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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

25 - Und nachts hämmern die Spechte - Bei den Mískito-Indianern in Honduras

Seite:

 

23

Kapitel in Band 1:

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Am nächsten Morgen also erstmal zum Häuschen der migración und "das regeln", jetzt wirds spannend. Das Visum ist um dreieinhalb Monate überzogen, für einen Tag kann man mit fünfzig Dollar Strafe rechnen, und wer keine Dollar hat, kommt in Knast, und in Honduras stell ich mir das nicht so toll vor. Das kann mir also hier blühen.
Ein Typ ist im Häuschen, weiss wohl schon Bescheid von dem von der UNO, will also meine Papiere sehen. Ich zeige sie ihm, wie immer, alle
documentos, nicht nur Pass und Visum, sondern auch die Zettel vom Reisebüro in Hamburg, die Landkarten von Südamerika, weil sie so schön sind, und den Zettel vom Coronel Sánchez.
"Tja, du hast dein Visum überzogen, fast vier Monate, das weisst du wohl."
Dass ich dumm bin und das nicht gewusst habe, würde er mir jetzt wohl nicht abnehmen, so sieht er nicht aus. Was soll ich denn da jetzt noch sagen? Er tut so, als wär ich dran, jetzt irgendwas zu sagen.
"Können Sie mir da jetzt keinen Ausreisestempel geben?"
Schüttelt den Kopf, gibt mir meinen Pass zurück. Anscheinend bin ich wieder dran, was zu sagen. Jetzt weiss ich aber fast gar nichts mehr, was ich noch sagen könnte... ach so, ich muss ja den Dummen spielen:
"Ja. Kann ich jetzt nach Leimus zur Grenze?"
Das war eine sehr dumme Frage, das weiss ich auch selber.
Zu meiner absoluten Überraschung befinde ich mich eine Minute später wieder auf der Strasse, und zwar frei, denn er kommt mit folgender Antwort:
"Ja, mit diesem Papier vom Fünften
Batallón kannst du natürlich nach Leimus."
"Nach Nicaragua?"
"Ja, mit diesem Papier ja." - Das gibts doch wohl nicht.
"Ja dann, danke,
adiós."

Das gibts doch wohl nicht! Das ist ja der Wahnsinn! Diese Militärs! Dieser Coronel Sánchez! Mann, das ist ja geil, jetzt weiss ich endlich, wozu die Militärs in solchen Ländern nützlich sind!
Also gut, drei Tage Geltungsdauer hat der Zettel von Sánchez - ich habe noch zwei Tage Zeit, wieder nach Leimus zu kommen. Ich warte in Mocorón in der Einkaufstrasse auf den Bus zum Posten vor Leimus.
Hier sind die Fussböden der Holzhäuser etwas niedriger, stehen aber auch auf Pfählen. Bei den anderen Häusern sind die Fussböden oft über einen Meter über der Erde. Früher, als sie noch keine Holzbretter kannten, haben sie die Häuser aus einer Art Bambus gemacht. Und statt Wellblechdächern hatten sie Palmwedel von einer bestimmten Palmenart, wie heute noch in Wampusirpi... Blondes Mädchen kommt auf mich zu... wieso blond, hier ist doch keiner blond... - Bettina!
"Hey, Bettina! Was machst du denn hier! Weisst du, dass mir dein Coronel Sánchez eben ne ganze Menge Probleme mit der
migración erspart hat?!"
Findet sie gut, lädt mich zum Frühstück zu sich ins Hotel ein, sie ist nur zufällig ein paar Tage hier in Mocorón.
Kellogg's Cornflakes, yuca und gekochte Bananen... und Deutsch... manchmal fühlt man sich doch einfach nur gut...
"Wie sehen denn deine Hände aus?"
"Meine Hände? Wieso... - oh, verdammt, die hatte ich vergessen. Die sehen ja genauso aus wie meine Füsse..."
Das sei überhaupt nicht spassig hier in den Tropen, meint sie, weil sich hier sofort alles infiziert. Das sei hier im Llano nicht anders als im Urwald.
Auch die Krankenschwestern in der Klinik sind Mískitos, es ist sehr gut, dass ich die Sprache spreche. Sie behandeln meine Wunden mit irgendsom ganz fiesen Zeugs, das desinfiziert auf der Stelle. Oh ja, allerdings tut es das, das brauch ich sie nicht zu fragen. "Für die Zukunft" geben sie mir
violeta (Kaliumpermanganat), Watte und son oranges Jod-Zeugs mit. Es sind neun offene Blasen an den Füssen und vier an den Händen, jetzt alle schön lila angemalt. Drei oder vier waren schon infiziert.

Um fünf Uhr abends bin ich wieder am Posten vor Leimus, hallo Jungs,
nachkismá, wie gehts, ich muss jetzt also doch wieder nach Leimus. Sie raten mir ab, nach Leimus zu Fuss zu gehen. Einer sei die Strecke mal abgegangen und wär fünf Stunden gelaufen, aber ohne Rucksack und Schlafsack. Ausserdem seien an der Strasse zwei Contralager.
"Nachts ist es gefährlich, da langzugehen."
Nach Pranza, das sei auch ein Ort, der am Río Coco liege, ginge ein Pfad.
"Pranza ist nur zwei Stunden von hier, wenn du diesen Pfad langgehen willst. Und morgen kommst du mit dem Boot den Fluss runter nach Leimus, das ist kein Problem."
Also soll ich den unbekannten Weg nach Pranza gehen, und zwar alleine. Na gut, wenn die das sagen. Einen neuen Weg zu gehen, bringt nie einen Nachteil.
Einer zeigt mir, wo der Indianerpfad abgeht, beschreibt ihn mir ein bisschen, und ich gehe wieder alleine über den Llano. Drei andere waren zehn Minuten vor mir losgegangen, wollten auch nach Pranza, aber die werden wesentlich schneller sein als ich. Erstens bin ich barfuss, und zweitens kennen sie den Weg.
Eine Strasse würde irgendwann kommen, meinte der Soldat, da müsste ich links. Schon nach fünfhundert Metern kommt eine Strasse, aber die Fussspuren der anderen gehen nach rechts, keine geht nach links. Was mach ich jetzt? Ich geh den Spuren nach - also nach rechts. Und nach weiteren hundert Metern folgen sie wieder einem Pfad, der rechts abgeht. Und ich auch.
Die Dämmerung ist kurz, und schnell ist es dunkel. Bei Dunkelheit kann ich die Unebenheiten auf dem Weg nicht mehr sehen, das ist gefährlich beim barfuss-laufen. Ich mache eine kleine Pause, ziehe die schwarzen Schuhe wieder an, trinke noch ein bisschen Wasser und mache mich auf den Weg in die Dunkelheit. Leider scheint kein Mond.
Das ist hier die Stelle, um die hiesigen Pfade zu loben: die sind so gut ausgetreten, dass du auch bei stockdunkler Nacht auf dem Weg bleibst. Vom büscheligen Gras auf beiden Seiten des Fusspfades wirst du immer wieder auf den richtigen Weg gezwungen.
Es geht immer besser, viel besser, als ich vermuten würde. Und nach einiger Zeit spüre ich auch meine ganzen Blasen an den Füssen nicht mehr. Verdammt, ist der Pfad gut. Stockdunkel ist es allerdings auch nicht: die Venus scheint recht hell. Ja, die Bäume werfen sogar einen Schatten von der Venus. Wo steht die Venus eigentlich, im Osten oder im Westen? Sie müsste im Westen stehen.
Irgendwie geht der Weg in die falsche Richtung. Er geht nach Südost und müsste doch nach West - nach Nordwest... Südwest... Südnord... nein, er geht nach Süd und müsste doch nach Westsüd-Nord, nee, doch Nord, nee... die Venus steht im Westen und ich geh nach... nach... nochmal. Die Venus - halt, still, was ist das?
Geräusche!
Keine Lichter, wieder lauter Bäume vor mir. Scheisse, das darf ich nicht machen, meine Gedanken über die Venus laut anstellen, hier ist Kriegsgebiet, Mann. Das könnten
contras sein. Stehenbleiben, genau umschauen.
Doch, dahinten sind Lichter, dahinten, zwei Hügel weiter. Warum hab ich das nicht vorher gesehn? Es ist ein Feuer. Vielleicht ein Lagerfeuer von den
contras. Ja, ein Feuer am Berg, das ist genau zu sehen. Etwa zwei oder drei Kilometer von hier. Ob da Leute sind, kann ich aber leider nicht erkennen. Zum Glück geht der Pfad woanders hin.
Ganz vorsichtig geh ich weiter. Die Geräusche sind näher, wie klappern von Metall oder sowas... die Bäume werden dichter, der Pfad geht bergab, durch Gebüsch - knack!
Mist, auf n morschen Ast getreten. Stehenbleiben, ruhig, so laut war das nicht, hat bestimmt keiner gehört, cool bleiben, genau den Geräuschen zuhören. Die Geräusche sind lauter. Sandboden ist hier, komisch. Ich schleich mich leise weiter. Was sind das für Geräusche? Leise, langsam weiter, weiter... noch ein Busch... - oh.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Tagebuch in Grösse A6 mit superkleiner Schrift, in das ich in dieser Zeit vor allem meine Briefe nach Deutschland abschrieb. Diese Texte sind die Passagen, die hier in kursiver Schrift erscheinen.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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