 338 339 340   341 342 343 344 345 346 347 348 349 350   351 352 353 354 355 356 357 358 359 360   361 362 363 364 365 366 367 368 369 370   371 372 373 374 375 376 377 378 379 380   381 382 383 384 385 386 387 388 389 390   391 392 393 394 395 396 397 398 399 400   401 402 403 404 405 406 407 408 409 410   411 412 413 414 415 416 417 418 419 420   421 422 423 424 425 426 427 428 429 430   431 432 433 434 435 436 437 438 439 440   441 442 443 444 445 446 447 448 449 450   451 452 453 454 455 456 457 458 459 460   461 462 463 464 465 466 467 468 469 470   471 472 473 474 475 476 477 478 479 480   481 482 483 484 485 486 487 488 489 490   491 492 493 494 495 496 497 498 499 500   501 502 503 504 505 506 507 508 509 510   511 512 513 514 515 516 517 518 519 520   521 522 523 524 525 526 527 528 529 530   531 532 533 534 535 536 537 538 539 540   541 542 543 544 545 546 547 548 549 550   551 552 553 554 555 556 557 558 559 560   561 562 563 564 565 566 567 568 569 570   571 572 573 574 575 576 577 578 579 580   581 582 583 584 585 586 587 588 589 590   591 592 593 594 595 596 597 598 599 600   601 602 603 604 605 606 607 608 609 610   611 612 613 614 615 616 617 618 619 620   621 622 623 624 625 626 627 628 629 630   631 632 633 634 635 636 637 638 639 640   641 642 643 644 645 646 647 648 649 650   651 652 653 654 655 656 657 658 659 660   661 662 663 664 665 666 667 668 669 670   671 672 673 674 675 676 677 678 679 680   681 682 683 684 685 686 687 688 689 690   691 692 693 694 695 696 697 698 699 700   701 702 703 704 705 706 707 708 709 710   711 712 713 714 715 716 717 718 719 720   721 722 723 724 725 726 727 728 729 730   731 732 733 734 735 736 737 738 739



 Impressum

© Planet Poster Editions 2007



login